Hi Folks,
nachdem ich nicht erst seit gestern dieser community angehöre und schon einige Diskussionen zum Thema Objektive mitbekommen habe wollte ich hier mal ein paar generelle Gedanken zur Diskussion stellen.
Den meisten Einsteigern wird nicht klar genug gesagt, dass nicht der Body das allein ausschlaggebende Element in der Fotografie ist. Objektive spielen hier eine weit grössere Rolle - der Sensor kann nur aufzeichnen, was er durch das Objektiv "sieht" und ist dabei gnadenlos. Ist das Objektiv von minderer Qualität zeigt sich dies unbarmherzig im Ergebnis.
Oft lese ich, dass sich jemand einen tollen Body kauft, aber dann das Geld nicht langt auch ein oder mehrere - entsprechend leistungsfähige - Objektive zu erwerben. Schnell ist man bei alten Objektiven und Fremdherstellerprodukten angelangt. Die sind ja sooo gut und sooo günstig oder aber - mein Lieblingssatz - "auch nicht viel schlechter als das Nikkor XY".
Natürlich kann man diesen Weg wählen und viele tun das auch. Allerdings wenn dem so wäre wunderts mich doch gewaltig, dass man in diversen Gebrauchtmärkten kaum Objektive von Originalherstellern findet, wohl aber hunderte Sigmas, Tamrons und Tokinas.
Originalhersteller:
Deren Objektive unterteilen sich in zwei Gruppen: Consumer und Pro Objektive. Die letztgenannten sind meist empfindlich teuer und die Unterschiede zu ihren Consumerpendants oftmals marginal. Allerdings ist es die Summe der Eigenschaften, die den Preis rechtfertigen. Sehr oft spielen auch die Bedürfnisse des Fotografen eine nicht unwesentliche Rolle. Ich bspw. fotografiere available light und benötige daher ein schnelles Objektiv (kleine f-zahl). Wer allerdings Urlaubsfotos bei (meist) guten Lichtverhältnissen macht, wird auch mit weniger schnellen Objektiven das Auslangen finden. Die Eigenschaften die man bei einem Pro-Objektiv bezahlt sind bspw. besseres handling, bessere Vergütung, Schärfe, Kontrast, Farbreproduktion usw. usf. Manchmal sind diese Unterschiede auch nicht sehr augenfällig und erst spürbar, wenn man mal eine Zeit mit einem Consumer Objektiv und dann mit einem so hochwertigen Glas gearbeitet hat. Die Annahme, dass Original-Objektive zwingend besser sind ist mE - schon aufgrund der eingangs erwähnten Unterteilung -
nicht zulässig. Richtig ist aber, dass Pro-Objektive meist überlegen sind.
Fremdhersteller:
Ihre hervorstechendstes Merkmal ist der Preis. Oft kriegt man schon für 2/3 des Originalpreises das Vergleichsprodukt des Fremdherstellers. Allerdings muss man sich hier auch einmal fragen wie diese Preisunterschiede zustande kommen. Bei genauerer Betrachtung sind es die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung - kurz, man geht Kompromisse ein. Bei manchen Objektiven beginnt's schon mit der Brennweitenangabe die "nicht so ganz" stimmt, Abbildungsfehler sind oftmals - auch für den Laien - leicht wahrnehmbar, handling wird durch billige Materialien eingeschränkt. Dies gesagt bedeutet aber nicht, dass Fremdhersteller zwingend geringwertige Objektive produzieren. Für mich bedeutet es zweierlei - erstens, dass man sich ein solches Objektiv nur dann kaufen sollte wenn man über dessen Schwächen genau bescheid weis und diese zu Gunsten der Geldersparnis akzeptiert und es zweitens auch Ausnahme gibt (die allerdings die Regel bestätigen). Akut fallen mir da zB. das Tokina 12-24, das Tamron 90mm macro oder sein Counterpart Tokina 100mm macro ein, die - nicht nur für's Geld - sondern auch ggü. den vergleichbaren Nikkoren genial gut sind.
Oldie but Goldie:
Für mich ist es paradox sich als Einsteiger mit Altobjektiven zu beschäftigen. Wer einen großen Objektivpark an MF Objektiven aus seiner chemischen Zeit hat, wäre unvernünftig diese unbesehen zu entsorgen. Ein Test lohnt sich immer und sei es nur um die Bestätigung zu erhalten, dass sie - an digitalen Bodies - mglw. nicht mehr das bringen, was sie zu chemischen Zeiten leisteten. Altobjektive als Ausweg aus der Geldmisere zu betrachten und sich höchste Abbildungsleistungen zu versprechen ist nonsense, da meist nicht zutreffend.
Die Preis-Diskussion:
Es geht bei jedem Hobby um's liebe Geld. Allerdings muss man einfach mal die Relationen geraderücken. Wenn ich bspw. ein 17-55DX um € 1.400,- - definitiv ein Profi-Objektiv - in Relation zum angedachten Body D2X/D2H(s) setze kostet das Objektiv gerademal ein Viertel(!) des Gehäusepreises. Diese Relation stimmt natürlich nicht, wenn ich eine D50 um sagen wir € 500,- diesem Objektiv gegenüberstelle. Weiters darf man nicht ausser acht lassen, dass Bodies immer anspruchsvoller werden. Die kürzlich erschienene D200, welche ja nun wirklich nicht aus der Welt ist, ist gnadenlos wenn's darum geht Schwächen eines Objektives aufzuzeigen. Anders gesagt - Objektive sind ein Invest in die Zukunft dh. man kann entweder jetzt sehr viel Geld investieren oder spätestens beim zweiten oder dritten Body den man sich in seiner Fotografenlaufbahn zulegt.
Mein Rat an Einsteiger daher:
- kalkuliert bei Euerer Anschaffung den Body und mindestens ein hochwertiges Objektiv und überlegt erst dann ob ihr den Betrag der dabei rauskommt wirklich ausgeben wollt oder nicht.
- der Umweg über Fremdhersteller kostet nur unnötig Geld auf dem Weg zu wirklich hochwertigen Objektiven. Daher - lieber länger sparen und sich gleich "was g'scheites" kaufen als unnötig Geld mit Experimenten zu verpulvern nur weil sie leichter leistbar sind.
- wenn schon Fremdhersteller, dann sollte man sich der Nachteile im Klaren sein, das Objektiv ausprobiert haben und bewußt einen Kompromiss eingehen. Beispiele von versierten Fotografen zeigen immer wieder, dass man die Nachteile eines Objektives - bis zu einem Gewissen Grad - kompensieren kann. Leider wird dies aber nicht erwähnt wodurch der Eindruck entsteht, dass das Objektiv das gesehene Ergebnis immer leisten würde; dies ist aber ein Trugschluss!
- generell gilt - AUSPROBIEREN und sich selbst eine Meinung bilden! Aussagen in Foren, Testfotos, Vergleiche usw. sind wertlos, wenn das eigene Auge nicht wahrnimmt, was andere zu vermitteln versuchen.
- Die eierlegende Wollmilchsau gibt's nicht. Es gibt optische und physikalische Gesetze, die nicht durchbrochen werden können. Lasst Euch nicht zu einem 18-xxx verführen, dass so schön vollmundig verspricht ein "immer drauf Objektiv" zu sein, aber dann nur mit mässiger Abbildungsleistung brilliert. Wer den Vorteil von DSLR's nicht auch im "Objektivwechselnkönnen" sieht ist vielleicht mit einer DSLR falsch beraten. Nur weil man sich eine DSLR leisten kann muss sie nicht zwingend das richtige Werkzeug für jeden sein.
- lasst Euch nicht von selbsternannten Gurus mit ihren hausgemachten "Testfotos" und "Testberichten" verlocken - sie stecken meist im gleichen Dilemma wie Ihr auch, versuchen mglw. ihre eigene Fehlinvestition schön zu reden, haben vielleicht keine höheren Ansprüche oder sind von der Richtigkeit ihrer Aussage überzeugt.
Last not least - wer mit low budget an dieses Thema herangeht sollte immer überlegen, dass das Traumobjektiv umso teuerer wird je kr&fhafter man versucht sein Heil in vermeindlichen Auswegen zu finden, da sich die Kosten für solche Experimente zum Traumobjektiv hinzuaddieren. Habt Geduld, spart, wartet auf Euer Traumobjektiv, dass vielleicht auch gebraucht zu haben ist und freut Euch dann über tolle Ergebnisse und super handling. Aber Vorsicht - ein Profi-Objektiv macht keinen Profi-Fotografen - es ermöglicht maximal leichter und schneller zu besseren Ergebnissen zu gelangen - mangelnde Kreativität und Fachkenntnisse vermag es nicht auszugleichen.
Wie immer meine Sichtweise, die keinen Anspruch auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit erhebt aber auf Erfahrung basiert.
Cheers
Virgil
nachdem ich nicht erst seit gestern dieser community angehöre und schon einige Diskussionen zum Thema Objektive mitbekommen habe wollte ich hier mal ein paar generelle Gedanken zur Diskussion stellen.
Den meisten Einsteigern wird nicht klar genug gesagt, dass nicht der Body das allein ausschlaggebende Element in der Fotografie ist. Objektive spielen hier eine weit grössere Rolle - der Sensor kann nur aufzeichnen, was er durch das Objektiv "sieht" und ist dabei gnadenlos. Ist das Objektiv von minderer Qualität zeigt sich dies unbarmherzig im Ergebnis.
Oft lese ich, dass sich jemand einen tollen Body kauft, aber dann das Geld nicht langt auch ein oder mehrere - entsprechend leistungsfähige - Objektive zu erwerben. Schnell ist man bei alten Objektiven und Fremdherstellerprodukten angelangt. Die sind ja sooo gut und sooo günstig oder aber - mein Lieblingssatz - "auch nicht viel schlechter als das Nikkor XY".
Natürlich kann man diesen Weg wählen und viele tun das auch. Allerdings wenn dem so wäre wunderts mich doch gewaltig, dass man in diversen Gebrauchtmärkten kaum Objektive von Originalherstellern findet, wohl aber hunderte Sigmas, Tamrons und Tokinas.
Originalhersteller:
Deren Objektive unterteilen sich in zwei Gruppen: Consumer und Pro Objektive. Die letztgenannten sind meist empfindlich teuer und die Unterschiede zu ihren Consumerpendants oftmals marginal. Allerdings ist es die Summe der Eigenschaften, die den Preis rechtfertigen. Sehr oft spielen auch die Bedürfnisse des Fotografen eine nicht unwesentliche Rolle. Ich bspw. fotografiere available light und benötige daher ein schnelles Objektiv (kleine f-zahl). Wer allerdings Urlaubsfotos bei (meist) guten Lichtverhältnissen macht, wird auch mit weniger schnellen Objektiven das Auslangen finden. Die Eigenschaften die man bei einem Pro-Objektiv bezahlt sind bspw. besseres handling, bessere Vergütung, Schärfe, Kontrast, Farbreproduktion usw. usf. Manchmal sind diese Unterschiede auch nicht sehr augenfällig und erst spürbar, wenn man mal eine Zeit mit einem Consumer Objektiv und dann mit einem so hochwertigen Glas gearbeitet hat. Die Annahme, dass Original-Objektive zwingend besser sind ist mE - schon aufgrund der eingangs erwähnten Unterteilung -
nicht zulässig. Richtig ist aber, dass Pro-Objektive meist überlegen sind.
Fremdhersteller:
Ihre hervorstechendstes Merkmal ist der Preis. Oft kriegt man schon für 2/3 des Originalpreises das Vergleichsprodukt des Fremdherstellers. Allerdings muss man sich hier auch einmal fragen wie diese Preisunterschiede zustande kommen. Bei genauerer Betrachtung sind es die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung - kurz, man geht Kompromisse ein. Bei manchen Objektiven beginnt's schon mit der Brennweitenangabe die "nicht so ganz" stimmt, Abbildungsfehler sind oftmals - auch für den Laien - leicht wahrnehmbar, handling wird durch billige Materialien eingeschränkt. Dies gesagt bedeutet aber nicht, dass Fremdhersteller zwingend geringwertige Objektive produzieren. Für mich bedeutet es zweierlei - erstens, dass man sich ein solches Objektiv nur dann kaufen sollte wenn man über dessen Schwächen genau bescheid weis und diese zu Gunsten der Geldersparnis akzeptiert und es zweitens auch Ausnahme gibt (die allerdings die Regel bestätigen). Akut fallen mir da zB. das Tokina 12-24, das Tamron 90mm macro oder sein Counterpart Tokina 100mm macro ein, die - nicht nur für's Geld - sondern auch ggü. den vergleichbaren Nikkoren genial gut sind.
Oldie but Goldie:
Für mich ist es paradox sich als Einsteiger mit Altobjektiven zu beschäftigen. Wer einen großen Objektivpark an MF Objektiven aus seiner chemischen Zeit hat, wäre unvernünftig diese unbesehen zu entsorgen. Ein Test lohnt sich immer und sei es nur um die Bestätigung zu erhalten, dass sie - an digitalen Bodies - mglw. nicht mehr das bringen, was sie zu chemischen Zeiten leisteten. Altobjektive als Ausweg aus der Geldmisere zu betrachten und sich höchste Abbildungsleistungen zu versprechen ist nonsense, da meist nicht zutreffend.
Die Preis-Diskussion:
Es geht bei jedem Hobby um's liebe Geld. Allerdings muss man einfach mal die Relationen geraderücken. Wenn ich bspw. ein 17-55DX um € 1.400,- - definitiv ein Profi-Objektiv - in Relation zum angedachten Body D2X/D2H(s) setze kostet das Objektiv gerademal ein Viertel(!) des Gehäusepreises. Diese Relation stimmt natürlich nicht, wenn ich eine D50 um sagen wir € 500,- diesem Objektiv gegenüberstelle. Weiters darf man nicht ausser acht lassen, dass Bodies immer anspruchsvoller werden. Die kürzlich erschienene D200, welche ja nun wirklich nicht aus der Welt ist, ist gnadenlos wenn's darum geht Schwächen eines Objektives aufzuzeigen. Anders gesagt - Objektive sind ein Invest in die Zukunft dh. man kann entweder jetzt sehr viel Geld investieren oder spätestens beim zweiten oder dritten Body den man sich in seiner Fotografenlaufbahn zulegt.
Mein Rat an Einsteiger daher:
- kalkuliert bei Euerer Anschaffung den Body und mindestens ein hochwertiges Objektiv und überlegt erst dann ob ihr den Betrag der dabei rauskommt wirklich ausgeben wollt oder nicht.
- der Umweg über Fremdhersteller kostet nur unnötig Geld auf dem Weg zu wirklich hochwertigen Objektiven. Daher - lieber länger sparen und sich gleich "was g'scheites" kaufen als unnötig Geld mit Experimenten zu verpulvern nur weil sie leichter leistbar sind.
- wenn schon Fremdhersteller, dann sollte man sich der Nachteile im Klaren sein, das Objektiv ausprobiert haben und bewußt einen Kompromiss eingehen. Beispiele von versierten Fotografen zeigen immer wieder, dass man die Nachteile eines Objektives - bis zu einem Gewissen Grad - kompensieren kann. Leider wird dies aber nicht erwähnt wodurch der Eindruck entsteht, dass das Objektiv das gesehene Ergebnis immer leisten würde; dies ist aber ein Trugschluss!
- generell gilt - AUSPROBIEREN und sich selbst eine Meinung bilden! Aussagen in Foren, Testfotos, Vergleiche usw. sind wertlos, wenn das eigene Auge nicht wahrnimmt, was andere zu vermitteln versuchen.
- Die eierlegende Wollmilchsau gibt's nicht. Es gibt optische und physikalische Gesetze, die nicht durchbrochen werden können. Lasst Euch nicht zu einem 18-xxx verführen, dass so schön vollmundig verspricht ein "immer drauf Objektiv" zu sein, aber dann nur mit mässiger Abbildungsleistung brilliert. Wer den Vorteil von DSLR's nicht auch im "Objektivwechselnkönnen" sieht ist vielleicht mit einer DSLR falsch beraten. Nur weil man sich eine DSLR leisten kann muss sie nicht zwingend das richtige Werkzeug für jeden sein.
- lasst Euch nicht von selbsternannten Gurus mit ihren hausgemachten "Testfotos" und "Testberichten" verlocken - sie stecken meist im gleichen Dilemma wie Ihr auch, versuchen mglw. ihre eigene Fehlinvestition schön zu reden, haben vielleicht keine höheren Ansprüche oder sind von der Richtigkeit ihrer Aussage überzeugt.
Last not least - wer mit low budget an dieses Thema herangeht sollte immer überlegen, dass das Traumobjektiv umso teuerer wird je kr&fhafter man versucht sein Heil in vermeindlichen Auswegen zu finden, da sich die Kosten für solche Experimente zum Traumobjektiv hinzuaddieren. Habt Geduld, spart, wartet auf Euer Traumobjektiv, dass vielleicht auch gebraucht zu haben ist und freut Euch dann über tolle Ergebnisse und super handling. Aber Vorsicht - ein Profi-Objektiv macht keinen Profi-Fotografen - es ermöglicht maximal leichter und schneller zu besseren Ergebnissen zu gelangen - mangelnde Kreativität und Fachkenntnisse vermag es nicht auszugleichen.
Wie immer meine Sichtweise, die keinen Anspruch auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit erhebt aber auf Erfahrung basiert.
Cheers
Virgil