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Sieben und sechslinsiges ColorUltron 1850 Rollei Planar

sonnar3

Aktives Mitglied
Unter
http://www.taunusreiter.de/Cameras/Bessa_RF_histo_dt.html#Ultron
hatte ich vor 1-2 Jahren die Historie des Ultron-Typs mit der Lichtstärke f/1.8-2 dargestellt: ursprünglich sechslinsig (drei einzeln stehende Glieder vor der Blende, eine verkittete Gruppe und ein einzeln stehendes Glied dahinter), später siebenlinsig.
Die letzte, in meiner Übersicht als 3. Generation bezeichnete, war das letzte Design des berühmten Konstrukteurs (und "Erfinder" des Ultron-Typs) A.W. Tronnier. Nun sagt mir dessen Sohn (mittlerweile 80) in Wahrheit hätte Rollei zur Produktion in Singapore oder vielleicht auch schon vorher das Design seines Vaters verändert und (aus Kostengründen) bloss einen 6-Linser gebaut. Es gäbe also noch einen 4. Typ. Er müsste es eigentlich wissen denn Tronnier war damals nicht fest eingestellt bei Zeiss/Voigtländer sondern bezog Lizenzgebühren für jeden verkauften Typ seiner Designs, und Rollei-Planar wie Color-Ultron wurden zehntausendfach gebaut. Wenn also "irgendein" Planar Typ als "Color-Ultron" verkauft wurde, musste man auch den Erfinder nicht bezahlen, denn natürlich bezog sich der Patentschutz des optischen Rechners nicht auf den Namen unter dem es vermarktet wurde.

Dieser "4.Typ" ist aber m.W. nirgendwo genauer beschrieben.
Tronnier jun. sprach von der Zeit der Expansion nach Singapore, um 1975. Ich weiss dass es aus der Zeit unmittelbar vor dem Rollei-Konkurs 1981, auch ein 2/50mm Rolleinar gab (typischerweise mit 0 beginnender Seriennummer) das manchmal ebenfalls als Color-Ultron gelabelt war, aber höchstwahrscheinlich das lizenzfreie sechslinsige Zeiss Planar der Contarex-Ära war, und bei Mamiya in Japan gefertigt wurde. Dieser Typ ist nicht gemeint.
Ich bin geneigt dem Herrn Tronnier zu glauben, habe aber noch kein "Color-Ultron" made in Singapore auseinandergenommen. Auch muss ich sagen dass man rein äusserlich von den Gläsern her keinen Unterschied erkennt zum von "Rollei Made in Germany" um 1971 herum (also in den Optischen Werken Voigtländer in Braunschweig) gebauten Planar 1.8/50 ohne HFT Vergütung, die seinerzeit alle als 7-Linser beschrieben wurden. Während das von Schneider gebaute sechslinsige SL-Xenon ganz anders aussieht.

Was mich stutzig macht, ist die unscheinbare, nicht "Tronnier-gemäße", eher mittelmässige Performanz des "Color-Ultrons". Das Objektiv geniesst keine besondere Reputation. Was indes auch an grösseren Fertigungstoleranzen, Qualitätssicherung etc. in Singapore gelegen haben kann...

6900.jpg

(obere Reihe v.l.n.r.: Zeiss Planar ohne HFT QBM1 made in Germany, Rollei Planar HFT QBM2 made in Singapore, Color-Ultron, alle 1.8/50 und aus dieser Perspektive kein Unterschied im inneren Aufbau erkennbar --- unten Zeiss Planar HFT QBM2 made in Germany 1.4/50 und Schneider SL-Xenon 1.8/50 QBM1)
 
Sagt wer (also, daß das 1,8/50 der oben gezeigten Bauart nur mittelmäßig performieren tut? Wenn es ein echtes Tronnier-Juwel wäre, müßte es dann nicht auch so grottig verzeichnen wie das 2/50er Ultron an der Vitessa? "Lichtstärkste Standardbrennweite mit optimaler Korrektur und extremer Schärfe", sagt der Rest der Welt ;-) und es ist sogar gut genug für Rollei metric.

Und wer sagt, daß das nur 6 Linsen hat? Leute, die nicht nur Kameras und Objektive, sondern auch noch Bücher haben, glauben einfach an den siebenlinsigen Linsenschnitt (z.B. Rollei Report 4 S. 46-926) und ab dafür). Die Dinger sind ja nicht so selten / teuer, kann man ja mal eines zur Beweisführung zerlegen (wenn es denn irgendwie interessierte).

Aber warum sollte man ein Objektiv, daß ca. Februar 1970 als Zeiss Planar 1,8/50 mit QBM 1 Pin zur SL 35 "aufgetaucht" ist, und irgendwann (ab Mitte 1972 in Singapore) auch von Rollei hergestellt wurde, und irgendwann dann auch HFT-vergütet war (so ca. 1974), und irgendwann (so ab 1974 zur Voigtländer VSL 1) dann auch aus Marketing-Gründen mit Voigtländer Color-Ultron Schriftring (und M42 Anschluß) verteilt wurde als "Ultron" bezeichnen?

Ich wäre eher geneigt, ab ungefähr der Zeit lieber nicht mehr von der Firma Voigtländer zu reden, bestenfalls noch vom Etikett "Voigtländer" und von ein paar Kuckuckseiern, die die Verlierer Rollei ins Nest gelegt haben.

Meine Meinung? Bis zum vorgelegten zerlegten 6-linsigen Planar 1,8/50 mit Voigtländer-Label ist das so eine Art Dolchstoßlegende.

PS: Niedliches Detail am Rande: Rollei sagt zum 2/50: "Preiswertes lichtschwaches Standardobjektiv für den fotografischen Anfänger", ich glaube Leitz sagt zum 2/50 was ganz anderes (hihihi).
 
jan böttcher schrieb am 06. September 2007 - 19:28 Uhr:

'Aber warum sollte man ein Objektiv, daß ca. Februar 1970 als Zeiss Planar 1,8/50 mit QBM 1 Pin zur SL 35 "aufgetaucht" ist, und irgendwann (ab Mitte 1972 in Singapore) auch von Rollei hergestellt wurde, und irgendwann dann auch HFT-vergütet war (so ca. 1974), und irgendwann (so ab 1974 zur Voigtländer VSL 1) dann auch aus Marketing-Gründen mit Voigtländer Color-Ultron Schriftring (und M42 Anschluß) verteilt wurde als "Ultron" bezeichnen? '
Na, vielleicht weil Optische Rechnung eben auch ein historischer Prozess ist, und so gut wie jedes Objektiv seine "Vorgänger" hat aus denen es entwickelt wurde - das siebenlinsige Rollei Planar/ Color-Ultron 1.8/50 eben aus dem als "Zeiss Ultron" vermarkteten, ebenso siebenlinsigen, von Tronnier 1968 patentierten Entwurf mit konkaver Frontlinse, und dieser ebenso auf dem 1949 patentierten, ab 1950 zunächst für die Prominent gebauten Ultron -- wie die im obigen Link gezeigten Linsenschnitte auch nahelegen.

Vom "Ende von Voigtländer (Braunschweig)" kann man sprechen ab Schliessung des letzten produzierenden Betriebs, der (zu dem Zeitpunkt Rollei gehörenden) "Voigtländer Optischen Werke", das war 1975.

All diese Infos habe ich nicht aus Büchern von Konstrukteuren die ebenfalls zu den "Verlierern" gehören mussten da ihre Konstruktionen, objektiv betrachtet, ihre Firmen nicht vor dem Ruin retteten, und deren im Nachhinein veröffentlichten Bücher eben auch mit der gebotenen Distanz betrachtet werden müssen...
 
Nach DER Logik müßte man schon das erste Ultron "Gauss (Planar)" heißen ("ULTRON 1:2/ 50mm und dessen Nachfolger Gauss (Planar) Typ für Prominent Meßsucher Camera"), oder?
 
Nicht ganz.
Zwar hat Tronnier die Planar Typen bei der Rechnung des Xenons (Vorläufer des Ultrons) zweifellos gekannt. Das Kennzeichen des Ultrons sind aber die drei einzeln stehenden Elementen vor der Blende (1-1-1=2-1), während beim "typischen Planar" (aber auch nicht allen, die jemals unter dem Namen verkauft wurden) zwei davon verkittet sind (1-2=2-1). Sowas vor dem Krieg zu machen als es noch keine Vergütungstechnik gab, war schon mutig. Das Schneider Xenon war dann auch das am besten durchgerechnete, auflösungsstärkste lichtstarke Objektiv seiner Zeit. An der Exakta Varex (Anfang der Fünfziger teurer als Leica) war das Xenon 1.9/50 die Luxusausstattung, teurer als das Zeiss Biotar (ein Planartyp).

Weil aber Xenon in den Dreissigern auch die Bezeichnung für einige Planare mit angehängter siebter Linse war (u.a. fürs Leitz Xenon 1.5/50, Schema 1-2=2-1-1), und Schneider den Begriff für jeden beliebigen Doppel-Gauss Typ verwendet hat, die mit dem hier besprochenen Typ nichts zu tun haben, verwende ich den Begriff Ultron-Typ. Es gibt keinen anderen für diese Art Konstruktion, nach der bis heute die meisten Kleinbildobjektive nahezu aller Hersteller der Lichtstärke bis f/1.8 gerechnet werden.

Auf der Seite http://www.taunusreiter.de/Cameras/Biotar.html
habe ich mal versucht die Typen zu kategorisieren. Trotzdem mag mancher die eine oder andere Entwicklung historisch oder aus anderen Gründen anders zuordnen oder benennen.

Grüße, Frank

6904.jpg
(Abbildung aus einem Katalog von Schneider-Kreuznach 1937)
 
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