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Contax RTS II - fatale Folgen des "Contax mirror slip": Reparaturvorhaben

mkuhlma

Mitglied
Hallo liebe Leute :)

ich bin seit langem Besitzer zweier äußerlich gut erhaltener RTS-II-Gehäuse, eines der beiden hat sich allerdings vor ziemlich genau zehn Jahren verabschiedet und guckt mich seither traurig an. Schon seit damals wurmt mich das, und das Service-Manual habe ich mir schon vor einigen Jahren mal besorgt - jetzt endlich habe ich die Muße, mich mal dahinter zu klemmen. Komme allerdings noch nicht so recht weiter. Das fängt schon damit an, daß ich die beiden "Dress screws" auf der Oberseite der Kamera nicht loskriege.
Aber der Reihe nach.

Nach meinem heutigen Eindruck litt die Kamera (gekauft im Frühjahr 1984) schon vor 2000 mal unter dem berüchtigten "Contax mirror slip" (aus dem Internet weiß ich inzwischen, daß sich das so nennt). Ihr werdet das kennen. Im Vergleich zu meinem zweiten Gehäuse kann man sehen, wie sich der Spiegel beim "Patienten" eine Winzigkeit nach vorne verschoben hat.
Das wäre alles soweit kein Problem gewesen - allerdings habe ich bis vor zehn Jahren sehr gerne mit dem Distagon 4/18 fotografiert. Und dessen Fassung ragt bekanntlich ziemlich weit in den Spiegelkasten hinein. eines Tages kam also, was kommen mußte: der Spiegel semmelte beim Auslösen gegen die Fassung, und dann tat sich nichts mehr. :eek:
Am Distagon hat es nicht gelegen, das funktionierte an meiner anderen RTS II tadellos.

Passiert war das (wie gesagt) schon einmal in den 90er Jahren - damals hatte ich die Kamera reparieren lassen, in einer Werkstatt, die mir Foto-Huppert vermittelt hatte. Soweit alles klar. Leider kann ich mich an keine Details mehr erinnern - nicht mal über die Ursache des Schadens sagte man mir Näheres. Ich war mir auch nicht bewußt, daß das Problem vom Spiegel ausgegangen war.
Ich hatte es dann für erledigt gehalten, bis 2007 dasselbe noch mal passierte. :(
Da wollte mir dieselbe Werkstatt das Gehäuse dann nicht mehr reparieren - ich bekam es als irreparabel zurück. Komischerweise mit dem seltsamen Vermerk, der Schaden resultiere daher, daß die Kamera heruntergefallen sei. Und dann stand noch dick dabei: "Kamera nicht aufziehen!!" :uhoh:

Hm.

Da konnte ich mir nun nicht den geringsten Reim drauf machen - denn runtergefallen war die Kamera nie (und die einzige kleine Delle am Gehäuse ist fast 30 Jahre alt, oben am Prismensuchergehäuse). Dummerweise hatte ich damals beruflich enorm viel um die Ohren und einfach nicht die Zeit, noch mal nachzuhaken. :z04_head_wall:

Aber: Die Geschichte mit dem "nicht aufziehen" erinnerte mich an einen anderen Fehler, den diese RTS II gaaanz zu Beginn 1985 oder so mal hatte: ich hatte einen Film neu eingelegt und dann die zwei Leeraufnahmen mit dem mechanischen Verschluß gemacht, weil ich keine Batterie in Reichweite hatte. Danach verhielt sich die Kamera plötzlich komplett abstrus: ich weiß noch, daß sie bei einem einzigen Drehen des Schnellspannhebels mehrere Male nacheinander auslöste, wie wenn ich einen Motor angeschlossen hätte.
Zum Glück war das Problem rasch wieder verschwunden, als ich dann mal ordentlich eine Batterie anschloß und noch mal einige Aufnahmen durchzog.
Aber ich habe mich schooon gefragt, ob evtl. in der Werkstatt so was passiert ist und die Leute von dem Gehäuse irgendwann die Faxen dicke hatten...? :z04_Flucht:

Jedenfalls würde mich sehr interessieren, ob jemand von Euch mit einer RTS II mal ähnliche Probleme hatte - und ob man eine Chance hat, sie in den Griff zu kriegen.

Ich bin mir bewußt, daß es ökonomisch sinnvoller wäre, das Gehäuse liegenzulassen und statt dessen ein intaktes gebrauchtes zu kaufen ;). Aber an dem Exemplar hängt ein bißchen mein Herz (damals vom Munde abgespart usw. :z04_smiliebath: ) - und es wurmt mich, daß das Ding so lange schon defekt ist.

Merci für jeden guten Tip. :)
Michael
 
Merci :). Ja, ich denke mal, wer solch eine Kamera hat, kennt die Situation ;).

Mittlerweile bin ich weitergekommen - ich konnte mich natürlich nicht bremsen und mußte meine Neugierde bezähmen ;). Also tiiief Luft geholt, Schnellspannhebel betätigt und - ausgelöst.
Nichts hat Knack gemacht, und nichts ist mir um die Ohren geflogen. Dafür kann ich den Fehler jetzt mal etwas besser beschreiben. Nach meinem Eindruck ist der Zustand, in dem die Kamera jetzt ist, derselbe, in dem ich sie zur Reparatur eingereicht habe.
Ich glaube, die hatten in der Werkstatt einfach keinen Bock - und haben (dankenswerterweise) daran gedacht, daß sich eine Reparatur wirtschaftlich nicht gelohnt hätte. Mittlerweile hab ich nämlich die Rechnung der ersten Reparatur wiedergefunden: die war nicht in den 90ern, sondern erst 2005, und sie kostete an die 350 Ocken. :eek: Das hatte ich verdrängt. Heute also ein Grund mehr, es allenfalls selber zu versuchen - so ähnlich, wie es der nette tschechische Markenkollege mlanger(punkt)cz getan hat ;).

Nach meinem Eindruck ist der "Antrieb" des Spiegels defekt. Ich habe mit elektrischem Verschluß mal ein paar Situationen durchgespielt:

  • Kamera in "entspanntem" Zustand, Spiegel vorsichtig mit dem Finger heruntergeklappt. Dann in diesem Zustand Verschluß gespannt.
  • Ausgelöst. Es klickt/zirpt, der Spiegel bewegt sich einige mm nach oben, aber mehr nicht.
  • Jetzt den Spiegel mit dem Spiegelarretierungshebel hochgeklappt. Sobald der Spiegel oben angekommen ist, läuft der Verschluß ab, wie er soll.
Nächste Probe:
  • Kamera in "entspanntem" Zustand, Spiegel vorsichtig mit dem Finger heruntergeklappt. Dann in diesem Zustand Verschluß gespannt.
  • Nun: Spiegel mit Spiegelarretierungshebel hochgeklappt.
  • Ausgelöst. Der Verschluß läuft ab, wie er soll.
Nächster Schritt:
  • Jetzt den Spiegel weiterhin "oben" gelassen (Spiegelarretierung) und in diesem Zustand von neuem Verschluß gespannt.
  • Ausgelöst. Es klickt/zirpt leise, aber der Verschluß läuft nicht ab.
  • Nun Spiegelarretierungshebel nach unten geklappt. Der Spiegel bewegt sich um 2 mm nach unten.
  • Spiegel vorsichtig mit dem Finger nach unten gedrückt. Sobald er am unteren Anschlag ankommt, läuft der Verschluß ab.
Dann kam die vorläufige Endstation: mein Versuch, das Ganze auch mit mechanischer 1/50 sek durchzuspielen. Dabei blieb der Mechanismus noch vor Ablauf des ersten Verschlußvorhangs hängen :eek: - und ist auch mit allen Tricks nicht zum Weiterlaufen zu bewegen.

Also möglichst bald Kamera aufmachen und reingucken (der mechanische Verschluß scheint was ganz besonders Kniffliges zu sein) - die beiden äußerst lästigen "Dress screws" auf der Oberseite (die im Schnellschalthebel hat Linksgewinde) hab ich auch schon losbekommen; jetzt muß mir nur ein Uhrmacher oder Feinmechaniker die darunter (bombenfest) sitzenden Schrauben lösen.

Ich werde berichten - möglicherweise liest ja mal ein Leidensgenosse mit ;).
Im Ernst - ich hab mich schon vor 10 Jahren gewundert, daß so was wie der "mirror slip" passieren kann - und das bei einem Kamerahersteller, dem einer der besten Objektivhersteller der Welt seine Linsen anvertraut. Womöglich hätte Zeiss einen kompetenteren Partner gebraucht als Yashica... :uhoh: Na ja - die Stiftung Warentest schrieb schon 1980 in einem alten Heft, das ich hier rumfliegen habe, in einem Test u.a. der RTS und der 139 Quartz: "Die Planar-Objektive der Contax-Kameras waren allein besser als im Zusammenwirken mit den Kameras."
 
Einen Reparaturtip. Da schicke ich mal meine Canon A1 hin, zum Spiegeltauschen.
 
Danke für den Tip :). Der Haken ist nur, daß sich eine Reparatur in einer kommerziellen Werkstatt (vermute ich) bei den heutigen Preisen für Gebrauchtgehäuse nicht entfernt mehr lohnen würde. 2005 wurde nach dem letzten "mirror-slip"-bedingten Unfall der komplette Spiegelkasten ausgetauscht. Daher der damalige horrende Preis. Ich hoffe mal ganz optimistisch, in Bälde zu erahnen, welches Teil am Spiegelkasten ramponiert wurde - und ob man das evtl. anderweitig ersetzen kann.
 
Ich ziehe das Thema mal hoch, weil ich inzwischen etwas weiter bin. Man kann Reparaturvorschläge zum mirror slip im Netz finden - u.a. hier. Allerdings habe ich nirgends Bilder zur RTS II gefunden - und vielleicht hilft es ja mit-lesenden anderen Nutzern dieser schönen Kamera, ihrem Schätzchen das Schicksal meines obigen 1984er Exemplars zu ersparen, wenn ich hier zwei frische Bilder einstelle.
Meine zwei intakten Kameras stellten sich heute morgen nämlich geradezu als Demonstrationsobjekte dar.

So wie an dieser (gerade letzte Woche für 230 € gekauften) RTS II sollte es also offenbar aussehen:

RTS II mit Spiegel im Soll.jpg

Der Spiegel schließt mit seiner Vorderkante fast mit der Kante des Rahmens ab.

Jetzt die Kamera, die ich in den frühen 90ern gekauft habe und die bei mir in den letzten 15 Jahren fast nur im Schrank (bei Raumtemperatur) lag:

RTS II mit verrutschtem Spiegel.jpg

Alarmierend: die Spiegelvorderkante ist um einige Millimeter nach vorne gerutscht.
Ahnungslos hatte ich diese Kamera gestern noch u.a. mit einem Distagon 2,8/35 ausgelöst - ohne Zwischenfall. Mächtig Dusel gehabt - früher oder später hätte es garantiert "gekracht".

Nach dem Konsum diverser Anleitungsfilme habe ich den Spiegelträger bei hochgeklappt arretiertem Spiegel von unten mit einer Heißluftpistole erwärmt - niedrigste Temperaturstufe, 50°C. Nach einigen Minuten ließ sich der Spiegel mit vorsichtigem Kraftaufwand in Position schieben.
Aufpassen muß man dabei, daß man die Dichtungen oberhalb des Spiegels nicht berührt - die sind nach fast 40 Jahren höchstwahrscheinlich spröde.

An einer Yashica FX-D habe ich das Spielchen in einem Rutsch auch noch durchgezogen. Dort ist es mangels Spiegelarretierung etwas umständlicher, aber es geht. Zum Glück hatte der FX-D-Mechanismus den Schlag des Spiegels gegen die Fassung eines Planar 1,4/50 heil überstanden.

Michael
 
Ein Tipp zu den Schrauben: Kamera- und Stativhersteller arbeiten offenbar mit dem gleichen Kleber zur Schraubensicherung, und der reagiert auf Wärme. Ein kleiner punktgenau blasender Heißluftfön wirkt da wahre Wunder!
 
Gute Idee :daumenhoch_smilie:. Meine Pistole ließ sich zwar genau in den Raum unterhalb des Spiegels richten, aber nächstes Mal setze ich noch den Vorsatz drauf, der die Wärme noch mehr bündelt.

Festigt sich der Kleber nach dem Erkalten denn wieder wie vorher?
 
Festigt sich der Kleber nach dem Erkalten denn wieder wie vorher?
Schraubensicherung ist ein eigenes Thema, ich bin da zu lange raus um kompetent antworten zu können. Für einen spontanen Tipp kann das hier und da noch reichen, aber wenn es tiefer geht, da kenne ich die aktuellen Produkte nicht mehr.
 
Hm, sofern es derselbe Kleber ist, hilft uns evtl. eine Beobachtung an der Yashica FX-D weiter: Dort zieht es den Spiegel beim Erkalten hartnäckig wieder ein kleines Stück - zum Glück nur ein kleines Stück - hin zur alten Position zurück.
Deshalb habe ich gestern direkt noch mal eine Aktion gemacht: jetzt nach dem zweiten Erkalten habe ich ungefähr 3/4 des gewünschten "Weges" geschafft. Das sollte fürs erste dicke reichen, schon bei 1/2 gab es keine Probleme beim Spiegelschlag.

Irgendwie dachte mich mir schon, daß das Klebe-Zeug zäh ist. Die Mechanik der FX-D ist es zum Glück auch und macht diese wüsten Aktionen mit... ;)
Das hat mich auch dahingehend enthemmt, daß ich inzwischen wieder ein 18er Distagon (AEG) habe und es erst mal nur auf der Yashica einsetzen werde: Die Mechanik schien den Spiegel-Crash besser wegzustecken als die der RTS II, und sollte es die Kamera doch mal erwischen (was eigentlich nicht passieren sollte, denn jetzt habe ich den Spiegel im Blick), wäre es bei der FX-D leichter zu verschmerzen.
 
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