Moin,
Hier steht die Blende zur Schärfe im Zusammenhang.
Dieser Satz ist etwas ungenau. Im Zusammenhang mit dem von Dir angebrachten Beispiel, steht die Blende nicht zur
Schärfe sondern zur
Schärfentiefe im Zusammenhang.
Je weiter ich abblende, desto größer wird der scharf abgebildete Bereich, wobei irgendwann (an KB ab ca. Blende 16 sichtbar) die Beugungsunschärfe einsetzt. Typische Anwendungsgebiete für deutliches Abblenden zwecks Erhöhung der Schärfentiefe sind z.B. Landschaftsaufnahmen und / oder Makros, wobei man in manchen Fällen auch Beugung in Kauf nehmen kann, wenn eine hohe Schärfentiefe wichtiger erscheint, als max. Auflösung.
Das bedeutet, dass in vielen Fällen ein Komromiss zwischen Schärfentiefe und Beugungsunschärfe erforderlich ist, diesen Kompromiss bezeichnet man als
"förderliche" oder
"optimale Blende". Diese ist letztendlich Motiv- und auch Fotografenabhängig.
Wonach hier gefragt wird - also das Abblenden zwecks Qualität - hat primär weniger damit zu tun, welcher Motivbereich scharf abgebildet wird, als vielmehr damit, dass Objektive bei einer bestimmten Blende ihr maximales Auflösungsvermögen ereichen; man spricht von der sogenannten
"kritischen Blende".
Auch hierzu eine kleine Erklärung: Da die Beugungsunschärfe bei der größt möglichen Blendenöffnung (also der kleinsten "Blendenzahl") konsequenterweise am geringsten ist, sollte das Objektiv hier theoretisch am höchsten Auflösen...
Aber: bei offener Blende sind Objektive wesentlich anfälliger für Abbildungsfehler oder "Aberrationen", also z.B. Farbfehler, Streulicht, CA = Chromatische Aberration, sphärische Aberration usw. usf.
Deutlicher gesagt ist die Anfälligkeit für Abbildungsfehler bei Offenblende am größten, die Abbildungsqualität ist also nicht optimal, man spricht auch von
Aberrationsunschärfe.
Diese Abbildungsfehler werden durch sog. Randstrahlen verursacht, welche man durch Abblenden wieder ausschließen kann und somit logischerweise die Fehler beseitigt.
Wenn man nun 1+1 zusammenzählt, steigert man durch das Abblenden aber auch wieder die Beugungsunschärfe... Ein Teufelskreis
Nun gibt es aber bei jedem Objektiv eine Blende, bei der sich Aberrations- und Beugungsunschärfe "die Waage" halten.
In anhängendem Diagramm ist das ganz gut dargestellt (Quelle: Wikipedia). Die grüne Linie beschreibt die bei großer Blendenöffnung am stärksten ausgeprägte
Aberrationsunschärfe, die mit zunehmenden Schließen der Blende immer mehr abnimmt.
Die rote Line beschreibt die mit Schließen der Blende zunehmende
Beugungsunschärfe.
Es gibt einen Punkt, an dem die grüne und die rote Linie sich treffen. Dieser Schnittpunkt stellt die
kritische Blende dar, also die Blende, bei der durch den "Kompromiss" aus
Aberrations- und
Beugungsunschärfe das
höchstmögliche Auflösungsvermögen der Optik erzielt wird.
Üblicherweise liegt diese kritische Blende im mittleren Blendenbereich zwischen Blende 5,6 und 8 beim Kleinbildformat (diesbezüglich ist das Diagramm also leider etwas ungenau...). Aufgrund der durch das kleinere Sensorformat früher einsetztenden Beugung bei APS-C kann die kritische Blende durchaus auch bei f4 oder f5,6 liegen.
Letztlich ist die kritische Blende für jedes Objektiv unterschiedlich...
Der langen Rede kurzer Sinn: Das ganze gesabbel oberhalb dieses Satzes erklärt, warum man ein Objektiv 1-2 Blenden abblenden soll, wenn man das maximale Aufösungsvermögen ausreizen will.
Nichtsdestotrotz nimmt man gern Abstriche in Kauf: z.B. fotografiert Portraits gern mal bei Offenblende, um eine gefällige Freistellung zu ereichen. Anderherum nimmt man z.B. bei der Landschaftsfotografie gern mal einen Auflösungsverlust durch Beugung in Kauf, um ausreichend Schärfentiefe zu ereichen.
Unterm Strich alles immer nach Gusto des Fotografen, das ist wohl das allerwichtigste und alles andere ist theoretische Makulatur; wobei die Theorie vielleicht auch nicht so ganz unwichtig ist
Ich hoffe, mein ganzes Getippsel war einigermaßen Verständlich.
Für etwaige Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung
Beste Grüße, Jan
Ach so, ein P.s. das ich mir nicht verkneifen kann: Für lange Belichtungszeiten, z.B. um das Wasser noch geschmeidiger zu kriegen, eignet sich ein Graufilter ganz gut