CI-Fotocommunity

Registriere Dich jetzt kostenlos!

Dadurch bekommst Du Zugang zu dem geschützten Mitgliederbereich, kannst beim Gebrauchtmarkt mitmachen und stellst nebenbei auch noch sicher, dass niemand Dir Deinen Wunsch-Usernamen wegschnappt.

Das Ende des Elmar 50 das Ende einer Legende

jochen

Bringt häufig das Frühstück mit
Heute bekam ich die LFI 7/2007. Dort wurden die neuen Leica-Mittelklasse-Objektive der Summarit-M Serie vorgestellt. Gleichzeitig wurde auf Seite 32 gesagt, dass wahrscheinlich das Elmar 2,8/50mm "entfallen" würde.

Ob das richtig oder falsch ist, möchte ich hier nicht beurteilen. Allerdings geht mit dem Wegfall dieses Klassikers eine Legende zu Ende.

Das vierlinsige Triplet ist keine Erfindung von Leitz sondern geht auf ein Patent von Paul Rudolph aus dem Jahre 1902 zurück (das Tessar hatte zunächst die Lichtstärke 4,5). Jedenfalls galt das Tessar 3,5/50mm für die Contax als schärfer als das Tessar 2,8/50mm . Jedoch übertraf das Elmar 3,5/50mm in seiner Leistung das Tessar 3,5/50mm merklich. Das Elmar 3,5/50mm kann wohl als das beste Leitz-Vorkriegsobjektiv bezeichnet werden. Das Elmar 3,5/50mm wurde bis 1961 in verschiedenen Versionen gebaut. Im Jahre 1958 wurde es durch das Elmar 2,8/50mm ersetzt. Dieses Objektiv habe ich selbst besessen und schätzte es sehr. Seine Produktion wurde im Jahre 1972 eingestellt.

Offensichtlich war die Leica-Fan-Gemeinde sehr enttäuscht über das erste Ende des 50er Elmars. 23 Jahre später (1995) wurde eine neue Rechnung des Elmars unter der Bezeichnung Elmar-M 2,8/50mm (in klassischer Fassung) zunächst nur für die Leica M6J vorgestellt. Auf Druck der Leica-Liebhaber war ein Objektiv diese Rechnung mit versenkbarer Fassung und Geradführung ohne Kamerabindung wenig später lieferbar. Ich besitze dieses schöne und gute Objektiv in Ergänzung zu meinem Noctilux. Es besticht durch seine Schärfe und ist im Nahbereich wohl das beste Normalobjektiv von Leica-M.

Das Tessar und das Elmar waren Vorbilder für viele bedeutende Normalobjektivkonstruktionen. Folgende ehemals berühmte Objektive gehen auf dieses beiden Objektive zurück:
Agfa Color-Solinar
Voigtländer Color-Skopar
Steinheil Culminar
Schneider Xenar
Rodenstock Ysarex
Isco Westanar
Meyer Primotar
Industar (sovj. Objektiv)
Schacht Travenar
Staeble Color-Ultranit
Canon Serenar
Minolta Super Rokkor
Nikkor

Bald wird das Elmar 50mm von der Bildfläche verschwinden, das es (mit Unterbrechung) 82 Jahre gegeben hat. Das bedeutet das Ende einer Legende. Ich bedaure es sehr. Aber mein Elmar-M 2,8/50mm werde ich weiter schätzen und nutzen.

Grüße von Jochen
 
Hallo Jochen,

heute komme ich irgendwie nicht ins Bett. Umsomehr freue ich mich, deinen melancholischen Beitrag zu lesen, auch wenn der Inhalt keine schöne Nachricht ist. Wirklich schade,..dabei habe ich mir erst grad die "Voitgländer Bessa M4" bestellt.
happy.gif


Aber wahrscheinlich war das Objektiv auch eher ein Ladenhüter und versperrt den neuen Summarit-M den Erfolgskurs. Frei nach dem Motto "..nur der Gewinn zählt".

Na ja,..mein Einstieg in die M-Welt hat erst grad angefangen...

Grüße L.
 
Hallo Jochen,

ich sehe das nicht so eng!

Das versenkbare Elmar 2,8/50 hat wahrscheinlich außer dem Namen nichts mehr mit den Ursprünglichen Elmar gemein. Und nur dem Namen nachtrauern ist nicht mein Ding!

Und 23 Jahre Unterbrechung ist schon keine Unterbrechung mehr, also die Legende Elmar starb meines Erachtens 1972! ;-)

Die Summarite finde ich sehr interessant, aber nur, wenn sie den Qualitätsansprüche der alten genügen. Ein etwas lichtschwächeres 35mm hat meines Erachtens eh in der Palette gefehlt, ebenso wie das 75-er!

Wenn sich die Summarite durchsetzen kann ich mir vorstellen, dass neben dem 2,8/50 auch das 2,8/90 eingestellt wird!

lg

Karsten
 
Hallo Karsten,

als man noch keine oder leistungsschwache Computer hatte, hat man bei der Entwicklung der Objektive das Prinzip der "Objektivkonstruktionen" angewandt. So bestand das Cooksche oder Taylorsche Tripled aus nur drei Linsen. Beim Triplet des Tessar-Typs wurden vier Linsen verwendet, wobei die Hinterlinse mit der dritten Linse verkittet ist.

Beim Tessar für die Zeiss Ikon Contax lag der Blendenring zwischen der zweiten und dritten Linse, während bei den Elmaren der Blendenring hinter der ersten Linse lag.

Das neue Elmar von 1995 ist eine echtes Triplet mit verkitteten hinteren Linsen. Der konstruktive Unterschied zu den Vorgängerelmaren ist lediglich, dass der Blendenring zwischen der zweiten und dritten Linse liegt. Damit ähnelt das neue Elmar eigentlich mehr dem ursprünglichen Tessar.

Wenn man einmal von diesem feinen Unterschied absieht, so kann ich aber mit Fug und Recht behaupten, dass das neue Elmar eine echte Elmar-Konstruktion ist und damit dieses Objektiv seinen Namen zurecht verdient.

Der Nachteil der vierlinsigen Triplets ist der randliche Schärfeabfall bei offener Blende. Diese Schwäche hat in kleinem Maße auch das neue Elmar.

Das neue Summarit-M 2/50mm ist eine Doppel-Gauß-Konstruktion mit 6 Linsen in vier Gliedern. Diese Konstruktion hat beispielsweise auch das Summicron-M 2/50mm. Ich bin sicher, dass das neue Summarit-Normalobjektiv gut ist, da es sich von dem schon guten Summicron ableitet. Aber es ist natürlich auch viel einfacher ein lichtschwächeres Objektiv zu konstruieren und dabei Konstruktionsprinzipen von lichtstärkeren anzuwenden.

Mit den neuen Summaritobjektiven ist jedenfalls Leica von seinem Weg abgegangen, mit möglichst wenig Linsen eine hohe Abbildungsleistung zu erreichen (Diese Weisheit habe ich von Erwin Puts).

Gruß, Jochen
 
Vielen, vielen Dank für den wirklich tollen, informativen Beitrag, Jochen. Recht haben Puts und du. Warscheinlich wird tatsächlich auch das Elmarit 2.8-90 verschwinden. Auch eine lediglich vierlinsige Konstruktion. Aber eine sehr gute. Die Produktion der Asphären ist kostenintensiv. Die "Normallinsen" gibts per Katalog von Hoya aus Japan.Ich könnte mir übrigens vorstellen, das auch das Summilux 35 ASPH aus dem Programm verschwindet. Angeblich soll es konstruktionsbedingt ja nicht die erste Wahl für die M8 sein. Wenn ich damit falsch liege, bitte berichtigen. Grüße, uwe
 
Ach ja. Noch was trauriges.Das Tri Elmar 28-35-50 listet Leica auch nicht mehr. Dies war ebenfalls eine bahnbrechende Konstruktion im M-Bereich. tschö, uwe
 
Hallo Jochen,
vielen Dank für diesen sehr lehrreichen, wenngleich traurigen Beitrag.
Obwohl ich zum "R-Lager" angehöre, lese ich Deine Beiträge immer sehr gerne.
Insgeheim juckt es mich ja schon in die M-Welt einzusteigen.

Gruß
Florian
 
@Uwe Hofacker
Aber gerne doch, was täte ein Forent lieber als klugscheißen? ;-)

Davon, dass das 35 Summi rausfliegt, habe ich noch nichts gehört und halte es auch für extrem unwahrscheinlich - es bildet die lichtstarke Normalbrennweite an der M8 und ist somit beliebter denn je! Ich benutzte es bei rund 90% meiner M8-Aufnahmen - selbst in den Bildecken macht sich abblenden kaum bemerkbar - mehr braucht es für die derzeitige Digi-Technik nicht. Falls es aber doch rausfliegt und gegen eine noch bessere Konstruktion abgelöst werden sollte, dann wäre mir dies auch recht!

"Normallinsen" werden natürlich auch von Leica geschliffen und vergütet - sie kommen nur als Rohlinge an - von Schott, Hoya und Co - prinzipiell bleiben sie natürlich dennoch billiger als Asphären.

Und was hat das wieder mit dem Thread zu tun? Also genug für den frühen Morgen ;-)
 
@Uwe&Georg
Könnte mir auch vorstellen, dass eine Lux-35 Version mit schwimmenden Elementen kommen wird. Bin allerdings trotz der gelesenen Kritik von der Leistung der aktuellen Version begeistert. Bei mir entstehen damit ca. 2/3 aller Aufnahmen, alle mit Blenden zwischen 1.4 und 2.8. Aber eigentlich gehört das tatsächlich nicht hier her.
'S Grüessli

Till
 
Hallo zusammen!

Wer weiß, vielleicht wird das Elmar ja wiederbelebt, wenn irgendeine Oldstyle Edition der M8 oder M9 erscheint, dann in einer Fassung, die weniger weit ins Gehäuse reinfährt.


VG, Arne
 
Hallo,Forum! Ich könnte mir vorstellen, das die Objektive mit ausziehbarem Optikelement "Staubfänger" sein könnten. Immerhin gibt es eine Schubbewegung in Richtung Gehäuseinneres. Zumindest kleine Schleif- oder Staubpartikel können so etwas leichter ins Gehäuseinnere gelangen als mit einer geschlossenen Konstruktion. Stell ich mir so vor. Ein guter Freund von mir fotografiert viel mit dem Elmar auf SW Film. Die Abbildungsleistung steht meinem Summicron in nichts nach. Schade das es nicht mehr hergestellt wird. Grüße, uwe
 
Hallo Uwe,

an den "Staubfänger" habe ich noch gar nicht gedacht. Das könnte aber der Grund für den Verzicht sein. Einschieben sollte man den Tubus des Elmars bei der M8 jedenfalls nicht.

Trotzdem bleibe ich dabei: Das Summarit-M 2,3/50mm bedeutet keinen Fortschritt. Hätte man ein neues Elmar mit klassischem vielinsigen Aufbau und einer asphärischen Fläche entwickelt, hätte man die von mir oben erwähnte randliche Unschärfe beseitigen können. Eine solche Neukonstruktion wäre auch nicht zu teuer für die Herstellung geworden. Jedenfalls hätte man bei einem solchen Elmar eine echte Kombination von Tradition und Fortschritt erreicht. Schade, dass man sich stattdessen für eine Rückschritt entschieden hat.
sad.gif


Gruß, Jochen
 
Zurück
Oben