Hallo zusammen
Da sind ja mittlerweile ganz viele verschiedene Meinungen und Ansichten zusammen gekommen. Finde ich richtig gut ...
Was mich jetzt zu verschiedenen Workflows bringt.
In dem Thread Distelfalter habe ich gezeigt, dass man auch tagaktive Falter attraktiv ablichten kann. Da diese Falter allerdings immer
in Bewegung sind, bleibt es nicht aus, dass man sich selber in diesem Habitat auch bewegt - dies sollte man mit Vorsicht machen.
Nicht selten übersieht man im Eifer des Gefechtes etwas auf dem Boden und schon ist der Schaden geschehen - was mich wieder auf
das leidige Thema der Artenkenntnis bringt. Ein bisschen etwas davon sollte sich nach meiner Meinung jeder Naturfotograf aneignen.
Schaden kann es meiner Meinung nach nicht.
Meine Hilfsmittel sind da sehr einfach gehalten, einfache Metallhaarspangen und Haarklammern und eine Fahrradspeiche nutze ich um Planzen im Wind ruhigzustellen
Dies ist eine weitere Möglichkeit, um zu guten Makroaufnahmen zu kommen. Wie ich bereits erwähnt habe, ist der Wind der größte Feind der Makrofotografie.
Durch die sehr geringe Schärfentiefe der Makrolinsen und gerade auch bei einem großen Abbildungsmaßstab, reicht der geringste Wackler des Motives und es
wird unscharf. Hier leistet die Pflanzenklammer sehr gute Dienste zum stabilisieren der Ansitzpflanze - teilweise auch um störende Vegetation an die Seite zu
halten. Hier habe ich für mich festgestellt, dass ich, wenn ich die Aufnahme vor Ort mache - teilweise einiges an Schaden produziere - wie bereits erwähnt habe ich
diese Erfahrung allerdings auf unserer Pferdeweide gemacht - da war es dann nicht ganz so schlimm. Ich hatte unten am Boden - auf einem Schaumkraut einen
Aurorafalter gefunden und war so begeistert von meinem geduldigen Modell (ganz früh morgens), dass ich beinahe eine Stunde lang um dieses Motiv herumgerobbt
bin, um es möglich von allen Seiten bestmöglich zu fotografieren. In einem Umkreis von 1,5m rund um den Falter war die Wiese anschließend völligst plattgewalzt
und es hat über zwei Wochen gedauert, bis sich die Stelle einigermaßen wieder erholt hatte. Erholt hat sie sich - aber das führte bei mir zu der Frage, ob das nicht
auch schonender gehen würde.
Zwischenzeitlich habe ich in einem anderen Forum über Insekten sehr viel mit einem User getextet, der sich mit Schmetterlingen sehr gut auskennt und der mir erklärte,
dass die allseits unter Makrofotografen beliebte Methode des Ansitz abschneidens und auf dem Weg fotografieren einiges für sich hat. Die so lebensnotwendigen Habitate
der Falter würden erhalten bleiben und dem Falter im Schlaf wäre es vollkommen egal, ob er nun links oder rechts des Weges erwachen würde.
Bei dieser Methode begibt man sich ganz früh morgens, wenn die Tiere noch schlafen lediglich vorsichtig in die Wiese hinein und schneidet den Falter mitsamt seinem
Ansitz ab. Diesen verbringt man dann auf den Weg und klemmt den Ansitz in eine Pflanzenklammer. Das hat den Vorteil, dass man die Wiese in keinster Weise zerstört
und den weiteren Vorteil, dass man sich bedingt seinen Hintergrund aussuchen und dadurch gestalten kann. Bei dieser Methode sollte es selbstverständlich sein, dass
man dafür Sorge trägt, dass dem Falter nichts passiert - also nicht einfach nach dem Shooting das Tier mitsamt seinem Ansitz aus der Klemme schmeißen - sondern
warten, bis es abgeflogen ist. Es ist ein ganz erhebender und wunderbarer Augenblick, wenn ein Schwalbenschanz seine Flügel öffnet - sie der Sonne zuwendet und
schließlich abfliegt. Solche Momente in der frühmorgendlichen Natur möchte ich keinesfalls missen. Libellen und Schmetterlinge fliegen irgendwann einfach ab - andere
nicht flugfähige Tiere MUSS man wieder an den Ort zurückbringen, an dem sie entnommen wurden - Raupen würden nämlich nicht mehr zu ihren Futterpflanzen
zurück finden. Außerdem verbringt man die Tiere nicht kilometerweit vom Fundort weg - bis zum Weg und damit muss es auch gut sein.
Ich habe jetzt drei verschiedene Möglichkeiten in der Makrofotografie aufgezeigt. Die letztere werden mit Sicherheit einige von euch ablehnen - genau das habe ich
als ich davon erfuhr auch getan - ich war sogar regelrecht empört - aber aus eigener Erfahrung weiß ich heute, dass sie mit Abstand die naturschonendste ist und
die Methode, die die besten Ergebnisse liefert. Das Abschneiden irgendwelcher Ansitzpflanzen setzt natürlich wieder die Artenkenntnis voraus. Man sollte nicht aus
Unwissenheit den Enzian oder die Orchidee abschneiden. Ebenso sollte das Umsetzen der Tiere auf attraktivere Pflanzen per Hand absolut Tabu sein. So wie man sie vorfindet und
nicht anders.
Ich würde mich freuen, wenn die Diskussion ab hier genau so sachlich bleibt, wie sie bisher gewesen ist. Das Fixieren von Ansitzpflanzen wird immer wieder kontrovers
diskutiert werden, weil es nicht jedermans Sache ist; aber bevor man es verurteilt, sollte man sich mal durch die verschiedenen Methoden durchgearbeitet haben.
Und dies war im übrigen der erste *Dirty Trick* um bei F16 noch immer einen aufgelösten, schön sauberen Hintergrund zu erhalten, wie er bei Makrofotografen
so gerne gesehen wird.
LG
Kerstin