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Filme entwickeln mit Kaffee

panoramafan

Moderator
Servus zusammen!

Ja, richtig gelesen. Filme entwickeln mit Kaffee. Und wie das geht, beschreibe ich Euch gerne .



Vor ein paar Wochen habe ich mit einem Feund gesprochen, der hat mir erzählt, dass man SW Filme mit Kaffee entwickeln kann. Da ich meine Filme selber entwickeln wollte und ich zudem auch mit SW Filmen arbeite, dachte ich mir: das wär was für mich.

Es verstrich wieder einiges an Zeit. Dann habe ich mir ein paar Utensilien bestellt:

* Entwicklerdose
* Fixierer (ganz ohne Chemie gehts leider doch nicht)
* Thermometer
* Rührstab
* 2 Messbecher 500ml
* Feinwaage (Küchenwaage geht auch, ist aber ungenau)


Einiges gibts vor Ort in der Apotheke bzw. im Discounter...

* löslichen Kaffee (vom Discounter)
* Soda
* Vitamin C Pulver
* 1 leere Flasche (für den Fixierer)
* 2 Putzeimer (10l)
* destilliertes Wasser (brauche ich nicht, da kein Kalk im Wasser )
* Gummihandschuhe
* 1 Trichter


Und den Rest gibts im Haushalt

* 3 alte Trinkgläser
* Vielzwecklemmen (zum Aufhängen vom Film)
* Schnur
* Schere
* Stoppuhr
* Flaschenöffner

Ist dann doch einiges an Zeugs, aber was solls....

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  • Ricoh - KR-10x
  • 1/11 sec
  • Pattern
  • ISO 100

Bild 1 - Vorbereitungen
Kamera: Ricoh KR-10x
Film: Rollei Retro 100
Entwickler: Caffenol C-M




Bevor ich den Film aus der Dose geholt habe, habe ich den Entwickler angerührt. Dann kann sich alles schön auflösen.

Für 1 Film brauche ich 400ml Entwickler. Der setzt sich wie folgt zusammen

* 400 ml Wasser (20°C)
* 16g Kaffee
* 6.4g Vitamin C
* 21.6g Soda

Hier gehts dann schon mal los. Meine Küchenwaage hat keine Kommastellen . Also habe ich das ganze so ungefähr zusammengemischt. Man soll das alles ja nicht zu genau nehmen, soll ja auch Spaß machen.

Ich habe das Wasser auf die 3 Gläser aufgeteilt und gewartet, bis sich das Soda und Vitamin C sowie der Kaffee aufgelöst haben. Dann habe ich alle 3 Komponenten miteinander vermischt. Dann hats nicht mehr so gut gerochen .
Die Brühe wärmt sich übrigens etwas auf, also hatte nicht mehr 20°C. Aber auch das habe ich nicht so genau genommen. Nebenbei habe ich überigens einen der beiden Eimer mit Wasser gefüllt, dieses sollte auch 20°C haben. Da war ich froh, dass ich ein Thermometer hatte, denn mit der Handmessung lag ich ganz schön daneben....

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  • Ricoh - KR-10x
  • 1/11 sec
  • Pattern
  • ISO 100

Bild 2 - Soda
Kamera: Ricoh KR-10x
Film: Rollei Retro 100
Entwickler: Caffenol C-M




Als nächstes muß der Film von der Filmdose in die Entwicklerdose. Dazu braucht man komplette Dunkelheit. Gut, dass ich einen fensterlosen Raum habe und es schon spät des Nächtens war. Hinein in den Raum und bei Licht mal alles zurechtgelegt. Hier braucht man folgende Utensilien:

* Schere
* Flaschenöffner
* Entwicklerdose mit Spule
* Handschuhe um keine Spuren auf dem Film zu hinterlassen

Handschuhe an. Licht aus. Wah, ganz schön dunkel hier. Filmdose in die Hand und mit dem Flaschenöffner aufmachen. Raaaaatz der Film spult sich von der Dose. Super. Hoffentlich ist er niergendwo angestoßen.... Gut, dass ich das Ende schön fest in der Hand gehalten habe. Puh.
Mit der Schere wird der Anfang vom Film abgeschnitten, damit er überall gleich breit ist. Dann werden die Ecken abgerundet. So geht er leichter auf die Entwicklerspule rauf. Jetzt einfädeln. Das geht wesentlich leichter als gedacht. Kurz bevor der FIlm komplett aufgespult ist, blitzt es an den Fingern. Verdammt. Die Handschuhe haben sich an der Spule statisch aufgeladen. Super. Dabei fotografiere ich doch sonst immer ohne Blitz. Verdammt.


Bild_03_PICT1546_klein.jpg
  • Ricoh - KR-10x
  • 1/11 sec
  • Pattern
  • ISO 100

Bild 3 - Blitz
Kamera: Ricoh KR-10x
Film: Rollei Retro 100
Entwickler: Caffenol C-M
Blitz: Latexhandschuh und Entwicklerdose


Die Flecken unten in der Mitte und rechts oben kommen vom "Blitzen" in der Dunkelkammer.



Der wichtigste Teil ist geschafft, die Spule in die Dose und den Deckel drauf. Licht kann wieder an.

Nun ab ins Bad und los gehts mit Entwickeln.

Als erstes habe ich eine Schnur gespannt, damit ich den Film später aufhängen kann. Für den Film habe ich zwei Vielzwecklemmen verwendet. Die halten super und man kann auch noch ein Gewicht einhängen. Das strafft den Film etwas.

Den Fixierer habe ich im Verhältnis 1:7 abgemischt, 50ml Fixierer und 350ml Wasser. Beides habe ich in eine Glasflasche gefüllt, diese habe ich zuvor mit einem schwarzen Klebeband markiert. Den kann man ja bis zu 10x verwenden. Also kommt er nach dem Prozess wieder zurück in die Flasche!


Jetzt gehts aber echt los .

01.) Den Film mal mit 400mm Wasser aus dem Kübel vorwässern. Alles rein in die Dose und die Dose ein paar mal kippen. Wasser wieder raus.

02.) Den Entwickler (zuvor angesetztes Caffenol) in die Dose. Entwicklerzeit 15 Minuten.
die ersten 30 sec. gleichmäßig schwenken/kippen
dann alle 20 sec. 1x schwenken/kippen
Das dauert etwas und wenns dem Ende hinzugeht, merkt man, dass die Entwicklerdose etwas undicht wird. Es sabbert ein wenig raus.
Danach den Entwickler aus der Dose raus in den 2. Putzeimer

03.) 3x wässern, damit auch wirklich alles vom Kaffee rausgeht.
(jeweils mit 400ml Wasser aus dem Kübel)
Das Wässern stoppt den Entwicklerprozess.

04.) Fixierer in die Entwicklerdose, die Stopphr auf 7 Minuten einstellen.
wieder alle 20 Sec. schwenken/kippen.
Danach den Fixierer wieder in die Flasche zurück

05.) Jetzt komt die Wässerung. Laut der verwendeten Anleitung
5x schwenken und ausschütten (wieder 400ml Wasser)
10x schwenken und ausschütten (wieder 400ml Wasser)
20x schwenken und ausschütten (wieder 400ml Wasser)

06.) Fertig! Der Film kann aus der Dose. Ich wüder ihn aber beim nächsten Mal noch in der Spule lassen und unters fließende Wasser halten. Mir kam vor, da war trotz der vielen Schwenkerei noch einiges an Entwickler drauf. Leider ging das aber nicht, ich mußte ja nachsehen, obs was geworden ist. Die Freude war riesig, ich konnte es kaum glauben!! Mein erster selbst entwickelter Film .

07.) Film aus der Spule und mit Daumen und Zeigefinger abstreifen. 1x sollte reichen, ich hab in meiner Panik natürlich etliche Male drüber gestreift. Hat ein paar Kratzer gegeben.

08.) Film aufhängen und über Nacht trocknen lassen.

09.) Ich habe ihn auf jeweils 4 Negaitve zugeschnitten und dann mit meinem Billigscanner vom Aldi eingescannt.

10.) Nachdem ich die Fotos am PC gesehn habe, habe ich den Scanner zerlegt und versucht die Staubpartikel zu entfernen, danach gings noch mal ans scannen.

11.) Irgendwann kaufe ich mir vielleicht doch einen richtig guten Sanner....

So, und weil Ihr jetzt so brav gelesen habt, gibts noch ein paar Bilder:

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  • Ricoh - KR-10x
  • 1/11 sec
  • Pattern
  • ISO 100

Bild 4 - Das Eismeer
Kamera: Ricoh KR-10x
Film: Rollei Retro 100
Entwickler: Caffenol C-M


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  • Ricoh - KR-10x
  • 1/11 sec
  • Pattern
  • ISO 100

Bild 5 - Ist alles drauf?
Kamera: Ricoh KR-10x
Film: Rollei Retro 100
Entwickler: Caffenol C-M


Diese Bilder sind vom Winter, wie man unschwer sehen kann. Leider hat es etwas gedauert, bis der Film voll war. Bild 1 und 2 sind noch während der Vorbereitungen entstanden.

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  • Ricoh - KR-10x
  • 1/11 sec
  • Pattern
  • ISO 100

Bild 6 - Auf den Nagel gehängt
Kamera: Ricoh KR-10x
Film: Rollei Retro 100
Entwickler: Caffenol C-M



Meine K-7 hängt derweil ein wenig herum. Die war übrigens beim Service. Hatte aber noch keine Zeit nachzusehen, ob die 2 großen Sensorflecken weg sind. Alle Einstellungen sind jedenfalls weg, das ist etwas ärgerlich. Aber das ist eine andere Geschichte.....



Mein Fazit: analoge Fotografie macht mir sehr viel Spaß. Ich versuche noch bewußter zu fotografieren und möchte am Bild selbst nichts mehr ändern. Bei der digitalen habe ich ja immer auf 2:1 geschnitten, manchmal ganz schön stark gecroppt um auf mein Wunschbild zu kommen. In nächster Zeit werde ich sicher wieder einen Film entwickeln. Wenn ich zum Fotografieren komme.....

P.S.: Alle Bilder sind "Out of Cam" oder "Out of Scan".



Sonnige Grüße
Martin
 
Hallo Martin,

vielen Dank für den interessanten und informativen Bericht. Hätte nicht gedacht, dass das funktioniert; quasi der Öko-Entwickler.

Mal sehen, vielleicht probiere ich das auch mal, wenn ich wieder zum fotografieren mit meiner Mittelformat komme; im Winter diesen oder im Frühjahr kommenden Jahres wird aller Wahrscheinlichkeit nach.auch Papas Labor in meinen Keller umziehen ;)


VG Jan
 
Hallo Martin

und vielen Dank für die exakte Beschreibung Deiner Kaffee-Entwicklung.
icon14.gif

Die Ergebnisse hätte ich nach einer solchen "Kaffee/Soda/Vitamin C-Behandlung" niemals in dieser Qualität erwartet. Spannend, dass sowas funktioniert !

Ich hatte früher selbst eine ziemlich komplette S/W Dunkelkammerausrüstung, incl. Vergrößerer. Und ja, dass hat mir vor gut 30 Jahren wirklich tierisch Spaß gemacht !

Leider produzierte dies im Laufe der Zeit Unmengen von chemischen Abfällen, die artgerecht entsorgt werden mussten. Das Thema Entwickler hast Du ja nun eliminiert, bleibt noch am Ende der Fixierer übrig...

Vielleicht findet sich ja hierfür auch noch eine saubere Lösung; dann wäre die Analogfotografie - kurz vor dem Aussterben - irgendwie noch ein wenig "nachhaltig" geworden...
icon12.gif


Danke fürs Zeigen und Erklären !

LG vom Ralf
 
Moin Martin,

das mit dem Kaffee ist doch mal ein tolles Verfahren und wie es aussieht macht das nicht wenig Spaß :daumenhoch_smilie:

Vielleicht könnte man mal eine Kaffeevollautomaten dazu umbauen :D :z04_Flucht:

:z04_bier01:
 
an selber entwickeln hab ich mich noch nicht versucht ... aber vielleicht mal in der Zukunft ... man(n) soll ja nie "nie" sagen ... ;)
 
an selber entwickeln hab ich mich noch nicht versucht ... aber vielleicht mal in der Zukunft ... man(n) soll ja nie "nie" sagen ... ;)

Filme entwickeln ist kein Hexenwerk, es ist vor allem eins - brutal langweilig... Da macht das Positiv Labor eigentlich schon mehr Spass. Könnte man ja mal wieder überlegen - ich hab ja noch alles da...

Gruß vom See

Klaus
 
Servus zusammen!

Ja, richtig gelesen. Filme entwickeln mit Kaffee. Und wie das geht, beschreibe ich Euch gerne .

Super Martin
Genau mein Ding und passt zu Lomografie. Muss mal das Zeug besorgen und auch probieren. Also, ich bin voll dabei. Ich bin auch an deinen weiteren Erfahrungen sehr interessiert...
 
Servus Dieter,

Super Martin
Genau mein Ding und passt zu Lomografie. Muss mal das Zeug besorgen und auch probieren. Also, ich bin voll dabei. Ich bin auch an deinen weiteren Erfahrungen sehr interessiert...

ich muß mir erst mal wider eine neue analoge Kamera zulegen, meine Ricoh hat leider den Geist aufgegeben. :( :(


Aber wie Klaus schon schreibt, das ist kein Hexenwerk. Bin schon auf Dein Ergebnisse gespannt!


Sonnige Grüße
Martin
 
Irgendwo habe ich mal gehört, man sollte einen Film niemals in Hühnersuppe entwickeln? Aber mit Kaffee geht das? Interessant! Funktioniert das auch mit Speicherkarten? Wird Jacobs damit zum Konkurrenten von Adobe?
 
ich hab ja noch alles da...
Ich auch und ab und zu mache ich auch eine klassische Filmentwicklung.

Was mich bei der Kaffeeentwicklung (da kommen doch tatsächlich 3 e raus;-)) interessiert, ist z.B. die Reproduzierbarkeit der Aufnahmen
 
ich muß mir erst mal wider eine neue analoge Kamera zulegen, meine Ricoh hat leider den Geist aufgegeben. :( :(

Sorry für die Kamera, aber das wäre doch eine gute Gelegenheit... oder ähnliches.

Das Problem bei dieser Kamera ist das Weiterspulen zum nächsten Bild. Man weiss nie, wie viel man gedreht hat.
Daher ist das selber entwickeln eine Möglichkeit. Aber ein Negativscanner bräuchte ich auch oder aber dann selber vergrössern. Den Vergrösserer habe ich auch schon bekommen. Aber es geht ja dann noch weiter... Das ist ein längeres Projekt.
 
Sorry für die Kamera, aber das wäre doch eine gute Gelegenheit... oder ähnliches.

Das Problem bei dieser Kamera ist das Weiterspulen zum nächsten Bild. Man weiss nie, wie viel man gedreht hat.
Daher ist das selber entwickeln eine Möglichkeit. Aber ein Negativscanner bräuchte ich auch oder aber dann selber vergrössern. Den Vergrösserer habe ich auch schon bekommen. Aber es geht ja dann noch weiter... Das ist ein längeres Projekt.


Hat die auch einen PK Anschluss? :D.

Lumo ist klasse, aber wenn man da eine fertige kauft, legt man auch schon einiges ab...

Mich würde ja so eine alte Panoramacam interessieren.... Mal kucken.



Sonnige Grüße
Martin
 
Hat die auch einen PK Anschluss? :D.

Lumo ist klasse, aber wenn man da eine fertige kauft, legt man auch schon einiges ab...

Mich würde ja so eine alte Panoramacam interessieren.... Mal kucken.



Sonnige Grüße
Martin

Also Objektiv kann man schon wechseln. Wahrscheinlich nur als Gag. Es gibt nämlich keine Wechselobjektive. Dafür Stativanschluss und mit einem Vario-Graufilter kann man sogar die Belichtungszeit beeinflussen. Also, einen Belichtungsmesser bräuchte ich auch noch... Gopf, ich muss mal eine Einkaufsliste schreiben...

Ja, diese Kamera kosten gleich viel wie ihre digitalen Schwestern. Wahnsinn.
 
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