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Interessante Sucherkameras

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Ich fotografiere nicht nur mit

Ich fotografiere nicht nur mit (zugegeben jüngeren) Klassikern, ich würde mich durchaus auch als Sammler bezeichnen (das sind die mit dem funkelnden irren Blick und den Spuckefäden an den Mundwinkeln, wenn sie ein Objekt ihrer Begierde entdecken) - wenngleich ich meine ehemals recht große Sammlung zwischenzeitlich weitgehend in andere, gute und sachkundige, Hände gegeben habe.

Einen Zentralverschluss gangbar zu machen, einer geschundenen Rolleiflex neues Leben einzuhauchen, das hatte für mich zudem immer etwas mit Entspannung zu tun (gut, auch mit dem einen oder anderen deftigen Fluch oder aufgescheuerten Knien, wenn mal wieder ein weggesprungenes Federchen im Teppich versenkt war). Doch zugegeben: Vor allem Anfangs habe ich mindestens eben so viele Kameras gerettet, wie ich andererseits zum endgültigen Vitrinendasein verurteilt habe ... . Doch auch mit Stativ, schwarzem Tuch und einer 9x12 Goerz Tenax oder einer Contessa aus den Zwanzigern unter den mitleidigen Blicken der Nachbarn loszuziehen, hatte was.

Die Vitrinen und Regale füllten ca. 35 King Regulas der Nachkriegszeit bis zu den späten 60ern, darunter eine vergoldete Cita(lux 300) oder drei verschiedene Olympia Autoset (und andere) mit Programmautomatik, die Messuchermodelle und selbstverständlich die Modelle mit wechselbaren Objektiven, desweiteren ca. 20 Rolleiflex/-cord TLR, mindestens so viele ADOX 6x6 und KB, eine große Hand voll Baldas u.v.a.m. Merkwürdigerweise habe ich diese Sammelleidenschaft während einer längeren frauenlosen Zeit aufgegeben (brauchte ich das nun nicht mehr?
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Oder musste ich zu viel anderes nachholen, was ich nicht verpasst hatte? Der Erlös war jedenfalls die Anzahlung für ein schönes Motorrad). Ich gab den ganzen Edelschrott an einen anderen Sammler weiter (der irre Blick!) und habe nur einige wenige ausgewählte Stücke behalten. Nichts besonders seltenes, schon gar nichts wertvolles darunter, vielmehr Stücke, die mir persönlich etwas bedeuteten (so die Regula 1 P-a, die mich das fotografieren lehrte), solche die ich gelegentlich noch benutze (z.B. Rolleiflex T), vor allem aber Kameras, die mir aufgrund bestimmter einzigartiger Eigenschaften besonders gefielen. Dies sind quer durch den Gemüsegarten Platten-, Rollfilm-, Kleinbildkameras; ich werde sie wohl nach und nach hier vorstellen (immer dann, wenn ich wie soeben Strohwitwer bin und Zeit habe) und beginne mit zwei Kleinbild-Sucherkameras.

Vor allem würde ich mich freuen, wenn dieser Thread von anderen Boardmitgliedern genutzt würde, ihre Stücke jenseits von Rollei-Glanz und Leica-Glamour vorzustellen.


Die Regula King 1 P-a

Hergestellt von den Regula Werken King KG, Bad Liebenzell, ab ca. 1954, hier in der letzten Version von ca. 1957 mit Prontor SVS Verschluss 1sec - 1/300sec und vergütetem Steinheil Cassar 1:2,8/45mm. Eingebauter optischer Belichtungsmesser, entsprechender Lichtwertskala am Verschluss und, ganz modern, Filmmerkscheibe.
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Sie ist immer noch funktionsfähig, wenn auch das Leben (und unsachgemäßes Werkzeug bei ersten 'Pflegeversuchen' vor langer Zeit) die eine oder andere Spur hinterlassen hat.

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Die Beltica

Hergestellt vom VEB Balda Werk (später VEB Belca), Dresden, ab m.W. 1951, mit vergütetem CZJ Tessar 1:2,8/50mm und Cludor-Verschluss 1sec - 1/200sec.
Eine klassische KB-Klappkamera, ein ganz besonders zierliches, ja niedliches Exemplar jedoch. Eine Besonderheit ist gewiss die Möglichkeit zum Ausgleich der Parallaxe am Fernrohrsucher.
Auch diese Kamera funktioniert (wieder) zufriedenstellend. - Zwar wird auch diese Kamera i.d.R. waagerecht gehalten, aber wenn sie schon so einen netten Aufsteller am Laufboden hat ... .

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Hallo Peter,

vor allem die


Hallo Peter,

vor allem die Regula ist ja eine wirklich sehr schöne Kamera. Wenn ich das richtig einschätze, dann ist sich auch recht kompakt und handlich.
Ich finde es übrigens toll, dass Du auch schlichte Kameras fern der üblichen Sammlerträume präsentierst. Ich selbst sammle auch so ein wenig (falls das Geld es zuläßt) und habe immer Spaß an Kameras mit technischen Besonderheiten und versuche so ein wenig die große Bandbreite möglicher technischer Lösungen zu dokumentieren.

Gruß Uli
 
Na, eine habe ich heute noch:

Na, eine habe ich heute noch:

Baldessa 1b

Du stehst wieder vor dem Schaufenster. Der große braune Koffer, der sich in den Schwielen an deiner Hand verewigt hat, steht neben dir auf dem Asphalt. Schon so oft bist du davorgestanden, hast dir die Leica IIf angeschaut, die Rolleiflex, mit den Füßen scharrend, wissend, dass du sie dir mit deinem Gehalt als Vertreter für Piccolo-Staubsauger nie wirst leisten können. Aber daneben steht die Baldessa. Eigentlich eine Kamera, die alle Wünsche erfüllt: Ein vergütetes Westanar 1:2,8, ein Sucher mit gekuppeltem Entfernungsmesser, Belichtungsmesser mit Lichtwertskala, Prontor-SVS-Verschluss. Keine Leica, aber ... .
Die ersten Schneeflocken. Du gehst in den Laden. Du bist heute fest entschlossen, die Balda zu kaufen. Die alte Retina deines Vaters, Jahre eingewickelt in öligem Papier und vergraben im Garten hinterm Haus, sie taugt nicht mehr. Du weißt, dass deine Frau die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wird. Die Kinder brauchen Wintermäntel, warme Schuhe. - Nach Krieg und Gefangenschaft hast du doch nur gearbeitet. Wie viele Kilometer bist du durch die Stadt gelaufen mit dem schweren Koffer. Wie oft hat man dir die Tür einfach vor der Nase zugeschlagen. Wie oft hast du die Leute aber auch von dem einzigartigen Staubsauger, der sich zum Bohnergerät und zur Küchenmaschine umbauen lässt, überzeugt. Die Leute haben wieder Geld. Es sollte euch doch gut gehen. - Und du darfst dir heute die Balda kaufen.
Der Händler holt die Kamera aus dem Schaufenster, stellt sie auf die Theke. Fast ehrfürchtig nimmst du sie in die Hände, ganz vorsichtig. Wie klein und leicht sie ist. Mit diesen glatten runden Formen wird sie vielleicht sogar ihr gefallen. Etwas teilnahmslos erklärt dir der Händler den Aufzug der Kamera mit dem Schlüssel am Kameraboden, zeigt dir, wie man durch den Sucher blickt und die Entfernung einstellt, wie man richtig die Belichtung misst und einstellt (er selbst nimmt lieber die Rolleiflex). 225,- DM sind viel, fast zu viel. Ratenzahlung? Aber selbstverständlich, machen doch heut' alle. Du fingerst nervös deinen Geldbeutel aus der Sakkotasche. 45,- DM Anzahlung und vier weitere Raten, dein Ausweis, deine Unterschrift - im Frühjahr gehört sie dir! Der Händler steckt die Kamera in die Bereitschaftstasche, packt sie dann in den Karton. Kein Packpapier? Aber eine Schnur, man kann den Karton so besser tragen.
Eine flüchtige Verabschiedung, gedankenverloren. Du musst nach Hause.

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Hergestellt ab 1957 vom Balda-Werk, Bünde in Westfalen. Leuchtrahmensucher mit Parallaxenausgleich und gekuppeltem Entfernungsmesser, ISCO Color-Westanar (Tessar-Typ) 1:2,8/45mm, Prontor-SVS Lichtwertverschluss 1sec - 1/300sec und B, Gossen Belichtungsmesser mit Lichtwertskala, Schnellaufzug am Kameraboden, abnehmbare Rückwand.

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Gruß

Pit
 
Hallo Pit,

finde die Geschi


Hallo Pit,

finde die Geschichte ganz toll. Erinnert mich an meine Jugend, ich hab mir auch oft genug die Nase an den Scheiben der Fotogeschäfte plattgedrückt, hab auch oft von Kameras geträumt die damals für mich unerschwinglich waren, hab jeden Fotokatalog/ Prospekt gelesen wie eine Bibel.
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Mit Deiner Geschichte kamen all diese Erinnerungen plötzlich wieder hoch. Die Fotografie ist schon ein tolles Hobby und trotz des Digitalzeitalters üben die analogen Schätzchen der Vergangenheit wohl nicht nur auf mich einen unwiederstehlichen Reiz aus.

Viele Grüße
Dieter
 
Na, Dieter, wenn ich mir dein

Na, Dieter, wenn ich mir dein Profil betrachte, kann ich davon ausgehen, dass du auch die Piccolo-Staubsauger noch kennen könntest.
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Ich habe oben einfach ein paar Leben(sauszüge) von verschiedenen Verwandten miteinander verwurstet und so der Baldessa, die für mich, anders als andere Kameras meiner Restsammlung, keine persönliche Bedeutung hat, eine Geschichte und so auch, wenn man so will, eine 'Seele' verpasst.

Ich denke, jeder der sich für alten Edelschrott welcher Art auch immer interessiert, tut das nicht nur wegen der Objekte selbst, vielmehr ist irgend ein Teil des Lebens oder auch nur eine (unbewusste, latente?) Sehnsucht mit diesen verbunden.

Gruß

Pit
 
Hallo Peter,

hast vollkomme


Hallo Peter,

hast vollkommen Recht! Man hat die Zeit mitgemacht, kennt natürlich die damals erschienenen Modelle, hat die eine- oder andere Kamera selbst gehabt und daher hat man auch liebgewordene Erinnerungen daran. Irgendwie war damals ja doch alles um soviel schöner wie heute!
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Gruß
Dieter
 
Hallo, alle zusammen...

Mit


Hallo, alle zusammen...

Mitte der 70er Jahren: Ich hatte damals zwei Standbeine; ich arbeitete als freischaffender Fotograf und daneben als Fachberater bei einem Fotohändler. Da brachte Agfa eine für damalige Verhältnisse revolutionäre Kamera auf den Markt: Die Agfa Optima 1035 sensor. Kompakt, mit einer vorzüglichen Automatik und einem Objektiv mit guter Abbildungsleistung versehen, habe ich mich sofort in diese Kamera "verguckt". Es war eine dieser echten Nimm-mich-mit-Kameras.

Agfa hatte damals die Idee einer Promo-Aktion. Jeder Verkäufer konnte für eine Anzahl verkaufter Produkte für sich selber wiederum Produkte bekommen. Da mich die Kamera überzeugte, verkauften sie sich natürlich auch wie von selbst. So kam ich zu etlichen 1035ern, wovon ich heute noch eine besitze und auch benütze.
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Die Kamera ist zwar erst etwas über dreissig Jahre alt, hat aber aus meiner Sicht das Potenzial für einen echten Klassiker.
 
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