Hallo!
Der Mond ist ja ein sehr interessantes Motiv und für die meisten Leute der "Einstieg" in die Astrofotografie. Das es garnicht so einfach ist ein gut "gezeichneten" Mond zu fotografieren hat schon Altmeister Ansel Adams gemerkt. Ich habe hier mal eine Textpassage aus dem Buch "Anselm Adams - Meisterfotos" erschienen im Christianverlag (sehr empfehlenswerte Lektüre !)
Der Text behandelt diese Aufnahme:
hier nochmal ein Ausschnitt des Mondes:
und das ist ein Ausschnitt des im Buch dazu enthaltenen Textes:
Ich war immer mondsüchtig und habe viele Monde auf meinen Bildern - aber immer nur jeweils einen! Praktisch alle meine Mondaufnahmen aus früheren Jahren waren überbelichtet; einige zeichnen nur als weiße Scheibchen, die - nachbelichtet - einfach grau werden, ohne dabei Struktur zu gewinnen. Gleich als ich den S.E.I. Belichtungs-Photometer bekam, stellte ich fest, daß sein Meßwinkel von lA° mir erlaubte, die tatsächliche Helligkeit des Mondes ziemlich genau zu messen. Ich fand heraus, daß sie ungefähr 250 c/ft2 betrug - ein Wert, den das amerikanische Marine-Observatorium bestätigte.
Im Hinblick auf die durchschnittlichen Vordergrundwerte oder auch die einer fernen Landschaft plaziert man den Mond gewöhnlich ideal, wenn man ihn auf Zone VII legt1. Auf diese Weise bleiben die logischen Abstufungen einer spätabendlichen Beleuchtung auf Vordergrund oder Landschaft erhalten. Nach Einbruch der Dunkelheit ist der Mond natürlich das hellste Objekt; seine Belichtung kann auf Zone IV bis VIII gelegt werden, was erlaubt, seine Oberflächendetails nach Wunsch zu unterdrücken oder zu übertreiben. Bei Zone VIII oder höher läßt er wenig oder gar keine Zeichnung sichtbar werden.
An einem Winternachmittag ungefähr um 15.50 Uhr fuhr ich zufällig in Richtung des Ahwahnee-Hotels im Yosemite-Tal und sah, wie der Mond links vom Half Dome aufging. Der Himmel war klar, und die Schatten des späten Nachmittags kro¬chen langsam die 650 m hohe Steilwand des Dome hinauf. Das Bild zeigt die unvollendete Rundung des ungefähr dreiviertel vollen Mondes. Seine Helligkeit zusammen mit der Helligkeit der Atmo¬sphäre lag bei 400 c/ft2, wovon 150 c/ft2 auf die Atmosphäre entfielen. Man darf ja nicht vergessen, daß sich der Mond hinter der Atmosphäre befindet, deren Helligkeit also sein- er recht konstanten Helligkeit zuzurechnen ist.
Um Mond und Himmel zu trennen, benutzte ich ein strenges Orangefilter3, ein Zeiss Planglas-Filter für die Hasselblad. Es dämpfte den Tonwert des Himmels und ließ den Mond überzeugend scheinen. Das Filter minderte auch die Wirkung des bläulichen Streulichts in den Bergschatten um mindestens eine Zone, also einen Blendenwert. Die Helligkeit des Mondes legte ich auf Zone VII; die tatsächlich wirksamen Schattenwerte fielen zwischen Zone II und III. Soweit ich mich erinnere, war die Belichtung mit dem vierfachen Filterfaktor VA S bei Blende 11 auf Kodak Pan-atomic-X Rollfilm mit einer Empfindlichkeit von ASA 52. Das Objektiv war ein Zeiss Sonnar 250 mm.
Meine Hasselblad Kamera befand sich auf einem Stativ, und um Vibrationen zu mindern, löste ich den Spiegel vor dem Verschluß aus. Ich machte mehrere Aufnahmen - zwei davon mit dem 150-mm-Sonnar, doch der größere Bildwinkel erwies sich als bei weitem nicht so wirkungsvoll wie der des 250-mm-Objektivs. Meiner Bildvorstellung nach brauchte ich ein Hochformat, dessen Begrenzungen von Anfang an ziemlich genau bestimmt waren. Was viele nicht erkennen, ist die Tatsache, daß der Mond sich überraschend schnell fortbewegt und daß - beim Abbildungsmaßstab eines 250-mm-Objektivs in bezug auf das 6X6 cm Format - eine recht kurze Belichtungszeit nötig ist, diese Bewegung zu stoppen. Die Wiedergabegröße entsprach ungefähr der, die man bei der 8X10 in. Kamera mit einem Objektiv von 1000 mm Brennweite erzielt.
Von Anfang an wußte ich, daß die Entwicklung N plus 1 sein mußte. Die Kontrastwiedergabe wurde beim Vergrößern deutlich verstärkt - die sonnenbeschienenen Felsen zeigten bei der Messung 400 c/ft2 und sind so mit rechter Brillanz wiedergegeben; die Schatten dagegen wurden ein wenig vertieft. Von diesem Bild habe ich Vergrößerungen in den Formaten von 8 X10 in. bis 75 X100 cm angefertigt, und sowohl die Tonwerte als auch die Strukturwiedergabe halten sich bestens.
Soweit also der "Meister".
Zum Schluss noch ein Foto welches ich mit meiner 801 und einem 80-400 Tokina in Lappland kurz nach Sonnenaufgang (deshalb der blaue Himmel) gemacht habe (Belichtungsangaben habe ich dazu allerdings nicht mehr - auf alle Fälle habe ich Spotbelichtung gehabt).
Gruß
Otto