...mal abgesehen davon, dass meine Photos am Ende des Tages eigentlich nur mir gefalln müssen, zweifle ich gerade ein bißchen an mir selber, daher bräuchte ich mal Eure ehrlichen Meinungen zu diesem Photo, das ich in meinem Hamburg-Thread schon gezeigt habe.
Diese Phase macht jeder Photograph immer mal wieder durch und von Zeit zu Zeit sind einem selbst objektiv gute Bilder einfach nicht gut genug. Da spielt einem die eigene Psyche einen Streich. Manchmal hilft dann eine kleine schöpferische Pause und die Hinwendung zu anderen Motiven.
Ich habe dieses Photo seinerzeit bewusst so gestelatet und es gefällt mir heute noch. Allerdings habe ich jüngst einen ziemlichen Zeriss bzgl der Gestalung erlebt.
Was meint Ihr?
Mal vorneweg, ich beherrsche natürlich auch die Architekturphotographie, bin aber kein Spezialist dafür, daher sind meine Worte mit etwas Vorsicht zu genießen.
Imho enthält das Bild ein paar kleine Fehler und einen großen, für den Du aber an diesem Ort zu dieser Zeit nichts kannst.
Aber der Reihe nach...
Am auffälligsten ist der unangenehm braune Himmel, der m.E. im Grunde das Bild schmeißt. Diese Natrium-Dampfleuchten, so gut sie sicherheitstechnisch auch sein mögen, sind für einen Photographen der Alptraum, die Pest schlechthin. Wo man bei Hg-Dampf-Leuchten die störenden Wellenlängen (Hg-Emissionslinien) im blaugrünen Bereich noch mit Interferenzfiltern oder Neodym-Glasfiltern (Baader!) herausholen kann, ohne daß die Farben allzu sehr leiden, geht bei reinem Na-Dampf Licht nichts mehr. Ich habe das hier letztens gesehen: Die knatschblauen Deckel der Papiertonnen waren sogar visuell schlicht und ergreifend pechschwarz, was bedeutet, daß diese Straßenlaternen keinerlei blaues Licht aussenden. Was aber seinerseits impliziert, daß der Gelbbraun-Stich am aufgehellten Himmel trotz Mischlichtanteilen von Hg-Leuchten und gewöhnlichem Glühlicht nicht wirklich korrigiert werden kann, ohne daß es Verfälschungen im restlichen Bild gibt. Man kann zwar Lichtanteile herausfiltern, aber das, was nicht vorhanden ist, nicht hineinfügen.
Städte haben oft ein sehr übles Mischlicht und (als Tip) der beste Kompromiß liegt nach meinen Erfahrungen bei runden 4000 K. Nicht beheben läßt sich grundsätzlich die Himmelsaufhellung, die ein wahrer Stimmungskiller ist. Hier hilft nur, akribisch den Wetterbericht zu studieren. Um möglichst wenig Streulicht zu erhalten, braucht man sehr reine Atmosphäre. Die kriegst Du am ehesten noch nach einem Frontdurchgang, wenn der Himmel klar wird und aller Dreck aus der Atmosphäre gewaschen wurde. Auch manche Winternächte, wenn die Sterne glasklar und absolut ruhig ohne Szintillation stehen, eignen sich.
Soviel zum Licht, bei dem wirklich nur ein anderer Aufnahmezeitpunkt hilft.
Kleinere Fehler in diesem Bild sind die leichte Kippung nach rechts (die Vertikalen in der Bildmitte müssen vertikal bleiben), der winzige, angeschnittene Brückenrest rechts und m.M.n. liegt die Kante des Geländers etwas ungünstig. Die würde ich mir eher unterhalb der Lichterkette im Hintergrund wünschen. Im Grunde also Kleinkram, die keinen Verriß bezüglich der Gestaltung rechtfertigen. Wer nicht tief in der Photographie steckt, wird's vermutlich nicht einmal sehen.
Einen Grund, an Dir selbst zu zweifeln, sehe ich zumindest an diesem Bild nicht und erst recht nicht, wenn ich mir Dein gesamtes Portfolio hier im Forum anschaue. Die Hamburg-Bilder und Deine Landschaftsaufnahmen sind durchaus sehr feine Bilder, unabhängig davon, ob einem die Sujets liegen oder nicht.
In diesem Sinn
Gruß
Wolf
PS.: Für die Kritik habe ich Dein Original herangezogen, nicht die überkomprimierte Variante hier.