Von wegen Steinhaufen
Hallo Uli,
für mich sind die "Zusammenhänge" in einem Bild, dessen Elemente und die Weise, wie sie zusammenspielen, das, was mich an allen Bilder zuallererst "anspringt", an Fotos und anderen Bildern. Die Lebendigkeit, die daraus entsteht, lässt sich immer in Worte fassen, und dargestellte Lebendigkeit sind Geschichten, die man erzählt. Wir sind alle "in Geschichten verstrickt", hat einmal einer geschrieben (W.Schapp), und vielleicht ist Fotografieren nur eine von vielen (Kultur-)Techniken, dieses Verstricktsein nachzuvollziehen, zu objektivieren und damit zurecht zu kommen. Genau das ist ein Grund für mich zu fotografieren.
Dein erstes Bild mit den "Steinhaufen" gibt genau da den "Ariadnefaden" an die Hand: so eine Ruine schafft immer Anlass zu fragen, was war früher, wozu und wofür stand sie, weshalb ist sie geworden, was sie ist? Und was ist mit mir? Wär ich so, wie ich bin, wenn sie anders wäre als sie ist? ... Ruinen sind - einmal pathetisch formuliert - "Steinhaufen" gewordene Fragezeichen - wenn man sie ernsthaft wahrnimmt.
Dein letztes Bild belegt das wieder: Da stehen rechts (monumental) die Mauerreste mit den (mittlerweile geschlossenen) großzügigen Fensteröffnungen. Links sieht man nur noch ein wenig von dem vermutlich zu der einstigen wuchtigen Steinmauer gehörenden Rest. Der Blick in die Natur (Bäume) und den Himmel zwischen diesen Resten "erzählt", dass hier eine Bresche in ein "trutziges Mauerwerk" geschlagen wurde.
Und schon sind wir wieder mitten in einer Geschichte mit all den Fragen, die sie impliziert.
Es fasziniert mich an Bildern, dass ich gerne nachvollziehe, was sie erzählen. Und "Steinhaufen" - wenn man sie richtig betrachtet - erzählen immer etwas.
Viele Grüße
Hartmut