Hallo Peter,
den oft angesprochenen Preis- und Zeitvorteil der Digitalen sehe ich im Amateurbereich für mich nicht.
a) Die Kameras selbst sind um ein vielfaches teuerer
b) Der Wandel/Fortschritt der Technik zwingt einen fast schon häufig das eigene Equipment anzupassen. Wie oft in den letzten 15 Jahren hat sich das digitale Speichermedium verändert? Vom DAT-Band zur CD zur immer noch nicht standartisierten DVD. Für das Archiv bedeutet das alle paar Jahre das Umstellen des Archivs auf das entsprechend neue Speichermedium. Hätte mein Opa seine Fotos auf Data-Sette gespeichert, ich hätte heute ein gewaltiges Prob die Bilder zu betrachten.
Das Format der Speicherkarten für die Kameras ändert sich fast jährlich.
Diese Änderungen bringen einen ganz schönen Zeit- und Kostenfaktor mit sich.
c) Zeitvorteil der Digitalen sehe ich auch nicht als Amateur: Meine Dias gebe ich ins Labor, fertig. Meine Digitalen betrachte ich im Photoshop und los geht's.
d) Vom technischen Fortschritt der Analogen habe ich profitiert, bessere Filme und bessere Labore geben auch meiner alten 801 von Zeit zu Zeit einen Push. Der Digi-Sensor der Digitalen ist jedoch alles anderes als austauschbar, eine Digitale von heute ist in spätens 5 Jahren hoffnungslos überholt.
e) Die Zuverlässigkeit der verschiedenen nicht-optischen Speichermedien ist nicht gerade hoch, die Empfindlichkeit gegenüber Störquellen recht hoch.
f) Die reine Megapixel-zählerei bringt es nicht, viele andere Qualitätsmerkmale treten hinzu, ähnlich wie bei Filmmaterial, der pure ASA-Wert sagt nicht alles.
g) Gerade im Bereich des Selbstdruckens lachen sich doch die Anbieter der Verbrauchsmaterialien einen Ast ab, müsste ich doch ständig teures Papier und Tinte kaufen.
h) im welchem Format die Digi-Bilder ablegen? JPEG heisst Kompression, auf geringer Kompressionsstufe brauchen sie viel Platz und einen leistungsfähigen PC. Die RAW-Formate sind oft herstellerspezifisch und damit alles andere als zukunftssicher. Ist Jpeg das Format von morgen oder sitze ich 2007 vor meiner Kiste und konvertiere alles um?
i) Schon die heutigen Anschlussmöglichkeiten von Digitalen Komponenten sind alles andere als standartisiert und zukunftssicher: SCSI, Firewire, USB, Bluetooth, Wireless... was kommt, was bleibt? Kann ich meine Digi von heute noch an den PC von morgen anschliessen? Oder werde ich in den von Herstellerseite natürlich erwünschten Rythmus alle paar Jahre auf/umzurüsten gezwungen? Und damit wieder reichlich $ verbraten?
j) Wie werden digitale Bilder präsentiert? Reiche ich im Familien-/Freundeskreis Prints herum oder mein Notebook? Sitze ich vor dem PC-Bildschirm oder versende ich Links auf meine Hompepage und freue mich über die Rechnung des ISP für 3 GB Datentransfer jeden Monat? Präsentiere ich Bilder auf dem Fernseher oder Digi-Projektoren? Hänge ich mir gelungene Bilder als Prints an die Wand oder als laufen sie als Bildschirmschoner? Gehe ich zum Abendessen zu Freunden die die neuesten Bilder sehen wollen mit 100 Prints in der Manteltasche oder bringe ich eine DVD mit und sage mach mal deinen p4 mit 3Ghz und 2Gig Ram an? Aber bitte mindestens 19" Display.
k) Wie sichere ich meine Bilder auf Reisen? Mini-Notebook mit Brenner, klar, aber wieder ein paar tausend $. Die paar Kilo mehr, pfff. Aber frag mal meine Frau, für die 3 Kilo Notebook packt die lieber 3 Abendkleider, 5 Bikinis und 2 Paar Schuhe ein.
All das könnte ich ja ignorieren, vielleicht, wenn ich für eine Digitale nicht das vier- bis fünfache einer Analogen zahlen müsste, wenn Speichermedien schon in der Kamera optisch wären, wenn der Akku-/Batterieverbrauch mich nicht vor das ähnliche Problem des Filmmaterials stellen würde: Sind gerade welche da und wenn die Digi von heute nicht morgen der Schnee von gestern wäre und ungefähr genaus so viel Wert wie die Tageszeitung von letzter Woche.
Geht es um den Kostenaspekt, sehe ich im Amateurbereich kaum einen Vorteil der Digitalen. Auf alle Fälle keinen, der mich für eine F80 mit Chip den 4.5 - fachen Preis zahlen lässt bloß weil einer D100 darauf gestempelt hat. Folgekosten auf Digiseite habe ich nämlich auch, und zwar gewaltige.
Die Hauptvorteile, die sofortige Verfügbarkeit der Bilder und das nur bedingte Ausschalten der Labors bei Prints, die mir ein Bild in die Hand drücken, das ich nicht gemacht habe, die zahle ich doch recht teuer in der Anschaffung und mit dem Unterhalt, wenn auch nicht so sehr mit Verbrauchsmaterialien. Dass ich hunderte von Bildern machen kann ohne auch nur eins davon zu entwickeln weil sie nicht so doll geworden sind, na gut. In der einen speziellen Situation aber, für die ich früh aufgestanden bin oder in dem Moment auf der Party, da brauche ich keine hunderte, da brauche ich die paar und nicht die Meldung: Bitte warten bis Speichervorgang abgeschlossen.
Die Argumente der Profis gelten für mich nicht. Mir bezahlt keine Agentur die Digi. Auch Schumis F1 Bolide ist für mich auch reichlich uninteressant wenn ich eine Kutsche brauche die mich ins Büro und zum Mandaten bringt.
Sobald die Digis preislich in einen Bereich rutschen wie die Analogen heute und das mit sicherer Speichertechnik, bin ich dabei.
Über die Qualität lässt sich streiten, reichen 6 MPs oder nicht, oder 14 oder 15. Als KB-Amateuer komme ich vielleicht auf 20 oder 25 MPs mit meiner Nikon und Velvia, währe das ein wichtigs Argument müßte ich wohl ins 6*7 Lager wechseln.
Und wenn ich es wirklich mal eilig habe, dann setze ich mich in meine Kutsche und eiere ins nächste E6 Labor, da hab ich dann für einen kleinen Aufpreis alles binnen einer Stunde und auch auf CD bevor der Digi-User seine Megabytes überhaupt auf der Festplatte hat.
Die Bilder die ich digital brauche, scanne ich, das geht bei €300 für ein vernünftiges Gerät los (Minolta Dual III) und ist selbst in semi-profi-Qualität für ca € 800 noch günstiger als jede Digi SLR und erreicht Digi-Qualität der DSLR ProfiKlasse. Und wenn ich mal nen Volltreffer auf Dia lande, dann finde ich auch einen mit nem €50.000 Trommelscanner. Wenn ich aber den Volltreffer auf 6MP lande, dann kommt keiner daher und macht mir daraus einen galeriefähigen Print.
Ich würde wirklich gerne digital, aber z.Zt. noch nicht.