Moin,
Das ist natürlich richtig, aber es ist oft erstaunlich, wie naiv viele sind, die sich auf so etwas einlassen, besonders Jugendliche, deren Leichtsinn im Umgang mit diesen Netzwerken schon regelrecht erschreckend ist und an Exibitionismus gemahnt.
Wieviele Jugendliche kennst Du, die in sozialen Netzwerken aktiv sind?
Medienkompetenz muss erlernt werden, die gibt es nicht mit der Muttermilch. Und da die Elterngeneration keinerlei Erfahrung mit diesem Thema hat, kann auch sie kaum helfen. Paranoia, Abstinez oder Verbote sind keine Lösung. Was notwendig ist, ist eine kritische, aber offene Auseinandersetzung mit den Chancen und den Risiken der globalen Vernetzung. Das betrifft jeden Einzelnen, aber auch die Gesellschaft insgesamt. Und es ist ein Lernprozess auf allen Seiten, Nutzer, Betreiber, Gesellschaft, Staat, Wirtschaft, ...
Wenn man die Art der Nutzung durch Jugendliche in den letzten Jahren anschaut, sieht man auch recht gut, dass dort ein Lernprozess stattfindet und sich die Nutzung und der Umgang mit sensiblen Daten ändert.
Das liegt dann im Ermessen des einzelnen. Teil meines Lebens sind diese Netzwerke nicht (kleine Foren mit einem überschaubaren Kreis von allenfalls ein paar zig Usern rechne ich nicht dazu).
Natürlich kann man sich als Einzelner dieser Entwicklung verweigern. Aber als Eltern oder Jugendliche kannst Du das heutzutage nicht wirklich machen. Zumindest nicht, ohne große Nachteile für Dich bzw. Deine Kinder hinnehmen zu müssen. Außerdem bedeutet die Verweigerung auch, dass man sich dem oben erwähnten Lern- und Gestaltungsprozess entzieht.
Tatsache ist, dass mehr und mehr Kommunikation in unserer Geselschaft über diese Netzwerke abläuft. Wie sehr das in Zukunft unsere Gesellschaften verändern wird, ist bislang kaum abschätzbar. Aber es wird eine Änderung haben. Die Ideen und Gedanken, die bislang dazu durch die (deutschen) Medien geistern, sind in meinen Augen ziemlich engstirnig und gehen an der Realität und Möglichkeiten vorbei.
Die Betreiber sind mir einfach zu neugierig (folglich werden die Netzwerke und ihre Buttons, Cookies etc. zu 100% geblockt) und ich verspüre auch keinerlei Wunsch, mein Leben webgerecht aufbereitet mit Hinz und Kunz zu teilen.
Ich teile mein Leben auch nicht mit Hinz und Kunz, obwohl ich soziale Netzwerke durchaus aktiv nutze. Da einige meiner Freunde und Bekannten nunmal weltweit verteilt sind, ist das eine sehr angenehme Methode, mit ihnen Kontakt zu halten. Noch vor acht oder zehn Jahren gab es diese Möglichkeiten nicht, und ich bin sehr froh, sie heutzutage zu haben.
Übrigens schließt sich das Blocken der Buttons und das Nutzen der Dienste keinesfalls gegenseitig aus.
Wer sich aber darauf einläßt, sollte sich immer bewußt sein, daß er nicht der Kunde, sondern die Ware ist.
Das sehe ich durchaus anders. Ware gibt es nur dort, wo es Kunden gibt. Wenn also die Nutzer die Ware sind, stellt sich die Frage, wer die Kunden sind. Das, was verkauft werden kann, sind ja nicht die Nutzer selbst, sondern Informationen über die Nutzer, deren Einstellungen, Wünsche, Beziehungen. Wer hat jetzt ein Interesse an diesen Daten? Geheimdienste und Ermittlungsbehörden mal außen vor gelassen, die können ja nicht viel zahlen. Also bleiben Firmen, die gezielt Werbung schalten wollen. Für die lohnt sich das aber nur, wenn sie am Ende auch tatsächlich etwas verkaufen. Das bedeutet zum einen, dass die Werbung auch wirklich am Verbraucher ankommt (ein großes Problem in der mobilen Nutzung von Facebook), und zum anderen, dass der Verbraucher die Werbung auch wahrnimmt und darauf reagiert. Hier stellt sich die Frage, wie sehr die Verbraucher das überhaupt akzeptieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das für das Geschäftsmodell von FB in Zukunft noch ziemlich schwer werden wird. Zum einen wird die Akzeptanz der Kunden, mit Werbung bombadiert zu werden, abnehmen, zum anderen zeigt sich zumindest bislang, dass die Informationen, die FB hat, längst nicht ausreichen, um wirklich gezielt und präzise Werbung schalten zu können. Also werden sich die Betreiber über kurz oder lang andere Einnahmequellen (also Gebühren der Nutzer) suchen müssen.
Grüße,
Heiner