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MTFKurven

schubi

Mitglied
Mitglied seit
10 Jan 2008
Beiträge
25
Hallo Fachleute,

auf diesem Wege möchte ich eine technisch orientierte Frage an die Optikexperten richten.

Inzwischen bin ich im Besitz des Leica Taschenbuches, habe also eine Reihe von MTF Kurven gesehen und sie mit meinen persönlichen Erfahrungen verglichen. Das hilft schon sehr in der Einschätzung von Angeboten.

Dennoch verbleiben zwei Fragen, die etwas ins Detail gehen:
Mir ist aufgefallen, das die Kontrastkurven bei den älteren Objektiven immer schön ihre besten Werte im Mittenbereich haben und dann mehr oder weniger monoton abfallen. Das erwartet man auch, der Mittenstrahl fällt immer senkrecht auf die Linsenflächen und wird so am wenigsten beeinflußt.
Bei neueren Konstruktion - und dort speziell bei lichtstarken Ojektiven - haben die Kurven eine Modulation. Beim R 2.0/ 90 steigt die MTF zum Rand hin an, bei den WEitwinkeln geht sie sogar durch ein Maximum.
Kann mir das jemand erklären? (technische Ausdrücke dürfen verwendet werden)
Zweite Frage.
Mein 2.0 / 35 ist so ein Objektiv mit einer stark variierenden MTF Kurve. Ich habe natürlich sofort die Dia neueren Datums durchgeschaut und sehe nicht viel von der MTF. Saftiges Licht, 50 oder 100 ASA Film, 1/250 S Blende 8, sollte eigentlich reichen. Auf solchen aufnahmen kann ich in der Praxis nicht viel über Verläufe zum Rand erkennen. Frage also. Welche der Auflösungkurven muss man beachten ( zB. bei einem 50er und einem 200er Film)und welchen Kontrast würde man unter praxisrelevanten Bedingungen ( Freihandaufnahme bei gutem Licht, state of the art 100er Film, Diaprojektion) noch mit dem blossen Auger erkennen können (sieht man einen Unterschied zwischen 95% und 75% und 60% Kontrastübertragung oder wo liegt die Grenze)

Mit besten Grüßen aus Berlin

Helmut Schubert
 
Hallo Helmut,

ich sehe mich nicht unbedingt als Fachmann für MTF-Kurven an (aber wer von uns kann das schon von sich behaupten?!). Trotzdem werde ich versuchen, dir zu antworten. Auf S. 89 und 90 in dem Taschenbuch findest du eine Erläuterung der MTF-Kurven und ihrer Aussagen für die Praxis. Die durchgezogene Kurve repräsentiert die radiale Ausrichtung und die gestrichelte Kurve die tangentiale. Übrigens findest du in Puts Buch: "Leica Lens Compendium" auch Angaben, in welcher Weise man zu MTF-Kurven kommt.

Leider kann ich dir jetzt nicht präzise deine Frage 1 beantworten, da ich nicht weiß, welche Versionen der Objektive du tatsächlich meinst. Beim R 2/90 und beim R 2/35 gibt es jeweils zwei Versionen.

Bei Weitwinkelobjektiven ist in der Regel die Vignitierung (Randabschattung) größer als bei Teleobjektiven. Laut Puts ist bei den Kurven für radiale Ausrichtung ein Anstieg der Leistung zum Rand hin erkennbar. Dies weist auf Vignitierung hin, d.h. auf die Abschattung der randnahen Strahlen. Wenn also die Kurven stetig verlaufen, ist auch die Vignitierung gering.

Ich glaube nicht, dass wir geübt dafür sind, MTF-Abhängigkeiten an einem einzelnen Bild zu erkennen. Du kannst aber Unterschiede der Objektive feststellen, wenn du die gleiche Aufnahme mit zwei unterschiedlichen Objektiven gleicher Brennweiten machen würdest. Dann würdest du (unter Voraussetzung gleicher Film + Entwicklung) die Unterschiede erkennen, das bessere Objektiv wird eine wesentlich bessere Brillianz aufweisen. Hier wäre ein Diafilm mit geringer Empfindlichkeit am geeignetsten, da Dias direkt beurteilt werden können und Filme mit niedrigen Empfindlichkeiten die beste Schärfe aufweisen. Freihandaufnahmen sind für solche Untersuchungen völlig ungeeignet (auch bei 1/250s), da die Verwacklungsunschärfe möglichst ausgeschlossen werden sollte. Wie gut man die Schärfe mit bloßem Auge beurteilen kann, hängt von verschiedenen Dingen ab wie Projektor, Pojektionswand, Abstand des Betrachters vom Bild, dem beobachtenden Menschen mit seinen Sehfähigkeiten u.v.a.mehr. Blende 8 ist für diese Untersuchungen auch nicht besonders gut geeignet, da hier das Objektiv aufgrund des Streulichteffektes der Blende schon wieder schlechter wird. Am besten geignet, um wirkliche Unterschiede herauszuarbeiten, wäre eine Vergleichsunteruchung bei offener Blende.

Ich würde übrigens nicht versuchen, MTF-Kurven nachzufahren, da sind wir alle hoffnungslos verloren. Dafür gibt es spezielle Geräte, über die wir alle nicht verfügen. Ich würde in der Nähe und in der Ferne mit den Vergleichsobjektiven bei offener und geschlossener Blende (z.B 16) mit einem Stativ reale Aufnahmen machen.

Solche Vergleichsaufnahmen habe ich beispielsweise mit dem M 4/135 von 1960 und dem M 4/135 von 1965 durchgeführt. Der Unterschied war enorm. Ohne diesen Vergleich hätte ich nicht gemerkt, dass das Objektiv von 1960 vergleichsweise schlecht ist.

Gruß Jochen
 
Lieber Jochen,

erst mal vielen Dank,

ich hatte schon fast befürchtet, dass ich mit der Frage zu tief in Physik geruscht bin.

Die Seiten in dem Buch von Herrn Puts habe ich gesehen. Man kann danach innerhalb des Buches sehr gut arbeiten.

In der Praxis stellt sich darüberhinaus noch eine weitere Frage. Das Bildergebnis ist als eine Kette vom Original zum Abbild zu sehen, welche von den Leistungen des Objektivs, über die mehr oder weniger korrekte Nutzung ( Verwackeln, Dreck auf der Linse, Filter etc), den Film, die Entwicklung, die Projektion oder Vergrößerung etc reicht. In dieser Kette ist die MTF nur ein Teil. Bei höchstempfindlichen Filmen, speziell mit gepushter Entwicklung, wird das Objektiv sicher nicht die die alleinige qualitätsbestimmende Größe sein.
Stimmt das so?

Mich würde deshalb interessieren, ob bei Berücksichtigung solcher praktischer Beeinträchtigungen für einen Qualitätsvergleich die MTF Kurve allerhöchster Auflösung (unterste Kurve) von Relevanz ist, oder ob dann mit der Kurve 3 ( 2 von unten) klar kommt?

Betrachtet man die MTF Kurven im Buch von Herrn Puts so gibt es diesbezüglich verschiedene Einschäzungen; Bei Ojektiven allerneuester Bauart sind alle Kurven große Klasse. Geht man eine Alters-Stufe zurück, dann liegen meist die ersten drei Kurven noch ganz gut im Rennen und erst die höchster Auflösung fällt ab. Wie wichtig ist das in der schäbigen Praxis?

Zum Thema Objektivvergleich. Ich habe so etwas auch schon gemacht, wenngleich nicht ganz perfekt. Bei dem Vergleich R 2/90 (BJ ca 88-90) gegen M 2.8/90 (BJ ca. 60) sprechen die MTF Kurven eine klare Sprache: Das Summikron ist weitaus besser. In der PRaxis ist der Unterschied vor allem bei schlechtem WEtter mit meisem Bildkontrast sichtbar. Man kann nur korrekt belichten und die Bilder meines etwas betagten Elmarit sind nicht sehr knackig. Bei wuchtiger Sonne im Gegenlicht habe ich diese Unteschiede nicht in dem Masse gesehen.

Bei strahlendem Sonnenschein geht das auch noch ganz anders. Bsp.Letzlich war ich für ein paar Tage im Iran und dort gibt es Licht und Helligkeitskontraste im Überfluß. Man belichtet eine halbe bis eine Blende zu knapp und schon gibt es knackige Bilder. Der Kontrast war zwar im Original nicht da und wired "geschummelt", bei Ansicht der Bilder haben sich Zuschauer aber nicht beschwert. Nun, der Trick ist nicht neu und auch nicht von mir, zugegeben.

Was die Maxima in den MTF Kurven angeht, werde ich mal versuchen, einen echten Physiker aus der Optik zu befragen.

Die Homepage macht jedenfalls Spass. Erfahrungberichte und kontroverse Diskussionen sind sehr anregend.

Beste Grüße aus Berlin


Helmut
 
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