Hallo,
Zoomobjektive haben qualitativ wohl nachgelegt, doch ist die vornehmliche Aufgabe eines Zoomobjektives immer noch die stufenlose Verstellung der Brennweite. Alle andern Konstruktionsmerkmale sind dem untergeordnet. Wenn ein solches Objektiv nun Spezialobjektive wie - z. B. hier - ein Makroobjektiv ersetzen soll, kann das nur mit reichlich Nachsehen funktionieren. Wie mir bekannt ist, werden Objektive auf Unendlich korrigiert, das bedeutet, in dieser Stellung bringen sie die beste Abbildungsleistung. Ausgenommen sind Makro- und Mikroobjektive. Die sind auf die jeweilige kürzeste Entfernung justiert. Wenn nun zu dem Zoom noch ein Telekonverter die Abbildungsleistung beeinflusst, indem er die Abbildungsfehler des verwendeten Objektives um den Faktor des Konverters - hier um das 1,4-fache - vergrößert, kann man sich wohl fragen, was bleibt noch übrig? Zumal der Konverter selbst noch eigene Abbildungsfehler beisteuert.
Ich vermisse an der Aufnahme vor allem die Schärfe. Genau genommen: Ich kann überhaupt nichts als scharf erkennen. Die Beinchen der Azurjungfern sind spärlich behaart. Davon ist auf der Aufnahme überhaupt nichts zu erkennen.
Hat die kleine Libelle abends ein Nachtlager erwischt, das frühmorgens eher schattig daherkommt, ist das Herumdrehen um den Grashalt eine natürliche Reaktion. Sind die Temperaturen höher, fliegt sie einfach weg wenn ihr die Aktionen der „komischen Gestalt” zu bunt werden.
Seltsam kommen mir die "Bewertungen" wie z. B. "gut umgesetzt", "saugeil" usw. vor. Was bringen diese subjektiven Aussagen?
Das in der Natur etwas schräg verläuft, ist der Sache an sich geschuldet und durchaus als Bereicherung der Bildgestaltung zu betrachten. Was mich hier nicht überzeugt, ist das rechts abgebildete Auge. Das ist teilweise vom Grashalm verdeckt. Hier sollte unbedingt auf eine - möglichst - gleiche Verteilung und die erforderliche Parallelität geachtet werden. Während der Kältestarre kann man die Tierchen durchaus mit einem abgezupften Grashalm „dirigieren”. Das setzt die kleinen Flugmeister nicht unter Stress, denn Berührungen z. B. durch Grashalme kommen in der Natur immer wieder vor, z. B. bei Wind.
Nun kann man wohl argumentieren, die Natur ist halt so. Doch vollkommene Naturaufnahmen sind eben nicht alltäglich, setzen eine gewisse Geduld voraus und eine Portion Glück gehört noch dazu. Denn Naturfotografie ist
1. Misserfolg
2. Misserfolg
3. Misserfolg:
-> Das Viech denkt nicht daran zu erscheinen, obwohl der "Spezialwecker" bereits um drei oder vier Uhr klingelte und man ist zeitig vor Ort.
-> Das Tierchen sitzt nicht so, wie man sich das vorstellt.
-> Es ist ständig in Bewegung.
-> Es ist einmal wieder zu windig.
-> Das Licht stimmt nicht.
-> die Wettervorhersage war doch nicht so genau es regnet in Strömen ... usw.
Das alles setzt eine gewisse Hartnäckigkeit voraus. Wenn man sich nun der überaus spannenden Naturfotografie verschrieben hat, soll man sich nicht so schnell entmutigen lassen. Kommt dann eine gute Aufnahme heraus, entschädigt das für alle Entbehrungen und Misserfolge.
Gruß