Hallo.
Michi (PhysEd) hat mich gefragt, ob ich meine Erfahrungen mit der X100T hier schildere könne. Dem komme ich natürlich gerne nach. Ich nenne das ausdrücklich nicht "Test", da mir dazu die technischen Mittel und die Geduld fehlen. Lieber schreibe ich über meine Alltagserfahrungen mit der X100T, die ich in gleicher Weise nutze, wie meine anderen Kameras. Sie sind in keinster Weise allgemeingültig gemeint.
Die Bildqualität beschreibe ich aus einem bestimmtem Grund nicht: Für technische Aussagen fehlt mir die Ausrüstung, diese Informationen kann man im Netz finden. Beispielbilder sind in Webgröße einfach nicht aussagefähig. Auch hier hilft Google. Wer Interesse an Rohdateien oder JPEGs in voller Größe hat, möge sich einfach melden.
1. Vorgeschichte
Beim Erscheinen der ursprünglichen Fujifilm X100 war ich vom klassischen Aussehen und Bedienkonzept beeindruckt. Die Bildqualität war sehr gut, es war eine gute Ergänzung zu meinen beiden D3, mit denen ich damals unterwegs war. Allerdings war der AF alles andere zuverlässig, wenn auch meist schnell genug. Gerade bei Verwendung des optischen Suchers (OVF) und dem Parallaxen-Thema lag bei relativ vielen Bildern der Fokus nicht an der gewünschten Stelle.
Die X100S habe ich, angesichts der Erfahrungen mit dem ersten Modell und meinem damaligen "Megapixel-Rausch" (ich hatte damals zwei D800), ausgelassen. Die Idee, ein leistungsfähiges und dabei leichteres Zweitsystem aufzubauen, hatte sich allerdings irgendwie festgesetzt. Mein Weg führte dann über die X-Pro1 und X-E1 zu zwei X-E2-Gehäusen, mit einem kurzen X-T1-Zwischenspiel.
Eine X-E2 habe ich nun gegen die X100T eingetauscht. Eine Systemkamera mit der Option für Wechselobjektive reicht mir im Moment. Die X100T wird als echte "Immer dabei"-Kamera ihren Weg in meine Alltagstasche finden, zusammen mit den beiden Konvertern, zu denen ich noch komme.
2. Verarbeitung, Größe, Akkulaufzeit
Die Verarbeitung der Fuji-X-Kameras ist durchweg gelungen, auch wenn man bei den Einstiegsmodellen recht deutlich das Plastik bemerkt. Die X100T wirkt solide und angenehm schwer, ohne zur Last zu fallen. Für meine Hände ist ein Handgriff allerdings Pflicht, dazu komme ich noch.
Die Bedienelemente rasten sauber ein, alles klingt und fühlt sich an, wie es soll. Der Blendenring hat ein wenig Spiel (parallel zur Kamerarückseite), was die Funktion allerdings in keinster Weise beeinträchtigt. Er rastet jetzt in Drittelstufen. Der Fokusring läuft spielfrei. Alle anderen Bedienelemente zeigen keinerlei Auffälligkeiten.
Die Akkus scheinen nach meiner bisherigen Beobachtung für 300 bis 500 Bilder zu reichen. Langzeitaufnahmen verbrauchen dabei natürlich mehr Energie. Ich schalte die Kamera zwischen den Aufnahmen immer ab. Neben dem Originalakku habe ich meist zwei "Patona"-Akkus (Amazon- Hausmarke) dabei, die sich bisher in allen Fujis bewährt haben.
3. Im Alltag
3.1 Sensor
Der Sensor entspricht dem in der X-E2, ich wußte also, welche Bildqualität ich erwarten konnte. Bei meinen Vergleichen in der Praxis (Drucke bis 1,11 m an der schmalen Seite) kann ich keine Unterschiede zwischen meiner letzten Vollformat-DSLR (Nikon Df) und den Fujis erkennen. Testbild- Fans werden vielleicht zu anderen Ergebnissen kommen, Ziegelwände und Zeitungsseiten gehören jedoch nicht zu meinem fotografischen Alltag.
3.2 ISO-Fähigkeiten
Bis ISO 3.200 sind die Bilder der X100T für mein Empfinden problemlos verwendbar, zumal der Entrauschen-Mechanismus von Lightroom 5 hervorragend funktioniert. ISO 6.400 nutze ich gerne bei Schwarzweißbildern, so manchem kann das Bildrauschen da aber zu heftig sein.
Ich arbeite ausschließlich im RAW-Format und kann daher zu den Spezifika der JPEG-Engine der X100T nichts beitragen.
3.3 Belichtungsgenauigkeit
Die Matrix-Meßmethode, mit der ich meist unterwegs bin, arbeitet in Standardsituationen ausreichend genau. Durch die Belichtungsvorschau im EVF nehme ich Anpassungen durch eine Belichtungskorrektur vor, da ich üblicherweise mit Zeit- und ISO-Automatik arbeite. Da die Spotmessung bei der X100T an das AF-Meßfeld gekoppelt ist, sind auch schwierige Situationen gut zu beherrschen.
3.4 Weißabgleich
Der automatische Weißabgleich tendiert nach meiner Erfahrung zu einer zu kühlen Bildwiedergabe. Dies lässt sich durch generelles Verschieben des Weißabgleichs oder durch Anpassung der verwendeten Filmsimulation korrigieren. Da ich ausschließlich im RAW-Format arbeite (und ohnehin 70% meiner Bilder schwarzweiß sind), spielt das für mich aber keine große Rolle.
3.5 Objektiv
Das 23 mm Objektiv bietet einem Bildwinkel, der mit dem eines 35 mm-Objektivs an einer Kleinbildkamera vergleichbar ist. Ein moderates Weitwinkel also, ein guter Allrounder, solange man keine Kopfportraits machen möchte. Bei Offenblende ist es im Nahbereich ("Makro"-Einstellung an der Kamera) weich, ab Blende 4 problemlos einzusetzen. Auf mittlere Entfernung ist auch die Offenblende gut nutzbar. Die öfter berichteten, weichen Bildecken bei Offenblende sind mir nicht aufgefallen. Damit will ich nicht deren Existenz infrage stellen, aber Aufnahmen mit offener Blende parallel zum Hintergrund kamen bisher bei mir nicht vor.
Das Objektiv ist nicht besonders Gegenlicht-empfindlich, dennoch können natürlich Lichtreflexe störend auftreten. Bisher hatte ich das Problem nicht, zumal die Gegenlichtblende immer montiert ist.
Bis Blende 4 ist bei entsprechendem Motivaufbau eine Schärfeabgrenzung zum Hintergrund gut möglich, jenseits davon hängt sehr viel vom Bildaufbau ab. Da das Aussehen des "Bokeh" weitgehend Geschmackssache ist, erspare ich mir hier eine Wertung.
4. Autofokus, Sucher und Verschluß (ach ja, und "Classic Chrome")
4.1 Autofokus
Der Autofokus erscheint mir etwas schneller als der AF der X-E2 mit dem in etwa vergleichbaren 35 mm-Objektiv. In meinem Alltag ist er schnell genug.
Bei der X100T kann man auf Wunsch das AF-Feld über die Tasten des D-Pads wählen, ohne zuvor eine entsprechende Taste zu drücken (man kann das AF-Feld also so wählen, wie es auch bei den
Nikon-DSLRs funktioniert). Mir kommt das sehr entgegen, zumal die Tasten des D-Pads bei der X100T perfekt gelungen sind. Position, Höhe und Druckpunkt lassen die Einstellung des gewählten AF-Feldes nun zu, während man die Kamera am Auge hält. Bei der X-E2 gelingt mir das mittlerweile auch, die D- Pad-Tasten an der X-T1 waren mir dafür zu klein und fummlig; dies ist wohl der Abdichtung geschuldet.
4.2 Sucher
Die X100T bietet einen sogenannten Hybridsucher. Der optische Sucher (OVF) zeigt durch Linien das Bildfeld an (die Linien passen sich den Konvertern an, sofern diese ausgewählt werden). Ich arbeite jedoch bevorzugt mit dem elektronischen Sucher (EVF), da er die Lage des AF-Feldes genauer anzeigt und eine Belichtungsvorschau ermöglicht.
Eine Besonderheit ist die Unterstützung beim manuellen Fokussieren: Neben den bekannten Modus "Schnittbild" und "Peaking" beim EVF kann der OVF in einem kleinen Fenster unten rechts auch eine vergrößerte Ansicht der Bildmitte liefern, was das manuelle Fokussieren erleichtern soll. Für mich ist das wenig relevant, da ich die X100T nur im AF-Betrieb nutze. Beim manuellen Fokussieren mit der X- E2 und adaptierten Objektiven habe ich das Peaking aber als sehr hilfreich kennen gelernt.
Einen Dioptrienausgleich bietet die X100T übrigens auch, anders als die X-Pro1.
4.3 Verschluß
Eine Eigenart der X100T, die Mitte Dezember per Firmware-Update auch die X-T1 erreichen wird, ist der optionale elektronische Verschluß. Die X100T bietet einen eingebauten ND-Filter, der drei Blendenstufen "schluckt". Bei einer Nennempfindlichkeit der Kamera von ISO 200 und einer kürzesten (mechanischen) Verschlußzeit von 1/4000 Sekunde kann das helfen, wenn man bei hellem Licht mit Offenblende arbeiten möchte. Darüber hinaus bietet die X100T nun die Möglichkeit, einen elektronischen Verschluß zu verwenden. Dieser ermöglicht eine minimale Verschlußzeit von 1/32000 Sekunde. Allerdings ist er weder für schnell bewegte Motive noch für den Blitzbetrieb geeignet. Der elektronische Verschluß arbeitet vollkommen geräuschlos. Die ohnehin schon sehr leise X100T (der mechanische ist ein Zentralverschluß, und ein Spiegel klappt natürlich auch nicht) wird dadurch vollends unhörbar.
4.4 "Classic Chrome"
Die X100T bietet als erste Fuji den neuen Bildstil "Classic Chrome". Dieser ist lt. Fuji nicht einem tat- sächlichen Film nachempfunden, sondern er soll die Bildwiedergabe ähnlich wie im Magazindruck ermöglichen, also weniger gesättigte Farben, geringerer Kontrast und ein etwas "blasseres" Schwarz. Wie alle diese Stile ist er zum einen natürlich Geschmackssache, zum anderen kann er sich schnell "abnutzen". Als zusätzliche Option ist er natürlich willkommen, vor allem für die JPEG-Fotografen, die möglichst ohne Nachbearbeitung auskommen möchten.
Anmerkung 1: Lightroom 5.7 hat "Classic Chrome" auch zur Auswahl, man kann also RAW-Dateien auch im Nachhinein "hinbiegen".
Anmerkung 2: Soweit ich weiß, kann man die Filmsimulationen auch im Videomodus nutzen. Da ich selbst keine Videos aufnehme und keinerlei Ahnung von dieser Thematik habe, kann ich dazu an dieser Stelle nichts berichten.
5. Zubehör
Hier noch ein kurzer Überblick über das Zubehör, das ich an der X100T verwende.
5.1 Griff MHG-X100
Ein Handgriff ist für mich Pflicht, da meine Pranken an keiner kleineren Kamera genug Halt finden. Ausserdem bieten die Griffe eine Arca-kompatible Stativbefestigung am Boden, was mir sehr entgegen kommt. Ein Handgriff von "iShoot", der für die X100 und X100S passen sollte, läßt sich nicht verwenden (falls jemand Interesse daran hat, bitte PN). Die X100T hat einen etwas dickeren Rand an der rechten Gehäuseseite, so dass ich doch widerwillig zum teuren Original greifen mußte. Jetzt habe ich, vor allem mit den Konvertern, die Kamera ausreichend sicher und ermüdungsfrei "im Griff".
5.2 Konverter WCL-X100 und TCL-X100
Die beiden Konverter sind erst ganz frisch eingetroffen. Ich habe noch nicht viel Erfahrungen damit machen können, insofern kann ich hier nur ein paar erste Eindrücke schildern.
Der Weitwinkel-Konverter WCL-X100 erweitert den Bildwinkel des Objektivs von 35 mm (Kb) auf ca. 28 mm. In Millimetern klingt das nicht nach viel, der Bildeindruck ist jedoch ein deutlich anderer. Leichtes Abblenden (f/2.8 reicht) fördert die Bildqualität.
Die Kamera wird durch den Konverter frontlastiger, läßt sich aber m. E. – gerade mit Griff – immer noch sehr gut handhaben. Die veränderte Optik ist natürlich Geschmackssache.
Die X100T ohne Konverter:
Die X100T mit WCL:
Die X100T mit TCL:
Der Tele-Konverter TCL-X100 reduziert den Bildwinkel auf den eines 50 mm Objektivs (Kb). Mir kommt das sehr entgegen, da mir diese Brennweite sehr liegt. In Sachen Bildqualität gilt dasselbe wie beim WCL-X100. Im Nahbereich ist Blende 4 empfehlenswert, auf mittlere Distanzen geht auch f/2.8 problemlos.
Die Handlichkeit ist auch hier sehr gut, auch wenn die X-E2 mit 35 mm Objektiv kleiner und besser ausgewogen ist.
Hier mal ein Vergleich der Bildwinkel - sorry für das Motiv, bei dem Wetter konnte ich mich überwinden, etwas besseres zu suchen:
Hinweis: Beide Konverter haben keinerlei elektronische Verbindung zur Kamera, sie werden in das Filtergewinde der X100T geschraubt. Zur Anpassung des Bildfelds und zur Korrektur der Verzeichnung muß im Menü der entsprechende Konverter ausgewählt werden. Diese Auswahlfunktion läßt sich auch auf eine der frei belegbaren Funktionstasten oder in das (konfigurierbare) Quickmenü legen. Lightroom 5.7 erkennt übrigens das dann aktive Profil und korrigiert auch RAW-Dateien entsprechend, in die JPEGs sind die Korrekturinformationen kameraseitig ja eh eingebettet.
5.3 Blitzgerät Nissin i-40
Das Fuji-Blitzgerät EF-20 hatte ich mal, die Erfahrungen waren nicht berauschend. Der EF-X20 schied für mich vor vornherein aus, da er AAA-Batterien benötigt. Der Nissin i-40 bietet mehr Leitzahl, AA- Batteriegröße und ein einigermaßen robustes Gehäuse. Bisher konnte ich nur ein paar Tests durchführen, da hat er einwandfrei funktioniert. Mit einer Lage Klettband um den oberen Teil lässt sich ein Lumiquest-Faltreflektor gut befestigen, das Bildergebnis wird gleich deutlich besser. Der Zentralverschluß der X100T erlaubt Blitzsynchronzeiten weit jenseits der 1/250 Sekunde, die man z. B. von DSLRs kennt. Ein reizvolles Experimentierfeld tut sich da auf.
7. Fazit
Mein persönliches Fazit nach rund einem Monat mit der X100T ist sehr positiv. Die Kamera erfüllt den zugedachten Zweck, macht Spaß bei der Benutzung und liefert exzellente Bildergebnisse. Als Ergänzung für ein Kamerasystem mit Wechselobjektiven finde ich sie optimal. Die Konverter erhöhen die Vielseitigkeit, ohne viel Platz oder Gewicht zu beanspruchen. Als alleiniges System z. B. im Urlaub (Städtereise o.ä.) könnte ich durchaus damit leben; für spezielle Fälle ziehe ich jedoch ein flexibleres System vor, z. B. die X-E2 mit 56 mm oder dem 55-200 mm.
Ich hoffe, ich konnte Interessierten einige Fragen - wenn auch subjektiv - beantworten.
Hinweise, Fragen und Anmerkungen sind natürlich willkommen.
Grüße
Matthias
Michi (PhysEd) hat mich gefragt, ob ich meine Erfahrungen mit der X100T hier schildere könne. Dem komme ich natürlich gerne nach. Ich nenne das ausdrücklich nicht "Test", da mir dazu die technischen Mittel und die Geduld fehlen. Lieber schreibe ich über meine Alltagserfahrungen mit der X100T, die ich in gleicher Weise nutze, wie meine anderen Kameras. Sie sind in keinster Weise allgemeingültig gemeint.
Die Bildqualität beschreibe ich aus einem bestimmtem Grund nicht: Für technische Aussagen fehlt mir die Ausrüstung, diese Informationen kann man im Netz finden. Beispielbilder sind in Webgröße einfach nicht aussagefähig. Auch hier hilft Google. Wer Interesse an Rohdateien oder JPEGs in voller Größe hat, möge sich einfach melden.
1. Vorgeschichte
Beim Erscheinen der ursprünglichen Fujifilm X100 war ich vom klassischen Aussehen und Bedienkonzept beeindruckt. Die Bildqualität war sehr gut, es war eine gute Ergänzung zu meinen beiden D3, mit denen ich damals unterwegs war. Allerdings war der AF alles andere zuverlässig, wenn auch meist schnell genug. Gerade bei Verwendung des optischen Suchers (OVF) und dem Parallaxen-Thema lag bei relativ vielen Bildern der Fokus nicht an der gewünschten Stelle.
Die X100S habe ich, angesichts der Erfahrungen mit dem ersten Modell und meinem damaligen "Megapixel-Rausch" (ich hatte damals zwei D800), ausgelassen. Die Idee, ein leistungsfähiges und dabei leichteres Zweitsystem aufzubauen, hatte sich allerdings irgendwie festgesetzt. Mein Weg führte dann über die X-Pro1 und X-E1 zu zwei X-E2-Gehäusen, mit einem kurzen X-T1-Zwischenspiel.
Eine X-E2 habe ich nun gegen die X100T eingetauscht. Eine Systemkamera mit der Option für Wechselobjektive reicht mir im Moment. Die X100T wird als echte "Immer dabei"-Kamera ihren Weg in meine Alltagstasche finden, zusammen mit den beiden Konvertern, zu denen ich noch komme.
2. Verarbeitung, Größe, Akkulaufzeit
Die Verarbeitung der Fuji-X-Kameras ist durchweg gelungen, auch wenn man bei den Einstiegsmodellen recht deutlich das Plastik bemerkt. Die X100T wirkt solide und angenehm schwer, ohne zur Last zu fallen. Für meine Hände ist ein Handgriff allerdings Pflicht, dazu komme ich noch.
Die Bedienelemente rasten sauber ein, alles klingt und fühlt sich an, wie es soll. Der Blendenring hat ein wenig Spiel (parallel zur Kamerarückseite), was die Funktion allerdings in keinster Weise beeinträchtigt. Er rastet jetzt in Drittelstufen. Der Fokusring läuft spielfrei. Alle anderen Bedienelemente zeigen keinerlei Auffälligkeiten.
Die Akkus scheinen nach meiner bisherigen Beobachtung für 300 bis 500 Bilder zu reichen. Langzeitaufnahmen verbrauchen dabei natürlich mehr Energie. Ich schalte die Kamera zwischen den Aufnahmen immer ab. Neben dem Originalakku habe ich meist zwei "Patona"-Akkus (Amazon- Hausmarke) dabei, die sich bisher in allen Fujis bewährt haben.
3. Im Alltag
3.1 Sensor
Der Sensor entspricht dem in der X-E2, ich wußte also, welche Bildqualität ich erwarten konnte. Bei meinen Vergleichen in der Praxis (Drucke bis 1,11 m an der schmalen Seite) kann ich keine Unterschiede zwischen meiner letzten Vollformat-DSLR (Nikon Df) und den Fujis erkennen. Testbild- Fans werden vielleicht zu anderen Ergebnissen kommen, Ziegelwände und Zeitungsseiten gehören jedoch nicht zu meinem fotografischen Alltag.
3.2 ISO-Fähigkeiten
Bis ISO 3.200 sind die Bilder der X100T für mein Empfinden problemlos verwendbar, zumal der Entrauschen-Mechanismus von Lightroom 5 hervorragend funktioniert. ISO 6.400 nutze ich gerne bei Schwarzweißbildern, so manchem kann das Bildrauschen da aber zu heftig sein.
Ich arbeite ausschließlich im RAW-Format und kann daher zu den Spezifika der JPEG-Engine der X100T nichts beitragen.
3.3 Belichtungsgenauigkeit
Die Matrix-Meßmethode, mit der ich meist unterwegs bin, arbeitet in Standardsituationen ausreichend genau. Durch die Belichtungsvorschau im EVF nehme ich Anpassungen durch eine Belichtungskorrektur vor, da ich üblicherweise mit Zeit- und ISO-Automatik arbeite. Da die Spotmessung bei der X100T an das AF-Meßfeld gekoppelt ist, sind auch schwierige Situationen gut zu beherrschen.
3.4 Weißabgleich
Der automatische Weißabgleich tendiert nach meiner Erfahrung zu einer zu kühlen Bildwiedergabe. Dies lässt sich durch generelles Verschieben des Weißabgleichs oder durch Anpassung der verwendeten Filmsimulation korrigieren. Da ich ausschließlich im RAW-Format arbeite (und ohnehin 70% meiner Bilder schwarzweiß sind), spielt das für mich aber keine große Rolle.
3.5 Objektiv
Das 23 mm Objektiv bietet einem Bildwinkel, der mit dem eines 35 mm-Objektivs an einer Kleinbildkamera vergleichbar ist. Ein moderates Weitwinkel also, ein guter Allrounder, solange man keine Kopfportraits machen möchte. Bei Offenblende ist es im Nahbereich ("Makro"-Einstellung an der Kamera) weich, ab Blende 4 problemlos einzusetzen. Auf mittlere Entfernung ist auch die Offenblende gut nutzbar. Die öfter berichteten, weichen Bildecken bei Offenblende sind mir nicht aufgefallen. Damit will ich nicht deren Existenz infrage stellen, aber Aufnahmen mit offener Blende parallel zum Hintergrund kamen bisher bei mir nicht vor.
Das Objektiv ist nicht besonders Gegenlicht-empfindlich, dennoch können natürlich Lichtreflexe störend auftreten. Bisher hatte ich das Problem nicht, zumal die Gegenlichtblende immer montiert ist.
Bis Blende 4 ist bei entsprechendem Motivaufbau eine Schärfeabgrenzung zum Hintergrund gut möglich, jenseits davon hängt sehr viel vom Bildaufbau ab. Da das Aussehen des "Bokeh" weitgehend Geschmackssache ist, erspare ich mir hier eine Wertung.
4. Autofokus, Sucher und Verschluß (ach ja, und "Classic Chrome")
4.1 Autofokus
Der Autofokus erscheint mir etwas schneller als der AF der X-E2 mit dem in etwa vergleichbaren 35 mm-Objektiv. In meinem Alltag ist er schnell genug.
Bei der X100T kann man auf Wunsch das AF-Feld über die Tasten des D-Pads wählen, ohne zuvor eine entsprechende Taste zu drücken (man kann das AF-Feld also so wählen, wie es auch bei den
Nikon-DSLRs funktioniert). Mir kommt das sehr entgegen, zumal die Tasten des D-Pads bei der X100T perfekt gelungen sind. Position, Höhe und Druckpunkt lassen die Einstellung des gewählten AF-Feldes nun zu, während man die Kamera am Auge hält. Bei der X-E2 gelingt mir das mittlerweile auch, die D- Pad-Tasten an der X-T1 waren mir dafür zu klein und fummlig; dies ist wohl der Abdichtung geschuldet.
4.2 Sucher
Die X100T bietet einen sogenannten Hybridsucher. Der optische Sucher (OVF) zeigt durch Linien das Bildfeld an (die Linien passen sich den Konvertern an, sofern diese ausgewählt werden). Ich arbeite jedoch bevorzugt mit dem elektronischen Sucher (EVF), da er die Lage des AF-Feldes genauer anzeigt und eine Belichtungsvorschau ermöglicht.
Eine Besonderheit ist die Unterstützung beim manuellen Fokussieren: Neben den bekannten Modus "Schnittbild" und "Peaking" beim EVF kann der OVF in einem kleinen Fenster unten rechts auch eine vergrößerte Ansicht der Bildmitte liefern, was das manuelle Fokussieren erleichtern soll. Für mich ist das wenig relevant, da ich die X100T nur im AF-Betrieb nutze. Beim manuellen Fokussieren mit der X- E2 und adaptierten Objektiven habe ich das Peaking aber als sehr hilfreich kennen gelernt.
Einen Dioptrienausgleich bietet die X100T übrigens auch, anders als die X-Pro1.
4.3 Verschluß
Eine Eigenart der X100T, die Mitte Dezember per Firmware-Update auch die X-T1 erreichen wird, ist der optionale elektronische Verschluß. Die X100T bietet einen eingebauten ND-Filter, der drei Blendenstufen "schluckt". Bei einer Nennempfindlichkeit der Kamera von ISO 200 und einer kürzesten (mechanischen) Verschlußzeit von 1/4000 Sekunde kann das helfen, wenn man bei hellem Licht mit Offenblende arbeiten möchte. Darüber hinaus bietet die X100T nun die Möglichkeit, einen elektronischen Verschluß zu verwenden. Dieser ermöglicht eine minimale Verschlußzeit von 1/32000 Sekunde. Allerdings ist er weder für schnell bewegte Motive noch für den Blitzbetrieb geeignet. Der elektronische Verschluß arbeitet vollkommen geräuschlos. Die ohnehin schon sehr leise X100T (der mechanische ist ein Zentralverschluß, und ein Spiegel klappt natürlich auch nicht) wird dadurch vollends unhörbar.
4.4 "Classic Chrome"
Die X100T bietet als erste Fuji den neuen Bildstil "Classic Chrome". Dieser ist lt. Fuji nicht einem tat- sächlichen Film nachempfunden, sondern er soll die Bildwiedergabe ähnlich wie im Magazindruck ermöglichen, also weniger gesättigte Farben, geringerer Kontrast und ein etwas "blasseres" Schwarz. Wie alle diese Stile ist er zum einen natürlich Geschmackssache, zum anderen kann er sich schnell "abnutzen". Als zusätzliche Option ist er natürlich willkommen, vor allem für die JPEG-Fotografen, die möglichst ohne Nachbearbeitung auskommen möchten.
Anmerkung 1: Lightroom 5.7 hat "Classic Chrome" auch zur Auswahl, man kann also RAW-Dateien auch im Nachhinein "hinbiegen".
Anmerkung 2: Soweit ich weiß, kann man die Filmsimulationen auch im Videomodus nutzen. Da ich selbst keine Videos aufnehme und keinerlei Ahnung von dieser Thematik habe, kann ich dazu an dieser Stelle nichts berichten.
5. Zubehör
Hier noch ein kurzer Überblick über das Zubehör, das ich an der X100T verwende.
5.1 Griff MHG-X100
Ein Handgriff ist für mich Pflicht, da meine Pranken an keiner kleineren Kamera genug Halt finden. Ausserdem bieten die Griffe eine Arca-kompatible Stativbefestigung am Boden, was mir sehr entgegen kommt. Ein Handgriff von "iShoot", der für die X100 und X100S passen sollte, läßt sich nicht verwenden (falls jemand Interesse daran hat, bitte PN). Die X100T hat einen etwas dickeren Rand an der rechten Gehäuseseite, so dass ich doch widerwillig zum teuren Original greifen mußte. Jetzt habe ich, vor allem mit den Konvertern, die Kamera ausreichend sicher und ermüdungsfrei "im Griff".
5.2 Konverter WCL-X100 und TCL-X100
Die beiden Konverter sind erst ganz frisch eingetroffen. Ich habe noch nicht viel Erfahrungen damit machen können, insofern kann ich hier nur ein paar erste Eindrücke schildern.
Der Weitwinkel-Konverter WCL-X100 erweitert den Bildwinkel des Objektivs von 35 mm (Kb) auf ca. 28 mm. In Millimetern klingt das nicht nach viel, der Bildeindruck ist jedoch ein deutlich anderer. Leichtes Abblenden (f/2.8 reicht) fördert die Bildqualität.
Die Kamera wird durch den Konverter frontlastiger, läßt sich aber m. E. – gerade mit Griff – immer noch sehr gut handhaben. Die veränderte Optik ist natürlich Geschmackssache.
Die X100T ohne Konverter:
Die X100T mit WCL:
Die X100T mit TCL:
Der Tele-Konverter TCL-X100 reduziert den Bildwinkel auf den eines 50 mm Objektivs (Kb). Mir kommt das sehr entgegen, da mir diese Brennweite sehr liegt. In Sachen Bildqualität gilt dasselbe wie beim WCL-X100. Im Nahbereich ist Blende 4 empfehlenswert, auf mittlere Distanzen geht auch f/2.8 problemlos.
Die Handlichkeit ist auch hier sehr gut, auch wenn die X-E2 mit 35 mm Objektiv kleiner und besser ausgewogen ist.
Hier mal ein Vergleich der Bildwinkel - sorry für das Motiv, bei dem Wetter konnte ich mich überwinden, etwas besseres zu suchen:
Hinweis: Beide Konverter haben keinerlei elektronische Verbindung zur Kamera, sie werden in das Filtergewinde der X100T geschraubt. Zur Anpassung des Bildfelds und zur Korrektur der Verzeichnung muß im Menü der entsprechende Konverter ausgewählt werden. Diese Auswahlfunktion läßt sich auch auf eine der frei belegbaren Funktionstasten oder in das (konfigurierbare) Quickmenü legen. Lightroom 5.7 erkennt übrigens das dann aktive Profil und korrigiert auch RAW-Dateien entsprechend, in die JPEGs sind die Korrekturinformationen kameraseitig ja eh eingebettet.
5.3 Blitzgerät Nissin i-40
Das Fuji-Blitzgerät EF-20 hatte ich mal, die Erfahrungen waren nicht berauschend. Der EF-X20 schied für mich vor vornherein aus, da er AAA-Batterien benötigt. Der Nissin i-40 bietet mehr Leitzahl, AA- Batteriegröße und ein einigermaßen robustes Gehäuse. Bisher konnte ich nur ein paar Tests durchführen, da hat er einwandfrei funktioniert. Mit einer Lage Klettband um den oberen Teil lässt sich ein Lumiquest-Faltreflektor gut befestigen, das Bildergebnis wird gleich deutlich besser. Der Zentralverschluß der X100T erlaubt Blitzsynchronzeiten weit jenseits der 1/250 Sekunde, die man z. B. von DSLRs kennt. Ein reizvolles Experimentierfeld tut sich da auf.
7. Fazit
Mein persönliches Fazit nach rund einem Monat mit der X100T ist sehr positiv. Die Kamera erfüllt den zugedachten Zweck, macht Spaß bei der Benutzung und liefert exzellente Bildergebnisse. Als Ergänzung für ein Kamerasystem mit Wechselobjektiven finde ich sie optimal. Die Konverter erhöhen die Vielseitigkeit, ohne viel Platz oder Gewicht zu beanspruchen. Als alleiniges System z. B. im Urlaub (Städtereise o.ä.) könnte ich durchaus damit leben; für spezielle Fälle ziehe ich jedoch ein flexibleres System vor, z. B. die X-E2 mit 56 mm oder dem 55-200 mm.
Ich hoffe, ich konnte Interessierten einige Fragen - wenn auch subjektiv - beantworten.
Hinweise, Fragen und Anmerkungen sind natürlich willkommen.
Grüße
Matthias