Hallo Trolli,
das sind für den Anfang ja gleich einige der schwierigsten Motive.
Fangen wir mit dem Überschaubarsten an.
Beim Feuerwerk kommt das Licht ja praktisch nur von den Raketen, die sich mehrere Sekunden lang ihren Weg über den Himmel suchen. Das heißt, damit ein Feuerwerksbild überhaupt wirkt, muss man mehrere Sekunden belichten, um auf einem Bild eine oder mehrere Raketen zu sammeln. Dazu sollte die Kamera irgendwo fest aufliegen, damit zufälig ins Bild geratende andere Dinge (Gebäude, Mond, Vordergrund) nicht verwackeln, bei den raketen selbst würde es ja nicht sehr auffallen. Am idealsten ist ein Stativ, wenn man Gelegenheit hat, es mitzuschleppen.
Die Belichtungszeit kann man nach Belieben in Tv-Schalterstellung (Tv = TimeValue/Zeit-Vorwahl) zwischen etwa 5 und 30 Sekunden vorwählen und hoffen, dass genau in dieser Zeit ausreichend viele und schöne Raketen durchs Bild fliegen. Geschickter ist es, den Verschluss mit B-Einstellung nach Belieben offenzuhalten und das Objektiv in der Zeit mit der Hand abzudecken, wenn keine Raketen fliegen. Wichtig ist, abzuschätzen, wann das Bild genügend gefüllt ist, damit es nicht zu durcheinander aussieht. Zum Glück gibts bei Digitalbildern ja die sofortige Kontrolle.
Als ISO ist alles zwischen 100 und 400 sinnvoll, die Blende dürfte am besten bei 8 bis 16 liegen, das variiert.
Wichtig ist ein ausreichend weites Weitwinkel, weil die Raketen sehr hoch steigen. Es sei denn, man ist mehrere Kilometer weg, dann reichen auch 35 bis 50 mm an der 350D (mit Brennweiterverlängerung von 1,6). Bei Digitalkameras ist zu beachten, dass sich bei sehr langen Belichtungszeiten das Rauschen im Bild stark verstärkt. Die 350D dürfte aber bereits eine jener Kameras sein, bei denen dieser Effekt nicht mehr so stark zum Tragen kommt wie bei den ersten Digitalkameras, wo man nicht mehr als 1 bis 2 Sekunden belichten durfte bzw. Kunstlichtaufnahmen ganz unmöglich waren.
Den Kamerablitz braucht man nicht, es sei denn, es ist etwas im Vordergrund, dass man mit belichten möchte. Da ist es sinnvoll, die Blitzauslösung auf den 1. Verschlussvorhang (Beginn der Belichtung) eingestellt zu lassen (wenn die Kamera diese Wahlmöglichkeit überhaupt hat), weil man so den Zeitpunkt des Blitzens besser kontrollieren kann.
Ähnliches gilt im Prinzip auch für die Feuerwerksbilder mit dem Unterschied, dass man nicht weiß, wann und wo es blitzt. Hier hilft nur, möglichst bei Nacht (weil sich dann weniger unnötiges Licht auf dem Bild sammelt) auf B zu stellen und so lange zu warten, bis es im Bildausscnitt genügend geblitzt hat. Auch hier würde ich sagen: ISO 200, Blende 8 bis 16. Zeit beliebig. Auch hier wäre der Fotoblitz nur nötig, um Vordergrund aufzuhellen, der aber schnell zu hell geraten kann. Warum, siehe später.
Restaurant mit Rauch: Am besten ohne Blitz, weil der Tabakqualm das Blitzlicht reflektiert (wie Schnee und Regen) und die Bilder komplett milchig und unbrauchbar macht. Wenn es gar nicht anders geht, dann so dicht wie möglich mit dem Blitz an das Motiv ran, damit so wenig Rauch wie möglich ins Bild kommt. Falls du ohne Blitz fotografierst (und nur dann) reicht die Programmeinstellung P aus, um den idealen Kompromiss zwischen Blende und Zeit (Verwacklung) zu finden. ISO nach Bedarf bis maximal 400/800. Weißabgleich kann automatisch sein (AWB), alternativ könntest du auch mal die Festeinstellung auf Kunstlicht (Glühlampensymbol) probieren, damit die Bilder nicht so gelb werden. Bei Tageslicht später das Zurückstellen nicht vergessen.
Auch hier ist das Aufstützen der Kamera sinnvoll damit möglichst wenig verwackelt wird. Je kleiner die Blendenöffnung ist , z.B. 11 oder 16 (gilt für alle Arten von Fotos) desto größer ist der Bereich im Bild, der von vorne nach hinten scharf wird. Umgekehrt ist, je größer die Blendenöffnung (z.B. 2,8 oder 4) desto kleiner ist die Schärfentiefe im Bild (z.B. bei Porträts nur das Gesicht scharf, alles andere unscharf).
Dann wären wir beim Schwierigsten, den Nachtaufnahmen mit bewegten Objekten. Das Hauptproblem ist hier der große Kontrast zwischen den hellen Lampen und der Umgebung, die Figuren dürften von den Laternen noch teilweise ausreichend beleuchtet werden. Hier hilft wirklich nur, ausreichend Speicherkarten und Akkus mitnehmen und probieren. ISO 400 ist sinnvoll plus Av (Blendenvorwahl) oder Tv (Zeitvorwahl). Bei Blendenvorwahl wird das Bild auf jedenFall richtig belichtet, aber es könnte sein, dass die Automatik eine zu lange Zeit (länger als 1/30) einsteuert, so dass das Bild leicht verwackelt. Ausschließen kann man Verwacklungen, in dem man mit Tv eine feste Zeit (z.B. 1/125, 60, 30) vorgibt und hofft, dass noch genügend Licht da ist (die Blende lässt sich ja nicht beliebig vergrößern). Die Standardeinstellung AWB für den Weißabgleich dürfte hier das sinnvollste sein.
Bei diesen Motiven könnte nun das zusätzliche Blitzlicht den entscheidenden Kick liefern, um in den zu dunklen Bildbereichen auch noch etwas Farbe und Zeichnungen hinzubekommen, ohne dass die anderen Teile zu hell werden. (Bei Blitzaufnahmen ist es zunächst mal wichtig, den Hauptunterschied zwischen Blitzen mit P und Blitzen mit Tv, Av und M zu verstehen: Bei P wählt die Kamera (erst recht bei Auto (Grüne Einstellung)) eine solche Einstellung, dass das Hauptmotiv vom Blitz voll, oft zu hell, beleuchtet wird und der Hintergrund sicherheitshalber schwarz bleibt, damit er nicht verwackelt aussieht. Bei Av oder Tv dagegen wird das Hauptmotiv zwar auch vom Blitz belichtet, aber die Kameraautomatik sorgt auch dafür, dass der nicht vom Blitz getroffene Hintergrund von vorhandenen Licht so hell belichtet wird, als ob es den Blitz nicht gäbe, es gibt also eine meist weiche Kombination aus vorhandenem Licht und Blitzlicht. Falls es durch lange zeiten Verwackelungen gibt, sind davon meist nur die Dinge betroffen, die nicht vom Blitz getroffen werden, also nicht ganz so wichtig sind).
Deshalb würde ich bei einem solchen Motiv in Tv verschiedene Zeiten zwischen 125 und 15 durchprobieren und dazu noch den Blitz zuschalten (wobei der eingebaute Blitz zwar leistungsschwächer ist, optimal nur bis drei bis fünf Meter, aber meist besser abgestimmt als ein Aufsteckblitz). Falls sich die Laternen zu schnell bewegen und trotzdem Wischer produzieren, muss die Zeit noch kürzer gewählt werden, bis zur Synchronzeitgrenze (meist 125 bis 250).
Wenn Blitzaufnahmen ständig zu hell oder zu dunkel werden, sollte man mal darauf achten, wo die aktiven Autofokusfelder im Moment des Blitzens und Scharfstellens liegen, denn der Blitz wird immer auf das Motivdetail abgestimmt, auf dem das aktive (scharfgestellte) AF-Feld liegt. Falls das sehr dunkel ist (z.B. dunkle Kleidung neben hellem Gesicht) wird das Gesicht sicher zu hell. Abhilfe schafft hier die geniale Blitzmesswertspeicherung FEL, über deren Handhabung das Kamerahandbuch Auskunft gibt. Ich habe jetzt keine 350er zur Hand aber ich meine, die hat die FEL auch.
Wenn das alles nichts hilft, lässt sich über die Blitzlichtkorrektur (Taste mit Blitzsymbol und -/+) das Blitzlicht unabhängig von der normalen Belichtung heller oder dunkler einstellen. Spätere Rückstellung nicht vergessen.
Nun, hier wirds dann langsam etwas unübersichtlich für ein kurzes Rezept. Es gibt auf der Programmwählscheibe ja auch noch die Nachtaufnahmeneinstellung, die sorgt für ähnliche Effekte, doch der Fotograf hat kaum Eingriffsmöglichkeiten auf ISO, Zeit, Bildgröße etc, das macht die Kamera alles nach ihrem einprogrammierten Willen aber nicht nach dem, was der Fotograf sich vorgestellt hat.
Ich hoffe, bis hier ist alles noch einigermaßen verständlich. Sonst melde dich gern nochmal.
Viel Erfolg.
Thomas