Hallo Freunde,
bin seit einigen Tagen wieder zurück von der "Großen Reise“ durch Benin, Togo , Burkina Faso und Mali! Musste erst einmal alles aufarbeiten was sich auf dem Schreibtisch angehäuft hat und das war nicht wenig.
Als Resümee der Reise würde ich sagen sehr lang, gute 5000km , sehr anstrengend, sehr informativ, und bei all den Wagnissen die man eingegangen ist ein paar recht ansprechende Fotos eingefangen.
Die Klimaumstellung hat mir natürlich die ersten Tage sehr zu schaffen gemacht.
Im Süden unmittelbar an der Küste 32° - 34° dazu eine Luftfeuchte von ca. 80-85% im Norden dann genau anders herum. Da hatten wir so 28° - 35°aber nur eine Luftfeuchte von 25 - 35%. Ständig hatte man das Gefühl das die Schleimhäute ausgetrocknet sind. Aber es war mir angenehmer als im Süden am Meer. Auch hier so die Aussagen deutscher Entwicklungshelfer machen sich die Klimaveränderungen immer stärker negativ bemerkbar. So regnet es zur Zeit, meine Tochter erzählte es mir eben am Telefon, in Cotonou was zu dieser Zeit aber gar nicht üblich ist.
Die erste Woche war Fotografisch sehr enttäuschend und die Stimmung gedrückt, das lag an einem außergewöhnlich zuschlagenden Harmatan. Staub und Dunst gaben manchmal den Blick nur wenige hundert Meter frei. Dazu besonders in Benin und in Togo die extrem schlechten Straßen die unserem Ford Mondeo arg zusetzten und dann noch die "afrikanischen Manieren" der Vehrkehrsteilnehmer. Trotz allem bekam einen recht intensiven Eindruck vom Leben der Menschen hier, der geprägt ist vom Überleben zum nächsten Tag. Besonders auf dem Lande ist es sehr, sehr ärmlich. Im Straßenverkehr kommt dazu das viele die ein Fahrzeug führen nie eine richtige Fahrprüfung abgelegt haben sondern den Schein bei einem korrupten Beamten gekauft haben. So habe ich entsprechend schreckliche Dinge auf den Straßen erleben müssen, auch mit Verletzten und Toten. Am letzten Tag bei der Fahrt zum Flughafen hätte es uns auch fast erwischt wenn meine Tochter nicht so toll reagiert hätte.
Die bereisten Länder ( Togo, Burkina Faso, Mali und zuletzt auch Benin ) sind allesamt auf den letzten Plätzen der Rangordnung der UNO zu finden. Ohne Hilfe von anderen Staaten oder Organisationen wäre die Situation der Bevölkerung mehr als dramatisch. Im Vergleich zu meinem Besuch vor zwei Jahren ist die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung, ich würde sagen leicht gereizt gewesen. Aber vielleicht liegt es auch an den Ereignissen in der Côte d'Ivoire ( Elfenbeinküste ) und den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Benin.
Die Togolesen, obwohl die Generation die es erlebte schon nicht mehr lebt, „schwärmen“ noch heute von der deutschen Kolonialzeit. Das rührt daher so ein Priester auf der Missa-Höhe, dass die "Deutschen" sehr viel an der Infrastruktur des Landes gearbeitet haben. Es wurden Straßen und Orte gebaut immer in Verbindung mit den notwendigen Begleitmaßnahmen, eben anders als es die Franzosen taten nach dem Deutschland Togo verlassen musste und es dann reine Ausbeutung war. Entsprechend ist man hier nicht allzu gut auf sie zu sprechen. Und hier begegnete ich einem jungen Mann der in Deutschland seine Bäckerlehre, seinen Gesellen und Meisterbrief gemacht hat, den er übrigens von Helmut Kohl überreicht bekam. Dann ging er zurück nach Togo machte sich Selbstständig und hat heute eine Bäckerei mit 38 Angestellten. Das war eines dieser wenigen positiven Ahaerlebnisse die ich auf dieser Reise erlebte.
Da ja meine Tochter als „Staatsdiener“ dort arbeitet mussten wir immer die aktuellen Reisewarnungen des AA berücksichtigen, was dazu führte das wir nicht bis Timbuktu oder auch bis nach Mopti geschweige denn in das Pays Dogon reisen konnten. Aber Sicherheit ging vor das hatten wir von Anfang an festgelegt.
Das Fotografieren in der Öffentlichkeit musste ich erst wieder „ Erlernen „, da es ein sehr unheimliches Gefühl ist mit einer Ausrüstung die irgendwo bei 3.500,00 € liegt durch die Straßen zu laufen immer der Gefahr ausgesetzt das man dir diese entreißt, sei es durch Motofahrer oder auch durch Kriminelle im dichten Stadtgetümmel. Bei einem Jahresverdienst der im Durchschnitt bei 400-500€ liegt ist das schon durchaus möglich ein Opfer in dieser Hinsicht zu werden.
Das andere an dem Fotografieren ist das dort lange nicht die Freizügigkeit in dieser Sache wie bei uns besteht. Religion spielt eine große Rolle ob man darf oder eben nicht. Dazu kommen öffentliche Beamte die schnell mal dazwischen Funken wenn zum Beispiel die Republikanische Garde den Heimweg des beninischen Präsidenten sichert und man da mit einem Fotoapparat unterwegs ist. Wenn dieser Mann in seiner Wagenkolonne die Straße passiert haben die Menschen inne zu halten. Mir fällt dazu nicht viel Vernünftiges ein.
Ich habe meine Ausrüstung immer in einem bunten Marktbeutel aus dem Hotelzimmer und auch wieder zurück getragen um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
Gesundheitlich habe ich alles gut überstanden obwohl man einiges riskiert hat. So waren wir bei einer Familie eingeladen und rund zehn Personen aßen alle aus einer großen Schüssel. Das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig zumal die Speisen noch lokal zubereitet wurden, d.h. mit dem Wasser vor Ort, den Möglichkeiten vor Ort und eben auch den Zutaten.
Obwohl landschaftlich nicht gerade attraktiv hat mir Burkina Faso von den Menschen her sehr gut gefallen. Eine recht ordentliche Infrastruktur bezüglich der Straßen, die besten die ich da unten gesehen habe, als auch die Tatsache das sich dieses Land zu 100% selbst versorgt, und das obwohl es die schlechtesten Voraussetzungen hat. Der Besuch des Theaterdorfes von Christoph Schlingensief in der Nähe von Ouagadougou war auch ein sehr eindringliches Erlebnis welches ich natürlich festgehalten habe.
Ich könnte sicher noch viele Seiten beschreiben, aber zuviel Text ist nicht gut. Das gibt dann schnell Langeweile.
Ich werde ein neues Album erstellen und die Fotos dort reinstellen dann brauche ich das nicht doppelt machen.
Vielleicht noch soviel, es mag hier bei uns sicher Menschen geben die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, aber denen geht es gegenüber denen die ich gesehen habe unvergleichlich gut. Ich will damit sagen wir sollten auch bei allen Mißständen die es hier so gibt nicht vergessen das die Grundrechte gesichert sind, was bei einer überwiegenden Mehrheit der Menschheit, Afrika, Asien, Südamerika z.B. nicht gegeben ist.
Ich hatte die Möglichkeit und das war ein so nachhaltiges Erlebnis, ein Gefängnis in Mali zu besuchen ohne zu Fotografieren, aber das brauch ich wohl nicht zu erwähnen, das ich lange darüber nachgedacht haben was ich dort erleben musste. 206 Personen die in einem Gefängnisbau von 1936 unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert sind. Mehr als 20 Personen in einem Raum von gerade mal 20qm. Der ganze Bau, der nie verändert wurde war gerade mal vielleicht 30x30m groß. Wenn die eigene Familie einem dort nicht zusätzlich mit Essen versorgt gibt es für die Dauer der Inhaftierung nur Hirsebrei. Für viele die sich das nicht leisten können gibt es kein Weg zurück in die Freiheit weil sie wahrscheinlich an Unterernährung oder Krankheiten sterben werden. Glaubt mir das war mehr als schockierend, das war mehr als unmenschlich von den hygienischen Bedingungen mal abgesehen, das möchte ich hier auch nicht weiter ausführen. Diebe müssen da mal ganz schnell bis zu 2 Jahre für Vergehen absitzen, die bei uns gerademal mit Bewährung geahndet worden wären.
Und wenn die Jugend dieser Länder eines Tages ihre Rechte einfordern werden und das wird kommen, dann werden wir mehr als bisher bereit sein müssen zu Teilen in welcher Form auch immer. Im arabischen Raum ist dieser Prozess ja schon im Gange und wird sich in ganz Afrika ausdehnen.
Man sitzt dann im Flugzeug auf dem Weg zurück nach Deutschland und denkt unentwegt daran wie diese schlimmen tiefgreifenden sozialen und auch Umweltprobleme in diesen Staaten gelöst werden können! Ich weiß es nicht, weil es allzu viele sind.
Einen lieben Gruß in den Abend und es ist schön wieder bei Euch zu sein.
Ron