Ich habe gerade versucht, dort etwas zu schreiben - vergebens; darum hier:
Wenn wir analog photographieren, beschreiben wir das ungefähr so:
Wir blicken durch den Sucher (engl. finder - dieser Sprachraum hat anscheinend ein ganz anderes Verhältnis zum Photographieren, die schießen ja auch Bilder, was bei uns sprachlich erst mit der Anglifizierung kam), messen (also nehmen/geben Maß), stellen ein und lösen aus und nehmen damit auf. Das alles sind Begriffe, die ambivalent sind und auch innere Vorgänge bezeichnen, besonders deutlich bei Einstellung (unserer nämlich) und Auslösen erkennbar. Photographieren so beschrieben ist ein Ausdruck (auch) von Gefühlen; und nicht zuletzt deshalb sind auf unseren Aufnahmen immer zwei Dinge drauf zu erkennen: das Objekt und ein Teil von uns.
Die Sprache der digitalen Fotografie ist ganz anders geworden, sehr viel technischer, kühler: wir gucken auf einen TFT (was heißt das genau?), während wir die Kamera so merkwürdig mit halb angewinkelten Armen auf Distanz halten, drücken im rechten Moment auf den Knopf, um die Pixel abzuspeichern (wobei wir uns gerade als M-Photographen wundern, dass nichts von dem zu sehen ist, was wir eigentlich sehen wollten - die Auslöseverzögerung wird oft schon in den technischen Daten angegeben). Dann gucken wir uns an, ob es gut geworden ist, um im Zweifelsfall ein neues Bild zu versuchen. Später laden wir die Daten auf den Computer, um sie dort zu bearbeiten, denn sie sind offensichtlich nicht so geworden, wie wir uns das vorgestellt haben, falls wir überhaupt eine Vorstellung vor der Aufnahme hatten (was aber jeder M-Photograph haben muss, bevor er photographiert - weswegen M-Bilder, verkürzt gesagt, einen größeren Gehalt haben). Wir müssen also gucken, wie wir das Rauschen wegkriegen und das Bild erst richtig hinkriegen etc.
Wenn also Sprache das Medium ist, mit dem wir Welt erst verstehen, wird klar, dass analoges und digitales Knipsen ganz verschiedene Ergebnisse zeitigt, dass also - gehirnphysiologisch gesehen -
analoge Photographie rechtshemisphärisch gefühlsbeladen und digitale linkshemisphärisch verstandeskühl daherkommen.
Grüße Pit