Hallo Ando,
es ist tatsächlich so, dass bei Integralmessung an der T90 keine Belichtungsspeicherung möglich ist, dafür aber bei Selektivmessung und (sehr umfangreich) bei Spotmessung.
Die T90 war ihrer Zeit weit voraus, die Multispotmessung z.B. wurde erst etwa zehn Jahre später bei einigen EOS-Modellen wieder aufgegriffen, die Hellicht-/Schatten-Korrektur in dieser Form gar nicht mehr, da sie zu kompliziert in der Praxis war.
Warum das so geregelt ist lässt sich aus den damals bei Canon üblichen Messtechniken ableiten. Gegenüber A-1, AE-1, T 70 und F-1 alt waren die Messmöglichkeiten der T90 ja wirklich überwältigend, nämlich genau das, was man sich als Nutzer einer F-1 New (Messartwechsel nur durch Wechsel der Sucherscheiben) oder A-1 (nur integral, aber serh schnell für damalige Zeit) nicht besser wünschen konnte. Für ganz kontrollierte Belichtung war auch bei der T90 die manuelle Einstellung von Zeit und Blende (Tv plus Blendenring) vorgesehen. Alle anderen Varianten (11 Belichtungsautomatiken plus Blitzbelichungsautomatiken) waren auf die möglichst zuverlässige automatische Belichtung ausgelegt. Wenn es um Actionfotografie ging, war es beim Verfolgen schneller Motive durchaus sinnvoll, dass die Integralmessung von Bild zu Bild rasch nachregulierte. Für spezielle Motive (etwa Skispringer) war es dagegen sinnvoll, mit Selektiv- oder Spotmessung den Springer anzumessen und diese Belichtung beizubehalten, abhängig aber von möglich wechselnder Hintergrundbeleuchtung.
Dieses System wurde, wenn ich mich richtig erinnere, auch für die erste EOS-Generation (Modell 650/620) mit nur einem Autofokus-Messfeld beibehalten, wo die Selektivmessung auch an bestimmte Einstellungen gekoppelt war.
An der T90 lässt sich die Messwertspeicherung für Spot/Selektiv sowohl durch den Auslöser als auch die Belichtungsprüftaste (hinten rechts) vornehmen. Deren Lage wurde bei EOS weitgehend übernommen, bis heute. Die Messwertspeicherung der Spotmessung (Taste neben dem Auslöser) speichert sogar den Wert für 30 Sekunden.
Um noch eigene Erfahrungen anzuhängen: Als langjähriger Fotograf mit F-1/New F-1 sowie EF und A-1 in den 1980er Jahren hate ich anfangs große Skepsis gegenüber der T90 gehabt. Erst nach 2000 glaub ich habe ich mir T90 zugelegt und halte sie immer noch, was die Ausstattung bezüglich Motorisierung (5 B/s mit vier Mignonzellen) und Messung angeht, für die beste aller FD-Kameras. Auch das Blitzen ist ein Vergnügen im Vergleich mit den vorherigen Geräten, die bei vielen Kameras eine Zwangssynchronzeit vorgaben. Die F-1 alt und erst recht F-1 New sind allerdings deutlich besser was die Suchergestaltung (Lupensucher!) angeht. Das hat Canon danach (schon mit der T90) beerdigt.
Fazit: Jede Canon-Kamera hat ihren speziellen Reiz und ihre speziellen Einsatzgebiete. Wenns drauf ankommt: F-1 New und T90, wenns um Scharfstellen geht (wenn die Brille nicht genau passt): AL-1 oder T80 (nicht so schlecht wie oft geschrieben, da eigentlich eine T70 mit ersten Motivprogrammen) , eine F-1 alt wenns ins Extrem geht ( dazu ein Selenbelichtungsmesser und es geht alles ohne Strom).
P.S.: Wer für die F-1 alt keine passenden Beli-Batterien mehr bekommt, kann ersatzweise den Servo-EE-Sucher nutzen, dann gibts eine Integralmessung per Mignon-Zellen mit automatischer Belichtung nach Zeitvorwahl, allerdings nicht so fix wie heutige Kameras oder etwa die EF und AE-1. Dafür mächtig eindrucksvoll, sofern man alle Zubehörteile hat. Der Zeitautomatiksucher läuft auch mit Mignonzellen, aber nur eingeschränkt auf den Bereich längerer und langer Belichtungszeiten.
Intern: Ich bin nur ausnahmsweise urlaubsbedingt hier, da ich beruflich keine Kapazitäten mehr für diese Online-Arbeit habe, leider, leider.
Grüße an alle Canon-Fans,
Thomas