Ein kleiner Erfahrungsbericht: trotz aller Bedenken, ich bin einer DP1 Merrill erlegen. Zugegeben, Sigma Kameras mit Foveon Sensor waren für mich völlig “out“. Zuviel Unsinn war bei der Markteinführung der SD1 passiert. Die Merrill mit 46 Mpx und über 8.000€ UWP (unverbindlicher Wunschpreis) erlebte einen Preissturz auf heute 1.699 € im Online Handel. Es ist eines von zwei Disastern der Fotoindustrie in jüngster Zeit. Bilder von diglloyd.com und luminous-landscape.com konnte man aber nicht einfach abtun. Die SPP (Sigma Photo Pro) Software gibt es kostenlos, RAW Bilder waren auch zu finden. Also wurde sich damit mal beschäftigt.
Es ist genug über ihre Vor- und Nachteile geschrieben worden, so dass vorher klar war, wofür sie zu gebrauchen geht, und wofür nicht. Es ist müßig, darüber zu lamentieren, dass sie langsam ist und nicht für hohe ISO Werte zu gebrauchen geht. Genauso müßig, wie zu beklagen, dass eine Mittelformat nicht für Actionsport taugt oder eine DSLR nicht in die Hosentasche passt. Die einzige Frage war, ob die Farbanmutung in den Griff zu bekommen ist. Die Antwort: ja, aber nicht mit der Sigma Software SPP allein.
Für 639,- € (nicht die 1.099 die Sigma gerne hätte) wurde eine bestellt, was kann schon passieren, schlimmstenfalls geht sie wieder mit etwas Verlust als Preis für gewonnene Erfahrung.
Es kam ein schwarzer Kasten mit Objektiv, mehr nicht. Wenige Knöpfe und Tasten, kein Sucher, zu groß für die Hemdentasche, kein Griff, keine Sonnenblende und zwei Akkus, beide leer. Also hieß es warten und aufladen, nein das Handbuch will ich nicht lesen. Intuitiv soll sie zu bedienen sein (photographer's tool not amateur's toy), warten wir es ab. Eine Stunde später ging sie in Betrieb. Wundervoll, alles was Fotografen ohnehin nicht verwenden, fehlte. Es gibt keine Kreativ-/Motivprogramm-Features und sonstigen Menüschrott. Sie ist mehr Kamera als Nindendo. Einfach das Quick Setup Menü individualisiert und das war's. Video (VGA) wäre überflüssig, entweder macht man es richtig oder gar nicht. Ansonsten ist sie ein reines Werkzeug. Natürlich ließe sich durch ein weiteres Einstellrad statt Mode und Menüfunktionen die Bedienung noch besser gestalten.
Einige Bilder waren schnell gemacht, in SPP geöffnet und als JEPG nach Aperture importiert. WOW! Die Farben stimmen noch nicht, der AWB bringt Zufallsergebnisse. SPP ist schneckenlangsam und kann keine Monitorprofile, und es passt nicht in meinen Workflow. Also SPP nur für minimalste Anpassungen, Farben ignorieren und dann exportieren - als ProPhoto RGB. JEPG ist gut, 16-Bit TIFF für den Druck noch etwas besser, aber nicht viel.
Den Rest macht Aperture. Die Farben stimmen nach etlichen Iterationsschritten. Die (geringen) Farbquerfehler des exzellenten Objektivs wurden gleich mit beseitigt. Jetzt sitzt der Preset schon ganz gut. Wer Aperture verwendet und eine Merrill hat, kann gerne nachfragen.
13s vergehen bis ein Bild gespeichert ist (SDHC Class 10, 45 MB/s), aber 7 Bilder kann man hintereinander mit 4 Bilder/s machen, nach 50-60 Bildern ist der Akku leer (oder eher). Über ISO 400 geht nur noch s/w aber dafür unglaublich gut. Sie ist nichts für die High-ISO Fraktion und für die Action Fotografie und die Superzoomer schon gar nicht. Alles geht bedächtig, also auch der AF, der aber gut trifft, ...falls genügend Licht da ist. Wenn Du damit nicht klar kommst, ist sie auch nichts für Dich.
Andererseits, man bekommt scharfe Bilder bei 1/15 s, der Zentralverschluss macht fast keine Erschütterungen, versucht das mal mit einer D700/D800. Blitzen geht auch bei 1/2000s noch. Sie ist ein Spezialist für Spezialisten kein Generalist für Allesfotografierer.
Die Bilder? Ich finde sie phänomenal in Klarheit, Farbe (nach Anpassungen), Mikrokontrast und Detailauflösung. Nachschärfen, das war einmal. Hier gibt es nichts mehr zu schärfen, keine Artefakte, Schärfungsränder, Moirés, nichts.
Doch es gibt Optimierungspotenzial. Ein optischer Sucher musste her (149,-), die Geli (25,-), die kleinste RRS Schnellwechselplatte (45,-), die Richard Franiec Griffschale ($43) und ein dritter Akku (7,90). Damit ist sie gebrauchstüchtiger geworden. Mit der Geli passt der Objektivdeckel nicht mehr, und beim Fotografieren im Hochformat (mit Sucher) drückt man mit der Stirn die AE Locktaste. Gibt es bei Sigma keinen Betatest? Immerhin, ein 52er Nikon Deckel funktioniert.
Vorläufiges Fazit: ich verzeih ihr die Unzulänglichkeiten, wobei der Zwang zu Sigma Photo Pro am Schlimmsten ist. Sie ist eine, mit der ich klar kommen werde, eine die man beherrschen muss und die bleiben wird. Und das Schöne ist, niemand nimmt mich als Fotograf wahr, wenn ich mit der kleinen schwarzen Box durch die Straßen gehe. Wem würde ich sie empfehlen? 1. meinem ärgsten Feind, der nur knipsen will, 2. meinem besten Fotofreund, der fotografieren kann, 3. dem Mittelformatfotografen (als Zusatzkamera), der auf Auflösung nicht verzichten kann/will, wohl aber auf das Schleppen von vielen Kilos. 4. dem potentiellen Leica M Käufer, der fast die gleiche s/w Qualität für 1/10 des Preises bekommt, den ein M-Body (ohne Objektiv) kostet. Und einen roten Punkt wird man noch irgendwo auftreiben können...
Gruß
Klaus
#1
Ein unglaubliches Wetterschauspiel am 24.8.2013 um 19:24. Doppelter vollständiger Regenbogen mit Lichtspielen im Himmel. Pano aus 4 Freihandaufnahmen mit Hugin gestitched.
Man beachte die Vögel, die auch in der 100% Ansicht noch ziemlich scharf sind.
#2
gleiches Motiv in s/w von einem anderen Tag.
#3
Tomaten am Abend eines regnerischen Tags. Das Motiv diente der Farbkalibration, der Rechner war unmittelbar neben dem Original platziert. Und genauso sah es auch aus.
#4
Ein weiteres Bild, welches der rot/grün Abstimmung diente. Auch hier stimmen Wirklichkeit und Abbildung überein.
#5
Zur Demonstration des enormen Auflösungspotenzials.
#6
In der 100% Ansicht
Es ist genug über ihre Vor- und Nachteile geschrieben worden, so dass vorher klar war, wofür sie zu gebrauchen geht, und wofür nicht. Es ist müßig, darüber zu lamentieren, dass sie langsam ist und nicht für hohe ISO Werte zu gebrauchen geht. Genauso müßig, wie zu beklagen, dass eine Mittelformat nicht für Actionsport taugt oder eine DSLR nicht in die Hosentasche passt. Die einzige Frage war, ob die Farbanmutung in den Griff zu bekommen ist. Die Antwort: ja, aber nicht mit der Sigma Software SPP allein.
Für 639,- € (nicht die 1.099 die Sigma gerne hätte) wurde eine bestellt, was kann schon passieren, schlimmstenfalls geht sie wieder mit etwas Verlust als Preis für gewonnene Erfahrung.
Es kam ein schwarzer Kasten mit Objektiv, mehr nicht. Wenige Knöpfe und Tasten, kein Sucher, zu groß für die Hemdentasche, kein Griff, keine Sonnenblende und zwei Akkus, beide leer. Also hieß es warten und aufladen, nein das Handbuch will ich nicht lesen. Intuitiv soll sie zu bedienen sein (photographer's tool not amateur's toy), warten wir es ab. Eine Stunde später ging sie in Betrieb. Wundervoll, alles was Fotografen ohnehin nicht verwenden, fehlte. Es gibt keine Kreativ-/Motivprogramm-Features und sonstigen Menüschrott. Sie ist mehr Kamera als Nindendo. Einfach das Quick Setup Menü individualisiert und das war's. Video (VGA) wäre überflüssig, entweder macht man es richtig oder gar nicht. Ansonsten ist sie ein reines Werkzeug. Natürlich ließe sich durch ein weiteres Einstellrad statt Mode und Menüfunktionen die Bedienung noch besser gestalten.
Einige Bilder waren schnell gemacht, in SPP geöffnet und als JEPG nach Aperture importiert. WOW! Die Farben stimmen noch nicht, der AWB bringt Zufallsergebnisse. SPP ist schneckenlangsam und kann keine Monitorprofile, und es passt nicht in meinen Workflow. Also SPP nur für minimalste Anpassungen, Farben ignorieren und dann exportieren - als ProPhoto RGB. JEPG ist gut, 16-Bit TIFF für den Druck noch etwas besser, aber nicht viel.
Den Rest macht Aperture. Die Farben stimmen nach etlichen Iterationsschritten. Die (geringen) Farbquerfehler des exzellenten Objektivs wurden gleich mit beseitigt. Jetzt sitzt der Preset schon ganz gut. Wer Aperture verwendet und eine Merrill hat, kann gerne nachfragen.
13s vergehen bis ein Bild gespeichert ist (SDHC Class 10, 45 MB/s), aber 7 Bilder kann man hintereinander mit 4 Bilder/s machen, nach 50-60 Bildern ist der Akku leer (oder eher). Über ISO 400 geht nur noch s/w aber dafür unglaublich gut. Sie ist nichts für die High-ISO Fraktion und für die Action Fotografie und die Superzoomer schon gar nicht. Alles geht bedächtig, also auch der AF, der aber gut trifft, ...falls genügend Licht da ist. Wenn Du damit nicht klar kommst, ist sie auch nichts für Dich.
Andererseits, man bekommt scharfe Bilder bei 1/15 s, der Zentralverschluss macht fast keine Erschütterungen, versucht das mal mit einer D700/D800. Blitzen geht auch bei 1/2000s noch. Sie ist ein Spezialist für Spezialisten kein Generalist für Allesfotografierer.
Die Bilder? Ich finde sie phänomenal in Klarheit, Farbe (nach Anpassungen), Mikrokontrast und Detailauflösung. Nachschärfen, das war einmal. Hier gibt es nichts mehr zu schärfen, keine Artefakte, Schärfungsränder, Moirés, nichts.
Doch es gibt Optimierungspotenzial. Ein optischer Sucher musste her (149,-), die Geli (25,-), die kleinste RRS Schnellwechselplatte (45,-), die Richard Franiec Griffschale ($43) und ein dritter Akku (7,90). Damit ist sie gebrauchstüchtiger geworden. Mit der Geli passt der Objektivdeckel nicht mehr, und beim Fotografieren im Hochformat (mit Sucher) drückt man mit der Stirn die AE Locktaste. Gibt es bei Sigma keinen Betatest? Immerhin, ein 52er Nikon Deckel funktioniert.
Vorläufiges Fazit: ich verzeih ihr die Unzulänglichkeiten, wobei der Zwang zu Sigma Photo Pro am Schlimmsten ist. Sie ist eine, mit der ich klar kommen werde, eine die man beherrschen muss und die bleiben wird. Und das Schöne ist, niemand nimmt mich als Fotograf wahr, wenn ich mit der kleinen schwarzen Box durch die Straßen gehe. Wem würde ich sie empfehlen? 1. meinem ärgsten Feind, der nur knipsen will, 2. meinem besten Fotofreund, der fotografieren kann, 3. dem Mittelformatfotografen (als Zusatzkamera), der auf Auflösung nicht verzichten kann/will, wohl aber auf das Schleppen von vielen Kilos. 4. dem potentiellen Leica M Käufer, der fast die gleiche s/w Qualität für 1/10 des Preises bekommt, den ein M-Body (ohne Objektiv) kostet. Und einen roten Punkt wird man noch irgendwo auftreiben können...
Gruß
Klaus
#1
Ein unglaubliches Wetterschauspiel am 24.8.2013 um 19:24. Doppelter vollständiger Regenbogen mit Lichtspielen im Himmel. Pano aus 4 Freihandaufnahmen mit Hugin gestitched.
Man beachte die Vögel, die auch in der 100% Ansicht noch ziemlich scharf sind.
- SIGMA - SIGMA DP1 Merrill
#2
gleiches Motiv in s/w von einem anderen Tag.
- SIGMA - SIGMA DP1 Merrill
- 19.0 mm
- ƒ/6.3
- 1/1250 sec
- Center-Weighted Average
- Auto bracket
- -1.3
- ISO 100
#3
Tomaten am Abend eines regnerischen Tags. Das Motiv diente der Farbkalibration, der Rechner war unmittelbar neben dem Original platziert. Und genauso sah es auch aus.
- SIGMA - SIGMA DP1 Merrill
- 19.0 mm
- ƒ/8
- 1/30 sec
- Center-Weighted Average
- Auto bracket
- -1
- ISO 200
#4
Ein weiteres Bild, welches der rot/grün Abstimmung diente. Auch hier stimmen Wirklichkeit und Abbildung überein.
- SIGMA - SIGMA DP1 Merrill
- 19.0 mm
- ƒ/8
- 1/80 sec
- Center-Weighted Average
- Auto bracket
- -1.3
- ISO 100
#5
Zur Demonstration des enormen Auflösungspotenzials.
- SIGMA - SIGMA DP1 Merrill
- 19.0 mm
- ƒ/5.6
- 1/125 sec
- Center-Weighted Average
- Auto bracket
- ISO 100
#6
In der 100% Ansicht
- SIGMA - SIGMA DP1 Merrill
- 19.0 mm
- ƒ/5.6
- 1/125 sec
- Center-Weighted Average
- Auto bracket
- ISO 100
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