Hallo,
ich muß gestehen, daß mich dieses Thema sehr interessiert hat. So sehr, daß ich erwogen habe, mich hier anzumelden und meine Sichtweise zum Thema Contax kund zu tun. Denn meine Beweggründe für Contax sind recht vielfältig, zudem habe ich hier auch Vieles gelesen, was meiner Ansicht nach bzgl. der Kameras (insbesondere RTS-Serie) nicht korrekt ist.
Doch ich möchte mich kurz einmal vorstellen, bevor ich zum eigentlichen Thema komme:
Ich bin seit über 20 Jahren Fotograf (Geselle) und Fotofachlaborant. Ich habe diese Berufe zu einer Zeit erlernt, als die ersten, digitalen Rückteile für Großbildkameras mit wenigen Megapixeln Auflösung von Herstellern wie Sinar, etc. in den großen Studios beworben wurden und SyQuest-Laufwerke noch das Nonplusultra der "Datenübertragung" darstellten
Allerdings habe ich noch rein analog gelernt und auch viele Jahre so gearbeitet.
Nach einer kurzen beruflichen Umorientierung im naturwissenschaftlichen Bereich bin ich zur Fotografie (die mich immer privat und als ambitioniertes Hobby in dieser Zeit begleitet hat) beruflich zurückgekehrt. Ich betrachte sie jedoch nicht als reinen Lebenserwerbszweck, sondern als Leidenschaft und Ausdruck von Indiviualität und persönlicher Freiheit. So bin ich als freiberuflicher und künstlerischer Fotograf tätig ... und das rein analog!
Die Digitalfotografie hat mich, nach der ersten jugendlichen Begeisterung dafür am Anfang, nie wirklich interessiert. Ich möchte keine Diskussion über "Analog vs. Digital" lostreten, dennoch möchte ich erwähnen, daß die digitale Fotografie eine andere Art der Fotografie ist. So wie Aquarellmalerei eine andere Art der Malerei ist gegenüber z.B. Ölmalerei. Die analoge Fotografie ist für mich die begreifbare und greifbare Essenz der Fotografie, der "Lichtmalerei". Wenn das Licht die Seele der Fotografie ist, dann kann nur das Silber ihr adäquater Körper sein, der dem Ganzen Ausdruck verleiht.
Wie viele andere Fotografen, ob Amateure oder Profis, habe ich meine "Experimentier- und Technikphase" gehabt (und erfolgreich hinter mich gebracht). Unzählige Kameras wurden angeschafft und abgestoßen, Objektive ausprobiert, Material getestet und verglichen. Eine leidliche Phase, dennoch nicht gänzlich sinnlos.
Zu Anfang reichte eine Canon T70 von meinem Vater. Doch ich merkte nach einigen Jahren (ich war noch jung und Schüler), daß die T70 zwar irgendwie toll (weil erste Kamera) war aber irgendetwas fehlte ihr ... nicht in technischer Hinsicht.
Später kam eine selbst zusammengesparte und einfache Minolta X-300 dazu. Die T70 wurde abgestoßen (mein Vater wollte unbedingt Autofokus, also holte er sich eine EOS 600). Nach einigen Jahren "erbte" ich auch die EOS 600, da mein Vater keine Ambitionen mehr zur Fotografie hatte und die ersten kompakten Digitalkameras für seine Zwecke genau das richtige zu sein schienen. Mit der EOS 600 war mir auch klar, daß ich mir nie eine weitere Canon anschaffen würde.
Nach unzähligen Minoltas der X-Serie (X-300s, eine tolle X-700, XG-9, XG-M, etc.) wollte ich einfach mehr! Nikon kannte ich von meinen Berufskollegen in der Ausbildung (insbesondere die F-3), aber auch hier wurde ich nicht "warm". Nikon war ebenfalls nie ein Thema für mich. Ich mochte und mag sie nicht ... Punktum. Leica war das Thema! Edel, langlebig, höchste Qualität und einfach nur schön. Ich sparte, sparte, sparte und kaufte mir blindlings eine R-E mit Summicron 1:2/50 mm. Zugegeben: ich stand da schon vor dem Schaufenster des lokalen Fotohändlers und beäugte die Contax 167MT ... die war wesentlich fortschritllicher und besser ausgestattet ... dennoch: Leica R-E!
Nicht die einzige Leica, aber die, die mir die Augen geöffnet hat! Die Objektive waren einfach unbezahlbar, der Nimbus größer, als die Realität es zu bieten vermochte, das Sucherbild zwar hell, aber farblich eine Katastrophe (wen wundert es da, daß die Meßsucherkameras ungleich erfolgreicher waren und sind?), gerade letzteres war sehr störend, wenn man doch die tollen Mattscheiben von Minolta gewohnt war. Schnell merkte man, daß die tolle Qualität nicht immer so praxistauglich war, wie man es sich zunächst vorstellte. Und das läutete meine große Sammelphase ein.
So landete ich nach unzähligen alten Pentax (MX, Super A - toll!, K2), Minolta (zu viele, non-AF und fast alle AF-Modelle), Canon (jedoch nur A-1), Leica (R3 kam noch hinzu) uvm. bei der tollen Minolta Dynax 7! Als Restbestand nach der Einstellung des analogen Fotosektors von Minolta wurde diese Kamera geradezu verramscht, weswegen ich mir drei (!) Gehäuse zulegte. Resümee: tolle Kamera mit viel Elektronik, aber eine Kamera mit vielen haptischen und qualitativen Mängeln. Schwache Rückwandverriegelung aus Kunststoff (bricht schnell), unpräzise Tasten (vor allem die grausame Schaltwippe für die AF-Meßfeldwahl), ein Gehäuse wies ein werksseitig schief eingebautes Sucherprisma auf, weswegen das Bild im Sucher (nicht auf dem Foto per AF) unscharf war und zu Kopfschmerzen führte, zeitweise Ausfall eines Gehäuses im Betrieb, unpräziser AF bei zwei Gehäusen, etc. Schade! Auch eine tolle Minolta 9000 wies viele Mängel auf (obwohl wie neu und sehr wenig vom Vorbesitzer genutzt), von hakender Abblendtaste, unpräzisem Verschluß (besonders bei kurzen Verschlußzeiten), Bildstandsprobleme bei Motorbetrieb, etc.
So stand für mich nach einiger Zeit folgendes fest:
1. Ich brauche keinen Autofokus. Dieser ist für meine Arbeit oft hinderlich, als nützlich
2. ich verlange unabdingbare Qualität, auch im Detail! Vom Sucherbild, bis zum kleinsten Stellhebel oder Knopf.
3. ich benötige keine Superprogramme mit Shiftfunktion oder Motivanpassung
4. Matrixmessung ist obsolet, da sie nur bei AF wirklich Daseinsberechtigung hat, aber ansonsten nichts mehr oder besser kann
5. ich benötige keine ausgebuffte Blitzlichttechnik, da ich kaum Blitzlicht verwende und es ansonsten auch manuell erledigen kann
6. ich benötige kein Prestigeobjekt, sondern ein Werkzeug!
Das Konzept der "Real Time Photography" der RTS schien zu interessant. Ich muß zugeben, daß ich die RTS zunächst als "seltsam" und irgendwie nicht richtig betrachtete: Zeitenrad links, extra Belichtungsmessertaste vorn ... hm ... mal schauen. Und es war Liebe auf den ersten "Griff". Ich bekam günstig eine RTS mit einem supertollen Planar 1.4/50 mm! Die mir fehlenden Kleinigkeiten erfüllte dann die RTS II, die bis heute mein absoluter und einziger Favorit ist. Neben einer tollen 137 MA und einer Yashica FX-D mittlerweile meine einzige und hauptsächlich genutzte Kamera! Ich habe alles andere im Laufe der Jahre abgestoßen und mich voll und ganz auf diese Contax/Yashica Kameras eingelassen.
Der Grund? Sie haben alles, was man braucht. Sind so simpel und einfach zu bedienen, daß man schon fast erstaunt sein kann. Sie stören den kreativen, handwerklichen Prozess des Gestaltens und Fotografierens in keinster Weise, sondern unterstützen diese! Und das ist der eigentliche Sinn einer Kamera! Mittlerweile habe ich drei (!) RTS II Gehäuse (und stolz darauf, das ich sogar eines noch neu und originalverpackt ergattern konnte). Somit kann mich ein Ausfall eines Gehäuses im harten Fotoalltag nicht erschüttern. Sie sind robust und haptisch eine Offenbarung. Vor allem muß man bedenken, daß viele Details erst viel, viel später von Leitz übernommen wurden. Bedenkt man, daß Leica bis zur R7 noch keine Quartzsteuerung der Belichtungszeiten und Funktionen hatte und auch "nur" eine 1/100 sec Blitzsynchronzeit. Zudem finden sich an einer RTS II keine Kunststoffteile am Gehäuse (im Gegensatz zur Leica R, wenn auch hochwertige Kunststoffe eingesetzt werden). Der Sucher der RTS II ist fantastisch und ich mag die roten, alten LED-Anzeigen darüberhinaus sehr. Sie sind klar und deutlich bei jeder Lichtsituation ablesbar. Es lässt sich mit Mattscheibe und Mikroprismenfleck wunderbar präzise und schnell scharf stellen. Das Sucherbild ist hell und darüberhinaus nicht so kalt und überfarbstichig, wie bei Leica (was auch an der Goldbeschichtung der optischen Bauteile des Suchers liegt, zwecks höherer Helligkeit des Sucherbildes).
Die hier oft zitierte Anfälligkeit oder mangelnde Robustheit der RTS II kann ich nicht nachvollziehen. Weder Staub, Sand, strömender Platzregen (ohne Schutz), noch harte Schläge oder Stöße haben meine "Haupt-"RTS II aus der Ruhe gebracht. Das Bajonett hält auch ordentlich was aus, insbesondere, wenn man die Kamera mal am Teleobjektiv trägt und unachtsam irgendwo mit dem Gehäuse (am Türrahmen, etc.) anstößt. Da sah es u.a. bei Minolta schon anders aus. Von Canon ganz zu schweigen!
Eine RTS II hatte auch das Problem des leicht verrutschten Schwingspiegels. Ein bekanntes Problem, welches auch bei einigen Nikons und Pentaxen auftrat. Der Kleber wird im Laufe der Jahre weich und löst sich auf, weswegen der Spiegel nach unten rutscht. Das kostete mich, inkl. Justage des Spiegels und Reinigung des Suchers, bei einer bekannten feinmechanischen Fachwerkstatt 60,- €, um dieses Problem zu beheben.
Die RTS II ist eine unglaublich präzise Kamera! In Bezug auf die Belichtungsmessung, wie auch im besonderen Maße bei den Verschlußzeiten. Die Abweichungen meiner Gehäuse liegen selbst bei 1/2000 sec. bei maximal 12%!!! Das ist nicht einmal 1/6 Blende und somit völlig zu vernachlässigen. Die mittenbetonte Integralmessung ist praxisbezogen und liefert in fast 90% aller Fälle ordentliche Belichtungsergebnisse. In den anderen Fällen ist man mit Meßwertspeicher und Belichtungskorrektur perfekt ausgerüstet.
Kurzum: nach vielen Jahren der Suche und unzähligen Kameras, ist die RTS II genau das Werkzeug, welches meinen Wünschen vollkommen entspricht und dabei den emotionalen Wert und Bezug völlig erfüllt. Ich liebe diese Kamera einfach!
Die Yashica FX-D ist dabei auch eine tolle Kamera. Leicht, billig (ich habe sie sozusagen vor dem Recycling gerettet) und robust. Die 137 MA macht einfach Spaß ... sie liegt toll in der Hand und ist eine super Schnappschußkamera.
Einziges Manko, was eigentlich keines ist: 1/60 sek. Synchronzeit ist für Aufhellblitzen bei Tageslicht schlicht unbrauchbar. Ansonsten hat mich - auch in den wenigen Situationen, wo ich sie verwendet habe - die Blitzlichtfunktion nicht enttäuscht. Nicht so fortschrittlich, wie bei der Minolta 9000 (mit 1/250 sek.), dennoch mit Blitzverteiler und TTL-Messung mit drei TLA 30 wunderbar z.B. für die Portraitfotografie oder Table top.
Die Objektive von Carl Zeiss sind jedoch über jeden Zweifel erhaben (sieht man mal von den Zooms ab)! Die Canon AF-Objektive, wie auch die zahlreichen Sigmas (für Minolta AF) waren dagegen eine echte Katastrophe - ganz besonders mechanisch! Lediglich die alten Pentax SMC Objektive sind haptisch, wie optisch teilweise ebenbürtig. Auch einige Minolta MD Festbrennweiten sind durchaus nicht sichtbar schlechter. Hinsichtlich Farbwiedergabe und vor allem Schärfe (bei hohen Vergrößerungsmaßstäben und Stativeinsatz) sind die Zeiss Objektive jedoch erste Sahne!
Was mich auch erstaunt hat: viele Yashica ML-Objektive sind ebenfalls von überraschend hoher Qualität - optisch, wie mechanisch! Das 2.8/35 mm ML von Yashica ist tatsächlich ein wahres Sahnestückchen ... und dazu kaum beachtet! Gerade bei Brennweiten, die man sehr wenig einsetzt, bieten die Yashica Objektive durchaus brauchbare Qualitäten zu geringstem Preis.
Ich bin der Meinung, daß gerade jetzt ein guter Zeitpunkt zum Einstieg in die Contax-Fotografie ist. Die Kameras sind preiswert, hochwertig und die Objektive bezahlbar und das Beste, was man u.a. bekommen kann.
cu ...
Dickie
ich muß gestehen, daß mich dieses Thema sehr interessiert hat. So sehr, daß ich erwogen habe, mich hier anzumelden und meine Sichtweise zum Thema Contax kund zu tun. Denn meine Beweggründe für Contax sind recht vielfältig, zudem habe ich hier auch Vieles gelesen, was meiner Ansicht nach bzgl. der Kameras (insbesondere RTS-Serie) nicht korrekt ist.
Doch ich möchte mich kurz einmal vorstellen, bevor ich zum eigentlichen Thema komme:
Ich bin seit über 20 Jahren Fotograf (Geselle) und Fotofachlaborant. Ich habe diese Berufe zu einer Zeit erlernt, als die ersten, digitalen Rückteile für Großbildkameras mit wenigen Megapixeln Auflösung von Herstellern wie Sinar, etc. in den großen Studios beworben wurden und SyQuest-Laufwerke noch das Nonplusultra der "Datenübertragung" darstellten
Nach einer kurzen beruflichen Umorientierung im naturwissenschaftlichen Bereich bin ich zur Fotografie (die mich immer privat und als ambitioniertes Hobby in dieser Zeit begleitet hat) beruflich zurückgekehrt. Ich betrachte sie jedoch nicht als reinen Lebenserwerbszweck, sondern als Leidenschaft und Ausdruck von Indiviualität und persönlicher Freiheit. So bin ich als freiberuflicher und künstlerischer Fotograf tätig ... und das rein analog!
Die Digitalfotografie hat mich, nach der ersten jugendlichen Begeisterung dafür am Anfang, nie wirklich interessiert. Ich möchte keine Diskussion über "Analog vs. Digital" lostreten, dennoch möchte ich erwähnen, daß die digitale Fotografie eine andere Art der Fotografie ist. So wie Aquarellmalerei eine andere Art der Malerei ist gegenüber z.B. Ölmalerei. Die analoge Fotografie ist für mich die begreifbare und greifbare Essenz der Fotografie, der "Lichtmalerei". Wenn das Licht die Seele der Fotografie ist, dann kann nur das Silber ihr adäquater Körper sein, der dem Ganzen Ausdruck verleiht.
Wie viele andere Fotografen, ob Amateure oder Profis, habe ich meine "Experimentier- und Technikphase" gehabt (und erfolgreich hinter mich gebracht). Unzählige Kameras wurden angeschafft und abgestoßen, Objektive ausprobiert, Material getestet und verglichen. Eine leidliche Phase, dennoch nicht gänzlich sinnlos.
Zu Anfang reichte eine Canon T70 von meinem Vater. Doch ich merkte nach einigen Jahren (ich war noch jung und Schüler), daß die T70 zwar irgendwie toll (weil erste Kamera) war aber irgendetwas fehlte ihr ... nicht in technischer Hinsicht.
Später kam eine selbst zusammengesparte und einfache Minolta X-300 dazu. Die T70 wurde abgestoßen (mein Vater wollte unbedingt Autofokus, also holte er sich eine EOS 600). Nach einigen Jahren "erbte" ich auch die EOS 600, da mein Vater keine Ambitionen mehr zur Fotografie hatte und die ersten kompakten Digitalkameras für seine Zwecke genau das richtige zu sein schienen. Mit der EOS 600 war mir auch klar, daß ich mir nie eine weitere Canon anschaffen würde.
Nach unzähligen Minoltas der X-Serie (X-300s, eine tolle X-700, XG-9, XG-M, etc.) wollte ich einfach mehr! Nikon kannte ich von meinen Berufskollegen in der Ausbildung (insbesondere die F-3), aber auch hier wurde ich nicht "warm". Nikon war ebenfalls nie ein Thema für mich. Ich mochte und mag sie nicht ... Punktum. Leica war das Thema! Edel, langlebig, höchste Qualität und einfach nur schön. Ich sparte, sparte, sparte und kaufte mir blindlings eine R-E mit Summicron 1:2/50 mm. Zugegeben: ich stand da schon vor dem Schaufenster des lokalen Fotohändlers und beäugte die Contax 167MT ... die war wesentlich fortschritllicher und besser ausgestattet ... dennoch: Leica R-E!
Nicht die einzige Leica, aber die, die mir die Augen geöffnet hat! Die Objektive waren einfach unbezahlbar, der Nimbus größer, als die Realität es zu bieten vermochte, das Sucherbild zwar hell, aber farblich eine Katastrophe (wen wundert es da, daß die Meßsucherkameras ungleich erfolgreicher waren und sind?), gerade letzteres war sehr störend, wenn man doch die tollen Mattscheiben von Minolta gewohnt war. Schnell merkte man, daß die tolle Qualität nicht immer so praxistauglich war, wie man es sich zunächst vorstellte. Und das läutete meine große Sammelphase ein.
So landete ich nach unzähligen alten Pentax (MX, Super A - toll!, K2), Minolta (zu viele, non-AF und fast alle AF-Modelle), Canon (jedoch nur A-1), Leica (R3 kam noch hinzu) uvm. bei der tollen Minolta Dynax 7! Als Restbestand nach der Einstellung des analogen Fotosektors von Minolta wurde diese Kamera geradezu verramscht, weswegen ich mir drei (!) Gehäuse zulegte. Resümee: tolle Kamera mit viel Elektronik, aber eine Kamera mit vielen haptischen und qualitativen Mängeln. Schwache Rückwandverriegelung aus Kunststoff (bricht schnell), unpräzise Tasten (vor allem die grausame Schaltwippe für die AF-Meßfeldwahl), ein Gehäuse wies ein werksseitig schief eingebautes Sucherprisma auf, weswegen das Bild im Sucher (nicht auf dem Foto per AF) unscharf war und zu Kopfschmerzen führte, zeitweise Ausfall eines Gehäuses im Betrieb, unpräziser AF bei zwei Gehäusen, etc. Schade! Auch eine tolle Minolta 9000 wies viele Mängel auf (obwohl wie neu und sehr wenig vom Vorbesitzer genutzt), von hakender Abblendtaste, unpräzisem Verschluß (besonders bei kurzen Verschlußzeiten), Bildstandsprobleme bei Motorbetrieb, etc.
So stand für mich nach einiger Zeit folgendes fest:
1. Ich brauche keinen Autofokus. Dieser ist für meine Arbeit oft hinderlich, als nützlich
2. ich verlange unabdingbare Qualität, auch im Detail! Vom Sucherbild, bis zum kleinsten Stellhebel oder Knopf.
3. ich benötige keine Superprogramme mit Shiftfunktion oder Motivanpassung
4. Matrixmessung ist obsolet, da sie nur bei AF wirklich Daseinsberechtigung hat, aber ansonsten nichts mehr oder besser kann
5. ich benötige keine ausgebuffte Blitzlichttechnik, da ich kaum Blitzlicht verwende und es ansonsten auch manuell erledigen kann
6. ich benötige kein Prestigeobjekt, sondern ein Werkzeug!
Das Konzept der "Real Time Photography" der RTS schien zu interessant. Ich muß zugeben, daß ich die RTS zunächst als "seltsam" und irgendwie nicht richtig betrachtete: Zeitenrad links, extra Belichtungsmessertaste vorn ... hm ... mal schauen. Und es war Liebe auf den ersten "Griff". Ich bekam günstig eine RTS mit einem supertollen Planar 1.4/50 mm! Die mir fehlenden Kleinigkeiten erfüllte dann die RTS II, die bis heute mein absoluter und einziger Favorit ist. Neben einer tollen 137 MA und einer Yashica FX-D mittlerweile meine einzige und hauptsächlich genutzte Kamera! Ich habe alles andere im Laufe der Jahre abgestoßen und mich voll und ganz auf diese Contax/Yashica Kameras eingelassen.

Der Grund? Sie haben alles, was man braucht. Sind so simpel und einfach zu bedienen, daß man schon fast erstaunt sein kann. Sie stören den kreativen, handwerklichen Prozess des Gestaltens und Fotografierens in keinster Weise, sondern unterstützen diese! Und das ist der eigentliche Sinn einer Kamera! Mittlerweile habe ich drei (!) RTS II Gehäuse (und stolz darauf, das ich sogar eines noch neu und originalverpackt ergattern konnte). Somit kann mich ein Ausfall eines Gehäuses im harten Fotoalltag nicht erschüttern. Sie sind robust und haptisch eine Offenbarung. Vor allem muß man bedenken, daß viele Details erst viel, viel später von Leitz übernommen wurden. Bedenkt man, daß Leica bis zur R7 noch keine Quartzsteuerung der Belichtungszeiten und Funktionen hatte und auch "nur" eine 1/100 sec Blitzsynchronzeit. Zudem finden sich an einer RTS II keine Kunststoffteile am Gehäuse (im Gegensatz zur Leica R, wenn auch hochwertige Kunststoffe eingesetzt werden). Der Sucher der RTS II ist fantastisch und ich mag die roten, alten LED-Anzeigen darüberhinaus sehr. Sie sind klar und deutlich bei jeder Lichtsituation ablesbar. Es lässt sich mit Mattscheibe und Mikroprismenfleck wunderbar präzise und schnell scharf stellen. Das Sucherbild ist hell und darüberhinaus nicht so kalt und überfarbstichig, wie bei Leica (was auch an der Goldbeschichtung der optischen Bauteile des Suchers liegt, zwecks höherer Helligkeit des Sucherbildes).
Die hier oft zitierte Anfälligkeit oder mangelnde Robustheit der RTS II kann ich nicht nachvollziehen. Weder Staub, Sand, strömender Platzregen (ohne Schutz), noch harte Schläge oder Stöße haben meine "Haupt-"RTS II aus der Ruhe gebracht. Das Bajonett hält auch ordentlich was aus, insbesondere, wenn man die Kamera mal am Teleobjektiv trägt und unachtsam irgendwo mit dem Gehäuse (am Türrahmen, etc.) anstößt. Da sah es u.a. bei Minolta schon anders aus. Von Canon ganz zu schweigen!
Eine RTS II hatte auch das Problem des leicht verrutschten Schwingspiegels. Ein bekanntes Problem, welches auch bei einigen Nikons und Pentaxen auftrat. Der Kleber wird im Laufe der Jahre weich und löst sich auf, weswegen der Spiegel nach unten rutscht. Das kostete mich, inkl. Justage des Spiegels und Reinigung des Suchers, bei einer bekannten feinmechanischen Fachwerkstatt 60,- €, um dieses Problem zu beheben.
Die RTS II ist eine unglaublich präzise Kamera! In Bezug auf die Belichtungsmessung, wie auch im besonderen Maße bei den Verschlußzeiten. Die Abweichungen meiner Gehäuse liegen selbst bei 1/2000 sec. bei maximal 12%!!! Das ist nicht einmal 1/6 Blende und somit völlig zu vernachlässigen. Die mittenbetonte Integralmessung ist praxisbezogen und liefert in fast 90% aller Fälle ordentliche Belichtungsergebnisse. In den anderen Fällen ist man mit Meßwertspeicher und Belichtungskorrektur perfekt ausgerüstet.
Kurzum: nach vielen Jahren der Suche und unzähligen Kameras, ist die RTS II genau das Werkzeug, welches meinen Wünschen vollkommen entspricht und dabei den emotionalen Wert und Bezug völlig erfüllt. Ich liebe diese Kamera einfach!
Die Yashica FX-D ist dabei auch eine tolle Kamera. Leicht, billig (ich habe sie sozusagen vor dem Recycling gerettet) und robust. Die 137 MA macht einfach Spaß ... sie liegt toll in der Hand und ist eine super Schnappschußkamera.
Einziges Manko, was eigentlich keines ist: 1/60 sek. Synchronzeit ist für Aufhellblitzen bei Tageslicht schlicht unbrauchbar. Ansonsten hat mich - auch in den wenigen Situationen, wo ich sie verwendet habe - die Blitzlichtfunktion nicht enttäuscht. Nicht so fortschrittlich, wie bei der Minolta 9000 (mit 1/250 sek.), dennoch mit Blitzverteiler und TTL-Messung mit drei TLA 30 wunderbar z.B. für die Portraitfotografie oder Table top.
Die Objektive von Carl Zeiss sind jedoch über jeden Zweifel erhaben (sieht man mal von den Zooms ab)! Die Canon AF-Objektive, wie auch die zahlreichen Sigmas (für Minolta AF) waren dagegen eine echte Katastrophe - ganz besonders mechanisch! Lediglich die alten Pentax SMC Objektive sind haptisch, wie optisch teilweise ebenbürtig. Auch einige Minolta MD Festbrennweiten sind durchaus nicht sichtbar schlechter. Hinsichtlich Farbwiedergabe und vor allem Schärfe (bei hohen Vergrößerungsmaßstäben und Stativeinsatz) sind die Zeiss Objektive jedoch erste Sahne!
Was mich auch erstaunt hat: viele Yashica ML-Objektive sind ebenfalls von überraschend hoher Qualität - optisch, wie mechanisch! Das 2.8/35 mm ML von Yashica ist tatsächlich ein wahres Sahnestückchen ... und dazu kaum beachtet! Gerade bei Brennweiten, die man sehr wenig einsetzt, bieten die Yashica Objektive durchaus brauchbare Qualitäten zu geringstem Preis.
Ich bin der Meinung, daß gerade jetzt ein guter Zeitpunkt zum Einstieg in die Contax-Fotografie ist. Die Kameras sind preiswert, hochwertig und die Objektive bezahlbar und das Beste, was man u.a. bekommen kann.
cu ...
Dickie