Hallo,
ich kann mich Peter Marschall nur anschliessen. Ich arbeite zwar "nur" im Kleinbildformat, aber davon unabhaengig finde ich die Ergebnisse, die man mit Negativfilm erzielen kann, deutlich besser. Ich lasse die Filme nur noch entwickeln und scanne dann selbst.
Der Hauptvorteil von Negativfilm liegt im deutlich groesseren Belichtungsumfang. Man kann einen Sonnenuntergang fotografieren und gleichzeitig Zeichnung in den Schatten und in den Lichtern haben... Allerdings nur dann, wenn man selber scannt und digital weiterverarbeitet, da die Fotolabore die unangenehme Eigenschaft haben, den Kontrast bei den Abzuegen voellig unverhaeltmaessig hochzudrehen (und das gilt durchaus auch fuer teure Abzuege). Das Fotolabor macht sehr leicht aus einem hellblauen Himmel einen fahl-weissen Hintergrund. Das Negativfilm im Vorteil ist, gilt also nur bei eigener Bearbeitung.
Der Vorteil von Diafilm beim Scannen: Etwas weniger Korn
Im Vergleich zur Digitalfotografie gilt dasselbe: Wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, die ich mit meiner Dimage 7i erzielen kann, dann ist das gleiche Motiv, mit Negativfilm aufgenommen, oftmals besser. Auch hier gilt wieder: Besser im Hinblick auf den Belichtungsumfang (darueber hinaus kein nervendes Blooming), schlechter im Hinblick auf das Rauschen. Was die Aufloesungsguete anbelangt (wirklich in unterscheidbaren Linien pro Bildrichtung und nicht in der Pixelzahl), so liegt ein 2700dpi-Scan vom Kleinbildnegativ spuerbar ueber dem, was die Dimage 7i mit 5MP leisten kann (nach meiner Entfahrung, zu diesem Thema gibt es sehr verschiedene Meinungen). Folge: Oftmals laufe ich lieber mit meiner alten Dynax 600si los als mit der Dimage. Ausserdem ist erstere eine echte SLR... fuehlt sich fuer mich besser an, aber auch das ist sehr subjektiv.
Ein Nachteil von Negativfilm gegenueber Dia und Digital ist, dass die Originalfarben nicht so einfach zu rekonstruieren sind. Automatische Weissabgleich-Algorithmen in den Bildverarbeitungsprogrammen fuehren oftmals zu unerwuenschten Resultaten. Das bedeutet aber gleichzeitig auch einen Vorteil: Man muss selbstaendig lernen, Farben zu beurteilen und mit den Gradationskurven zu arbeiten. Ausserdem hat man die Freiheit der Farbwahl: Ein kleiner Rotstich im Sonnenuntergangsbild ist nicht verkehrt, und auch Kunstlichtaufnahmen mit normalen Negativfilm kann man recht einfach hinbiegen.
Allerdings: Selberscannen und -bearbeiten kostet Zeit und eine recht lange Einarbeitungsphase, bis man sehr gute Ergebnisse mit moeglichst wenig Arbeitsaufwand erzielt. Und niemals einen Scanner ohne gut funktionierende Hardware-Staubentfernung kaufen: Das manuelle Staubentfernen kann einem die Freude wirklich gaenzlich nehmen (meine Anfangserfahrung).
Viele Gruesse,
Wolfram