Hallo Ingo,
ich glaube nicht, dass es jemanden in diesem Forum gibt, der solche Vergleichsaufnahmen gemacht hat. Das setzt nämlich zum einen voraus, dass man zwei Objektive gleicher Lichtstärke und Brennweite besitzt, zum zweiten den gleichen Dia-Film verwendet, zum dritten sicherstellen muss, dass das der verwendete Dia-Film eine neutrale Farbwiedergabe sicherstellt. Hinzu kommt, dass die meisten Mitglieder dieses Forums grundsätzlich solche Tests ablehnen.
Ich selbst habe nur zweimal in meinem Leben solche Testaufnahmen durchgeführt. Vor Jahren habe ich die Objektive meiner Mittelformatausrüstung mit den Objektiven einer Mittelformatausrüstung eines Freundes vergleichend getestet.
Als zweites habe ich einmal Vergleichsaufnahmen meines früheren M-Leica-Objektvs Elmar 4/135mm (1960-64) mit dem Tele-Elmar 4/135mm (1965-98) gemacht. Dabei ging es mir aber nicht um die Farbwiedergabe, sondern eigentlich mehr um den Kontrast bzw. den Schärfeeindruck. Der Unterschied, der sich zeigte, war dermaßen deutlich, dass ich mein älteres Objektiv sofort verkauft habe.
Georg hat oben gefragt, was denn der Unterschied zwischen einem APO-Objektiv und einem mit Asphärenflächen korrigierten Objektiv ist. Bei einem apochromatisch korrigierten Objektiv geht es um die Korrektur der chromatischen Aberation. Ich habe das heute morgen in einer neuen Seite "APO-Objektive" erläutert. Diese Aberation wirkt sich um so stärker aus, je höher die Linsenöffnung und die Brennweite gewählt wird. Daher braucht man für Weitwinkelobjektive keine APO-Korrektur.
Bei Weitwinkelobjektiven spielt aber die sphärische Aberation eine Rolle. Herhömmliche Linsen haben Oberflächen, die entweder plan oder Teil einer Kugel (= sphärische Flächen) sind. Diese Linsen haben die Eigenschaft, dass die Strahlen, die in der Nähe des Zentrums die Linse durchschreiten eine anderen Brennpunkt besitzen als solche, die die Linse am Rand passieren. Die Folge ist, dass man bei offener Blende (bei der man auch die Randstrahlen zur Bildgewinnung nutzt) einen nicht präzisen Brennpunkt erhält. Die Folge ist ein unscharfes bzw. ein kontrastarmes Bild. Wenn man nun Linsen mit asphärischen Flächen (also Flächen, die nicht Teil einer Kugeloberfläche sind) verwenden kann, kann man den Strahlengang so korrigieren, dass wirklich alle parallele Strahlen, ob zentrumsnah oder zentrumsfern, sich wirklich in einem Brennpunkt vereinigen können. Dies ist das Geheimnis der Asphären.
Das Schleifen von sphärischen Flächen ist viel einfacher (und billiger) als das Schleifen von asphärischen Flächen. Daher hat man ungefähr vor 12 bis 15 Jahren das "Blankpressen" erfunden (nicht bei Leica!), bei dem man durch Pressen einer hochviskosen Glasschmelze direkt eine ashärische Oberfläche erhält. Leider funktioniert das Blankpressen nur bei kleinen Linsen. Da dieses Verfahren natürlich viel billiger ist als das Schleifen, bemüht sich die Leica Camera AG Objektive zu konstruieren, bei denen die mittleren (= kleineren) Linsen ashärische Flächen besitzen. Müssen größere Linsen ashärische Flächen aufweisen, so kann auf die aufwendige Schleiftechnik nicht verzichtet werden.
Übrigens ist die Leica Camera AG durchaus in der Lage, asphärische Flächen (wahrscheinlich immer noch mit hohen Assschussraten) zu schleifen. Die blankgepressten Linsen werden aber eingekauft. Mir wurde berichtet, dass Leica pro Linse in diesem Fall im Durchschnitt 50 € bezahlen muss.
Übrigens sind die neuen, kürzlich diskutierten M- und R-Objektive APO-Summicron 2/90mm asph sowohl apochromatisch als auch sphärisch korrigiert. Ein solches Objektiv ist für mich ein Traum, der sich wahrscheinlich nicht erfüllen lässt.
Es tut mir Leid, dass ich deine Frage nicht beantworten konnte. Ich hoffe aber doch, dass dir dieses Hintergrundwissen ein wenig weiterhilft.
Gruß Jochen