Das Polarisationsfilter
© Grauer Wolf
Dieses Filter montiere ich nahezu immer aufs Objektiv.
Die offensichtlichste und wohl auch bekannteste Wirkung des Polfilters ist die Möglichkeit, das Himmelsblau zu intensivieren, ein Effekt der darauf beruht, daß ein Teil des blauen Streulichtes der Atmosphäre polarisiert ist. Bei sehr reiner Luft und tiefblauem Himmel, beispielsweise im Hochgebirge oder an der See, sind die Auswirkungen so dramatisch, daß sich die Farbe auf dem Foto zu schwarzblau ändert und man gut daran tut, das Filter nur auf Teil- statt Totallöschung einzustellen. Die Wirkung ist zudem abhängig von der Orientierung des betreffenden Himmelsausschnittes zur Sonne. In einer Zone im Winkelabstand von 90° zu unserem Zentralgestirn ist sie am stärksten, bei Gegen- oder Rückenlicht am geringsten mit Tendenz gegen Null. Deshalb gibt es bei extremen Weitwinkelobjektiven manchmal Probleme, da die verschiedenen Zonen auf einmal erfaßt werden und man braucht dann sehr viel Erfahrung, um zu erstklassigen Bildergebnissen zu kommen.
Auf der selben Erscheinung der Polarisation des blauen Streulichtes beruht auch die Möglichkeit, leichten Dunst wegzufiltern. Besonders bei Teleobjektiven mit ihrer ohnehin ausgeprägten „Luftperspektive“ scheint dies angeraten. Die Farben in der Ferne werden klarer und wärmer. Die Dunstdurchdringungsfähigkeiten der Kombination SW-Film/Rotfilter werden allerdings auf keinen Fall erreicht.
Nicht nur in der Landschaftsfotografie ist das Polfilter von Nutzen. Auch bei Fotos, in denen Pflanzen die Hauptrolle spielen, möchte ich es nicht entbehren. Blätter sind mit einer dünnen Wachsschicht überzogen, die das einfallende Licht wiederspiegelt und die Farben verweißlicht. Diesen Spiegeleffekt kann man mit dem Polfilter beseitigen mit dem Erfolg, daß die Blätter wieder satt grün leuchten. Auch hier sollte man die Wirkung nicht übertreiben, weil sonst das Laub leicht stumpf aussieht. Mit ein paar gemäßigten Reflexen wirkt es lebendiger.
Nicht zuletzt ermöglicht das Polfilter, durch die Wasseroberfläche eines Baches oder Sees hindurchzufotografieren und so Aufnahmen von Fischen, Wasserpflanzen oder Weichtieren zu machen. Speziell Gezeitentümpel an der Küste werden so zu wahren fotografischen Fundgruben, für den Fotografen allerdings manchmal auch zu Fallgruben, mit dem Erfolg, daß der Film vor der Entwicklung gewässert wird oder die Digitale einen elektronischen Kollaps erleidet. Eigentlich kann und soll diese Technik aber keine Unterwasserkamera ersetzen, jedoch auch da Aufnahmen ermöglichen, wo es für deren Einsatz schlicht und ergreifend zu flach ist! Die beste Wirkung erzielt man, wenn optische Achse und Wasseroberfläche einen Winkel von etwa 37° einschließen.
Es gibt zwei verschiedene Typen des Polfilters, linear und circular polarisierend. Wenn Deine Kamera selbst irgendwelche polarisierenden Teile im Meßstrahlengang hat wie Strahlenteilerprismen oder semitransparente Spiegel, brauchst Du zwingend ein Circular-Polfilter, sonst gibt es krasse Fehlmessungen! Entsprechende Angaben sollten in der Betriebsanleitung der Kamera stehen. Der Verlängerungsfaktor liegt für beide Typen bei 1½ Blendenwerten. Leiste Dir, wenn möglich, ein Polfilter „nach Käsemann“. Es ist zwar teuer, bietet aber eine bessere Planparallelität (wichtig bei Teleobjektiven) und ist klimafest versiegelt.
Zone maximaler Polarisation
Gruß
Grauer Wolf