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So möchte ich weitermachen

Ando

Läuft öfters hier vorbei
Meine gestrige persoenliche Blog-Hommage auf die analoge Fotografie und meine Nikon F3. Der Text gilt uneingeschraenkt auch fuer das Fotografieren mit meiner New F-1 :)

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Die Bilder tauchen zuerst einzeln auf, fast zögernd, in größeren Abständen, aber dann in immer rascherer Folge. Vertraute Handgriffe im Wechselsack, eingeübt, fast automatischer Ablauf, nahezu unbewusst, keine besondere Aufmerksamkeit erforderlich. Die Gedanken schweifen ab, Überblendung von Heute und Gestern - es hat sich nichts geändert. Mit leisem Klacken bei jedem Vorwärtsdrehen gleitet der Film weiter in der Spirale voran. Ein kurzer Schnitt mit der Schere und schon liegt die zweite Filmpatrone in der Hand um geöffnet zu werden. Das Gefühl, zuvor Gesehenes und Aufgenommenes regelrecht zur Welt zu bringen, breitet sich wohlig aus. Zur Hand gehört der Geist und umgekehrt. Wenn ich jetzt noch an meinem Kaffee nippen könnte, wäre alles perfekt. Aber die Hände stecken noch in der Enge der Filmwechselhilfe. Mit einem leisen Ruck verriegelt der Deckel des Filmtanks. Geschafft - natürlich, wie nebenbei stelle ich das fest. Der Kaffee ist noch warm. Zufrieden schließe ich die Augen und erlebe diesen seltenen Zustand, eins mit dem zu sein was um mich ist.


Und so geht es mir auch beim Fotografieren mit meiner analogen Kamera


aus den frühen 1980er-Jahren.

Da ist immer diese Anmutung von Handwerk und Bilder-Erarbeiten dabei, wenn ich auslöse und dem Motor lausche, wie er elastisch und mit leisem Jaulen den Film vorwärts transportiert und fast im gleichen Moment den Verschluss fuer die nächste Aufnahme spannt. Leise vibriert dabei die Kamera mit angesetztem Motor in beiden Händen. Ich drehe am Blendenring und spüre, wie die Blendenmechanik in der Kamera arbeitet. Das Drücken des Abblendknopfes erfordert etwas Kraft und Entschlossenheit - keine Elektronik hilft beim Einstellen der Arbeitsblende. Die kühle, kantige Haptik der Kamera verstärkt den Eindruck, mit einem Werkzeug zu arbeiten. Eins sein mit dem Motiv, die Gedanken zerfließen, Gestern wird zu Heute, aber nicht völlig. Ort, Zeit und ursprüngliche Aufnahmeintention haben keine Bedeutung mehr. Es fotografiert von selbst.

So möchte ich weitermachen - und was die Zukunft an neuen Aufnahme-, Speicher- und Verarbeitungstechnologien bringen mag, interessiert mich nur am Rande. Es hat für mich keine wesentliche Bedeutung - so lange es Film und meine Nikon F3 gibt.
 
Danke, Ando,

großartig beschrieben. Kann ich voll unterschreiben. Dieses Erleben kan einem die Digitalkamera nicht bieten. Umgekehrt - wer erst jetzt mit einer Digitalkamera in die Fotografie einsteigt, kann sich kaum vorstellen, was an dem alten langwierigen unberechenbare Gelumpe denn reinzvoll sein soll... Aber zum Glück gibt es genug Beweise dafür, dass etliche Fotografen durch die Digitalfotografie auch zur analogen gefunden haben.

In dem Zusammenhang möchte ich noch eine große Enttäuschung schildern. Bei einer Zwei-Tages-Reise nach Sachsen-Anhalt (u.a. Ferropolis und Dessau) habe ich mal wieder mit meiner zweiäugigen Rolleiflex Automat von 1951 fotografiert, noch optimistisch, weil ich verdrängt hatte, welche Probleme es ein jahr zuvor damit gab. Nicht wegen der Kamera, die funktioniert einwandfrei, von temporären Problemen mit dem Filmzählwerk mal abgesehen.

Das eigentliche Problem ist, vernünftige Abzüge zu bekommen. Zunächst hatte ich aus Überzeugung mit Diafilm experimentiert, aber da ich keinen 6x6-Projektor habe und die Belichtungsmesser nicht genau zu kalkulieren sind, habe ich es wegen des Belichtungsspielraumes (und nur deswegen) mit Negativfilmen versucht. Nach drei Versuchen in verschiedenen laboren habe ich es aufgegeben, zumal die Negative zunehmend litten. Zum eine haben sie es nicht (einmal davon im Minilab vor Ort) die Negative gut aufgelöst einzuscannen, sondern nur mit Klötzchenbildung. Das andere mal waren die Abzüge unscharf. Im letzten Versuch wurden die Bilder offenbar tatsächlich noch analog bearbeitet, das heißt richtig vom Film auf Papier vergrößert) doch nicht kornscharf, dafür schwammig und falsch belichtet.
Da mir fürs selber Laborieren inzwischen sowohl der Platz als auch die meisten geräte fehlen (die zeit ohnehin) wird die Rolleiflex wohl in die Vitrine wandern, es sei denn, ich baue mein SW-Labor doch noch mal auf. Scannen kann ich leider nur KB-Format.

Schade das alles.

Aber sicher hat hier doch wer eine gute Lösung oder ein gutes Labor als Tipp parat?!

LG, Thomas
 
Es geht doch um ganz normalen MF-Film, Typ 120, oder? Den sollten doch sowohl Großlabor als auch Minilab vernünftig verarbeiten können. Mein Minilab hier vor Ort hat jedenfalls überhaupt keine Probleme damit und die ergebnisse sind sehr gut. Schonmal bei Farbglanz vorbeisgeschaut? Ich schicke zwar nix mehr zu denen, weil ich diese Qualität eben auch vor Ort kriege, aber die können das eigentlich ganz gut.
 
Hallo TeeGee,
danke für den Farbglanz-Hinweis. Werde ich beim nächsten Mal testen.
120er Film ist mittlerweile nicht mehr so häufig, so dass die Labore die Kapazitäten dafür runtergefahren haben, ebenso wie für manche 135-er Filme.
Ich sage ja nicht, dass die 6x6-Bilder aus dem Labor schlecht sind, auf den ersten Blick erscheinen sie scharf. Scheinen aber nur. Ich bin nun kein Schärfefetischist der die Dachziegel mit dem Fadenzähler vermisst. Aber wenn schon offensichtlich in den Zweigen der Bäume die Schärfe nachlässt, sich auf den Abzügen Farbsäume bilden und ein Streifen Gras in 50 Meter Entfernung nur noch eine schwammige Fläche ist , dann stimmt was nicht - natürlich immer im Vergleich per Lupe mit dem Negativ.

Ich bis deshalb so kritisch, weil ich 15 Jahre lang selbst beinahe täglich Abzüge gemacht habe und später etwa 1990 bis 2004 auch unzählige Negative und Dias eingescannt habe. Ich bilde mir ein zu erkennen, dass es da deutliche Unterschiede gibt. Es erinnert mich an die Zeit, als das Verkaufspersonal im Fotoladen partout nicht erkennen wollte/konnte, dass ihr Labor Murks geliefert hat.

Ich mache 6x6 Bilder ja nicht aus Jux und Dollerei (auch wenn manchmal einfach zum Vergnügen), sondern weil ich bewusst die Qualität und Darstellung (Schärfe/Unschärfe) des größeren Formats haben will. Sonst könnte ich ja einfach Kleinbild-Negativ nehmen und den Abzug quadratisch zurechtschneiden....

Gruß, Thomas
 
Völlig d'accord, Thomas, solche schlechte Qualität muss man sich nicht bieten lassen, offenbar bestehen da aber regional - auch bei den Großlabors - durchaus Unterschiede, denn man liest ja immer wieder auch von recht guter Arbeit bei dm & Co, was MF angeht. Schade, dass du kein gutes Minilab vor Ort hast, da bin ich offenbar verwöhnt.

ach so, noch ein Tipp: Derezit liefern die Fuji-Großlabors offenbar deutlich bessere Arbeit als CEWE, vielleicht ist das auch nochmal einen Versuch wert.
 
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