Hallo Fritz,
ich muss zugeben, dass ich keine persönliche Erfahrungen mit der G2 habe, so dass ich nur das wiedergeben kann, was ich bisher gelesen und gehört habe.
Zunächst einmal halte ich die G2 für sehr schöne Kamera aus meiner ästhetischen Sichtweise heraus. Daher wundert es mich sehr, dass diese Kamera trotz des verhältnismäßig günstigen Preises doch so wenig gekauft wird.
Das Urteil über diese Kamera ist offensichtlich sehr umstritten. Manche loben sie sehr, andere urteilen sehr kritisch darüber. Obwohl der mangelhafte Sucher der G1 deutlich bei der G2 verbessert sein soll, wird bei manchen G2-Besitzern der Sucher nach wie vor bemängelt. Auch der Autofokus wird als zu träge und unpräzise von manchen beurteilt.
Manche sagen, wenn schon Autofokus, dann eine richtige von Canon oder Nikon.
Ich selber bin kein Freund von Autofocus. Ich habe vor längerer Zeit mit einer Nikon F4 fotografiert. Den Autocus habe ich nur bei Erinnerungsbildern (Geburtstagen usw.) wirklich nutzen können. Bei hochgeöffneten lichtstarken Objektiven tendiert die Kamera dazu, nicht unbedingt dort scharf zu stellen, wo man es gern hätte. Zum Beispiel werden bei Porträts von Brillenträgern nicht die Augen sondern die Brille anvisiert. Bei Nutzung des Autofocus neigt der Fotograf bei Porträts dazu, das Gesicht mittig ins Bild zu nehmen. Gut, dazu ist der Messwertspeicher da, um das Gesicht richtig ins Bild zu positionieren. Aber dies vergisst man sehr leicht, da ja alles so einfach ist.
Sicher sind die Zeiss-Objektive sehr, sehr gut. Aber ich glaube, dass moderne Leica-Objektive in der Regel noch besser sind. Ich gebe zu, dass diese Aussage zunächst sehr subjektiv erscheint.
Aber man kann deutlich beobachten, dass Leica eine aggressivere Objektiv-Entwicklung betreibt als Zeiss. In den letzten zwanzig Jahren sind viel mehr neue Leica-Objektive konstruiert worden als Zeiss-Objektive.
Ein anderes Argument hängt wieder mit dem Autofocus selbst zusammen. Ein Autofocusobjektiv braucht mehr Spiel als ein Manuel-Focus-Objektiv. Daher sind so wichtige Qualtätsmerkmale wie die Zentrierung der Objektive bei Autofocus nicht so präzise zu realisieren.
Dies wäre die Beantwortung deiner ersten und (und zum Teil auch schon deiner zweiten) Frage aus meiner Sicht, ohne die G2 wirklich zu kennen. Hier sollte man vielleicht auf die Antwort eines echten Experten noch warten.
Nun zu deiner zweiten Frage: ich besitze seit 1993 eine M6 classic und seit etwa drei Monaten eine M7. Die M6 ist für Architektur- und Landschaftsfotografie ideal. Meist fotografiere ich mit einem Stativ. Für Street-Fotografie bin ich mit dieser Kamera meiner Ansicht nach zu langsam, da ich neben der Blende noch die Verschlusszeit und die Entfernung einstellen muss. Da man die Verschlusszeit bei der M6 nicht kontinuierlich variieren kann, sondern nur die Blende, tendiert man leicht dazu, nur die Blende zum Ausgleich der Lichtwaage zu verstellen. Dadurch erhält man bei schnellen Personenaufnahmen leicht eine zu große Schärfentiefe.
Um jetzt schnellere und bessere (bei offenerer Blende) Personenaufnahmen zu machen, habe ich mir die M7 0,85 mit Zeitautomat zugelegt, bei der ich auch noch einen präziseren Entfernungsmesser habe als bei meiner M6 0,72.
An anderer Stelle in diesem Forum habe ich schon gesagt, dass ich kein Freund der Blitzfotografie bin, daher werde ich die TTL-Blitztechnik der M7 mit Sicherheit nicht in vollem Maße nutzen.
Deine dritte Frage kann ich nicht beantworten. Dies ist nämlich nicht nur eine Frage der Qualität sondern auch eine Frage der (Un-)Kosten.
Zu der letzen Frage: was finde ich schlecht an Leicas? Ich würde lieber sagen, welche Grenzen haben M-Leicas? Zunächst läßt sich die Schärfentiefe im Sucherbild nicht beurteilen. Das Arbeiten mit Filtern besonders Polfiltern ist sehr umständlich. Die Nahgrenze der Objektive ist im Vergleich zu den Spiegelreflexobjektiven deutlich eingeschränkt. Hierzu gibt es allerdings seit kurzem ein interessantes Makroobjektiv.
Außer über die umständlichen Visoflex-Spiegelansätze gibt es keine Möglichkeit zur Adaption von längeren Teleobjektiven. Ich würde mich beispielsweise für ein 180er - auch geringerer Lichtstäke - begeistern können.
Viele Grüße aus dem Westerwald
Jochen