tante_ilse
Läuft öfters hier vorbei
Liebe Forumskollegen,
mein erster Monat mit meiner teuren Neuerwerbung ist vorbei. Die ersten Eindrücke sind mittlerweile verdaut und die anfängliche Euphorie des Umsteigers hat einer gewissen Sachlichkeit Platz gemacht.
Natürlich bin ich kein echter Umsteiger, ein Ersatz meiner analogen Systeme durch die Digitalkamera stand nicht zur Diskussion, und er steht es auch jetzt nach einem Monat nicht. Die Digilux2 ist jedoch meine erste vernünftige Digitale und hat einen sehr spürbaren Einfluss auf meinen fotografischen Alltag genommen.
Kommen wir doch gleich mal zum Thema Alltag. Dafür scheint mir die D2 recht gut geeignet zu sein. Geht man die Sache einigermassen neutral an, dann wird man sich recht schnell mit den beiden "Suchern" EVF und LCD anfreunden. Solange man von der D2 keinen Sucher in M-Qualität erwartet, kann man sich üngetrübten Blicks der Eigenarten beider Systeme erfreuen. Der EVF scheint mir für Situationen mit viel Licht und Bewegung besser geeignet zu sein. Am grossen LCD habe ich hingegen gerade bei der Makrofotografie meine helle Freude. Und auch während der Dämmerung bevorzuge ich den LCD, ich muss aber zugeben, dass meine Motive meistens statischer Natur sind.
Die Bildkomposition mag auf den ersten Blick schwieriger erscheinen. Ein recht gutes Hilfsmittel sind dabei aber die einblendbaren Gitterlinien. Ansonsten kann ich dazu nur sagen, dass es bei schlechten Resultaten wohl kaum an der Kamera liegt. Immerhin wurden früher mit weitaus schlechteren Suchern erstklassige Bilder gemacht.
Die vieldiskutierte Schärfe hat nicht nur mich, sonern auch jeden, dem ich meine Alpenpanoramen gezeigt habe, erstaunt. Ich habe dazu einen Polfilter benutzt und die Kamera auf dem Stativ befestigt. Auch andere Motive meistert sie in meinen Händen mittlerweile tadellos. Schärfeprobleme hatte ich eigentlich nur, wenn ich die Kamera in der Hand hielt, und auch da vor allem wenn ich den grossen LCD verwendete. Zur Ehrenrettung muss ich aber auch erwähnen, dass die längste Zeit, die ich verwacklungsfrei hielt, eine Viertelsekunde war. Manchmal gibt es mir unerklärliche Ausreisser in Sachen Schärfe, aber diese führe ich je länger je mehr auf mangelnde Sorgfalt zurück.
Manchmal wünschte ich mir ja schon eine höhere Empfindlichkeit als 400. Aber real betrachtet arbeite ich vorwiegend mit 100, und wenn ich mir weiterhin fleissig einrede, dass dieser Mangel dafür andere Vorzüge mit sich bringt, schmerzt er weitaus weniger. Das ist womöglich eine ähnliche Haltung, wie sie den M-Fotografen ermöglicht, ihre Geräte allen Einschränkungen zum Trotz heiss zu lieben.
Der Hauptgrund, der schliesslich auch zum Kauf meiner D2 führte, hat seine Berechtigung weiterhin gezeigt. Unterwegs mit meinem Sohn, der seine ersten fotografischen Erfahrungen mit einem alten Nikkormaten machen darf, fiel mir auf, dass die Scharfstellung genau andersrum läuft. Eigentlich ja kein Problem, aber wenn man sich mal an ein System gewöhnt hat, stören solche Unterschiede plötzlich. Die D2 hingegen hat mir von Anfang an gut in der Hand gelegen. Im Fotoladen hatte ich sie nur wenige Sekunden in der Hand, manuellen Modus eingestellt und war schon "im Bild" bevor ich mir überhaupt bewusst war, dass ich scharfstellte.
Mittlerweile verwende ich auch die zuschaltbare Sucherlupe öfters, gerade im Makrobereich ist sie eine ganz erstaunliche Hilfe. Das Gebastel mit Vorsatzlinsen und Lupen sollte übrigens bald zu einem Ende kommen, ein professionellerer Makroadapter sei anscheinend in Vorbereitung.
Viel Spass und gute Fotos habe ich mit dem Fernauslöser erlebt. Der passt wunderbar in den Ärmel und ermöglicht total unbemerkte Schnappschüsse mit umgehängter Kamera. Klar dass dazu etwas Übung nötig ist, sei es für die richtige Brennweite einzuschätzen, oder die Kamera so zu halten, dass der Bildausschnitt einigermassen stimmt. Auch wenn der Sucher selbst nicht unbedingst schnappschussfreundlich ist, die Kamera ist es allemal. Ganz gut funktioniert hat der uralte Aufstecksucher. Der Rahmen zeigt je nach Brennweite auch ein Stück des Umfelds vom Bild, was gerade bei bewegten Motiven oft hilfreich ist. Aus diesem Grund heissen diese Sucher dann auch Sportsucher.
Ich verwende den eingebauten Blitz mittlerweile recht oft, sei es direkt oder indirekt. Er hat sich sehr bewährt, um Gegenstände, die ich auf Ebay verkaufe, gut auszuleuchten. Wir haben aber auch Versuche mit einem zusätzlichen Slaveblitz gemacht, die ganz erstaunliche Resultate zeigten. Der Raum war bin in die hinterste Ecke taghell ausgeleuchtet, ohne die üblichen Schatten oder Spitzlichter zu zeigen. Mit dem Weissabgleich konnte ich die Farbtemperatur sehr angenehm steuern. Der liebe Weissabgleich ist für mich allerdings auch die grösste Tücke der Kamera. Ich merke oft erst nach zwei, drei Bildern, dass ich noch immer auf Blitzen eingestellt bin, obwohl ich an der Sonne stehe, aber das werde ich wohl auch noch in den Griff bekommen.
Resümierend darf ich der Kamera ein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Sie gilt zwar als teuer, kostet aber trotzdem nur halbsoviel wie eine M mit vergleichbarer Optik. Wenn Ihnen jemand sagt, sie sei etwas gar teuer für eine Panasonic, dann können Sie beruhigt wissend grinsen. Im Wissen, dass schon vor vielen Jahren die Leica CL teurer war als ihr Pendant von Minolta. Wenn man aber mal von allem Markenmythos absieht und das Gerät ganz nüchtern als solches kennenlernt, dann sollte einer längeren, intensiven Beziehung nichts im Wege stehen.
Wer jetzt den Eindruck bekommen hat, ich schreibe etwas gar versöhnlich und dazu hoch über dem Klee, dem muss ich vielleicht dazu noch sagen, dass ich es gewohnt bin, eher auf bedächtige Art an eine Kamera heranzugehen. Gerade im Umgang mit meinen mechanischen Leicas hat sich eine gewisse Ruhe und Kompromissbereitschaft als gute Lehre erwiesen.
Andernorts laufen in letzter Zeit heisse, um nicht zu sagen hitzköpfige Diskussionen, in denen letztendlich kaum ein gutes Haar an der Digilux gelassen wird. Bedenklich stimmt mich dabei, dass die Protagonisten sich alle als grosse Freunde des Hauses Leica bezeichnen und in den gleichen Threads, wo sie die D2 hemmungslos zu Schrott reden, auch bedauern, dass Leica gerade über hundert Angestellte entlassen hat. Ich denke, es waren für Leica noch einfachere Zeiten, als solche Stammtischgespräche noch in Bierhallen stattfanden. Damals waren die Kunden allerdings auch vorwiegend praktisch tätige Fotografen.
Ich kann die Digilux2 eigentlich jedem empfehlen, der sich digital auf klassische Art mit der Fotografie auseinandersetzen will. Und eines kann ich beinahe versprechen: die D2 ist eine sehr gute Lehrmeisterin.
ein Gruss aus der halbfertigen Dunkelkammer,
Oliver
mein erster Monat mit meiner teuren Neuerwerbung ist vorbei. Die ersten Eindrücke sind mittlerweile verdaut und die anfängliche Euphorie des Umsteigers hat einer gewissen Sachlichkeit Platz gemacht.
Natürlich bin ich kein echter Umsteiger, ein Ersatz meiner analogen Systeme durch die Digitalkamera stand nicht zur Diskussion, und er steht es auch jetzt nach einem Monat nicht. Die Digilux2 ist jedoch meine erste vernünftige Digitale und hat einen sehr spürbaren Einfluss auf meinen fotografischen Alltag genommen.
Kommen wir doch gleich mal zum Thema Alltag. Dafür scheint mir die D2 recht gut geeignet zu sein. Geht man die Sache einigermassen neutral an, dann wird man sich recht schnell mit den beiden "Suchern" EVF und LCD anfreunden. Solange man von der D2 keinen Sucher in M-Qualität erwartet, kann man sich üngetrübten Blicks der Eigenarten beider Systeme erfreuen. Der EVF scheint mir für Situationen mit viel Licht und Bewegung besser geeignet zu sein. Am grossen LCD habe ich hingegen gerade bei der Makrofotografie meine helle Freude. Und auch während der Dämmerung bevorzuge ich den LCD, ich muss aber zugeben, dass meine Motive meistens statischer Natur sind.
Die Bildkomposition mag auf den ersten Blick schwieriger erscheinen. Ein recht gutes Hilfsmittel sind dabei aber die einblendbaren Gitterlinien. Ansonsten kann ich dazu nur sagen, dass es bei schlechten Resultaten wohl kaum an der Kamera liegt. Immerhin wurden früher mit weitaus schlechteren Suchern erstklassige Bilder gemacht.
Die vieldiskutierte Schärfe hat nicht nur mich, sonern auch jeden, dem ich meine Alpenpanoramen gezeigt habe, erstaunt. Ich habe dazu einen Polfilter benutzt und die Kamera auf dem Stativ befestigt. Auch andere Motive meistert sie in meinen Händen mittlerweile tadellos. Schärfeprobleme hatte ich eigentlich nur, wenn ich die Kamera in der Hand hielt, und auch da vor allem wenn ich den grossen LCD verwendete. Zur Ehrenrettung muss ich aber auch erwähnen, dass die längste Zeit, die ich verwacklungsfrei hielt, eine Viertelsekunde war. Manchmal gibt es mir unerklärliche Ausreisser in Sachen Schärfe, aber diese führe ich je länger je mehr auf mangelnde Sorgfalt zurück.
Manchmal wünschte ich mir ja schon eine höhere Empfindlichkeit als 400. Aber real betrachtet arbeite ich vorwiegend mit 100, und wenn ich mir weiterhin fleissig einrede, dass dieser Mangel dafür andere Vorzüge mit sich bringt, schmerzt er weitaus weniger. Das ist womöglich eine ähnliche Haltung, wie sie den M-Fotografen ermöglicht, ihre Geräte allen Einschränkungen zum Trotz heiss zu lieben.
Der Hauptgrund, der schliesslich auch zum Kauf meiner D2 führte, hat seine Berechtigung weiterhin gezeigt. Unterwegs mit meinem Sohn, der seine ersten fotografischen Erfahrungen mit einem alten Nikkormaten machen darf, fiel mir auf, dass die Scharfstellung genau andersrum läuft. Eigentlich ja kein Problem, aber wenn man sich mal an ein System gewöhnt hat, stören solche Unterschiede plötzlich. Die D2 hingegen hat mir von Anfang an gut in der Hand gelegen. Im Fotoladen hatte ich sie nur wenige Sekunden in der Hand, manuellen Modus eingestellt und war schon "im Bild" bevor ich mir überhaupt bewusst war, dass ich scharfstellte.
Mittlerweile verwende ich auch die zuschaltbare Sucherlupe öfters, gerade im Makrobereich ist sie eine ganz erstaunliche Hilfe. Das Gebastel mit Vorsatzlinsen und Lupen sollte übrigens bald zu einem Ende kommen, ein professionellerer Makroadapter sei anscheinend in Vorbereitung.
Viel Spass und gute Fotos habe ich mit dem Fernauslöser erlebt. Der passt wunderbar in den Ärmel und ermöglicht total unbemerkte Schnappschüsse mit umgehängter Kamera. Klar dass dazu etwas Übung nötig ist, sei es für die richtige Brennweite einzuschätzen, oder die Kamera so zu halten, dass der Bildausschnitt einigermassen stimmt. Auch wenn der Sucher selbst nicht unbedingst schnappschussfreundlich ist, die Kamera ist es allemal. Ganz gut funktioniert hat der uralte Aufstecksucher. Der Rahmen zeigt je nach Brennweite auch ein Stück des Umfelds vom Bild, was gerade bei bewegten Motiven oft hilfreich ist. Aus diesem Grund heissen diese Sucher dann auch Sportsucher.
Ich verwende den eingebauten Blitz mittlerweile recht oft, sei es direkt oder indirekt. Er hat sich sehr bewährt, um Gegenstände, die ich auf Ebay verkaufe, gut auszuleuchten. Wir haben aber auch Versuche mit einem zusätzlichen Slaveblitz gemacht, die ganz erstaunliche Resultate zeigten. Der Raum war bin in die hinterste Ecke taghell ausgeleuchtet, ohne die üblichen Schatten oder Spitzlichter zu zeigen. Mit dem Weissabgleich konnte ich die Farbtemperatur sehr angenehm steuern. Der liebe Weissabgleich ist für mich allerdings auch die grösste Tücke der Kamera. Ich merke oft erst nach zwei, drei Bildern, dass ich noch immer auf Blitzen eingestellt bin, obwohl ich an der Sonne stehe, aber das werde ich wohl auch noch in den Griff bekommen.
Resümierend darf ich der Kamera ein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Sie gilt zwar als teuer, kostet aber trotzdem nur halbsoviel wie eine M mit vergleichbarer Optik. Wenn Ihnen jemand sagt, sie sei etwas gar teuer für eine Panasonic, dann können Sie beruhigt wissend grinsen. Im Wissen, dass schon vor vielen Jahren die Leica CL teurer war als ihr Pendant von Minolta. Wenn man aber mal von allem Markenmythos absieht und das Gerät ganz nüchtern als solches kennenlernt, dann sollte einer längeren, intensiven Beziehung nichts im Wege stehen.
Wer jetzt den Eindruck bekommen hat, ich schreibe etwas gar versöhnlich und dazu hoch über dem Klee, dem muss ich vielleicht dazu noch sagen, dass ich es gewohnt bin, eher auf bedächtige Art an eine Kamera heranzugehen. Gerade im Umgang mit meinen mechanischen Leicas hat sich eine gewisse Ruhe und Kompromissbereitschaft als gute Lehre erwiesen.
Andernorts laufen in letzter Zeit heisse, um nicht zu sagen hitzköpfige Diskussionen, in denen letztendlich kaum ein gutes Haar an der Digilux gelassen wird. Bedenklich stimmt mich dabei, dass die Protagonisten sich alle als grosse Freunde des Hauses Leica bezeichnen und in den gleichen Threads, wo sie die D2 hemmungslos zu Schrott reden, auch bedauern, dass Leica gerade über hundert Angestellte entlassen hat. Ich denke, es waren für Leica noch einfachere Zeiten, als solche Stammtischgespräche noch in Bierhallen stattfanden. Damals waren die Kunden allerdings auch vorwiegend praktisch tätige Fotografen.
Ich kann die Digilux2 eigentlich jedem empfehlen, der sich digital auf klassische Art mit der Fotografie auseinandersetzen will. Und eines kann ich beinahe versprechen: die D2 ist eine sehr gute Lehrmeisterin.
ein Gruss aus der halbfertigen Dunkelkammer,
Oliver