Ich hab meinen kleinen "Testbericht" vom 9.06.08 des 16-80 an Zeis gesendet. Nun hab ich die Antwort von Carl Zeis wieder gefunden. Ich denke die Fa. Zeis wird nichts gegen eine Veröffentlichung der Antwor im Forum haben.
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Sehr geehrter Herr ....,
der Farbquerfehler ist bei unsymetrisch gebauten Objektiven ein kaum vermeidbares Phänomen.
Weitwinkel-Objektive für Spiegelreflexkameras und generell alle Zoom-Objektive gehören zu diesen
unsymetrischen Typen. Dort treibt man den Korrektionsaufwand in der Regel so weit, dass die Breite
der sichtbaren Farbsäume auf 2-3 Pixel begrenzt wird.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind im Vario-Sonnar 16-80 schon 3 Linsen aus sehr aufwändigen Sondergläsern
eingesetzt worden. Eine weitere Steigerung des Aufwandes würde Volumen, Gewicht und Preis des Objektivs
natürlich deutlich anheben, ohne dass der Anwender in der Regel einen Nutzen davon hätte. Denn wenn man die
Vergrößerung eines Bildes so hoch treibt, dass man 2-3 Pixel im Bild deutlich sieht, dann überfordert man ein
Abbidungssystem eigentlich ein wenig. Natürlich verführen die Bildbetrachtunsgmöglichkeiten der Digitalfotografie
etwas zu solcher überspannter Betrachtunsgweise, die aber nicht praxisrelevant ist.
Sie werden also im ganzen Markt kein Objektiv dieses Typs finden können, das völlig frei ist von dem bemängelten
Fehler. Wenn Sie das wollen, müssen Sie mit Sucherkameras oder Fachkameras auf optischer Bank fotografieren,
denn die verwenden symmetrische Objektivdesigns. Wir haben auch schon Superweitwinkel-Festbrennweiten für SLRs gebaut,
die praktisch keinen Farbquerfehler mehr zeigen - aber die sind von vorn bis hinten voll mit exotischen Gläsern,
17 Linsen für eine Festbrennweite. So was ist unter 3000,- € nicht zu haben.
Es ist auch normal und mit vertretbaren Kosten kaum vermeidbar, dass die Farbsäume etwas mit dem Azimut im Bild variieren,
weil ein reales Objektiv nie völlig rotationssymmetrisch ist.
Wichtiges Kennzeichen eines guten Objektivs ist, dass die sphärochromatische Aberration gut
korrigiert ist, denn die äußert sich in ausgedehnten farbigen Schleiern, die sich in der Nachbarschaft sehr heller
Objekte über viele Pixel erstrecken. Und in der Beziehung können Sie das Vario-Sonnar ruhig belasten:
fotografieren Sie mal Sonnenreflexe von Lack etc. und Sie werden dort kaum Farbe sehen.
Generell sind die Eigenschaften der digitalen Fotografie ungünstig für dieses prinzipielle Problem der Optik:
Früher hat das Filmkorn einen Großteil der Farbsäume im Rauschen versteckt. Die Kornfreiheit digitaler Bilder
und die Kantenschärfung der Bilddatenprozessierung erhöhen die Sichtbarkeit der Farbsäume.
Mit freundlichen Grüßen
...
http://www.zeiss.de/photo