Philosphisches zu Qualität und Robustheit
Qualität = Robustheit?
mehr Material = Qualität?
Präzision = Qualität?
Mal lose definiert:
Qualität ist das definierte Maß fuer die Guete eines Produktes. Es ist bestimmt durch die Differenz zwischen dem was rauskommen soll und dem was rausgekommen ist - sozusagen der Soll/Ist Vegleich.
Unter diesem Aspekt:
Wenn ein Hersteller unsauber fertigt und die Toleranzen überschreitet (die er sich übrigens selber setzt) und sich daraus z.B. eine grössere Materialdicke ergibt, die auch noch dazu ein längeres Leben des Produktes erwirkt, dann ist das Zufall. Der intolerante Materialzuwachs hätte genausogut zur Nicht-Funktion führen können.
Eine eventuell daraus resultierende Robustheit kann man einem anderen, präziser arbeitenden Hersteller wohl kaum als Manko ankreiden. Sich selber allerdings auch nicht als Vorteil, lässt es doch keinerlei Schluss auf Produktreihe zu. Die Frage "Kauf ich beim nächsten Mal was weniger, mehr oder gleich Robustes?" kann nicht befriedigend genau beantwortet werden.
Was hat nun der Endnutzer davon: er bewegt sich in einem Bereich ausserhalb der Toleranzen. Gelangt es ihm deshalb zwangsläufig zum Nachteil? Nicht unbedingt! Da der Endnutzer das Produkt wiederum als Werkzeug benutzt, um selber damit Produkte zu kreieren, stört es erst dann, wenn des Endnutzers Produkt nicht mehr dessen Qualitätsanforderung entspricht (es lebe das Genitiv!).
Ein Vergleich der Guete der Produkte kann also nur am Produkt des Endnutzers bzw. dessen Produktionsprozess vorgenommen werden. Mit Produktionsprozess meine ich die Frage: Wie hoch ist der Aufwand, evtl. Fehler des Werkzeugs zu bereinigen/umgehen?
Es erscheint noch wichtig hervorzuheben, dass Vergleiche lediglich Unterschiede aufzeigen. Die, oft fälschlich als "Vergleich" bezeichnete Bewertung ist ein ganz andere Sache. Hierbei wird der Vergleich lediglich als ein weiteres Argumentationsmittel herangezogen, um Entscheidungen fuer die eine oder andere Richtung herbeizuführen.
Bewertungen sind immer subjektiv! Konkret heisst das, dass jeder seine eigene Sicht darauf hat. Wobei die eigene Sicht eine Ansammlung aus Gefuehlen, Erfahrungen und Wissen ist.
Robustheit:
Lose definiert. Robustheit ist die Fähigkeit eines Produktes, mit nicht definierten Einfluessen (dazu zählt auch Ueberstapazieren) umzugehen und dabei trotzdem noch die geforderte Arbeit zu leisten.
Hat das was mit Qualität zu tun? Nur dahingehend, dass die Qualität anscheinend unterhalb den Fähigkeiten des Produktes definiert wurden. Man hat sich also etwas Luft gelassen.
Präzision:
Präzision heisst frei uebersetzt "exakt eingehaltene Toleranzen". Je weniger Toleranz, desto empfindlicher wird ein Produkt gegen nicht definierte (oder auch unkontrollierbare) Einfluesse - z.B. Stöße, Stürze.
D.h., je präziser ein Gerät gebaut wurde, desto genauer wurde auch der Verwendungsbereich und die eventuellen Einfluesse definiert. Mit anderen Worten: ein Rennwagen ist aufgrund seiner einseitigen Auslegung - eben schnelles Fahren - robust fuer diese eine Aufgabe, aber nicht zum Möbeltransportieren geeignet.
Es ist nicht nachzuvollziehen, warum erwartet wird, dass ein feinmechanisches Präzisionsinstrument wie eine Leica daran gemessen wird, wieviel Stürze sie aushält - bzw. "wie robust" sie ist.
Emotion:
Natuerlich entwickelt jeder auch zu seinen Werkzeugen Emotionen, sind diese doch verlängerte Hilfen sich auszudruecken. Egal, ob es sich dabei um ein teures Hobby oder um den Beruf handelt. Mit dem Fotoapparat sind dann Erinnerungen gekoppelt wie:
- die Entstehung von Bildern,
- der Schock als das teuere Ding runtergefallen ist,
- die Erleichterung, dass es den Sturz ueberlebt hat
wobei die Erleichterung das positive Gefühl ist, dass uns am längsten im Gedächtnis bleibt. (Was hab ich gelitten, als meine R7 vom Schrank auf den Steinboden fiel. Und was hab ich mich gefreut, als sie aus Solms repariert zurueckkam und nicht als Totalschaden deklariert wurde!!!!)
Die Leidenschaft zum Besitz oder Sammeln, sind ebenfalls legitime Emotionen.
Leider, und das ist der eigentliche Kern der Botschaft, benutzen wir Begriffe wie Präzision und Qualität, um unsere Emotionen zu "versachlichen". Damit machen wir uns vor, die Bewertung waere zum groessten Teil fussend auf sachlich-, wissenschaftlichem Boden.
Naja, ein bischen Emotion goennen wir uns dann schon. Aber doch bitte: deutlich ueber 80% sind sachlich getrieben! Hehe, ja so haetten wir es gerne, genau umgekehrt trifft es die Wahrheit. Und je mehr Stress, desto mehr Bauch.
Fazit: Man muss sich nur im Klaren darüber sein, womit man seinen Bauch ueberlistet.
Bei all den tollen Diskussionen (und das ist keinesfalls polemisch gemeint) in diesem Forum, wollte ich es einfach mal gesag haben.
Gruss
UPu