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Akzente setzen?

Stefan K.

Kennt den Türsteher
Hallo!

Ich besuche zur Zeit eine Fotoschule, und wir befassen uns mit Akzenten. Daher meine Fragen, die sich eigendlich auf die bewuste Komposition beziehen:

Setzt Ihr bewusst Akzente in Euer Foto?
Wie geht Ihr vor?
Nemmt Ihr ein, zwei, drei oder mehr Akzente?
Welche Art von Akzente nehmt Ihr dann?
Farbakzente, Schärfe/Unschäfe, Kontraste?
 
Setzt Ihr bewusst Akzente in Euer Foto?
Wie geht Ihr vor?
Nemmt Ihr ein, zwei, drei oder mehr Akzente?
Welche Art von Akzente nehmt Ihr dann?
Farbakzente, Schärfe/Unschäfe, Kontraste?

Nein. Ich habe eine stark visuell ausgeprägte Denkweise und arbeite selten bewußt (eigentlich nur bei Stills, bei denen bestimmte Vorgaben da sind...). Ein Bild zu visualisieren und umzusetzen ist eine Einheit, 2 Seiten der selben Medaille. Voraussetzung ist natürlich das entsprechende, handwerkliche Können, weil dieses die Umsetzung erst ermöglicht.
Aber wenn mich jetzt zu einem Bild jemand fragt "Warum hast Du das so gemacht und nicht anders?", dann komme ich in Erklärungsnot und kann nur sagen: Weil dieses Bild in der Natur schon immer da war und ich es nur herausgelöst habe, ähnlich, wie eine guter Bildhauer die Statue aus dem Fels befreit... Die Kreativität liegt darin, diese Bilder und Statuen zu entdecken...

Mein Fazit nach vielen Jahren Photographie ist: Das Handwerkliche kann man erlernen, die Kunst, photographisch zu sehen und visuell zu denken, nicht bzw. nur in sehr engen Grenzen. Diese Gabe ist angeboren...
Deswegen halte ich auch nichts von Photokursen, Büchern etc., die kreatives Photographieren vermitteln sollen (Hedgecoe z.B. :( ). Das funktioniert nicht, weil es den Geist und damit die Kreativität in einen bestimmte Richtung lenkt. Um Kunst zu schaffen, um kreativ zu sein, muß der Geist aber frei sein!

Gruß
Wolf
 
Mein Fazit nach vielen Jahren Photographie ist: Das Handwerkliche kann man erlernen, die Kunst, photographisch zu sehen und visuell zu denken, nicht bzw. nur in sehr engen Grenzen. Diese Gabe ist angeboren...
Deswegen halte ich auch nichts von Photokursen, Büchern etc., die kreatives Photographieren vermitteln sollen (Hedgecoe z.B. :( ). Das funktioniert nicht, weil es den Geist und damit die Kreativität in einen bestimmte Richtung lenkt. Um Kunst zu schaffen, um kreativ zu sein, muß der Geist aber frei sein!

So ganz sicher bin ich mir nicht, ob Du damit uneingeschränkt recht hast. Natürlich gibt es künstlerische Talente, die ohne Anleitung und aus dem Bauch heraus toll gestaltete Bilder malen, fotografieren, Bekleidung entwerfen, Skulpturen aus dem Stein befreien.

Aber nach Deiner Logik wäre Kunstunterricht oder -studium "für die Katz". Ich glaube schon, dass man durch eine entsprechende Anleitung Kreativität wecken und vorhandenes Potential steigern kann. Ich wette, die meisten, die hier schon länger fotografieren, können dies bei einem Vergleich zwischen ihren Anfangsbildern und den heutigen "Werken" bestätigen. Dabei können wir natürlich diskutieren, wo der handwerkliche Prozess aufhört und das kreative Sehen anfängt. Aber für mich gehört beides zusammen auf dem Weg zu DEM Bild.

Es gibt selbstverständlich keine Patentrezepte, die automatisch ein gutes Bild garantieren. Aber warum soll ich nicht von einem Meister lernen können, in dem ich ihn zunächst kopiere? Ich dürfte nur nicht stehen bleiben, wenn es mir gelungen ist. Dann bliebe ich nur ein Abklatsch des Meisters.

Gruß

Echidna
 
Ich sehe dass ähnlich wie Wolf, ich habe nicht den Eindruck, dass ich *bewußt* nach Akzenten suche, doch wenn ich mir meine Bilder anschaue, stelle ich fest, dass bestimmte Arten von Akzenten von mir häufiger eingesetzt werden als andere: Das Spiel mit Freistellen durch sehr selektive Schärfe oder hell/dunkel Verläufe im s/w (zB als bekennender Anwender von Vignettierungen:)). Aber, ich laufe nicht mit der Kamera durch die Gegend und suche mir ein Motiv aus um einen bestimmten Akzent zu anzuwenden, sondern der Weg ist eher umgekehrt und gewissermaßen intuitiv, so dass es mir hin und wieder (aber auch nicht immer) gelingt, ein Motiv mit dem passenden Akzent zu visualisieren und fotografisch umzusetzen.

Gruß, Holger
 
Hallo.

Ich setze keine bewußten Akzente bei meinen Bildern, es gibt aber Motive, die "mich finden" und solche Akzente enthalten. Das kann der Fall sein, muss aber nicht. Oft ist es auch ein Gesamteindruck, der sich "mir aufdrängt" und den ich dann versuche, fotografisch einzufangen. Und oft hat dieser Gesamteindruck eben keinen deutlich Akzent, sondern wirkt durch seine Komplexität.

Bei solchen Motiven erfährt man dann schnell den Unterschied in der Darstellung in Webgröße und einem großen Druck. Solche Bilder, in denen man visuell "spazieren gehen" kann, verlangen einfach ein gewisses Format.

Ich bin kein Freund des "Akzente setzens" - am übelsten finde ich Colorkey, aber das ist natürlich Geschmackssache. Wenn ein Motiv einen Akzent bietet, gut. Wenn nicht, zwinge ich keinen hinein.

Grüße

Matthias
 
Ich bin kein Freund des "Akzente setzens"...

Dafür zeigst Du in Deinen Bildern aber eine Menge davon. :):) Ein scharf abgebildeter Vogel vor unscharfem Hintergrund: voilà, ein Akzent; eine schwarze Teichralle auf heller Wasseroberfläche - uuups, schon wieder ein ungeliebter Akzent; eine gelbe Blume auf grüner Wiese - ein farblicher Akzent, usw, usw.

Mit dem CK gebe ich Dir recht, das ist meistens Akzentuierung mit dem Holzhammer. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Was mich immer wundert, ist das in vielen Foren nahezu reflexartige Ablehnen, wenn Gestaltungstechniken angesprochen werden. Und bitte nicht wieder den Goldenen Schnitt als den Inbegriff der Gestaltung bemühen... :z04_hinterherjagen: :):)
 
Was mich immer wundert, ist das in vielen Foren nahezu reflexartige Ablehnen, wenn Gestaltungstechniken angesprochen werden. Und bitte nicht wieder den Goldenen Schnitt als den Inbegriff der Gestaltung bemühen... :z04_hinterherjagen: :):)
Der so oft bemühte "Goldene Schnitt" ist nichts anderes als eine in Zahlen gefaßte (harmonische Teilung) Sehgewohnheit, die im westlichen Kulturkreis verankert ist. Das Prinzip ist ja nicht neu, sondern geht in seiner genaueren, analytischen Betrachtung auf Hippasos von Metapont (-450) zurück und es würde mich nicht wirklich wundern, wenn die unbewußte Einteilung nach diesen Proportionen noch viel älter wäre. Es wäre mal interessant, Steinzeit-Artefakte und ~zeichnungen in dieser Hinsicht zu analysieren...

Was das reflexhafte Ablehnen von Gestaltungstechniken und Regeln angeht, so mag das darin begründet liegen, daß gerade in einem Fotoforum viele vielleicht nicht zugeben mögen, daß ihre Fotos Regeln gehorchen, die man mal irgendwo gelesen hat, man im Grund also nur nachahmt, aber nichts Eigenständiges schafft. Es muß nicht so sein, aber es könnte...
Colorkey ist wirklich eines der grausigsten Beispiele für eine falsch verstandene Akzentuierung. Irgendwer zu Beginn der EBV in den späten 1990ern hat damit angefangen, es in Fotozeitschriften und auf Wettbewerben gezeigt, und sehr bald wurde es zur unerträglichen Masche, die zwanghaft mit "Kunst" gleichgesetzt wurde. Das gleiche gilt übrigens m.E. für HDR/DRI: Statt diese grandiose Technik zu nutzen, Bilder zu schaffen, wie sie unsere Augen in den Grenzbereichen des Lichtes wahrnehmen, kreiert man Knackibunti und Co. mit schrillen Kontrasten und Bonbonfarben. M.M.n. auch eine falsch verstandene Akzentuierung...

Ich glaube einfach, daß man bei vielem in der Photographie, auch bei der Akzentuierung, sich fragen sollte: "Habe ich das Bild jetzt so vor meinem geistigen Auge gesehen, habe ich es so gefühlt oder ahme ich nur nach, was ich in irgendeinem der unsäglichen "1000 Tricks und Tips"- und "wie fotografiere ich was..."-Bücher gesehen habe?"
Ich war davon als Anfänger auch nicht frei, meine Bücherkiste aus der Jugendzeit spricht da beredte Bände :D , aber ich habe sehr schnell gemerkt, daß es in Photobüchern immer nur um "l'ars pour l'ars" geht, sie doch relativ schnell in die Ecke gefeuert und nie mehr angeschaut. Wo ich noch gerne reinschaue, das sind gute Bildbände, weil's einfach Spaß macht, nicht etwa zum Nachahmen, technische Handbücher, was hin und wieder sein muß, und ich blättere ab und zu immer noch ganz gerne im "Feiniger" und lese die eine oder andere Passage...
Ansonsten ist jeder gut beraten, sich völlig unabhängig seinen eigenen Stil zu suchen und dabei ggf. auch Pfade zu beschreiten, die gängigen Anschauungen diametral entgegenstehen. Am Ende dieser Entwicklung steht dann bei einigen wenigen eine unverwechselbare, photographische Handschrift, die ihre persönliche, visuelle Wahrnehmung der Welt widerspiegelt...

Matthias hat's mit "es gibt Motive, die mich finden..." gut formuliert. Wenn man mit offenen Augen und aufnahmebereitem Geist durch die Welt läuft, dann finden einen die Bilder und man muß sie nur noch mit der Kamera verwirklichen. Wenn man dagegen anfängt, krampfhaft Akzente nach Anleitung(!) zu setzen, weil man glaubt, dann ein guter Photograph zu sein, dann führt das in die Irre resp. Sackgasse (Ausnahme: Die bewußte Akzentuierung in der Cine- und Standbild-Werbung, nicht nur visuell, sondern auch akustisch, die zum Kauf verleiten soll!).

Das ganze ist ein weites Feld und ich bin sehr gespannt auf weitere Ansichten...

Gruß
Wolf
 
Wenn man mit offenen Augen und aufnahmebereitem Geist durch die Welt läuft, dann finden einen die Bilder und man muß sie nur noch mit der Kamera verwirklichen.

..."können" - müßtest du mE den Satz ergänzen. Vielleicht gibt es das ein oder andere Naturtalent, aber wie du selbst weiter oben beschrieben hast kann und muß man das Handwerkliche erlernen und das bewußte Sehen ("offene Augen" heißt doch nichts anderes) kann man zumindest üben. Und wenn man Glück hat, kommt man dann irgendwann an einen Punkt, an dem die "guten Bilder" intuitiv entstehen, weil das Motiv "einen findet" und die technische Umsetzung quasi "mit verbundenen Augen" gelingt, weil man mit dem ganzen technischen Geraffel umgehen kann...

Gruß, Holger
 
..."können" - müßtest du mE den Satz ergänzen. Vielleicht gibt es das ein oder andere Naturtalent, aber wie du selbst weiter oben beschrieben hast kann und muß man das Handwerkliche erlernen und das bewußte Sehen ("offene Augen" heißt doch nichts anderes) kann man zumindest üben. Und wenn man Glück hat, kommt man dann irgendwann an einen Punkt, an dem die "guten Bilder" intuitiv entstehen, weil das Motiv "einen findet" und die technische Umsetzung quasi "mit verbundenen Augen" gelingt, weil man mit dem ganzen technischen Geraffel umgehen kann...

Gruß, Holger

Moin zusammen,
ich komme aus der technischen Schiene, so dass ich mir das Sehen etc. erarbeiten muss(te). Vieles habe ich hier gelernt bzw. mir auch erlesen.
Gruß
Bernd
 
Hallo!

Meiner Meinung nach kann man den Blick und die Kreativität nicht lernen, manche können das einfach, die meisten Leute können es aber nicht und ich schließe da ausdrücklich auch manche Profifotografen ein.

Die Technik für die problemlose Umsetzung kann man kaufen, die Bedienung kann man lernen, aber selbst ein technisch brillantes Bild, kann langweilig sein und einen nicht ansprechen.

Gruß vom Tänzer
 
Aber Hallo!

Da habe ich eine schöne Diskussion losgetreten! Ich glaube, das wir eigendlich nicht bewusst die Akzente setzen oder sie suchen. Vollprofis machen es bewusst und mit voller Berechnung, daher sehen viele Fotos auch so gestellt aus.

Gruß, Stefan
 
Vollprofis machen es bewusst und mit voller Berechnung, daher sehen viele Fotos auch so gestellt aus.
Hmmm, ich bin "Vollprofi" (was ja nichts anderes heißt, daß ich damit meinen Lebensunterhalt verdiene), aber gestellt aussehende Bilder wirst Du bei mir nicht finden, außer wie gesagt bei Sach- und Product Shots, die was "verkaufen" sollen. :)
Das Problem in der formalen Berufsausbildung ist imho, daß zwar Wert drauf gelegt wird, Dreisatz zu lernen und alte Entwickler-Rezepte runterzubeten (die außer ein paar "Analog-SW"-Fans keiner mehr braucht, wobei diese das meistens ohnehin erheblich besser beherrschen), wirkliche Kreativität und die Mittel zu deren Verwirklichung aber nicht vermittelt werden (wahre Meister im echten Sinne des Wortes :daumenhoch_smilie: sind selten und unbezahlbar, und wer als "Stift" einen solchen findet, hat quasi einen 6-er im Lotto!).
Wenn dann im Großbildforum ein Lehrling vor der Gesellenprüfung hektisch anfragt, wie man mit einer Fachkamera umgeht und richtig Licht setzt (Glasprodukte! :D ), dann spricht das Bände. Dann frage ich mich zweierlei:
a) Was hat der/die eigentlich innerhalb von 3 Jahren gelernt außer Laden fegen und Bildertüten sortieren und/oder
b) Wie kommt der/die auf die Schnapsidee, Berufsphotograph (mit "ph"!) werden zu wollen (Wohl zuviel "Reich und schön" gesehen und/oder als Jugendlicher schon eine SLR zu Weihnachten gekriegt :rolleyes: , "...weil das Kind "auf Malle" so schöne Urlaubsbilder von Tante Amalie geknipst und offensichtlich Talent hat.")... Ja, Photograph ist ein feiner Beruf, wenn man das künstlerische Rüstzeug mitbringt, aber sonst?
Das Ergebnis sieht man dann leider sehr oft im Fotoladen umme Ecke: Lieblos nach Schema F abgearbeitete "Portraits" ([Satiremodus]1/4 Std., macht 29,90... Einpacken ist nicht nötig, danke...![/Satiremodus]), die jede Kreativität vermissen lassen, was hier heißt, die Persönlichkeit des Fotografierten zu entdecken und im Bild festzuhalten. In diesem Falle ist es also die Persönlichkeit, die den Akzent setzt, um mal wieder zum Thema zu kommen.
Das Setzen von inhaltlichen Akzenten kann man meiner Meinung nach tatsächlich nicht lernen. Man kann natürlich von den 7 Fliegen auf'm Käse eine per Mausklick rot färben. Das ist auch ein Akzent, aber nicht im dem Sinne, wie ein Photograph den Begriff versteht... :D

Gruß
Wolf ;)
 
Moin,

Meiner Meinung nach kann man den Blick und die Kreativität nicht lernen, manche können das einfach, die meisten Leute können es aber nicht und ich schließe da ausdrücklich auch manche Profifotografen ein.

Hm. Ehrlich gesagt, sehe ich das völlig anders. Okay, ein Talent hilft vielleicht, und ganz ohne mag es kaum gehen. Aber auch das "Sehen" bzw. "Erkennen" kann und muss trainiert werden. Kein Photograph wird doch wohl von sich behaupten, dass er sich im Laufe seiner Laufbahn nicht verbessert hätte. Also hat er etwas gelernt, und zwar nicht nur die reine Bedienung der Technik, sondern auch in der Ausdrucksweise, in der Bildsprache.

Das Problem ist aber, dass diese Aspekte in der Photographie wesentlich schwerer zu vermitteln sind. Egal, ob über Bücher oder direkt in der Ausbildung. Selbst gute Photographen können hier versagen, weil plötzlich ganz andere Fähigkeiten gefragt sind. Wobei dann natürlich die Beurteilung "Der hat eh kein Talent, der schafft es sowieso nie!" nur allzuoft als Entschuldigung für eigene pädagogische Defizite hinhalten muss.

Darüber hinaus sind Fähigkeiten wie gerade die Kreativität in hohem Maße von Einflüssen in der Kindheit geprägt. Kreativität kann und muss man wecken, von alleine passiert das kaum. Und in späteren Jahren wird es immer schwieriger.

Grüße,


Heiner
 
Aber Hallo!

Da habe ich eine schöne Diskussion losgetreten! Ich glaube, das wir eigendlich nicht bewusst die Akzente setzen oder sie suchen. Vollprofis machen es bewusst und mit voller Berechnung, daher sehen viele Fotos auch so gestellt aus.

Gruß, Stefan

Ja, das ist eine schöne Diskussion, nur verallgemeinern oder Arbeitsweisen aufteilen in solche für Profis und solche für Amateure wird nicht funktionieren. Ich weiß nicht, wie eine Fotografenausbildung heute verläuft und ob das sich so drastisch darstellt wie Wolf es schildert. Es gibt überall gute und schlechte, talentierte und weniger talentierte, egal ob Amateur oder Profi. Mit Talent alleine wird man wohl nicht voran kommen in seiner Entwicklung. Da Vincis werden nur wenige geboren. Das Erlernen von Gestaltungsregeln kann sehr hilfreich sein, wenn nicht schulisch, dann aber durch eine Auseinandersetzung mit Bildern anderer und den eigenen. Man kann sich die Fragen stellen: warum gefällt mir ein Bild, warum gefällt anderen mein Bild oder auch nicht und dann ergründen was die Ursachen sind. Gestaltung/Akzente spielen in Fotozeitschriften fast keine Rolle, da geht es immer nur um Technik, gelegentlich noch um Perspektiven. Nur rein formal wird man die Sache auch nicht in den Griff bekommen. Ich kann nicht bewusst, um mal Akzente setzen zu wollen, mir ein Thema dafür suchen. Für mich ist es immer umgekehrt. Ich visualisiere ein Bild und kann mich fragen, was trägt dazu bei, dass es ein besonderes Bild wird. Da habe ich dann schon Vorlieben für Schärfe/Unschärfe, Licht-/Kontraststimmmungen und Tonwerte, sowie Perspektive, immer wieder Perspektive! Nur gekünstelte Akzente, da bin ich wieder voll bei Wolf, wie Colorkey, Farbfilter oder exzessive EBV Veränderungen sind nicht mein Fall. Man nennt so etwas häufig kreative Bildgestaltung, wobei ich da nicht viel Kreatives bei finden kann, es ist meist nur ein Aufpeppen von langweiligen oder misslungenen Bildern. Eine Beschäftigung mit den Regeln der Gestaltung kann jedem ambitionierten Fotografen in seiner Entwicklung aber nur hilfreich sein.
Viele Grüße
Klaus
 
Das Setzen von inhaltlichen Akzenten kann man
meiner Meinung nach tatsächlich nicht lernen. Man kann natürlich von den 7
Fliegen auf'm Käse eine per Mausklick rot färben. Das ist auch ein Akzent, aber
nicht im dem Sinne, wie ein Photograph den Begriff versteht... :D
Ein Akzent ist ja nichts anderes, als eine Betonung (ich denke, die beiden
Begriffe werden synonym verwendet). Was man sicher lernen kann, sind
Techniken, wie man in einem Bild etwas betont. Licht, Farbe, geometrische
Form und Anordnung, Schärfe, Perspektive ..., das kann man alles auprobieren,
die Wirkung auf dem Bild analysieren. Man kann lernen und trainieren, die
Wirkung schon bei der Aufnahme abzuschätzen und zu berücksichtigen. Und
man lernt dabei auch (hoffentlich), die Techniken subtil einzusetzen. Die rote
Fliege auf dem Käse wäre Holzhammermethode, aber wenn z.B. 6 Fliegen nach
links schauen und eine nach rechts, dann wäre diese eine auch betont, aber
ohne daß es aufdringlich wirkt und unangenehm auffällt.

Was man eher schlecht lernen kann, ist die Fähigkeit zu sehen und zu entscheiden,
was man denn überhaupt betonen soll. Da spielen dann eher Dinge wie Talent,
Geschmack, Phantasie und emotionale Einstellung zum Motiv eine Rolle. Sicher,
in gewissen Grenzen kann man auch das beeinflussen. Man kann seinem Talent
die Möglichkeit geben, sich zu entfalten (indem man einfach viel fotografriert).
Man kann seine Phantasie trainieren, indem man bewußt bestehende Grenzen
ignoriert und versucht, das "Undenkbare" zu denken. Man kann die Motive so
auswählen, daß man ihnen positiv und interessiert gegenübersteht und von
Haus aus nichts fotografiert, was man innerlich ablehnt. Aber spätestens
beim Geschmack ist Schluß, da kann (und soll) jeder seinen eigenen haben
und über Geschmack kann man nur schlecht diskutieren. Aber was soll's?
Der Hobbyfotograf hat den großen Vorteil, daß seine Bilder nur ihm selbst
gefallen müssen. Er kann, darf und soll alles fotografieren, was ihm gefällt,
so wie es ihm gefällt und er soll sich über die entstandenen Bilder freuen
können. Wenn ihm das gelingt, hat sich sein Hobby gelohnt. :)


Viele Grüße,
Heiner
 
Dafür zeigst Du in Deinen Bildern aber eine Menge davon. :):) Ein scharf abgebildeter Vogel vor unscharfem Hintergrund: voilà, ein Akzent; eine schwarze Teichralle auf heller Wasseroberfläche...

Hallo Echidna.

Für mich sind das alles keine gesetzten Akzente (im Sinne von: willkürlich hinzugefügt), sondern vorhandene Motive. Natürlich fällt ein schwarzer Vogel auf hellem Hintergrund mehr auf als vor dunklem - hier ergibt sich ein Kontrast. Diesen fotografisch auszunutzen, bietet sich natürlich an.

Das ist aber nicht das "Setzen von Akzenten", das ich vom Threaderöffner als gemeint betrachtet habe.

Was die Frage von Talent vs. Übung angeht, bin ich der Meinung, dass beides erforderlich ist und sich gegenseitig sinnvoll ergänzt. Wenn ich nicht weiss, wie ich technisch einen Akzent setzen kann (z. B. durch begrenzte Tiefenschärfe), nützt mir die Kreativität wenig. Wenn ich umgekehrt die Technik beherrsche, aber geeignete Motive nicht erkenne, bin ich auch keinen Schritt weiter.

Wie bei praktisch jedem Thema kann auch der Untalentierte ein Level erreichen, mit dem er vielleicht zufrieden ist, zumal er ja vielleicht die Defizite auch gar nicht erkennt. Auch das ist völlig in Ordnung; wer nur das Aufwachsen seiner Kinder dokumentieren will, ist vielleicht schon zufrieden, wenn sie erkennbar und einigermaßen scharf abgebildet sind. Die heutige Kameratechnik ist da sehr weit fortgeschritten. Ganz ohne negativen Hintergrund möchte ich diese Menschen "Knipser" nennen und ihnen keineswegs irgendeine Daseinsberechtigung absprechen.

Andererseits gibt es künstlerische Fotografen, die Motive sehen (oder erschaffen), die andere gar nicht bemerken. Hier spielt manchmal die technische Qualität gar nicht die Rolle, lediglich das Handwerk muss beherrscht sein, um die Ideen umsetzen zu können. Das war aber schon immer so und ist keine Erfindung der Fotografie, geschweige denn der digitalen.

Eine Parallele kann man vielleicht zur Musik ziehen: mit genug Übung kann jeder ein Instrument spielen lernen, um "alle meine Entchen" erkennbar wiederzugeben. Musik dann "zum Klingen zu bringen" wird nur den Talentierten gelingen.

Leider fehlt oft eine gesunde Selbsteinschätzung. Nur weil ich pfeifen kann, gebe ich kein Konzert. Und nur weil ich eine Kamera bedienen kann, bin ich kein Fotograf. Aber das ist ein anderes Thema ...

Grüße

Matthias
 
Ich weiß nicht, wie eine Fotografenausbildung heute verläuft und ob das sich so drastisch darstellt wie Wolf es schildert.
Ich hab's natürlich mit Absicht etwas akzentuiert :D beschrieben, aber leider ist mehr als ein Körnchen Wahrheit drin: Der besagte Fall "Gesellenprüfung und Null Ahnung" ist echt und nachdem, was ich so mitkriege von Kollegen, beileibe nicht der einzige... auch die Auslagen bei vielen Fotografen-Meistern spricht Bände: Routine ohne wirkliche Liebe zum Beruf und ohne die Gabe, zu SEHEN...
Photographie ist eben sehr viel mehr als nur "Handwerk"...

Gruß
Wolf
 
Hallo,
ich finde schon dass es Bilder gibt die nach Akzenten schreien und auch Bilder wo der goldene Schnitt wichtig ist.
Finde aber nicht, dass der goldene Schnitt immer Maß aller Dinge ist, auch finde ich, wenn z.B. ein Vogelportrait bei bestem Licht technisch einwandfrei gezeigt wird, hier wohl weitere Akzente überflüssig sind.
Wichtig finde ich jedoch den allgemeinen Schnitt, Aufnahmeposition, welchen Ausdruck das Motiv zeigt etc.
Ich finde auch, dass man fotografieren lernen kann auch durch Anschauungsmaterial von anderen, wo ich dann an meiner eigenen Arbeit noch ein wenig feile.
Wenn man dann so weit ist dass man anschauliche Bilder produziert kommt die Zeit wo ich mit meiner Technik Akzente setze wie z.B. Wischer, extreme Lichtverhältnisse, Filter, einfach Verrücktes tue.

Grüße
Franky
 
Photographie ist eben sehr viel mehr als nur "Handwerk"...

Interessant,
das ist zwar grundsätzlich richtig, aber meistens leider falsch.

(Ph)otogra(ph)ie an sich ist wirklich viel mehr, aber nur dann, wenn ein künstlerischer Aspekt mit einfließt. Ansonsten ist es reinstes Handwerk was gelernt und weitergebildet sein muss.

Der Photograph steht in der Handwerksrolle (abgesehen davon, dass ich das "Handwerkertum" in Deutschland für überholt und überbewertet weil Auslaufmodell halte. Andre Europäer machen das anders aber nicht schlechter) und muss sich im täglichen Leben mit dem Standardvolumen an Aufträgen herumplagen.

Dieses besteht überwiegend in Kleinkram wie Passfotos, Bewerbungsfotos, Hochzeit und Portraitaufnahmen. Hier sagt nicht der Photograph, sondern der Kunde wo's langgeht. Der hat sein Unternehmen gewinnorientiert zu führen, notfalls unter Zuhilfenahme einer Lotto-Annahmestelle oder eines Paketshops.

Dann gibt es die, die es geschafft haben sich in Bereichen zu spezialisieren wie Food, Mode, Industrie, Architektur oder allgemeine Werbung. Auch hier gibt es ausschließlich Vorgaben und der Photograph ist lediglich ein aufgabengesteuerter "Copilot". Dieser Stand ist arg in Bedrängnis geraten durch diverse "Stockies", die millionen von Bildern zu Centpreisen verramschen.

Ein Spezialist hingegen, der sich einen Namengemacht hat und "seine" eigenen Aufnahmen die evtl. auch noch "künstlerisch wertvoll" sind, verkaufen und davon auch noch leben kann ist sehr selten zu finden und dann stellt sich meistens auch noch heraus, er hat nicht einmal eine klassische handwerkliche Ausbildung und ist ein Quereinsteiger. Solch ein Talent unterscheidet sich in einem Punkt von allen anderen, sie sind Individualisten und vor allem Idealisten ohne "merklichen" Druck von Außen.

Zum Ursprungsthema "Akzente setzen":

Ich bin 100% sicher dass JEDER bewusst oder nicht, Akzente in seinen Aufnahmen platziert oder platzieren möchte. Egal was für ein Bild, wenn keine Akzente jeglicher Art vorhanden sind, findet es NULL Beachtung.

Was sind denn die wichtigsten Akzente?
-Goldener Schnitt
-Kontraste jeglicher Art
-Fibonacci

Diese Dinge gab es schon und wurden beachtet, da gab es noch nicht einmal Papier, geschweige Formeln die diese Dinge beschrieben. Alles was Menschen schon vor tausenden von Jahren "schön" fanden, hatte entweder Kontraste oder war nach den drei Dingen aufgeteilt.

Alles in der Natur wo Strukturen zu erkennen sind, Fibonacci.
Wo was als schön, "stimmig" und stabil gesehen wird, Goldener Schnitt.
Hingucker, Kontraste.

Das ist eigentlich, was so gut wie keine "Fotoschule" vermittelt, weil es als Erklärung zu einfach ist.

LG
Wilhelm
 
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