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Ein Motiv zwei Standpunkte

klaush2

Läuft öfters hier vorbei
Hallo Nikon-Fans,

die beiden Fotos zeigen das gleiche Motiv, von 2 gegensätzlichen Aufnahme-Standpunkten aus fotografiert.

Mich interessiert natürlich, wie Ihr die beiden Aufnahmen bewertet und welche davon Euch besser gefällt und warum.

Dank im voraus!

Klaus

Motiv:
Tower Falls, Yellowstone NP, Wyoming USA
Beide Fotos entstanden am 11.06.2006 zwischen 9:00 Uhr und 10:00 Uhr morgens.

Technik:
Nikon F80
Objektiv: AF-Nikkor 70-300 mm; 4.0-5.6G
Film: Velvia 100 F
Scanner: CanoScan FS4000US
Scansoftware: Vuescan
Bildbearbeitungs-Software: PS 5.0 LE
Rahmen erstellt mit Freeware FrameFun

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101262.jpg
 
Mir gefällt eindeutig das zweite besser. Es hat mehr Tiefe, wirkt spannender durch den Nebel (?) und diese Felsnadel kommt auch besser zur Geltung.
Beim oberen Bild wandert mein Auge hektisch über jeden Felsvorsprung. Beim zweiten sind der Nebel und die Felsnadel zwei Stellen, wo mein Blick hängenbleibt.

Gruß
Heiko
 
Empfinde genau umgekehrt :)

Das erste Bild wirkt für mich sehr harmonisch im Aufbau!

Ich empfinde beim 2. Bild die Mitte durch den Nebel zu ungefüllt (Man guckt auf einen grauen Schleier).

Die "Nadel" ist beim ersten Bild wesentlich besser herausgearbeitet und das Bild ist ruhiger, da nicht soviele schräge Strukturen auftreten. (Beim 2. Bild sind rechts aufstrebende Schrägen vorhanden, während links scheinbar mehrere Bäume umgefallen sind).
 
Hallo Klaus,

mir gefällt auch das zweite Bild besser, da es spannender wirkt und der Bildaufbau harmonischer ist (beim ersten ist die Felswand etwas zu dominant).

Leider sind beide Fotos etwas überbelichtet, besonders das zweite. Dadurch sind die Farben zu blass und der hohe Kontrast wirkt unangenehm. Vielleicht kannst Du per EBV noch etwas herausholen.

Viele Grüße
Markus
 
Hallo Klaus,

danke für die schönen Bilder, deren erstes m. E. auch technisch besser gelungen ist.

Das erste Bild gefällt mir besser. Ich suche naturgemäß selbst meist nach Gründen, warum ich bei einer Auswahl etwas besser und etwas nicht so gut finde.
Was in diesem Sinne "Gründe" sind, die mir sofort einfallen und noch mehr solche, die ich nach einiger Überlegung finde, kann ich nicht gut beurteilen. Bei dem, was Du an Antworten erhältst, wirst Du das wohl auch bedenken. Die Antworten sagen mehr über ihren Verfasser selbst als über den beurteilten Gegenstand aus. Sie lassen erkennen, wie jemand aus Anlaß des beurteilten Objekts reagiert, und zwar auf Grund vorheriger, oft dabei unbewußt bleibender Erfahrungen.

Beide Bilder zeigen eine natürliche Landschaft, in der die Natur nicht von Menschen gezähmt und verunstaltet wurde. Aber wahrscheinlich wird dieses Stück Natur von Menschen zum Anblick angeboten und es wird Wege und andere Eingriffe geben, die gemacht wurden, damit Menschen hierhin kommen und sich das ansehen. Diese Art Prostitution von Naturschönheit und von Ursprünglichkeit, mit der Natur genutzt, übernutzt, "in Wert gesetzt" wird durch "fußläufige Verbindungen", Kioske, Massentourismus mit Vertreibung der Tiere und Ausrottung der Pflanzen, scheint hier allerdings nicht so weit getrieben zu sein wie unter beengteren Verhältnissen in Deutschland und in den meisten Teilen Zentraleuropas - jedenfalls sieht man sie nicht. Es wird aber meist auch so fotografiert, dass man Schäden und Artefakte möglichst ausblendet.

Das erste Bild also gefällt mir besser, weil es einen größeren Überblick über das gibt, was dort geschieht. Es bricht sich ein Gebirgsfluß Bahn durch den Fels und man kann ihn mit den Augen über eine kleine Strecke verfolgen. Die Situation vermittelt einen Einblick in ein "dramatisches" Geschehen: in die Auseinandersetzung zwischen Wasser und Stein.

Solche Szenerien werden traditionell als "großartig", "erhaben" usw. bezeichnet und wenn man ihnen nahe ist, entgeht dem Betrachter die Gefährlichkeit nicht, die mit einer zu großen Annäherung verbunden wäre. Es erfordert einen gewissen Mut, sich zu nähern. Aus der Psychosomatik wissen wir, dass der Mensch (auch die Primaten und andere Säugetiere) auf gefährliche Situationen mit der Bereitstellung von Kraft und Handlungsbereitschaft reagiert. Damit einher geht die Ausschüttung von u. a. Adrenalin (Noradrenalin, Vasopressin), was die eigene physische Kraft erhöht. Dagegen werden die erlernten Fähigkeiten, Fertigkeiten durch Neurotransmitter im Gehirn in ihrer Verwendung reduziert zugunsten angeborener Reaktionsinstrumente.
Eine der Begleiterscheinungen ist das Aufsträuben der Haare, besonders der Rücken- und Nackenhaare, wodurch das Individuum einen größeren Umriss erhält, der es Gegnern bedrohlicher erscheinen läßt. Bei Menschen ist dieser Vorgang fast nur noch als Kribbeln in den entsprechenden Gegenden spürbar. Dieser Komplex von Reaktionen stellt sich also ein, wenn man in eine als gefährlich beurteilte Lage kommt. Der Fremdenführer, der dort zum hundertsten Male ist, oder auch der erfahrene Bergsteiger, bleibt davon nach entsprechender Übung weitgehend frei.

Das erste Bild also löst in mir den Anflug solcher Gefühle aus und wird daher als Herausforderung angesehen, die seine Dynamik mit höherem Aufmerksamkeitsgrad verbindet, so dass mir dieses Bild eindringlicher erscheint.

Es kommen ästhetische Aspekte hinzu, die mit "unberührter Natur", mit dem Bildaufbau (zum Teil diagonal durch das Bild "tobender" Gebirgsfluß), "chaotisch" und wild in der Waagerechten dahineilendes Wasser versus steil aufragenden, "stoisch" dastehendem Fels zu tun haben und mit den Bäumen, die sich inmitten dieser abweisenden Umgebung niedergelassen haben und die dabei gedeihen.

Das zweite Bild läßt das Wasser nur als Dunstschleier erkennen, man sieht auch nicht, ob es vielleicht Rauch ist. Vieles von dem, was das erste Bild enthält, ist hier nicht zu sehen, wenngleich es auch "wild" ist. Sähe man es ohne das erste Bild, könnte man noch weniger damit anfangen.

Aber es hat keinen Zweck, hier jetzt differenzierter vorzugehen. So wäre, um das Urteil des Betrachters, des Kritikers gewissermaßen zu eichen, dessen "Erlebniskatalog" von Bedeutung, der, je nachdem wie seine Erlebnisse verarbeitet wurden, weitere Präferenzen oder Abneigungen erkennbar bzw. plausibel machen kann. (Nicht aber mit den "Methoden" der Psychoanalyse Befindlichkeiten mit Spekulationen "interpretieren" zu wollen, während dagegen das Bewußtmachen von Verdrängtem sinnvoll sein kann.)

Wenn jemand seine Hervorbringungen zur Beurteilung stellt, ist es auch oft lohnend, der Frage nachzugehen, aus welchen Gründen dies geschieht, denn die Bildkritik ist ein interaktiver Vorgang. Aber das gehört jetzt gar nicht mehr hierher.

Grüße, Heinz
 
Hallo Klaus!

Ich bevorzuge auch das 1. Meine Gründe decken sich mit Daniel.

Gruß Steffen
 
Hallo zusammen,

erst einmal herzlichen Dank für Eure zum Teil umfangreichen Stellungnahmen! Ich bitte um Entschuldigung, dass ich mich einige Tage nicht gemeldet habe. Ich war auf Reisen und hatte dabei nicht genügend Zeit und Gelegenheit dies zu tun.

Heinz, Dir mit Deinem besonders umfangreichen Kommentar möchte ich zuerst antworten. Du hast die Situation der Entstehung der Bilder perfekt kommentiert. Auch ich selbst tendiere zum ersten Bild, welches ich als das fotografisch, farblich und auch stimmungsmäßig bessere erachte. Ich war beim Auswerten meiner Fotos aber sehr erstaunt, wie unterschiedlich sich letztendlich dieses eine Motiv dem Auge des Betrachters darbieten kann.

So ist das erste Bild vom offiziellen "view point" aus aufgenommen. Ich habe diese Stelle mindestens dreimal aufgesucht, um einigermaßen passendes Licht vorzufinden und gleichzeitig nicht durch zu viele Besucher gestört zu sein. Das zweite Bild habe ich dann einfach vom Straßenrand aus fotografiert, nachdem ich diese ein Stück entlang gewandert bin.

Aus dem Gesagten ergibt sich schon, dass natürlich Wege und sogar eine Strasse zu diesem Motiv führen. Wie Du ebenfalls erkannt hast, habe auch ich so fotografiert, dass diese "störenden" zivilisatorischen Einflüsse nicht zu sehen sind. Es gibt aber im Yellowstone NP wirklich die Möglichkeit sich in "freier Wildbahn" zu bewegen. Oft genügen wenige hundert Meter, um abseits der touristischen Highlights in die Stille der Natur einzutauchen. Außer der Straßen- und Wegeunterhaltung und der punktuellen Vorhaltung touristischer Infrastruktur werden im YNP so gut wie keine Eingriffe in das Geschehen der Natur vorgenommen. Ich werde bei Gelegenheit noch die eine oder andere fotografische Impression von dort hier veröffentlichen. Wer neugierig ist mag auch auf meine Homepage schauen. Die Fotos dort sind aber recht klein.

Markus, zum Thema Überbelichtung: Das zweite Bild ist in der Tat leicht überbelichtet, sonst wären mir die Schatten zu dunkel geraten. Die Originale sind Dias, die mir eine viel höhere Leuchtkraft zu haben scheinen als das Scanergebnis, auch nach erfolgter Bildbearbeitung. Die Farben wirken im Original viel intensiver. Ich habe versucht mit PS so weit als möglich anzugleichen, bin aber leider nicht so richtig gut darin ;-( Da muss ich wohl noch viel üben ;-) Auch habe ich festgestellt dass mein Monitor (Röhre) eine wesentlich "dunklere" Darstellung hat als z.B. eine neuerer TFT-Monitor. Hätte ich die Fotos an einem solchen bearbeitet, hätte ich sie wahrscheinlich nicht so stark aufgehellt.

Eure Kommentare haben mir sehr weitergeholfen! Ich danke Euch nochmals ganz herzlich und natürlich habe ich für weitere Kommentare immer ein "offenes Ohr"!

Beste Grüße
Klaus
 
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