Hallo zusammen!
Seidem digitale Fotoapparate zu erschwinglichen Preisen auf dem Markt sind, gibt es mehr Leute, die sich mit der Fotografie beschäftigen. Die Apparate sind klein, leicht und verursachen keine Filmkosten. Das führt dazu, dass in diversen Foren Bilder zu sehen sind, die ich persönlich mehr als Schnappschuß einstufen würde. Früher sind diese Fotos in den Schuhkarton und dann irgendwann auf einem Speicher gelandet, heute werde sie nicht selten ins Internet gestellt. Und genau das führt dann dazu, dass viele Leute sagen, seit den digitalen Kameras sind die Fotos schlechter geworden. Ich habe Leute kennengelernt, die innerhalb kurzer Zeit durch viel Ausprobieren und Dazulernen vom "Schuhkartonfoto" zu richtig guten Fotos gekommen sind. Weil sie eben durch die Technik des Internets (und auch das gehört ja zur neuen technik, über die hier geredet wird) ihre Bilder präsentiert haben und durch Gesprächsforen usw. die entsprechenden Tips bekommen haben. Aber was ist eigentlich ein gutes Bild? Wo ist der Maßstab? Mit Sicherheit keine Frage, auf die es eine einfache Antwort gibt (wenn es überhaupt eine gibt...). Zur "Technik" gehört eben auch das Internet mit den ganzen Gesprächsforen, Galerien usw.
Ich weiß gar nicht, wo ich jetzt mit meiner Tierfotografie stehen würde, wenn ich nicht durch Internetkontakte spezielle Tips zu Tarnzelten, Locations und ganz allgemeinen Erfahrungsaustauschen gekommen wäre. Von gemeinsamen, lehrreichen Fototreffen mir Leuten aus ganz Deutschland, die ich sonst nie kennengelernt hätte einmal abgesehen. Mein kleiner Fotoclub im Ort hätte mir mit Sicherheit nicht diese Möglichkeiten gegeben...
Ich kenne eine Reihe von Leuten (mich eingeschlossen), die viele Jahre analog fotografiert haben und jetzt digital fotografieren. Sind die Bilder dieser Leute besser oder schlechter geworden? Mein Eindruck: Geht es um Tierfotografie, Makros usw. sind die Bilder besser geworden! Aber nicht nur seit dem es digitale Kameras gibt, sondern eigentlich immer schon, wenn die Technik sich weiterentwickelt hat. Ich weiß noch, wie beim Blitzen die ersten Kameras mit TTL auf den Markt kamen. Heute selbstverständlich, damals eine Sensation. Musste man vorher bei Makroaufnahmen mit mehreren Blitzgeräten und Filtern noch Berechnungen anstellen, hat TTL plötzlich alles viel einfacher gemacht. Gut ausgeleuchtete Makroaufnahmen mit Aufhellung des Hintergrundes usw. waren immer häufiger zu sehen.
Später kamen die ersten AF Kameras und irgendwann war das System ausgereift und konnte auch sich schnell bewegende Objekte verfolgen. Ja, natürlich gab es auch zu MF Zeiten hervorragende und rasante Sportfotos. Ein routinierter Fotograf mit viel Übung konnte sehr schnell mit der Hand fokussieren. Aber: Mit einem leistungsfähigen AF gelang es auch ungeübten Fotografen DEN Moment festzuhalten und bei den geübten gab es viel weniger Ausschuß und noch mehr "Treffer".
Und genau das beobachte ich auch in den letzten Jahren der digitalen Fotografie. So viele wirklich perfekte Makroaufnahmen hat es früher in der Zahl einfach nicht gegeben. Jeder kann hunderte von Fotos machen und ausprobieren und während es früher die absolut hohe Kunst der Tierfotografie war ein Insekt im Flug zu fotografieren, kenne ich aus einem anderen Forum Leute, die das schon ein Jahr nach dem Kauf der ersten Kamera hinbekommen haben!
Ich selber merke immer wieder den Unterschied, ob ich eine digitale oder eine analoge Kamera benutze. Fotografiere ich analog, mache ich mir im Vorraus mehr Gedanken um die Bildeinteilung und Belichtung. Dinge wie eine Graukarte kommen immernoch oft zum Einsatz. Fotografiere ich digital, mache ich das weniger. Dann mache ich lieber 3-4 Aufnahmen mit verschiedenen Belichtungen und sortiere hinterher am Bildschirm aus. Warum auch nicht? Warum sollte ich nicht den Vorteil nutzen, einfach 4 Testbilder zu machen? Auch das Histogramm wird immer berücksichtigt, wenn ich Bilder mache. Entscheident ist das Ergebins, was hinterher rauskommt und nicht der Weg, mit dem ich es erreicht habe! Warum sollte ich nicht, wenn ich in der Morgendämmerung Bilder vom Rothirsch mit meiner D70 mache, einfach mit verschiedenen ASA-Werten fotografieren und später die besten Ergebnisse raussuchen? Die Technik bietet mir die Möglichkeit und es hat sich bei mir immer positiv bemerkbar gemacht, wenn ich diese Technik beherrsche und benutze (wobei ich nicht bestreiten will, dass es auch unsinnige "Features" bei modernen Kameras gibt...). Habe ich an dem Morgen meine analoge F5 in der Hand und habe einen 400 ASA Film eingelegt, gucke ich u.U. in die Röhre, weil noch zu wenig Licht vorhanden ist und ein Filmwechsel nicht in Frage kommt, weil ich mich nicht bewegen darf.
Ich kenne Fotografen, die mit langen Brennweiten und den neuestem IS (Canon --> Image Stabilizer) oder VR (Nikon --> Vibration Reduction) Objektiven fotografieren. Machen sie dadurch bessere Fotos? Nicht unbedingt, aber die Chance mit Einbeinstativ ein knackscharfes Foto von einem Singvogel zu bekommen sind höher, als wenn ich mit meinen 600mm und ohne VR unterwegs bin. Dies ist keine theoretische Annahme, sonder diese Erfahrungen habe ich bei zahlreichen Fototreffen machen können.
Was ich damit sagen will: Für mich persönlich und für meine Art von Fotos, hat eine moderne digitale Kamera inzwischen mehr Vorteile, als eine alte analoge. Ich habe heute noch Ausbelichtungen von digitalen Bildern im DIN A4 Format bekommen, die mich von der Qualität her schwer beeindruckt haben. Früher habe ich Makroaufnahmen mit 50 ASA (Agfa Ultra) gemacht und im Posterformat vergrößert. Ich bin gespannt, wie sich eine D200 mit 10 MP dagegen hält...ich werde es ausprobieren...
Meine Meinung zu dem Thema...
Gruß an alle,
Heiko