Moin!
Bryan Peterson hat mal vor Jahren ein Buch namens "Understanding Exposure" geschrieben, in dem er eine grafische Darstellung der Zusammenhänge von Belichtungszeit, Blende und ISO (eigentlich: "Belichtungsindex") und von deren "Sekundäreffekten" wie Verwacklungs-/Bewegungs-Unschärfe, Schärfentiefe, Beugung, Rauschen usw. gezeigt hat, die er "triangle of exposure" oder "exposure triangle" genannt hat. Wer mal nach "exposure triangle" googelt, findet eine Vielzahl von grafischen Drastellung in unterschiedlichster Machart, die alle versuchen, diese Zusammenhänge zu visualisieren.
Ich finde alle diese Darstellung unbefriedigend, weil sie einfach nicht berücksichtigen, warum man zu einer bestimmten Kombination von Zeit/Blende/ISO gezwungen sein kann. Diese Dreiecke suggerieren, man könne einfach eine kurze Belichtungszeit (weil man ja nicht verwackeln will), eine kleine ISO (es soll ja auf gar keinen Fall rauschen) und eine geschlossene Blende (weil man möglichst viel scharf haben möchte) wählen und dann klappt das schon. Es fehlt in allen diesen Darstellungen die Größe, die diese Wahlmöglichkeit eben doch, teilweise drastisch, einschränken kann: Die Motivhelligkeit.
Eine zweite Sache finde ich in fast allen einschlägigen Darstellungen unschön, nämlich die Verquickung von Belichtung und Bildhelligkeit. Die Bildhelligkeit wird von Motivhelligkeit, Zeit, Blende und ISO bestimmt, die Belichtung nur von Motivhelligkeit, Zeit und Blende, aber nicht von der ISO. Die ISO bestimmt nur (ggf. über die Belichtungsautomatik), wieviel Belichtung für die gleiche Bildhelligkeit benötigt wird. Wenn man die ISO um 1 Stufe hochdreht, kommt man mit 1 Stufe weniger Belichtung aus und kann dann kürzer belichten, weiter abblenden (oder das Motiv dunkler beleuchten). Strenggenommen müsste ein "Belichtungsdreieck" also eigentlich "Bildhelligkeitsdreieck" heißen und würde die Frage beantworten: "Wie muss ich bei gegebener Motivhelligkeit und gewählter ISO belichten, um die gewünschte Bildhelligkeit zu erreichen und welche Kombinationen von Zeit und Blende sind dann möglich?"
Vor Jahren hatte ich nun einen "Schützling", der sehr große Probleme hatte, die Zusammenhänge des "Bildhelligkeitsdreiecks" zu verstehen. Um dem die Zusammenhänge zu veranschaulichen, habe ich eine eigene Version eines "Belichtungsdreiecks" ersonnen. Wenn ich da auch meinen 2. Kritikpunkt selber verletze ("Bildhelligkeitsdreieck" klingt so sperrig), habe ich doch den 1. Punkt berücksichtigt und die Motivhelligkeit als Parameter in mein Dreieck eingebaut, wodurch dann überhaupt erst die "Zwangsläufigkeit" bei der Wahl von Zeit/Blende/ISO deutlich wird, wie ich finde.
Und bevor die Anmerkung kommt: Nein, dieses "Belichtungsdreieck" ist nicht dafür gedacht, unterwegs eine passende Zeit/Blende/ISO-Kombination zu finden, sondern es ist ein Lehr- oder Lernmittel, mit dem ein Lehrer seine Schüler rumspielen lassen könnte, um die Zusammenhänge zu verinnerlichen. Manch einem mag diese Darstellung dabei weiterhelfen, anderen nicht. Aber es gibt ja zum Glück noch viele andere Hilfsmittel. Wenn einem von Euch diese Darstellung hilft oder wenn jemand sie sogar benutzen möchte, um es anderen beizubringen, dann tut das gern. Ich freue mich aber, wenn Ihr mir das mitteilt. Verhindern kann und ich will ich es ja sowieso nicht.
So, ich fange mal "hinten" mit Folie 4 an mit dem zentralen Element, dem Licht. Die Motivhelligkeit stelle ich als gleichseitiges Dreieck dar, je heller desto größer:
Die Bv-Werte, die darauf zu sehen sind, sind übrigens die "brightness values" des APEX-Systems, wie überhaupt die gesamte Darstellung in meinem "Belichtungsdreieck" darauf beruht. Man könnte sich jetzt dieses Bild auf Pappe (oder besser noch auf durchsichtiger Folie) ausdrucken und verschieden große Bv-Dreiecke ausschneiden. Wer das wirklich tun möchte, kann auch diese beiden Folien nutzen:
Und jetzt nimmt man das Bv-Dreieck in die Hand, das der (zu Übungszwecken gedachten) Motivhelligkeit entspricht und legt es auf diese Grundfolie (die sinnvollerweise auch ausgedruckt wird):
Man richtet sein Bv-Dreieck parallel zu den roten, grünen und blauen Linien der Grundfolie aus und kann es nun entlang der Linien hin- und herschieben. An den Rändern des Bv-Dreiecks kann man jeweils eine Kombination von Blende, Belichtungszeit und ISO ablesen, die immer zur gleichen Bildhelligkeit führt. Welchen Effekt die jeweilige Wahl rein qualitativ auf Verwacklungs-/Bewegungs-Unschärfe, Freistellung, Beugung und Rauschen hat, habe ich versucht, mit den dicken Keilen kenntlich zu machen. Und selbstverständlich muss man bei dem Spielchen berücksichtigen, welche Blende, ISO, Belichtungszeiten Kamera und Objektiv denn überhaupt zur Verfügung stellen.
Gefällt Euch das? Habt Ihr Fragen oder Anmerkungen dazu? Was könnte ich besser machen?
Gruß, Matthias
PS: Zu dem Kritikpunkt bzgl. "ISO-loser" Sensoren komme ich später selber noch
Bryan Peterson hat mal vor Jahren ein Buch namens "Understanding Exposure" geschrieben, in dem er eine grafische Darstellung der Zusammenhänge von Belichtungszeit, Blende und ISO (eigentlich: "Belichtungsindex") und von deren "Sekundäreffekten" wie Verwacklungs-/Bewegungs-Unschärfe, Schärfentiefe, Beugung, Rauschen usw. gezeigt hat, die er "triangle of exposure" oder "exposure triangle" genannt hat. Wer mal nach "exposure triangle" googelt, findet eine Vielzahl von grafischen Drastellung in unterschiedlichster Machart, die alle versuchen, diese Zusammenhänge zu visualisieren.
Ich finde alle diese Darstellung unbefriedigend, weil sie einfach nicht berücksichtigen, warum man zu einer bestimmten Kombination von Zeit/Blende/ISO gezwungen sein kann. Diese Dreiecke suggerieren, man könne einfach eine kurze Belichtungszeit (weil man ja nicht verwackeln will), eine kleine ISO (es soll ja auf gar keinen Fall rauschen) und eine geschlossene Blende (weil man möglichst viel scharf haben möchte) wählen und dann klappt das schon. Es fehlt in allen diesen Darstellungen die Größe, die diese Wahlmöglichkeit eben doch, teilweise drastisch, einschränken kann: Die Motivhelligkeit.
Eine zweite Sache finde ich in fast allen einschlägigen Darstellungen unschön, nämlich die Verquickung von Belichtung und Bildhelligkeit. Die Bildhelligkeit wird von Motivhelligkeit, Zeit, Blende und ISO bestimmt, die Belichtung nur von Motivhelligkeit, Zeit und Blende, aber nicht von der ISO. Die ISO bestimmt nur (ggf. über die Belichtungsautomatik), wieviel Belichtung für die gleiche Bildhelligkeit benötigt wird. Wenn man die ISO um 1 Stufe hochdreht, kommt man mit 1 Stufe weniger Belichtung aus und kann dann kürzer belichten, weiter abblenden (oder das Motiv dunkler beleuchten). Strenggenommen müsste ein "Belichtungsdreieck" also eigentlich "Bildhelligkeitsdreieck" heißen und würde die Frage beantworten: "Wie muss ich bei gegebener Motivhelligkeit und gewählter ISO belichten, um die gewünschte Bildhelligkeit zu erreichen und welche Kombinationen von Zeit und Blende sind dann möglich?"
Vor Jahren hatte ich nun einen "Schützling", der sehr große Probleme hatte, die Zusammenhänge des "Bildhelligkeitsdreiecks" zu verstehen. Um dem die Zusammenhänge zu veranschaulichen, habe ich eine eigene Version eines "Belichtungsdreiecks" ersonnen. Wenn ich da auch meinen 2. Kritikpunkt selber verletze ("Bildhelligkeitsdreieck" klingt so sperrig), habe ich doch den 1. Punkt berücksichtigt und die Motivhelligkeit als Parameter in mein Dreieck eingebaut, wodurch dann überhaupt erst die "Zwangsläufigkeit" bei der Wahl von Zeit/Blende/ISO deutlich wird, wie ich finde.
Und bevor die Anmerkung kommt: Nein, dieses "Belichtungsdreieck" ist nicht dafür gedacht, unterwegs eine passende Zeit/Blende/ISO-Kombination zu finden, sondern es ist ein Lehr- oder Lernmittel, mit dem ein Lehrer seine Schüler rumspielen lassen könnte, um die Zusammenhänge zu verinnerlichen. Manch einem mag diese Darstellung dabei weiterhelfen, anderen nicht. Aber es gibt ja zum Glück noch viele andere Hilfsmittel. Wenn einem von Euch diese Darstellung hilft oder wenn jemand sie sogar benutzen möchte, um es anderen beizubringen, dann tut das gern. Ich freue mich aber, wenn Ihr mir das mitteilt. Verhindern kann und ich will ich es ja sowieso nicht.
So, ich fange mal "hinten" mit Folie 4 an mit dem zentralen Element, dem Licht. Die Motivhelligkeit stelle ich als gleichseitiges Dreieck dar, je heller desto größer:
Die Bv-Werte, die darauf zu sehen sind, sind übrigens die "brightness values" des APEX-Systems, wie überhaupt die gesamte Darstellung in meinem "Belichtungsdreieck" darauf beruht. Man könnte sich jetzt dieses Bild auf Pappe (oder besser noch auf durchsichtiger Folie) ausdrucken und verschieden große Bv-Dreiecke ausschneiden. Wer das wirklich tun möchte, kann auch diese beiden Folien nutzen:
Und jetzt nimmt man das Bv-Dreieck in die Hand, das der (zu Übungszwecken gedachten) Motivhelligkeit entspricht und legt es auf diese Grundfolie (die sinnvollerweise auch ausgedruckt wird):
Man richtet sein Bv-Dreieck parallel zu den roten, grünen und blauen Linien der Grundfolie aus und kann es nun entlang der Linien hin- und herschieben. An den Rändern des Bv-Dreiecks kann man jeweils eine Kombination von Blende, Belichtungszeit und ISO ablesen, die immer zur gleichen Bildhelligkeit führt. Welchen Effekt die jeweilige Wahl rein qualitativ auf Verwacklungs-/Bewegungs-Unschärfe, Freistellung, Beugung und Rauschen hat, habe ich versucht, mit den dicken Keilen kenntlich zu machen. Und selbstverständlich muss man bei dem Spielchen berücksichtigen, welche Blende, ISO, Belichtungszeiten Kamera und Objektiv denn überhaupt zur Verfügung stellen.
Gefällt Euch das? Habt Ihr Fragen oder Anmerkungen dazu? Was könnte ich besser machen?
Gruß, Matthias
PS: Zu dem Kritikpunkt bzgl. "ISO-loser" Sensoren komme ich später selber noch