Na, wenn hier alle ihren lichtgemalten Lebenslauf zum Besten geben, kann ich mich ja wohl schlecht heraus halten. Sonst mahnt Jörg wieder mangelhaftes Engagement bei mir an! ;-)
Ich erspare euch jetzt meine ersten Kamerakontakte mit Kodak-Box und Instamatic-Schätzchen und steige gleich mit meiner Konfirmation ein. Die war 1972 und mein Vater schenkte mir ein Kowaflex. Das ware eine SLR mit nicht wechselbarem 50mm Objektiv. Keine Ahnung, wo er die her hatte. Jedenfalls animierte sie mich zu meinen ersten bewussten fotografischen Gehversuchen, die alsdann auch in der Dunkelkammer unserer Kirchengemeinde endete, wo ich fortan unzählige Stunden mit Entwickeln und Vergrößern verbrachte.
Die Kowaflex war übrigens nicht wirklich eine gute Kamera und ich erinnere mich auch nicht, wo sie geblieben ist. - Im Spielfilm käme jetzt ein Schnitt.
Die nächste bedeutende Anschaffung sollte nach meinem Abitur erfolgen und Renault R4 heißen. Ein R4 wurde es aber nicht wirklich, sondern eine F1 mit 1,4/50 ssc der Firma Canon. Sie kostete genausoviel wie der geplante Gebrauchtwagen, war aber im Unterschied zu ihm sofort verfügbar und musste nicht erst noch durch den TÜV. Natürlich hatte ich bald alle Extras inkl. diverser auswechselbarer Sucher zur F1 und war glücklich, eine Kamera mit Profistatus zu besitzen. Es folgten etliche Originalobjektive, ergänzend eine Canon EF und eine FTb. (Übrigens sehr gute Kameras, die ich mir viele Jahre später aus Nostalgiegründen erneut zusammengekauft habe! Messinggehäuse, gute Mechanik, Spiegelvorauslösung und Selektivmessung inklusive. )
Die Canon-Phase mündete in meine Nikon-Periode. Angeekelt hatte ich nämlich mitansehen müssen, wie Canon auf die metallenen Bajonettringe der Objektive verzichtete und nur noch Plastik für den Massenmarkt und die AE-1 Besitzer produzierte. Deshalb suchte ich dann meinen Trost bei einer Nikon F2, einer Nikkormat, einer Nikon FE und einer FM. Ach, eine Nikonos III habe ich noch vergessen. Mit der bin ich immer per Kajak unterwegs gewesen. Mit den Nikons war ich sehr zufrieden, besonders gern habe ich mit dem 105er fotografiert. - Übrigens hatte ich fast alle Teile ladenneu erworben. Ich arbeitete nämlich in den Semesterferien immer in einem Fotofachgeschäft und brachte es fertig, einen großen Teil meines guten Gehalts in dem Laden zu lassen, in dem ich arbeitete. Es war ein richtig gutes Fotofachgeschäft mit allen hochwertigen Marken von Asahi bis Zeiss. Mit allen habe ich im Laufe der Zeit dann auch fotografiert, im Urlaub oder am Wochenende. Besonders gut gefiel mir die Belichtungsmessung der Olympus OM2 (während der Belichtung), die Handlichkeit der Pentax-Bodies und das Design der Contax. -
Dann begann zu allem Überfluss auch noch mein MFW (=Mittelformatwahn). Offensichtlich war mir meine KB-Tasche noch nicht schwer genug, sodaß ich zusätzlich eine Mamiya 330 F mit 55, 80 und 180 mm Optiken erwarb und mich an der Feinkörnigkeit und Schärfe von 50 x 50 Abzügen delektierte. Nur meine Schultern waren nicht so erfreut, wenn ich beladen wie ein Packesel durch die Strassen zog. - Wenn man in einem Fotogeschäft arbeitet und jeden Tag alle möglichen Kameras in der Hand hat, verfliegt bald die Faszination des Besonderen. Es war normal, mit all diesen Schätzen zu hantieren. Nur eine berühmte MF-Kamera sah man damals nicht alle Tage: Die Hasselblad. Jeder Fotoenthusiast bekam glänzende Augen, wenn nur der Name fiel. Ich fiel auch, besser ich verfiel - dem Gedanken, eine Hasselblad zu besitzen.
Es wurde eifrig gespart und noch eifriger gearbeitet, dann hatte ich sie endlich, meine 500 CM mit Planar 80, mit 2 Wechselmagazinen, Transportkurbel und Gittermattscheibe. Es folgte das 150er Sonnar, das 40er Distagon, eine 500 ELM und eine SWC mit dem berühmten Biogon. - Mit dieser Ausrüstung bin ich Wahnsinniger wenige Monate später durch die Bronx von New York gerannt. Mit der ständigen Panik überfallen zu werden und auf dem Zahnfleisch kriechend ob der Last auf meinen Schultern. -
Das Ende vom Lied kam gleich nach Ende der Reise. Ich war wild entschlossen, etwas so Hochwertiges wie Hasselblad zu besitzen - nur weniger schwer. Ich verkaufte meine Schwedinnen und erwarb meine erste Leicaflex. Es war eine SL 2. Sie war diesmal natürlich eine Gebrauchte, aber super solide gebaut und der Rückdeckel schlug mit einer Bewegung aus dem Handgelenk zu wie eine Mercedestür in früheren Zeiten.
Objektiv-Erstausstattung waren die Klassiker 28, 35, 50 und 135er. Wegen des geringeren Gewichts jedoch nie die lichtstärksten Varianten. - Und da mir gerade einfällt, dass ich mich im Thread "Non-Leica SLR" befinde, wird die Geschichte an dieser Stelle auch nicht weiter erzählt. ;-)
Aber ein Teil unserer "Leica-Familie" ist ja auch Teil der jüngeren Geschichte und damit gewissermaßen "live dabei", wenn mal wieder was Neues kommt.
Grüße aus der Mottenkiste,
Peter