Hallo Oliver,
Deinen Punkt „auch Leica versteht es, grosse Objektive zu bauen“ bestreite ich nicht. Ich habe mich tatsächlich mit dem 2,8/280er beschäftigt und fand es sogar noch unhandlicher als mein damaliges 2,8/300 AFS-Nikkor. Ich meine aber wirklich nicht die „grossen Tüten“, die werden ja bei jedem Hersteller riesig (ich glaube, sogar das Olympus Zuiko 1:2 (!)/280mm war riesig! ;-)) – was mich bei Nikon nachhaltig genervt hat, waren die ausufernden Maße der „normalen“ 2,8er Zooms. Als Beispiel nenne ich hier den Sprung vom 35-70 AF-D Nikkor auf das 28-70 AF-S oder den Sprung vom 80-200 AF-D (Release 3.0.1., Drehzoom) auf die AF-S Version (zum Glück bin ich kurz vor der VR-Version ausgestiegen...). Die Objektive wurden IMMER GRÖSSER (also meine Fototaschen konnten schliesslich das 80-200 AFS nicht mehr aufnehmen, weil das Ding unhandlich und fett ist...) – und dann, als ob das nicht ausreichen würde, machen sie noch eine etwa 14 Meter lange GeLi davor, die man zwar umgedreht aufbajonettieren kann, das Objektiv aber dann nochmal um mehrere Zentimeter dicker macht. Das hat mich echt genervt! Hinzu kam, dass die Objektive im Gedrängel ab und zu dazu neigten, die GeLis einfach abzuwerfen. Da ich seit einigen Jahren regelmäßig für die Zeitschrift PHOTOGRAPHIE schreibe, konnte ich die Nikons gegen die Canons testen und auch wenn ich sicher kein Canon-Fan bin (zuviele Menüebenen in den Kameras, zu fiddelige Mäuseklaviere und, hey, ich hab über 5 Dioptrien, ich kann nicht alle Sucheranzeigen sehen...), fand ich die Canon-Lösungen von der Bedienung her deutlich besser. Aber zurück zu Leica, du fragest, warum SL2 für mich ein Spielzeug sei. Ich meinte das nicht bezüglich der Leistung der Kamera und wenn ichs mir aussuchen könnte und es für diese Kamera einen vernünftigen Motor gäbe, würde ich nur mit dieser Kamera arbeiten. Gibt es aber nicht! Es gibt keinen Motor, es gibt kein neues Zubehör, ich muss bestimmte Objektive „ent-ROM-men“ oder zurückbauen lassen – das alles führt eben dazu, dass bestimmte Leistungen durch die aktuelle Palette von Leica nicht mehr unterstützt werden. Dazu kommt, dass es die Batterien nicht mehr überall gibt und der Belichtungsmesser mit CdS-Elementen manchmal extrem träge reagiert und auch nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Dazu kommt, dass Messnadelanzeigen gegen mechanische Einflüsse anfälliger sind, als LCDs oder LEDs, auch wenn sie leichter abzulesen sind. Was wäre also mein Traum? Mein Traum wäre eine Sucheranzeige, wie sie die Nikon F5 oder meinetwegen auch die R8/R9 haben (hintergrundbeleuchtetes LCD in einem HP-Sucher...) UND zusätzlich eine Nadelanzeige (nicht diese bescheurten Lichtwaagen oder LEDs, die aufeinander zulaufen und blinken...oder eben dann nicht mehr blinken!) für manuellen Abgleich. Es ist jedenfalls bei mir so wie bei einer Uhr: das Ablesen einer digitalen Anzeige dauert, eine analoge Uhr kann ich auf den ersten Blick erfassen – und es geht auch besser ins Hirn hinein. Genauso ist es bei der Belichtungsanzeige: an der SL2 isses leichter abzuschätzen als an der R6.2 – aber leider...siehe oben! Ich arbeite wirklich gerne mit der SL2, ich würde aber einen kommerziellen Auftrag heutzutage nicht mehr mit ihr durchführen. Insofern ist es Liebhaberei – und ich liebe diese Kamera wirklich, aber aben auch nicht mehr!
In diesem Sinne, liebe Grüsse ins Voralpenland (wohin eigentlich da? Miesbach? Otterfing? Traunstein?) aus Frankfurt,
der Michael