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Arca Swiss

Kl@u$

Undercover Mitarbeiter
<!-quote-!><table bgcolor="#feffe6" border=3 bordercolor="#333333"><tr><td><font size=1 color="#000000"><font color="#feffe6">Zitat:Tante Ilse (Tante Ilse) schrieb am 17. Januar 2007 - 23:30 Uhr:</font><p><font size=1 color="#000000">'
Diesem Eintrag folgt morgen noch ein zweiter Teil mit Bildern.'</font><font color="#feffe6">Zitatende</td></tr></table><!-/quote-!>

da sind wir ja alle schon mal gespannt.

Das GF habe ich bisher eher "bewußt gemieden", allerdings ist es inzwischen wirklich so, das Kameras und Zubehör in erträgliche Preisregionen rutschen - sehr zum Unwillen der Gattin
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Gruß vom See

Klaus
 
Grüss Gott und alle, die

Grüss Gott und alle, die es noch werden wollen !

Hier möchte ich eines meiner Geräte vorstellen, das ohne es zu wissen zum Klassiker avanciert ist. Es handelt sich um eine Grossformatkamera 4x5" von Arca Swiss, schätzungsweise aus der Zeit um 1960. Die Unterschiede zu einer modernen Grossformatkamera sind relativ gering und wirken sich nur dort aus, wo schnelles und präzises Arbeiten im Studio notwendig ist. So lassen sich bei moderneren Geräten die Standarten schwenken, ohne dabei die eingestellte Schärfeebene zu verlassen.
Grossformatkameras werden in verschiedene Typen eingeteilt. Die ursprünglich weitestverbreiteten waren die Laufbodenkameras, diese waren meist sehr kompakt gebaut und beanspruchten im zusammengeklappten Zustand erstaunlich wenig Platz, jedenfalls im Verhältnis zum Negativformat. Bauartbedingt waren Schärfedehnungen nach Scheimpflug mit diesen Kameras kaum möglich, hingegen verfügten fast alle über die Möglichkeit, das Objektiv zumindest vertikal zu shiften. Einige davon wurden sogar mit Messuchern ausgestattet, siehe vor allem Linhof.
Die Arca hingegen ist ein klassischer Vertreter der optischen Bank. Bei dieser Bauart befinden sich zwei möglichst vielseitig verstellbare Standarten auf einem Längsträger, auf dem sie mittels Zahntrieb präzise bewegt werden können. Dadurch ist die Kamera zwar unhandlicher, bietet aber dank der immensen Verstellmöglichkeiten ein beinahe unbegrenztes Einsatzspektrum. Wobei ihre Domäne ganz sicher eher im Studio als in der freien Landschaft zu finden ist.
Das Format 4x5" gilt unter GF-Fotografen immer noch als "Kleinbild", es hat aber den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass es bis zu diesem Format noch einigermassen erschwingliche Vergösserer gibt, die sogar in einem normalen Zimmer Platz finden.
Grossformatobjektive, wie sie hier zum Einsatz kommen, sind eher ungewöhnlicher Bauart, jedenfalls ausserhalb Grossformatkreisen. So bestehen sie üblicherweise aus zwei Hälften, die von vorne und hinten in den Verschluss eingeschraubt werden. Dort bleiben sie dann auch, da jedes Objektiv über einen eigenen Verschluss verfügt. Das Objektiv ist samt Verschluss in einer Blechplatte eingebaut, die wird Platine genannt und dient dem leichten Wechsel der Objektive, indem die komplette Platine mit wenigen Handgriffen gegen eine anders ausgerüstete ausgetauscht werden kann.
Auch bei Grossformatobjektiven gibt es originelle Besonderheiten, zum Beispiel die Symmare von Schneider-Kreuznach, die sowohl mit als auch ohne Hinterlinse verwendbar sind, mit jeweils unterschiedlichen Brennweiten. So wird aus einem 5,6/150er ein 12/265er. Ein weiterer Unterschied zu Objektiven kleinerer Formate ist der Blendenbereich, der bis zu Blende 128 gehen kann. Was bei kleineren Formaten wenig Sinn macht kann hier voll ausgenützt werden.
Natürlich gibt es auch für Grossformatkameras das ganze Spektrum an Brennweiten, wie wir es von kleineren Formaten her ja gut kennen. Allerdings sind extreme Telebrennweiten hier sehr viel dünner gesät, was nicht weiter erstaunt, da bei einem Grossformatnegativ Ausschnittvergösserungen kaum Grenzen gesetzt sind. Auf der Weitwinkelseite sieht es etwas besser aus, Brennweiten von unter 80mm sind jedoch leider sehr selten anzutreffen. Dies liegt eher im üblichen Einsatzgebiet als in mangelnder Kreativität des Anwenders bedingt. Zudem benötigen sehr kurze Brennweiten spezielle Zusatzausrüstungen, wie versenkte Platinen und besondere Weitwinkelbalgen.
Manche Kameras sind wie meine für mehrere Formate geeignet. Bei der Arca lässt sich die hintere Standarte gegen eine kleinere austauschen, dadurch wird die Kamera zu einer relativ kompakten optischen Bank im Format 6x9cm.
Das Arbeiten mit Grossformatkameras setzt voraus, dass man seinen Kopf bei der Sache hat. Was im Kleinild mit einer Daumenbewegung abgetan ist, muss hier in verschiedenen Schritten abgearbeitet werden. Der ungefähre Arbeitsablauf bei eingerichteter Kamera ist: Verschluss spannen - Verschluss und Blende manuell öffnen - mit der Lupe auf der Mattscheibe scharfstellen, ggf. unter Zuhilfenahme eines schwarzen Tuches, um das Mattscheibenbild auch an einem halbwegs hellen Tag noch erkennen zu können - Verschluss manuell schliessen - Belichtung messen, Zeit und Blendenwert am Objektiv einstellen - Verschluss erneut spannen - Filmkassette einschieben - Schieber ziehen - auslösen - Schieber schliessen und als belichtet markieren.
Was unterscheidet die Arca nun von ihren Konkurrentinnen ? Zum ersten ist es die berüchtigte und durchaus spürbare Schweizer Präzisionstechnik, alles ist klein, fein und trotzdem robust. Dazu kam die Vielseitigkeit, die durch verschiedene Zusatzausrüstungen erreicht wurde. Besonders erwähnenswert ist die Möglichkeit, sie als relativ handliche 6x9er zu verwenden. Dadurch lässt sie sich halt auch mit vergleichsweise billigem Filmmaterial betreiben, ohne auf die Vorteile einer optischen Bank verzichten zu müssen.
Nachdem dieses Wort jetzt schon wieder fällt, möchte ich noch ein kurzes Augenmerk auf ebendiese Vorteile lenken. Durch die immensen Verstellmöglichkeiten einer optischen Bank lässt sich die Schärfeebene willkürlich festlegen, sie kann bei korrekter Anwendung zur Schärfedehnung verwendet werden. Als klassisches Anwendungsbeispiel gelten sog. Tabletopaufnahmen, also Bilder, die von seitlich oben auf einen Tisch gerichtet aufgenommen werden. Da die Schärfeebene des Filmes nicht parallel zu der des Objektes liegt, müsste man entweder unsinnig abblenden - oder man schwenkt die Standarten so, bis der Schärfebereich den ganzen Tisch erfasst.
Eine Grossformatkamera anwenden heisst, sich mit wenigen Bildern zufriedengeben. Der Aufwand dafür hält sich zwar in vernünftigen Grenzen, aber leider ist das dazu notwendige Dunkelkammermaterial immer noch relativ schwer zu finden. Wenn auch Vergrösserer regelmässig auf dem Gebrauchtmarkt auftauchen - Entwicklungstanks für GF-Negative sind leider sehr dünn gesät, und selbst die pfriemeligsten kosten noch heftig Geld. Wer aber die Augen offen hat und mit GF liebäugelt, sollte trotzdem die Gunst der Stunde nutzen. Zur Zeit trennen sich viele Opfer der Werbung von ihren analogen Schätzen, dadurch ist diese ehemals kaum erschwingliche Kameratechnik auch in bezahlbare Sphären abgesunken.
Das kleineren Formaten eigene markendominierte Denken sucht man im Grossformat vergeblich. Einerseits sind die technischen Unterschiede zwischen den einzelnen Marken eher marginal, andererseits steht bei dieser Art der Fotografie eher das Bild im Vordergrund. Da man GF-Kameras nur sehr, sehr selten in freier Wildbahn antrifft, bieten sie dementsprechend auch weitaus weniger Gesprächsstoff, jedenfalls der herkömmlichen Art. Dafür kennt fast jeder GF-Fotograf die hastigen Reaktionen der Autofahrer, die sein Gerät mit einer mobilen Radarfalle verwechseln...

Diesem Eintrag folgt morgen noch ein zweiter Teil mit Bildern.
 
Hier nun Teil 2 mit den Illust

Hier nun Teil 2 mit den Illustrationen.

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Eine Grossformatkamera mitsamt Zubehör ist nicht so gross, wie der Name vermuten lässt. Die komplette Ausrüstung passt in einen handlichen Koffer und ist auch vom Gewicht her durchaus mit einem prall gefüllten KB-Rucksack vergleichbar.

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Die Kamera, eingerichtet mit der 4x5"-Rückwand und einem Normalobjektiv von 150mm Brennweite. Sozusagen der Normalfall.

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Hier dasselbe, eingerichtet mit 65mm-Weitwinkel und entsprechendem kurzen WW-Balg


en. Weitwinkel macht bei grösseren Formaten definitiv mehr Spass als bei kleinen. Die Tücke liegt dabei allerdings genau im grossen Vorteil, denn die gute Auflösung lässt auch kleinste unerwünschte Details auf dem Bild erscheinen. Es empfiehlt sich, vor der Aufnahme den Vordergrund des Bildes nach herumliegendem Müll abzusuchen.

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Verschiedene GF-Objektive in ihren Platinen. Die aussen sichtbare kurze Bauweise verdanken wir dem grossen, innenliegenden Teil des Objektivs.

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Ein Blick ins 65mm-Nikkor, ganz ohne Schnörkel, ein reines Werkzeug. Aber eines, das Spass macht.

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Die vielseitigen Verstellmöglichkeiten, einmal etwas übertrieben dargestellt. Im Alltagseinsatz wird die Kamera sehr selten so stark verstellt.

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Rückseite mit Filmkassetten. Die Kassetten sind seit vielen Jahren genormt und unter dem Namen internationales Rückteil bekannt. Die Lasche des Schiebers ist einseitig schwarz, so kann durch ein Umdrehen des Schiebers markiert werden, wenn der Film bereits belichtet ist.

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Um die Kassette einzuspannen, muss die Mattscheibe am Bügel angehoben werden. Die Kassette wird dann bis zur Rastung eingeschoben. Die Federkraft des Bügels drückt die Mattscheibe aufs Rückteil und die Kassette sitzt lichtdicht. Für einen Wechsel von Hoch- auf Querformat kann die Rückseite um 90° versetzt werden.

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Zu einer GF-Ausrüstung gehört leider auch ein erzsolides Stativ mit einem entsprechenden Kugelkopf. Das wiegt dann etwa gleichviel wie die restliche Ausrüstung. Auch wenn kein Spiegelschlag die Kamera erschüttert, gerade im Freien bieten GF-Kameras dem Wind grosszügige Angriffsflächen.

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Komplett mit Filter und Kompendium macht sie schon etwas her.

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Die berühmte Radarfalle...

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Variationen eines Themas: hier in der Sparversion mit dem 6x9cm-Rückteil.

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Die kleine Mattscheibe fürs Schnappschussformat.

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Kleine Rückseite mit eingesetztem Planfilmhalter anstelle der Mattscheibe.

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Dasselbe mit automatischem Rollfilmmagazin für acht Aufnahmen auf normalem 120er Film.

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Schieberückwand mit Mattscheibe und Planfilmhalter.

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Ein beeindruckendes Gerät das geduldigen Menschen viel Freude bereiten kann.
Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, diese interessante und liebenswerte Kamera würdig zu präsentieren. Vielen Dank allen Lesern für Eure Geduld.

Abgelichtet mit Leica Digilux 2
 
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klaus schrieb am 18. Januar 2007 - 12:13 Uhr:

'ist es inzwischen wirklich so, das Kameras und Zubehör in erträgliche Preisregionen rutschen'
klaus schrieb am 21. Januar 2007 - 13:00 Uhr:

'Die macht richtig Appetit '
Das ist ja richtig interessant - Fotografie, die sozusagen zurück zu den Wurzeln geht - es reizt mich richtig, das mal auszuprobieren!
Tante Ilse (Tante_ilse) schrieb am 21. Januar 2007 - 12:55 Uhr:

'Vielen Dank allen Lesern für Eure Geduld.'
Ich sag vielen Dank für den interessanten Beitrag!
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Gruß, Robert
 
Wirklich schöne Kamera un

Wirklich schöne Kamera und für Balgen habe ich ja eh etwas übrig...Mit Großformat habe ich noch überhaupt keine Erfahrung sammeln dürfen, aber es wird sie ja noch länger geben.

Ein Danke an die Tante für den Beitrag

Denis
 
Hallo Tante,

diese tolle Ka


Hallo Tante,

diese tolle Kamera hast du für uns und unser Forum wirklich perfekt beschrieben und hervorragend bildnerisch dokumentiert.

Gruß, Jochen
 
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