Ich weiss nicht so recht, wohin meine Kommentare unten eigentlich hingehören: an die Diskussion über das Kita Bild selbst oder hier in die Besprechungsrubrik.
Wie dem auch sei, hier noch einmal das letzte Bild an sich.
Eine Woche ist seit meiner Einstellung vergangen, so kann ich jetzt etwas dazufügen.
Im Grunde geht es - wenigstens für mich - hier im Forum um Bilder und ihre Kritik. Und damit hat sich seit dem Anfang mit seinen nummerierten 'normgerechten' Schärfe-, Belichtungs-, sonstmechanischen Kriterien sehr viel positiv entwickelt, hin zu Kommentaren, die jetzt auch schon vermehrt auf die Komposition und das vermittelte Gefühl eines Bildes eingehen. Wir sind generell von blossem technischen Bekritteln, dem Abarbeiten der "Regeln" abgekommen und denken jetzt mehr über unsere persönlichen 'wie würde ich es anders machen' Ideen nach, Und auch schon über den Effekt, Nutzen und dann auch über die Unmöglichkeit eines Bildes für alle 'exzeptionell' zu sein und 'normgerecht'. Toll dass das so gekommen ist. Danke für Eure Arbeit vom aalglatten Bild ohne viel Gefühl oder Aussage als 'besonderes Bild' ein wenig weggekommen zu sein. Wir sind halt Deutsche und tun uns schwer damit ... uns gilt es, die DIN etc Normen und 1/3 Regeln zu erfüllen, am besten gleich vierfach, s. Äffchen, aber dann auch mit abgeschnittener Stirn .. .. Sonst wären wir ja nur 'Knipser', wie ich es hier gelesen habe. Ganz FALSCH!
Bei einem Bild ist es völlig egal, wer ein Bild wie gemacht hat, ob ein Affe von einem Baum, oder ein Tollkühner seine Kamera auf Automatik gestellt und in die Luft geschleudert hat und Serien von Bildern dann auf ihren Gehalt untersucht. Die Bilder zählen, wie sie gemacht oder gedacht worden sind, zählt nicht ... siehe mein Zitat von Proust. Bilder muss man sehen.
Was ist bei einer Bildkritik notwendig: Zeit, Musse; zum Sehen eines Bildes, einfach Ansehen, Hineinsehen. Sonst versteht man nichts, sieht nichts, lernt nichts.
Ich weise deshalb auf ein paar visuelle Ansatzpunkte hin: Unser Auge - durch Jahrmillionen als Jäger etc geschult - sieht immer mobil durch die Landschaft, in das Umunsherum. So auch mit Bildern. Wir sehen - unterschwellig - immer alle oder viele Strukturen in der Umwelt: Linien, Kreise, Kreuzungen, Winkel, Schlangenartiges, Dunkel-Hell, Warnfarben, Diagonale Linien, konvergierende Linien, Kurven. Also meist geometrische und farbliche oder Kontraststrukturen. Das erfordert unser Überleben seit ewig. Unsere Augen sausen über ein Bild, wir müssen uns diesen bewusst werden um zu kritisieren.
Einige dieser visuellen Strukturen habt Ihr einzeln oder in der Gruppe bei diesem Bild schon gefunden und gesehen; aber es gibt viel mehr:
Am rechten Rand ist ein vertikaler (+/_) Zaun auf einer Mauer. Parallel dazu eine Bank und eine Beeteinfassung, alles diagonal zur Bildkante. Der Betonboden wurde als einförmig und leblos gesehen. Aber er lebt grafisch: er hat zwei Risse, in welcher Richtung denn? Parallel zur Mauer (Aha!). Und dazu senkrechte kleine Fugen. Der rechte Winkel wird von den Kindern wiederholt: die meisten sind entlang, parallel zur Mauer und dann im Hintergrund senkrecht dazu vor der Treppe etc. Diese Linien schneiden sich an den zwei Bäumen. (Zwei, zwei, zwei. Mauern, Risse, Bäume) Quer durch den Kinderwinkel gibt es noch ein Linie mit Kindern besteht und der Besenfrau, die den rechten teilt. Nach rechts vom Baum und durch die Mauer kommen mehr Kinder dazu.
Was hat drei Zehen und eine Hinterzehe an jedem Bein? Das Huhn; der Schenkel = Baum, 3 Zehen (lang) nach vorn, eine Hinterklaue. So haben sich die Menschen hier freiwillig angeordnet ... warum, wieso ... Die Vorderzehe kommt mit einem Besen auf mich zu. Aufpassen, gleich kratzt mich der Hahn .....
Ich "habe mich damals in Tbilisi herumgetrieben", wie Andreas (Beitrag # 17) es so liebenswürdig ausgedrückt hat. Zur Arbeit bin ich damals oft an der Kita vorbeigegangen, meist früher, wenn die Kinder gebracht wurden, mit offener grünen Tür. Dies war mein letzter Tag, ich war spät dran, hatte die Kamera dabei und nun machte ich die Tür auf für ein Bild. Einen Fuss hatte auf den Beton gesetzt, Kamera eingestellt, schnell geschossen, die Tür im Bild nicht gesehen. 2 mal, beim 2ten Bild hatten mich alle gesehen, den Eindringling; und der Besen samt Frau war schon ganz nah. Dann krachte die Tür zu, ich war wieder draussen vor der Tür (Borchert).
Über diesen Vorfall habe ich lange nachgedacht. Ich glaube, die Besenfrau war nur besorgt über die offene Tür in der Kita Pause: Gefahr für die Kinder, belebte Strasse. Und nicht über mich. Wäre ich doch ganz eingetreten und hätte die Tür wieder zugemacht, dies Bild mit dem Hühnerbein, geformt von Kindern, wäre nie so entstanden.
Ob es gut ist, besonders ist ein andere offene Frage. Und unwichtig, solange wir nicht visuell Sehen und Kritisieren lernen. Und uns die Zeit dazu nehmen.
Übrigens bzgl Senkrechtstellen: Im CO in Berlin gibt es Salgado's Genesis Ausstellung, da sind die Meereshorizonte fast nie gerade (nicht 'normgerecht'), alle kippen ein wenig nach rechts oder links. Platz wäre da immer sie zu 'Waagerechten'. Aber wozu?
Ebenso bei Cézanne's Mont Victoire Bildern.