CI-Fotocommunity

Registriere Dich jetzt kostenlos!

Dadurch bekommst Du Zugang zu dem geschützten Mitgliederbereich, kannst beim Gebrauchtmarkt mitmachen und stellst nebenbei auch noch sicher, dass niemand Dir Deinen Wunsch-Usernamen wegschnappt.

Michelangelos model

Hallo Artmano,

Deine Empfindungen kann ich gut verstehen. Der Gedanke an die "heroische" Symbolik des Dritten Reichs, an Breker, Speer und andere stellte sich sofort ein. Dann ist da auch dieser Farbton.

Als ich gelesen hatte, dass es sich um David handele, habe ich die Figur als einen Widerstandskämpfer gegen die Verbrecherclique gesehen. Wer in dieser Zeit Widerstand leistete, mußte damit rechnen, dass er nicht mit dem Leben davonkäme. Der "heroische" Blick und die Haltung lassen sich m. E. auch so deuten, dass "David" dessen eingedenk ist.

Seine systemimmanente Erscheinung macht ihn nicht zum Bestandteil des Systems, sondern zeigt ihn als dessen Zeitgenossen, der in der kulturellen Tradition des Volkes steht, die von den Mörderbanden ausgenutzt und pervertiert wurde. Dass die politische Kultur, der auch die Widerstandskämpfer angehörten, den Nährboden für einen Verbrecherstaat bildete, wurde von den meisten erst nach der Vernichtung dieses Staates erkannt.

Insofern kann dieser David für mich im Zeitgeist dargestellt sein und doch gleichzeitig gegen die mörderischen Usurpatoren antreten. Ich hasse und verachte diese Pose, wenn sie siegessicher Rücksichtslosigkeit und Machtstreben Ausdruck gibt. Wer aber dem entgegentritt, braucht auch Entschlossenheit, Mut und Kraft, und zwar für die gute Sache, bis hin zur Selbstaufopferung. Ich meine, dass der Gesichtsausdruck letzteres widerspiegelt, verbunden mit der Abgeklärtheit dessen, dem das alles bewußt ist.

So deute ich das Bild, ebenfalls aus persönlicher und diesbezüglich umfangreicher und konkreter Erfahrung. Deswegen vielleicht berührt mich das Bild so stark und deswegen wohl kämen mir allfällige technische Defizite erst ins Blickfeld, wenn sie ganz massiv wären.

Grüße, Heinz
 
Hallo Virgil,
als "harte Kritik" oder gar "Anfeindung" sind meine Aussagen keinesfalls gemeint. Du wolltest Einzelheiten von mir hören, ich habe sie deshalb dargelegt, nicht aber um dich zu kränken. Ich schätze dich und deine Beiträge in diesem Forum sehr und habe schon manches daraus gelernt. Vermutlich wirst du es letztlich als Bereicherung einordnen, zu erleben, dass eine Arbeit auch Assoziationen in einer Richtung auslösen kann, an die man selber gar nicht gedacht hat.
Übrigens musst du dir, was den Hinweis auf die NS-Zeit angeht, diesen Schuh nicht anziehen. Auch diese Art von Darstellung hat ihre Berechtigung und kann rehabilitiert werden, wie alles im Lauf der Geschichte irgendwann seinen Zitatcharakter verliert und zu neuem Eigenleben findet.

Grüße, Artmano
 
@Virgil
Ich füge noch eine weitere Assoziation hinzu, die dir vielleicht besser gefallen wird. Sie stammt aus der griechischen Mythologie, wurde von dem Dichter Georg Britting formuliert und passt aus meiner Sicht zu deiner mythologisch inspirierten Aufnahme:

...

Mit allem Licht
tritt aus den Wäldern vor
der Mann der Männer.
Die Tonnenbrust.
Auf starkem Hals das apfelkleine Haupt.

Er sieht die Reiterin.
Und sie sieht ihn.
So stehn sich zwei Gewitter still
am Morgen- und am Abendhimmel gegenüber.

Der Falke schwankt betrunken auf der Beute.
Was hat, Achill, dein Herz?
Was auch sein Schlag bedeute:
Heb auf den Schild aus Erz!


Grüße, Artmano
 
Zurück
Oben