Hallo Martina,
danke für Deine (zu) wohlwollende Beurteilung.
An Deinen Wolfs-Protraits, die eine ausgewogenere Helligkeitsverteilung zeigen, gefällt mir, dass in beiden Fällen der Wolf mit erkennbarer Aufmerksamkeit einen bestimmten Ort ins Auge faßt. Man kann seine Anteilnahme, im ersten Bild sogar seine Erregung sehen und es baut sich dadurch in dem Bild eine Spannung zwischen dem Wolf und dem unbekannt bleibenden Gegenstand seiner Aufmerksamkeit auf. Der Wolf wirkt, trotz der Statik des Bildes, im ersten Bild sehr aktiv, im zweiten Bild beobachtend und abwartend.
Die auf Portraitgröße reduzierten Bildausschnitte regen die Erwartung des Betrachters für das, was der Wolf im Sinn hat und vielleicht gleich tun wird, jedenfalls im ersten Bild, stark an und führen den Betrachter über das Gesehene hinaus weiter in Überlegungen, die seiner Erfahrung und seiner Phantasie entspringen. Diese Bilder regen an. Ein weiteres, anregendes Element beider Bilder sehe ich darin, dass der Fotograf als Betrachter der "Szene" scheinbar vom Wolf nicht wahrgenommen (tatsächlich wohl lediglich nicht stärker beachtet) wird und dass dadurch der Eindruck ensteht, man beobachte, ohne selbst wahrgenommen zu werden, ein von einem selbst nicht beeinflußtes Verhalten.
Jede Interpretation birgt die "Gefahr" von Überinterpretation, und diese hier wahrscheinlich besonders. Wer aber mit Erfahrung und Phantasie Bilder betrachtet, legt das in sie hinein, wozu sie ihm Anlaß geben und Spielraum lassen. Beides steckt in Deinen Bildern drin.
Das Spiel mit der Sprache verleitet außerdem dazu, wenn man schon einmal dabei ist, dem Gegenstand, mit dem man sich befaßt, vielleicht mehr Bedeutung beizumessen, als alltäglich und angemessen.
So trivial sind Deine Bilder aber nicht, dass man, wie ich meine, bei halbwegs objektivierten Maßstäben, dies befürchten müßte.
Grüße,
Heinz