Da reden wir ein Stück weit aneinander vorbei...
Die Crux von Foren, wo man halt net bei einem Gläschen Ardèche Rotem zusammensitzt und Diagramme über'n Tisch schiebt...
Für die Entwicklung von RAWs nutzt LR als Standard das ProPhotoRGB. Das ist mithin der größte Farbraum, der zurzeit verfügbar ist. ProPhotoRGB ist auch unter dem Namen ROMM (!) bekannt und wurde von Kodak entwickelt.
So weit, so klar... Wenn auch XtremeRGB Don Hutcheson noch mal erheblich größer ist. Allerdings ist dieser Farbraum mehr experimentell, nichts für die Produktion...
Die Wandlung LUT-basiert in PhotoGammutRGB klappt problemlos. Es gibt dazu auch ein wirklich gutes white-paper von Adobe. ProPhotoRGB ist derzeit das Maximum an Farbraum - es ist größer als das, was die aktuellen Sensoren aufnehmen und beste Druckanlagen drucken können. Allerdings enthält der Farbraum auch viele theoretische Farben, so dass er für die Reproduktion (geschweige denn Separation) nicht geeignet ist. Hier sollte zwingend im RAW-Workflow eine Konvertierung in einen der üblichen Farbräume erfolgen.
Hier komme ich jetzt nicht ganz mit, denn PhotoGamutRGB_avg6c.icc ist wieder eine andere Geschichte. Den hat man sich zwar als theoretisch optimalen Farbraum für die Digitalphotographie ausgedacht, aber tatsächlich reicht er für moderne DSLRs vorne und hinten nicht (schon meine D70s sprengt den locker) und ist m.W. in der Praxis völlig bedeutungslos...
ProPhoto wird von LR dreifach verwendet: als Eingangsprofil für die RAW-Entwicklung, als Workspace und als Ausgabe-Profil für die Übergabe in weiterverarbeitende Programme. ProPhoto ist größer als AdobeRGB, CIE-RGB und andere. Es ist noch ein bisschen größer als das AdobeWideRGB - hat aber im Gegensatz zu Adobe Gamma 1,8 bei gleichem Weißpunkt von 5000 K. (En passant: CIE-RGB hat den Weißpunkt bei 5400 K, was Normlicht E entspricht.)
Zuerst mal letzteres: CIE-RGB ist kein besonders für die Photographie geeigneter Farbraum und hat mit dem internen Modell von UFRaw nichts zu tun, wenn Du darauf anspielst. CIE-RGB ist vom ΔE³-Wert fast mit BetaRGB identisch (runde 1.7 Mio.), aber der Normlicht E WP liegt nicht auf der Planck'schen Kurve (energetischer Äquivalenzpunkt, kein realer Planck'scher Strahler) und die Primaries liegen so ungünstig, daß auf der Rot-Magenta-Blau-Achse jede Menge nutzloser Farben mitgenommen werden, es aber gleichzeitig auf der Blau-Cyan-Grün-Achse ausgesprochen schwach ist, für Landscape z.B. ein No Go. Der UFRaw interne Raum ist der
komplette, legale CIE-XYZ-Raum, also was ganz anderes...
Was ProPhotoRGB als Eingangsprofil angeht... Es kann ja sein, daß wir wieder aneinander vorbeireden, aber das ergibt für mich keinen Sinn. Der Sensor hat einen nativen Gamut (also Primaries, WP, Grauachse), gelegentlich mit ein paar netten Eigenheiten, z.B. "illegalen" Grünkoordinaten. Nevermind... Zur Interpretation der RAW-Daten brauchen wir also eine Eingangsmatrix oder (besser) ein LUT-Profil, das die Daten des RAWs in den internen Arbeitsfarbraum übersetzt. Diese Eingangsmatrix
kann aber nicht ProPhotoRGB sein, weil dessen Primaries ganz andere sind und es zu Fehlinterpretationen käme. ProPhotoRGB kommt also m.E.
frühstens im Working Space zum Tragen, wenn das Programm so konfiguriert ist. Ich hab's ausprobiert: Wenn ich mein Nikon ICC-Eingangsprofil gegen ProPhotoRGB austausche ergeben sich völlig verwaschene und verfälschte Farben... In die Kette vom RAW bis zum Bild sind 3 Farbräume/Profile involviert, nicht deren 4 (ohne Monitor und Drucker natürlich)...
Als Workspace und zur Übergabe ist ProPhoto für den Normalanwender nahezu ideal. Die einzige (und bessere) Alternative wäre AdobeWideRGB. Aber das ist wenig verbreitet und scheitert schon an den heute üblichen Monitoren... Bei ProPhoto sehe ich eigentlich nur das Problem im Gamma 1,8 - der Rest ist mehr als in Ordnung. Gerade, wenn Du farbgetreu arbeiten willst, bietet Dir ProPhoto deutlich mehr als AdobeRGB.
Als interner Arbeitsfarbraum (mit zumindest interner 16-Bit-Datenbreite!) ist ProPhotoRGB tatsächlich nicht übel, bis auf den heutzutage ungebräuchlichen Gammawert von 1.8. Aber als Zielprofil? Da sollte der Normalanwender mal ganz schön die Finger von lassen, denn ProPhotoRGB macht nur Sinn mit einem kompletten 16-Bit-Workflow vom RAW bis zum fertigen Bild (16-Bit-TIF!), besonders schon deshalb, weil der Normalanwender Wert auf sehr stark entrauschte Bilder legt, die bei diesem Riesengamut und 8 bit unweigerlich zu Posterisierung führen. Für den Normalanwender ist eigentlich schon AdobeRGB überfordernd, wenn kein voller Farbmanagement Workflow vorliegt. Bei allem, was über AdobeRGB und sRGB hinausgeht, sollte man schon sehr genau wissen, warum man einen bestimmten Farbraum wählt und sich seiner Eigenheiten bewußt sein. Man
kann Wide-Gamuts bis weit über 2 Mio. ΔE³ mit 8 Bit verwenden, aber dann sollte man
noch genauer wissen, was man macht und warum. Über das Luminanzrauschen muß man dann z.B. Dither-Effekte bewußt nutzen...
Nur bekommst Du die Farben aus ProPhoto auf kein Papier und nahezu keinen Monitor. ProPhoto = ROMM = der Referenzfarbraum, aber eben leider mit theoretischen Farben und Gamma 1,8.
Da hast Du völlig recht. ProPhotoRGB ist ein 16-bit-Container-Gamut, aus dem heraus man, mit einer Option für starke Nachbearbeitung, die für spezifische Anwendungen benötigten Bilder erzeugt.
Ich erinnere mich, dass wir hier im Forum vor einiger Zeit schon einmal einen Austausch hatten.
Hatten wir...

Dafür braucht man dann Pre Pess fähige, ausgewachsene EBV Programme...
Gruß
Wolf