CI-Fotocommunity

Registriere Dich jetzt kostenlos!

Dadurch bekommst Du Zugang zu dem geschützten Mitgliederbereich, kannst beim Gebrauchtmarkt mitmachen und stellst nebenbei auch noch sicher, dass niemand Dir Deinen Wunsch-Usernamen wegschnappt.

Warum gibt es keine Gehäuse aus Titan

volante69

Gesperrt
Nochmal ein bisschen Senf von mir. Warum gibt es keine Gehäuse aus Titan? Dieser Werkstoff ist extrem wiederstandsfähig, vor allem im Vergleich zu Magnesium:"Reines Magnesium findet in der Technik aufgrund der geringen Härte... kaum Verwendung." Aber D200 ist sicher noch feiner als die D80! Und nur noch etwa 500 Euro teurer.

Gruss, Dante
 
----
"Warum gibt es keine Gehäuse aus Titan?"
----

1. Was würde so eine Kamera komplett aus diesem bekanntlich sehr teuren Material wohl kosten...??

2. Weil es keiner braucht: Die Kameraelektronik bleibt genauso empfindlich und auch eine Kamera mit Titangehäuse könnte man nicht durch die Gegend werfen. Und für alles andere ist die bewährte Magnesiumlegierung offensichtlich stabil genug, oder hast Du schon oft von kaputten Kameragehäusen im Profisegment gehört?


Das Suchergehäuse der F5 besteht übrigens aus Titan.

Gruß
Heiko
 
Hallo!

Nun, die meisten Fotografen sind sicherlich nicht Kriegsberichterstatter. Damit will ich sagen: Wie robust muss eine Kamera im Alltag eigentlich sein? PLastikverbundstoffe sind eigentlich ausreichend. Und ältere Modelle mit Metallgehäuse haben ja vielleicht ihren Ursprung in einer Zeit, da Metall das Nonplusultra darstellte. Ist nur eine Vermutung, aber plausibel, oder? Naja, einen schönen Abend wünscht



Jan
 
Dante Simonitto (Volante69) schrieb am 05. November 2006 - 18:35 Uhr:

'Warum gibt es keine Gehäuse aus Titan?'

Weil Titan viel zu schwer ist, bei gleichem Volumen.
Magnesium bietet extremen Vorteil, da es nur wenig schwerer als die meisten gefüllten Kunststoffe (ein Gefüllter Kunststoff ist ein Basismaterial wie Polyamid/Nylon oder Polycarbonat/Makrolon versetzt mit Glasfasern, Glaskugeln oder Kevlarfasern) ist.

Titan bietet nur dort Vorteile, wo die Wandstärken begrenzt sind und maximale Belastbarkeit gefordert wird, bei der Belastbarkeit, also Festigkeit, liegt Titan bei gleicher Materialstärke deutlich über Magnesium und Aluminium.

Im Kamerabau wird Titan meist in Sondermodellen für die Vitrine verbaut, da man dort Nobelaufschläge verlangen kann. In "Arbeitsgeräten" kommt in der Regel Kunststoff, Aluminium oder Magnesium zum Einsatz.

Damit mir jetzt nicht gleich einer über die Rübe gezogen wird, von wegen Titan ist doch das leichteste Metall, das weiss jedes Kind...
Hier mal die spezifischen Gewichte der genannten Werkstoffe im Vergleich zu Stahl, jeweils bezogen auf ein Volumen von 1 Liter:

Kunststoffe 0,9-1,3 kg/Liter (Sortenabhängig)
Magnesium 1,74 kg/Liter
Aluminium 2,7 kg/Liter
Titan 4,5 kg/Liter
Stahl 7,9 kg/Liter

Gruss Michael
 
Hi Michael

Sehr schlüssig, deine Kommentare. Bei Stahl gibt es auch sehr viele Sorten). Grauguss fängt bei 6500kg/m3 an und rostfreier Stahl hört etwa bei 8100 kg/m3 Dichte auf.

Deine Einheiten sind sonderbar, find ich (kg/Liter). Wo arbeitet man mit diesem Angaben?

Gruss, Dante
 
Liebe Werkstoffler,

bitte betrachtet nicht nur einen Werkstoffkennwert, um die Werkstoffe gegeneinander auszuspielen. Was bringt mir die Angabe der Dichte? Wir erkennen nur, dass "1 Liter" mal mehr oder weniger Masse hat. Doch wer fotografiert schon mit einem Tetrapack
happy.gif
?

Entscheidend ist, dass anspruchungsgerecht konstruiert und dann noch der ein oder andere Kunden- und Designwunsch berücksichtigt wird. E-Modul, Relaxationsverhalten, Temperaturbeständigkeit usw. sind Dinge, die ein Konstrukteur im Hinterkopf haben sollte, wenn er was wirklich Neues konstruieren will.

Eine Anekdote aus einem anderen Bereich: Irgendwann in den 80er Jahre wurde es plötzlich modern, Fahrräder aus Aluminium zu bauen, angeblich weil es "soviel leichter als Stahl ist und nicht rostet". Nachdem die ersten Rahmen brachen, blieb nur noch das Argument "Rostfrei" über, woran sich im Wesentlichen nicht viel geändert hat. Fehler der damaligen "Konstruteure" war, dass sie das Stahlrohrdesign quasi zu 100% auf Alu übertragen hatten und nicht bedacht hatten, dass die Festigkeitswerte eklatant abwichen. Um diese Fehler auszubügeln, wurde der Alurahmen verdickt und zack: Die Masse stieg an und war mit gutem Stahlrahmen gleichauf, in Ingenieurkurzform gesprochen: Bei einem Drittel E-Modul brauche ich das dreifache an Material, um gleiche Festigkeit zu gewährleisten. Dieses Beispiel gilt grob auch für andere Dinge, z.B. Autoalufelgen, Kameragehäuse etc.

Ich betone hier, dass ich die Spitzenlösungen der einzelnen Werkstoffklassen bewußt ausnehme, da Lösungen aus dem jeweiligen Material nicht für den Massenmarkt geeignet sind, da sie schlichtweg zu teuer wären.

Gruß und schönes Wochenende,
Sascha
 
Hallo Dante,
Michaels Einheiten sind doch nicht so sonderbar. 1 m3 = 1000 Liter = 1 dm3. Die Litergewichte sind für die meisten besser vorstellbar M.G. Guido
 
So'n Liter Milch hat doch jeder im Kühlschrank, oder?

Daher ist das Gewicht (physikalsich richtiger die Masse) gut vorstellbar. In der einschlägigen Literatur heisst der Liter natürlich Kubikdezimeter...

Man muss dabei berücksichtigen, dass Titan natürlich bei Bezug auf eine vorgegebene Materialstärke, die sich ggf aus der Konstruktion ergibt, unschlagbar fest und zäh ist.
Aber der Konstrukteur ist ggf. gebunden bei den Wanstärken und kann nicht immer so dünn bauen, um den Werkstoff optimal zu nutzen, wie er es gerne möchte.

Aber es ergibt nicht zwangsläufig das leichteste Gehäuse.

Kunststoffe zeichnen sich dadurch aus dass sie in Grossserie praktisch fertig aus dem Werkzeug fallen und keine Nachbearbeitung erforderlich wird, gegenüber z.b. einem Magnesiumdruckgussteil, das bearbeitet und lackiert werden muss (Preis der D200!)
Dann klebt man noch Gummi"Belederung" auf den Body und fertig ist das teure Gerät... (ich hab so eins, eine D200.

Michael

PS: hab keinen Doktor, aber bin seit über 20 Jahren praktiziernder Ingenieur un d hab das eine oder andere Mal die Anwendung von Kunststoff/Alu/Stahl abwägen müssen....
 
@Michael,

ich hoffe, Du hast meine Nachricht nicht als persönlichen Angriff gesehen. Ich wollte nur mal einige von dem Gedanken abbringen, dass die Dichte das Maß aller Dinge ist, das gleiche gilt für Dante, der die Härte ins Spiel brachte. Wenn diese der Maßstab wäre, hätte wir alle ein Kameragehäuse aus Kohlenstoff, doch das führt hier nun wirklich zu weit :)

Außerdem neigen einige Forennutzer zu sehr ausgelassenen Aussagen, die nicht wirklich erkennen lassen, dass sich der/die mit der Materie beschäftigt hat. Ohne WWW versickerte so was, doch heutzutage muß man sich dann der Kritik stellen, die ja nicht immer negativ ausfällt.

Stimme Dir vollkommen zu, dass die Grossserientauglichkeit bei Kunststoffen "besser" ist, da die aufwändigen Schritte der Nacharbeit entfallen. Wollten wir Titan verwenden, hätten wir fertigungstechnisch ein paar mehr Probleme, das Gehäuse würde noch teurer. Eine grundsätzliche Bemerkung noch: Sinnvoll ist heutzutage immer eine Trennung der Volumen- von den Oberflächeneigenschaften, da dies ganz neue Ansätze erlaubt.

Vielleicht hat der ein oder andere von Euch ja noch ein altes Gehäuse aus einer Mg-Legierung. Da Mg ein "schwieriger" Werkstoff ist, gab es massive Probleme mit der Korrosion. Zahllose Kameras blühen regelrecht auf, da geringste Verunreinigungen im Material die Oxidationsbeständigkeit massiv herabsetzten. All diese Probleme hat man mit Kunststoffen nicht (gut, man hätte sie auch nicht mit Ti), doch warum immer so teuer: Minolta hat die Dynax 9 aus Edelstahl gefertigt, ein Werkstoff, der sich auch sehr gut beherrschen läßt und nicht zu teuer ist. Es gibt halt viele Wege nach Rom.

Gruß, Sascha, der erst seit 10 Jahren "praktizierender" Ingenieur ist und trotz Dr. nicht alles weiss, dies aber auch nicht behauptet ;-)
 
Megnesium wird auch in der Raumfart scheinbar gerne eingesetzt.
Was mir gefallen würde wäre mal eine gefederte Elektronik,
wenn das Innenleben schon so emfindlich ist warum nicht besser gegen Stöße Sichern?
 
Zurück
Oben