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Nachtfotografie - wie mache ich das?

Juergen64

Da fällt uns kein Titel mehr ein
Hallo Leute,

neben den Aktivitäten im Forum habe ich auch eine Facebook-Gruppe gegründet mit dem Tiltel "Maifelder Hobbyfotografen", die sich ausdrücklich unabhängig von vorhandener Technik auch an Einsteiger richtet.

Natürlich, hier wird es vielleicht nur 20 % der User interessieren, aber dennoch kopiere ich meinen Beitrag von soeben hierher, weil ich denke dass der eine oder andere hier etwas lernen kann.

Hallo Leute,

immer wieder werde ich darauf angesprochen, wie „ach so toll“ doch meine Fotos bei Nacht oder in der blauen Stunde sind. Ich verstehe das nie, sehe darin eigentlich keine besondere Leistung.

Aber egal: vergangenes Wochenende stieß ich auf eine blutige Anfängerin, die sich vom verstorbenen Nachbarn respektive dessen Witwe die Top-Fotoausrüstung gekauft hatte und nun Fotografie zu ihrem Hobby erklären wollte weil sie nächstes Jahr in Rente geht. Gleich als erstes wollte sie die Illumination von @PeterBaur in Zell fotografieren.

Problem: es war eine Canon, und ich fand nicht die passenden Bedienelemente. Wir haben es, zusammen mit einem zufällig anwesenden Berufsfotografen, nicht geschafft der Canon eine Belichtungskorrektur oder die Einstellung der Blende im manuellen Modus zu entlocken. Notlösung: ich habe ihr meine Bilder zugesendet und sie aufgefordert, sich mit der Bedienung vertraut zu machen.

Damit kommen wir auch zum eigentlichen Thema dieses Posts zurück: wie mache ich eine Langzeitbelichtung in der blauen Stunde oder bei Nacht?

Unbedingt gebraucht wird: eine Kamera die sich manuell regeln lässt (Blende, Zeit, Iso) und entweder über einen Selbstauslöser verfügt oder fernausgelöst werden kann (das kann auch eine Pocket- oder Bridgekamera sein!), und dazu ein Stativ das diese Kamera stabil trägt! Bitte Finger weg von Billigstativen! Meine Stativ kostet 900 Euro, dafür ist es ultraleicht und stabil. Das muss für den Einstieg nicht sein. 200 Euro geht auch, dann wird es aber deutlich schwerer. Das sind dann 100 Euro für das Stativ und nochmal 100 Euro für den brauchbaren Kopf. Wesentlich drunter sollte man neu nicht gehen, wird wackelig und nervig. Im Angebot oder Gebraucht sind allerdings Schnäppchen möglich.

Als nächstes sollte man sich mit seinem Werkzeug vertraut machen: wie stelle ich bei meiner Kamera den Modus „A“ ein (bei Canon „Av“), oder auch „M“ ein? Wer im „A“-Modus fotografiert, sollte auch wissen wie er eine Belichtungskorrektur vornimmt. Wie deaktiviere ich den Bildstabilisator? Wie deaktiviere ich den Autofokus? Bei Spiegelreflexkameras sollte man sich auch erkundigen, wie die Spiegelvorauslösung mit 2 oder besser 3 Sekunden aktiviert wird. Alle elektronischen Bildverbesserer wie „Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung“ sollten ausgeschaltet werden können. Bei Nachtaufnahmen muss das auch in der Dunkelheit funktionieren!

Ziel ist ein Bild im Rohdatenformat der Kamera zu erhalten das im PC weiter verarbeitet wird. Der kann das einfach besser weil größer und leistungsfähiger. Bei der Aufnahme wollen wir möglichst nackt das was der Sensor gesehen hat! Dabei dürfen in der Zeit der Aufnahme keine Verwacklungen entstehen. Deswegen den Spiegel vorher hochklappen und erst 2-3 Sekunden später das eigentliche Bild erstellen. Der Bildstabilisator (kurz: Wackeldackel) erkennt aber das Stativ nicht und versucht ständig nachzuregeln. Das erzeugt Unschärfe! Deswegen muss der auf dem Stativ zwingend aus!

So, nun haben wir unseren Aufnahmestandpunkt gewählt, nun beginnt das Feintuning. Wir beginnen mit der groben Ausrichtung. Gängig ist: ich stehe da, halte die Kamera vor's Auge, und knipse – langweilig, alleine deshalb weil das alle machen! Nach oben? Gut, mit Klappdisplay ist ein halber Meter drin, aber der bringt es nicht wirklich. Red Bull hilft auch nicht, dafür aber der Weg nach unten! Also beim Kauf des Stativs auch darauf achten: wie weit geht es runter?

Ich empfehle Euch, einen klitzekleinen schwarzen Punkt auf die Mitte des Suchers oder etwas größer des Bildschirms zu kleben! Die meisten Bilder leiden darunter, dass das Hauptmotiv mittig ist! Bei Spiegelungen, klar, in einer Achse, da passt das. Ansonsten googelt mal nach dem goldenen Schnitt! Wenn Eure Kamera Gitternetzlinien einblenden kann, dann nutzt das. Das Hauptmotiv auf einem Kreuzungspunkt außerhalb der Mitte, dann wird das schon deutlich besser.

So, die Kamera steht auf dem Stativ. Nun schalten wir zuerst den Wackeldackel aus! Der versucht nämlich zu regeln wo nix zu regeln ist und erzeugt Unschärfe! Dann geht es zur Belichtung.

Die heutigen Sensoren vertragen nur ganz wenig Überbelichtung, aber in dem was auf den ersten Blick nur noch schwarz aussieht steckt noch ganz viel Bildinformation. Die Automatik der Kamera aber versucht einen Mittelwert zu erreichen. Weil drumherum sehr viel schwarz ist, müssen wir bei solchen Aufnahmen in der Regel ein bis drei Blenden unterbelichten – es darf nichts in den Höhen ausgebrannt sein! Was dann auf dem Kameradisplay zu dunkel ist, das kann hinterher am PC locker hochgezogen werden …

Damit kommen wir zum Thema Blende: eine offene Blende erzeugt einen kleineren Bereich der Schärfe. Will ich also einen unscharfen Hintergrund, dann brauche ich eine offene Blende (kleine Blendenzahl), dazu eine große physikalische Brennweite und einen kleinen Abstand zum scharfen Bereich und ein großen Abstand zum unscharfen Bereich.

Habe ich diese Tiefenstaffelung nicht, will aber einzelne Spitzlichter mit einem Sternenkranz versehen, dann muss ich die Blende schließen (große Blendenzahl). Aber, das ist abhängig vom Objektiv, nicht jedes kann das!

Die Nachbearbeitung dieser nüchternen RAW-Dateien ist ein weiteres Thema, kommt noch.
 
Viel Erfolg, Jürgen! Dein Engagement ist lobenswert.
 
Da stecken eine Menge Infos drin. Für Anfänger ein schöner Einstieg. Das mit dem Punkt auf dem Sucher war mir neu,
würde ich aber auch meiner Kamera nicht zumuten. :D
 
Kannst Dir den Punkt ja aufs Objektiv kleben.
Oder eben aufs Hauptmotiv. Dann benötigt mann nur noch den mittleren Autofokuspunkt um die beiden sorgsam übereinander zu setzen... ;)

Im Ernst: Ich finde es toll, wie grundsätzlich Du das Thema für jedermann verständlich angehst. Ich hoffe, daß Du viele Leser dafür auf Deiner facebook-Seite bekommst!
 
Kommt mit gerade in den Sinn:
Wäre das jetzt nicht so ein Thema: "[Wie mache ich] - Nachtfotografie" ?
 
Kommt mit gerade in den Sinn:
Wäre das jetzt nicht so ein Thema: "[Wie mache ich] - Nachtfotografie" ?
Habe ich nicht mehr auf dem Schirm gehabt. Danke für den Hinweis. Vielleicht kann das ein Moderator verschieben?
 
Ich hoffe, daß Du viele Leser dafür auf Deiner facebook-Seite bekommst!

Das ist nicht das Ziel! Ich schrieb das in einer sehr kleinen geschlossenen Gruppe, die ich alle kenne. Aber ich freue mich, wenn ich meine Erfahrungen weitergeben kann, ohne finanzielles Interesse.
 
Hinweis zur Stativauswahl: Wenn man eh von unten fotografiert, dann braucht man beim Staitv meist nicht alle Beinauszüge (nur die oberen ausziehen), die Mittelsäule kann eingefahren bleiben oder gleich ganz abgeschraubt werden. Und damit werden eigentlich alle Stative stabil genug. Außerdem sollte man auf den Untergrund achten: Auf einer vielbefahrenen Brücke, am besten mit Straßenbahn, nutzt unter Umständen das beste Stativ nichts. Und wenn man sich schon das allerleichteste Stativ ausgesucht hat, dann sollte man bei Sturm lieber noch ein paar Kilogramm ranhängen, sonst weht es das Stativ um.

...Unbedingt gebraucht wird: eine Kamera...
... deren Bedienung und Verhalten man kennt. Das heißt: Bevor man (mit großen Sachen) loslegt, gilt RTF - Read the Fucking Manual. Und zum Kennenlernen (auch des Verhaltens bei Überbelichtung) reichen nächtliche Fotosessions aus einem Fenster der eigenen Wohnung völlig aus.

...in der Regel ein bis drei Blenden unterbelichten...
Am besten, wenn man nicht gerade mehrere Stunden belichten will, macht man eine Belichtungsreihe, auch ein wenig ins Plus hinein. Einerseits kann man sich dann das beste Bild raussuchen, andererseits kann man dann eventuell auch mehrere Bilder zu einem mit genügend Zeichnung in Lichtern und Schatten kombinieren.

Grüße
Volzotan
 
Ich würde immer ein Stativ wählen das bis auf meine individuelle Augenhöhe (mit Kopf und Kamera) geht, weil ich das Stativ nicht nur für den einen Zweck kaufe. Allerdings, hinzugelernt habe ich in Sachen Mittelsäule: die brauche ich nicht, im Gegenteil, die stört! Ich hatte das Non-Plus-Ultra, das Stativ mit stufenlos schwenkbarer Mittelsäule, und habe jetzt eines ganz ohne - ein Gewinn! Gut, ich habe mir die Option frei gehalten, für das Stativ gibt es recht günstig eine zusätzliche Mittelsäule. Aber bislang habe ich die nicht vermisst! Im Gegenteil: ich freue mich, meine Augenhöhe einfach so erreichen zu können, und wenn ich ganz tief runter will spreize ich die Beine auseinander. Es gibt dann einfach keine störende Mittelsäule!

... deren Bedienung und Verhalten man kennt. Das heißt: Bevor man (mit großen Sachen) loslegt, gilt RTF - Read the Fucking Manual. Und zum Kennenlernen (auch des Verhaltens bei Überbelichtung) reichen nächtliche Fotosessions aus einem Fenster der eigenen Wohnung völlig aus.

Das sowieso! Wenn ich das üben will, mache ich im Wohnzimmer das Licht aus, zünde eine Kerze an, los geht's.

Am besten, wenn man nicht gerade mehrere Stunden belichten will, macht man eine Belichtungsreihe, auch ein wenig ins Plus hinein. Einerseits kann man sich dann das beste Bild raussuchen, andererseits kann man dann eventuell auch mehrere Bilder zu einem mit genügend Zeichnung in Lichtern und Schatten kombinieren.
Am besten, wenn man nicht gerade mehrere Stunden belichten will, macht man eine Belichtungsreihe, auch ein wenig ins Plus hinein. Einerseits kann man sich dann das beste Bild raussuchen, andererseits kann man dann eventuell auch mehrere Bilder zu einem mit genügend Zeichnung in Lichtern und Schatten kombinieren.

Grundsätzlich eine gute Idee - in der blauen Stunde leider verloren! Das ideale Licht findest Du dort nur wenige Minuten, die Lichtsituation ändert sich schnell und drastisch. Da hast Du schon eine Herausforderung wenn Du ein Pano machen willst, es kommt auf jede Sekunde an! Da gehst Du auf Blende 4, Iso 12800, nur damit beim Pano die letzte Aufnahme nicht deutlich dunkler als die direkt anschließende erste Aufnahme ist!

Du musst also vorher wissen was Du mit der Aufnahme machen willst. In der reizvollen blauen Stunde wird das schwierig und verlangt Planung und präzise Umsetzung.
 
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Grundsätzlich eine gute Idee - in der blauen Stunde leider verloren! Das ideale Licht findest Du dort nur wenige Minuten, die Lichtsituation ändert sich schnell und drastisch. Da hast Du schon eine Herausforderung wenn Du ein Pano machen willst, es kommt auf jede Sekunde an! Da gehst Du auf Blende 4, Iso 12800, nur damit beim Pano die letzte Aufnahme nicht deutlich dunkler als die direkt anschließende erste Aufnahme ist!

Mache gerade meine ersten Schritte mit Aufnahmen im Dunklen. Du schreibst Blende 4, ISO 12800 für Pano. Wie sieht es mit Einzelaufnahmen aus? Ist ISO 100 dann die richtige Einstellung, zumindest habe ich damit begonnen.
 
Moin,
für Einzelaufnahmen nehme ich normalerweise ISO 100 und Blende je nach gewünschter Tiefenschärfe, bei Stadtansichten meist zwischen 9 und 16 (an APS-C).
Alles weitere wie Jürgen oben beschreibt.
 
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Reaktionen: wmh
Ob Einzelbild oder Serie, bei Dunkelheit fehlt Licht. Hier ist das Zusammenspiel von Zeit, Blende und Empfindlichkeit gefragt und ob auch ein Stativ zum Einsatz kommen soll.
Wenn man eine Automatik einschaltet, egal ob Zeit- oder Blendenautomatik, sieht man den Vorschlag welche die Kamera macht. Verstellt man die ISO-Werte, so sieht man sofort den Einfluass auf die Zeit oder Blende. Dann macht man eine Probeaufnahme und kontrolliert die Lichter, diese kann man normalerweise einschalten. Dann blinken die Lichter im Anzeigemodi. Damit kann nun die Blendenkorrektur ins Spiel kommen. Damit reduziert man die Lichter.

Ich bin mit der Aussage von Jürgen nicht ganz einverstanden obwohl, grundsätzlich schon. Das ist auch der springende Punkt. Man kann zwar Tipps geben und hat etwas zum Anfangen aber, die Erfahrung muss jeder Fotograf selber machen. Die Kamera, ihre Einstellmöglichkeiten und ihre Grenzen muss man sich erarbeiten.
 
Moin,
für Einzelaufnahmen nehme ich normalerweise ISO 100 und Blende je nach gewünschter Tiefenschärfe, bei Stadtansichten meist zwischen 9 und 16 (an APS-C).
Alles weitere wie Jürgen oben beschreibt.

Und das in Dunkelheit oder wenn es eindunkelt? Das galube ich nicht.
 
Moin Dieter,
so richtig dunkel wird es in Städten ja nicht, außerdem fotografiert man dort ja meist irgendwelche beleuchteten Dinge, da funktioniert das hervorragend mit ISO100. Die Belichtungszeiten werden dann natürlich schon recht lang, aber Gebäude laufen ja nicht weg ;)
Hier siehst Du einige meiner letzten Ergebnisse, die auf diese Weise bei Dämmerung entstanden sind: Bild Nummer 28 mit Blende 14 und 15 Sekunden bei ISO 100. Ohne stabiles Stativ geht das allerdings nicht.
 
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