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Über Naturwissenschaften und Technik

jochen

Bringt häufig das Frühstück mit
Hallo Leute,

in der "Philsosophischen Ecke II" können wir alle möglichen "geisteswissenschaftlichen" Themen aufgreifen und diskutieren. In diesem neuen Thread möchte ich hier naturwissenschaftliche und technische Inovationen diskutiert haben.

Ich habe den Eindruck, dass naturwissenschaftliche und technische Erfolge zu wenig gewürdigt werden. Beispielsweise werden wir täglich in den Nachrichten des Fernsehens mit den dämlichen Börsennachrichten bombardiert. Von den Innovationen im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich erfahren wir aber praktisch nichts, obwohl diese Erfolge unsere Zukunft viel mehr prägen.

Es gibt eine Sache, die mich gegenwärtig mehr interessiert als Leica, und das ist das NASA/ESA Projekt Cassini/Huygens mit der Landung der Raumsonde Huygens am kommnden Freitag auf dem Saturnmond Titan, der als einziger Mond unseres Sonnensystems eine dichte Atmosphäre besitzt.

Den Link:
http://www.esa.int/SPECIALS/Cassini-Huygens/SEMD6E2VQUD_0.html
schaue ich mir praktisch täglich an.

Gruß Jochen
 
Hallo Jochen,

hach, herrlich, endlich greift mal das Thema auf. Ich würde Deine Aussagen noch unterstreichen. Ich habe stark das Gefühl, daß ich als Absolvent eines mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasiums (nicht ohne den humanistischen Teil zu vernachlässigen) in meinem Freundeskreis oft als Zombie angesehen werde und meine Gier auf alles, was mit Mathe, Chemie, Physik ("...den Dingen, die die Welt, im innersten zusammen hält!") immer milde belächelt wird. ("Was Du so alles liest, das betrifft mich doch garnicht!" - Doch, sagte ich zu meiner Freundin, ständig, denn ohne Strings und Mehrdimensionalität, ohne Physik und Chemie und ohne Kosmologie wären wir nur das, was wir nicht sein möchten: eine Illusion!)

Deswegen: lasst uns diskutieren! Ich unterstütze diesen Ansatz VÖLLIG! ;-)

Viele Grüße

Michael
 
Hallo Jochen, hallo Michael,

leider werden Technik und Naturwissenschaft schon in der Schule nicht in dem Masse gefoerdert, wie es (meiner Meinung nach) notwendig waere. Im Gerangel um Abi-Zeugniss-Punkte empfehlen leider auch Lehrer, Lernfaecher zu nehmen, um moeglichst viele Punkte zu ergattern - Mathe, Chemie, Physik und andere Naturwissenschaften werden seltener empfohlen.
Studiert und ausgebildet werden dann auch immer mehr BWLer, VWLer, Juristen - der Techniker und Naturwissenschaftler leidet unte Imageverlust.
Und da Geld die Welt regiert, haben viele mehr Interesse an den Aktienkursen und weniger an technischen Inovationen.

Aber: ohne eine Weiterentwicklung im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich wird es keine erfolgreiche positive Entwicklung der Wirtschaft geben - und genau das muss man oft "Geisteswissenschaftlern" und Geldmanagern erst erklaeren, damit sie wieder eine groessere Akzeptanz an Technik und Naturwissenschaften entwickeln.
Ich provoziere gerne mit dem Satz: hochentwickelte Technik ist die Grundlage wirtschaftlichen Erfolgs, ohne technischen Fortschritt brauchen wir mittelfristig keine Wirtschaftler mehr.

Gruesse

Wolfgang
 
als Nation der Dichter und Denker habe wir leider ausgedient, Pisa ist da nur beredtes Zeugnis.
Die Vergabe von Forschungsgelder orientiert sich an Modeströmungen, was ist hipp. Eine fatale Entwicklung, obwohl immer gern auf herausragende Einzelschicksale verwiesen wird, in der breiten Masse sind wir scheinbar nur Masse statt Klasse.

Und wer liefert auch seinen Beitrag dazu? die Kultusminister der Länder mit Ihrer unsäglichen KMK, die uns nicht nur die Rechtschreibreform bescherte. Hier stößt unser Staatsgebilde an seine Grenzen wenn regionale Belange und Lobbyismus regieren.

Aber wir wollen ja über Raumfahrt und nicht über Talfahrt reden. Bin auch gespannt was da an Erkenntnssen bei rauskommt.
Jochen, gibt es für dieses Projekt auch eine Playstation, so daß jeder virtuell die Landung selbst im Wohnzimmer erleben kann?? Nur blöd wenn dann das Porzellan oder das geerbte Christall zu Bruch geht. Na Spaß beiseite
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Viele liebe Grüße an alle Naturwissenschaftler
Jörg
 
Tja Jörg,
auch wenn's langweilig wird. Ich kann dir wieder mal nur Recht geben! Sic transit gloria mundi.

Gruß Peter
 
Hallo zusammen,

ich weiss zwar nicht ob es so gut ist Naturwissenschaft und Philosophie zu trennen. Ich werde mich aber versuchen nach Kräften in derartige Diskussionen einzubringen.

Mit welchen Linsen ist den die Cassini/Huygens Mission bestückt? Vielleicht fliegt ja was aus Oberkochen mit. Schade, von Leica Linsen in wissenschaftlichen Systemen habe ich schon lange nichts mehr gehört.

Gruß,
Bernd.
 
Aber was sagt denn Pisa? Daß wir blöde sind? Daß wir nicht Lesen können? Daß wir keine intelligenten Köpfe haben? Nein - ich denke es liegt daran, daß diese Republik über die Jahre fett geworden ist und es sich Eiapopeia gemütlich gemacht hat in einer Hängematte aus Selbstbetrug und "Cosycosy-wir-haben-uns-ja-so-lieb"-Attitüde. Dies hat dazu geführt, daß man Eliten nicht mehr gefördert (eher noch behindert hat), daß man aus sozialromantischen Gründen die Schwachen gefördert und die Starken gebremmst hat und das man sich durch "das haben wir schon immer so gemacht und das hat es noch nie gegeben" selbst das eine und andere Bein gestellt hat. Und jetzt strauchelt man, die Wunden werden offenbar und eben, wie das in der Bildung so ist, nicht schon nach drei Tagen, sondern eben erst nach ein, zwei Jahrzehnten, weil dieses Bildungsschiff eben so langsam reagiert. Und dank Pisa hat es jetzt eben auch der letzte grenzdebile Leser eines Druckerzeugnisses, das nicht eben für seinen Intellekt bekannt wurde, verstanden, daß WIR ein Problem haben. Und wie immer, wenn WIR ein Problem haben, lösen WIR es auch gaaanz schnell, blinder Aktionismus lenkt auch hier von geistiger Windstille ab, die eine Regierung schnürt schnelle Aktionspläne, die andere Regierung behauptet, daß in ihrem Bundesland das alles kein Problem sei. Schlußendlich ist es aber wie immer inhaltsleeres Geseiere und geht am Kern der Sache vorbei: Wer gut ist, wird zu wenig gefördert, wer Hilfe braucht, bekommt sie zu wenig, es ist also auch hier der klebrige Brei der Gleichmacherei, der wirklichen Fortschritt und Freiräume verhindert. "Eliten" zum Beispiel, weil irgendwer mal gelesen hat, daß es im Dritten Reich auch Eliten gab und man deswegen um Himmelswillen keine Eliten fördern sollte. Und nun stellen wir fest: unsere Schüler sind blöde (was sie nicht mehr oder weniger sind als früher) und stecken keinen Cent mehr in die verrottende Ausstattung von Schulen. Schon in meiner Schulzeit mußte ich Beispielsweise für meine Chemievorführungen, die ich alle halbe Jahr halten durfte, um die Leute zu belustigen, meinen Kram selbst mitbringen - weil die Schule kein Geld für Chemikalien hatte. Und das war keine Zwergenschule, sondern ein großes Gymnasium in Deutschlands führendem "High-Tech Staat" (Zitat des entsprechenden Ministerpräsidenten) in dessen "schöner Landeshauptstadt" (ebenfalls Zitat des entsprechenden Ministerpräsidenten). Übrigens: die Kultusministerin dieses High-Tech-Landes hat sich, obwohl Tochter eines verstorbenen großen Vorsitzenden einer staatstragenden Partei hat sich leider eben auch erst wieder um ein paar Euro verrechnet, weswegen es nicht nur weniger Geld für Ausstattung gibt, sondern leider auch nicht genug Lehrer.

Doch, "satis verbis", warum also haben wir so wenig Ahnung von Naturwissenschaften und warum schneiden wir bei Pisa so schlecht ab?

Michael
 
weil die Saat schon vor 60 Jahren oder mehr ausgestreut wurde und der Nährboden in den 50ern frischen Dünger bekam, so daß diese Pflanze noch lange faule Früchte trägt. Abholzen mag sie keiner, dann hätten wir ja garnichts mehr.
lieber blöd als analphabet.
oder habe ich da was falsch verstanden?
Alle, die Kinder haben, sollten sich mal im Spiegel betrachten, wie es denn so in der eigenen Familie bestellt ist. Bildung fängt nicht erst in der Schule an, sie beginnt schon im Elternhaus. Doch wo nichts ist, kann auch nichts werden, wenn man nicht am Baum der Erkenntnis genascht hat.
das Thema ist zu vielschichtig als das nur wenige oder einzelne Institutionen Ihren Anteil an der Entwicklung haben. Man kann durch das TV viel lernen, man kann sich aber auch das Gehirn wegblasen lassen, wie es beliebt.

Ich habe mir mal die oben genannten Webseite angesehen. Kreist das Ding nur oder wird was abgesetzt um uns Klarheit zu verschaffen? ist mir nicht so ganz klar, weil ich mich auch nicht so richtig gekümmert hatte, tschuldigung.
Gruß Jörg
 
Nach meiner Einschätzung begann die Blütezeit der Technikfeindlichkeit in Westdeutschland in den 60er Jahren und ist heute noch nicht überwunden.
Aus langjähriger professioneller Erfahrung als verantwortlicher Techniker in elektronischen Medien kann ich davon ein Lied singen.
Die Ingenieurwissenschaft zählt neben den Gesteswissenschaften in diesen Kreisen nicht, man kann doch selbst sehr einfach die kompliziertesten Geräte bedienen. Das dieses erst durch ausgefeilte Dedienkonzepte auf höchstem techn. Niveau möglich ist, wird nicht wahrgenommen.
In Frankreich und Italien herrschen da andere Verhältnisse.

Grüsse, Wolfram
 
Hallo ihr da draussen !

Jetzt habt Ihr mir aber gleich einiges zu beissen gegeben... Vorab noch die hilfreiche Bemerkung, dass ich als autodidaktischer Ingenieur in der glücklicherweise noch recht traditionellen Schweizer Maschinenindustrie arbeite. Ich entwickle, baue und vertreibe selbständig Industriemaschinen, von deren Existenz der Normalbürger keine Ahnung hat.
Wir haben mittlerweile eine gegenüber vor fünfzig Jahren sehr vielschichtige Zivilisation aufgebaut, die aber mittlerweile grosse Gefahr läuft, etwas zu betreiben, was im privaten Rahmen ja durchaus Spass macht, als Staatsform aber nicht funktionieren kann: Selbstverarschung.
Nehmen wir zum Beispiel die drei TV-Sender mit den höchsten Einschaltquoten Deutschlands. Ich weiss nicht, ob es Anderen auch so geht, bei mir löst so viel ausgestrahlte Dummheit Schmerzen aus und ich entziehe mich dem Spektakel. Nun musste ich feststellen, dass der Begriff "Volksverdummung" irgendwie negativ belegt ist, auch wenn er hier im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich zutreffend ist.
Wenn man nun fast nie TV schaut, dann sieht man andere Dinge, als derjenige, der pro Woche eine Stunde oder mehr fernsieht. Meine Grossmutter hat mir ihre herzlich misstrauische Art vererbt, darum hinterfrage ich gewisse Dinge meist mit den Worten "quid bene ?" Wer profitiert ?
Als Kind kannte ich noch TV-Sendungen wie den Telekolleg, die ernsthaft der Bildung dienten und dies zumindest schon dadurch bewiesen, dass zu diesen Sendezeiten keine Werbung ausgestrahlt wurde. Heute können wir uns dies trotz zehn bis fünfzig Mal höheren Budgets der Sender nicht mehr leisten, TV wird über die Werbung finanziert und wehe, wenn die Einschaltquoten nicht stimmen.
Nun, wie es scheint, sind wir nur noch in einem Punkt Weltspitze: im Konsum. Dies, und nichts anderes ist heute unser Kulturträger. Wer es nicht glaubt, dem zitiere ich hier aus einer technischen Fachzeitschrift, wo über die Diskrepanz des Kunststoffverbrauchs zwischen Europa/USA und dem Rest der Welt (über 100kg/Kopf und Jahr gegenüber rund 20kg im Rest der Welt, inkl. Osteuropa) folgender Kommentar steht: "Der Nachholbedarf bei den osteuropäischen Ländern, Asien und Lateinamerika ist noch sehr gross."
Das schreibt ein Ingenieur....den indirekten Vorwurf, dass diese Länder arm dran sind, weil sie noch nicht soviel Rohstoffe in Müll umwandeln wie wir. Die von der Energiewirtschaft würden höchstens noch hinzufügen, dass sie dazu auch noch viel zu wenig Energie verbraten. In solchen Momenten wäre ich gerne Tiefseeraucher oder Taschenmesser.
Eines ist mir vor dem TV bewusst geworden: hier werden Konsumenten gezüchtet. Eine Kultur der Konsumenten kann aber nur auf der Basis eines sehr grossen Mittelmasses funktionieren. Sie kann auch nur dann funktionieren, wenn sie nicht von allzuvielen allzulaut hinterfragt wird.
Das perfide an unserer Konsumkultur ist, dass sie einerseits staatstragend geworden ist, uns aber auf einen genauso selbstmörderischen Weg gebracht hat, wie ein viel offensichtlicherer Wahnsinn vor rund 70 Jahren. Denn in meinen Augen begeht unsere Welt gerade eine recht billige Art von kulturellem Selbstmord, indem wir uns mit Nintendo, RTL, BMW, Bildzeitung, Top-Ten-Hits, der "Zeit", Parteipolitik, aufgebauschten Nichtproblemen, Leicas, Kernkraftwerken, schlechten Drogen, Kaffeepausen, Bausparverträgen, Bier, Einkommenssteuererklärungen, Versicherungen, Familienplanung, neuen Möbeln und dem, was die anderen von uns denken, zudröhnen. Und dies dem Rest der Welt auch noch aufzuzwingen versuchen.
Unser redliches Bestreben, gute Autos zu bauen, hat dazu geführt, dass die Dinger so einfach zu bedienen sind, dass sprichwörtlich jeder Depp damit umgehen kann. Das ist zwar sehr sozial und demokratisch, führt aber jetzt dazu, dass wir, ein Volk von Autofahrern, das Auto immermehr mit verkniffenem Gesicht als "notwendiges Übel" bezeichnen müssen. Dabei handelt es sich um einen uralten Menschheitstraum. Ich fürchte schon jetzt, dass meine Urenkel einmal fragen, wofür denn das grosse Rad vorne im Auto gewesen sei. Wenn ich dann antworte, dass man damit das Auto selber lenken konnte, dann sehe ich einige sehr viel schwerer wiegende Fragen auf mich zukommen.
Mit der Bildung ist es auch so eine Sache. Als das Bildungsniveau hierzulande am höchsten war, hatten wir auch noch die Prügelstrafe in den Schulen. Die Diskriminierung der Höherbegabten ist beileibe keine Erfindung der Neuzeit, es ist leider eine sehr menschliche Eigenart, dass die grosse Masse danach trachtet Köpfe, die über sie hinausragen, entweder zu unterdücken oder abzuschneiden. Diese Erkenntnis ist an sich uralt, ich fand sie schon bei den Römern. Im Gegensatz zu uns kannten die Römer jedoch kein Marketing als staatstragende Institution. Die Glücklichen, ihre Kultur brauchte immerhin beinahe zweitausend Jahre bis zum Untergang. Heute erlauben wir uns, derartig gefährliche Gewächse fröhlich und unbeaufsichtigt inmitten unseres kulturellen Netzwerkes wuchern zu lassen.

Werbung macht mehr aus als man denkt. So gelten wir Europäer in Südamerika als eher unhygienische Gesellen,wofür wir selber herzlich wenig können. Dafür aber die Marketingstrategen, die einen Werbekrieg zwischen den verschiedenen Herstellern von Hygieneartikeln wie Always Ultra oder Klopapier im TV veranstalteten. Es genügte, dass einige Südamerikaner dies mitbekamen. In Südamerika sind diese Artikel so gut bekannt, dass keiner auf die Idee käme, Geld in Fernsehwerbung dafür zu stecken. Und so nehmen die Leute dort an, dass wir diese Produkte noch nicht kennen, warum sonst würde man so intensiv Werbung dafür machen ?
China hat derartige Werbung per staatlichem Dekret untersagt. Was spricht eigentlich FÜR unsere "repräsentative Demokratie" ?

Das wars für den Moment...

1 fröhlicher Gruss
Tante Oliver
 
Hallo Ilse!
Deinen Beitrag finde ich absolut richtig, ich kann ihn voll und ganz unterschreiben! Dein neues Profilfoto empfinde ich als exzentrisch. Suum cuique!
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Mit einem grinsenden Lächeln,
Peter
 
Hallo alle miteinander,
als Nicht-Ingenieur moechte ich auch noch meinen Senf dazu geben:
Ich sehe das Problem (als Geisteswissenschaftler) nicht so sehr in der Diskriminierung der Naturwissenschaften, sondern eher allgemein in einer Tendenz zur "Verdummung", aber auch zur Spezialisierung, die ich fast gefaehrlicher finde (die Masse war naemlich immer schon nicht sehr helle...).
Fast alle Disziplinen klagen naemlich ueber die Vernachlaessigung ihrer Zunft, da stehen sich die Naturwissenschaftler, Geisteswissenschaftler, Sprachwissenschaftler etc. in nichts nach!

Beispiel: In Singapore, inzwischen meine dritte Heimat (neben Deutschland und China), steht seit 1965 der Hebel auf "Wachstum, komme da was wolle!". Das Ergebnis ist, dass die besten Schueler alle auf naturwissenschaftlihe Schulen gesteckt werden, wo sie zwar wunderbar Physik, Chemie, Informatik etc. pauken duerfen, aber Literatur inzwischen aus dem Curriculum gestrichen worden ist, weil nicht wirtschaftsfoerdernd. Solche Schueler haben hervorragende PISA-Ergebnisse, sind aber ansonsten ziemlich phantasielose Dumpfbacken! In China und den meisten anderen asiatischen Industriestaaten sieht es aehnlich aus.

Das Problem liegt also meiner Meinung nach nicht in der Benachteiligung irgendwelcher Disziplinen, sondern in der Abkehr vom Humboldschen Bildungsideal.
Nur, wer interdisziplinaer lernt und denkt, kann die Welt in ihrer Komplexitaet erfassen. Naturwissenschaft ohne Philosophie ist unzureichend. Aber eben auch Philosophie ohne Naturwissenschaften! Und Wirtschafts-, Gesellschaftswissenschaften, Geschichte und Jura gehoeren zusammen, da man sonst weder die Zusammenhaenge noch die Auswirkungen von Entwicklungen erkennen kann. Das gleiche gilt fuer Sprachen. Mehrsprachigkeit und interkulturelles Leben foerdern ungemein das Verstaendnis fuer Entwicklungen und Zusammenhaenge in dieser Welt. Irgendwann schaut man dann nur noch verstaendnislos auf ein Deutschland, in dem sich Diskussionen seit Jahrzehnten im Kreise drehen, weil die Leute nicht ueber ihren gesellschaftlichen und kulturellen Tellerrand schauen koennen, und wo ein Berufsverbot fuer islamische Frauen von der bayerischen Kultusministerin als K&f gegen Frauendiskriminierung verkauft wird
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Gebt Euch also Muehe und lest alle Teile der Zeitung: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, UND den Feulliton!

Und deshalb denke ich dass wir auch in diesem Forum alle Arten von Mitgliedern brauchen: Techniker, Philosophen, Fachsmimpler, Spinner, Erbsenzaehler, Traeumer, und eben auch Frauen.
In einem Technikforum ueber die Vernachlaessigung der Ingenieure zu klagen, finde ich uebrigens sehr amuesant
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Gruesse aus einem Land, in dem man sich schon lange nichts mehr in Deutschland abschaut.

Stefan
 
Hallo Stefan,
die Sternchen sind von mir. Jetzt brauche ich diesen Beitrag nicht selber zu schreiben - du hast alles gesagt. Und zwar sehr schön.

Gruß Peter
 
@ Frosch, T. Ilse, Michael, Jörg, Stefan
(in alphabetischer Reihenfolge)

dank für Euere Beiträge, denn ich konnte mir Schreiberbeit sparen und nur Sterne verteilen.

Besonders angenehm empfinde ich, daß ich mit von mir seit Jahren vertretenen Auffassungen, nicht allein stehe.

@ Tante Ilse, tausch' doch bitte das Bild von Deinem Großvaer (oder Urgroßvater) gegen eines von Dir aus
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Grüße aus Bonn
Monti
 
Hoppla, bin ich nicht mehr im Leicaforum?
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Faszinierend was hier abgeht...

Als Kind das ohne Goethe und Protegierung aufwuchs, von Eltern die Fabrikarbeiter waren, und scheinbar der einzige hier ohne Abi ist, kann ich natürlich nur um die armen, armen unverstandenen Akademiker trauern, dennen es ja soo schlecht geht. In der Tat ist wirklich schlecht um diese Berufsstände bestellt, schließlich wählen immer mehr diese Berufe, während und "Indianer" die bisher die Arbeit und damit auch die Wertschöpfung "machten" und somit das Geld in die Kassen brachten, immer weniger werden. Schließlich sind es ja auch immer die Indianer, an dennen gespart und rationaliersiert wird, und dennen immer mehr Arbeit aufgebrummt wird. Gleichzeitig ist eine Tatsache, das jemand der zwar vieles kann, aber nun mal leider nicht studiert hat (Titel und Papier waren ja in Deutschland schon immer lebensnotwendig!), es in diesem unserem Lande zu gar nichts bringt! Einfache Dinge und auch einfache Menschen müssen zuallerst man an unheimlich schlauen Leuten in teueren Sesseln (welche Berufe waren das nochmal, ach ja, stimmt! Akademiker!) die weit weit weg vom Leben sind, aber nun mal ALLE Entscheidungen hier in diesem unseren Lande treffen, und das sind eben auch solche die breite Masse so blöd wie möglich zu halten, Machterhaltung nennt man sowas glaube ich...

Interdisziplinäres Denken sollte übrigens nicht nur von oben nach unten gehen, sondern man sollte dann schon auch mal die andere Richtung(en) zulassen. Wenn mehr Entscheidungen nicht nur nach dem "top-down" Prinzip entschieden würden, könnte es durchaus sein, das es diesem Land besser gehen könnte.

So, jetzt bin ich glaube ich genügend auf den Füßen gestanden, es tut mir leid, aber die mangelhafte Bildung gibt halt nicht mehr her...

Gruß vom See

das Fabrikarbeiterkind
 
Hallo Klaus,
das war von Stefan kein Feldzug gegen die Nichtakademiker, sondern gegen die Verdummung! Eine Verdummung, die sich durch weit mehr definiert als nur das Fehlen von Bildung. Zum Beispiel auch durch sehr schmalspuriges Wissen. Wir kennen alle die berühmten Fachidioten.
Aber in einem Punkt hast du schon Recht. Da Wissen Macht und/oder Geld bedeutet, wird die Verdummung meist von klugen Leuten betrieben, die mit unglaublicher Geringschätzung das Volk "verarschen", egal, ob sie BILD oder RTL oder SAT1 heißen. - Diesen Machtkreislauf kann man aber nur durchbrechen, wenn man die Zusammenhänge begreift und sich nicht für dumm verkaufen läßt.

Ich habe zwei halbwüchsige Söhne, 15 und 12, denen ich bei jeder nur denkbaren Gelegenheit meinen kritischen Blick auf Modetrends, Privatfernsehen und den Zustand unserer Gesellschaft vermittle. Gleichzeitig sporne ich sie an, so viel wie möglich zu lesen und zu lernen. Damit sie frühzeitig die Zusammenhänge in dieser Welt begreifen und nicht zum Spielball irgendwelcher selbsternannten Gurus (z.B. aus Religion, Mode, Politik) werden. - Am besten gelingen solche Anstrengungen, wenn man mit gutem Beispiel vorangeht und den Kindern auch vorlebt, was man predigt. - Du bist ja noch sehr jung, aber irgendwann wirst du auch in die Situation kommen, als Vater Vorbild zu sein.
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Mit versöhnlichem Gruß,
Peter
 
Hallo Peter,

es war auch nicht gegen Stefan, sondern allgemein.

Das mit dem Durchbrechen, geht nicht ich hab's probiert, und mein Kleiner ist zwar erst 4, aber Vorbild darf man jetzt schon sein.

Aber eigentlich ist mir das alles gerade wieder so egal, habe gerade die Todesnachricht eines guten Freundes bekommen...

Gruß vom See

Klaus
 
Hallo Klaus,

das Abitur kann man auch machen, weil man zu nichts anderem was taugt. Bei mir war es wahrscheinlich so, es half jedenfalls ungemein, die Berufswahl hinauszuzögern...
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Gute Freunde gibt es recht wenige. Es tut mir sehr leid für Dich bzw. Deinen Freund, ich kann nur hoffen, dass wir hier etwas dazu beitragen, Deine Moral wieder zu heben.

1 Gruss
Tante Oliver
 
Monti,

nachdem neuerdings hier viele Kinderfotos im Profil auftauchen, fühlte ich mich veranlasst, einmal den entgegengesetzten Weg einzuschlagen und habe ein Bild von mir im Jahr 2018 eingestellt.
talker.gif


1 Gruss,
Tante Oliver
 
Danke Oliver. Wie Peter bemerkte bin ich in einem Alter wo man bei Gleichaltrigen einen plötzlichen Todesfall eigentlich nicht so erwartet...

Freundschaft beweist sich nicht durch die Zeitspanne die man sich kennt, sondern durch die Intensität wie man sich gegenseitig erlebt und schätzt.
 
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