Hallo Meinhard,
willkommen
Hallo Meinhard,
willkommen im Club. Es freut mich, dass es wirklich noch so viele Leute gibt, die dem Film die Treue halten bzw. ihn wiederentdecken.
Mit deinen Argumenten hast du ganz recht. Wenn ich nicht beruflich fotografieren müsste (seit 2000), hätte ich digital wahrscheinlich auch noch nicht angefangen. Privat fotografiere ich weiter analog.
Die unbestreitbaren Vorteile des Digitalen (schnell, sofort verfügbar für unterschiedlichste Anwendungen) relativieren sich schnell, wenn man nicht auf das exorbitante Tempo angewiesen ist. Genauso exorbitant, wie die Preise sind und wie der Qualitätsverlust älterer Geräte im aktuellen Wettstreit um die Pixelmeisterschaft ist. So schön die Reserven für Ausschnitte auch sind, wenn man 14 oder 16 Millionen Pixel hat,früher hat man möglichst auch formatfüllend gearbeitet, das führte auch zu mehr Disziplin vor dem Auslösen statt der heutigen Datenflut, die durch permanenten Auslösen entsteht.
Die digitale Fotografie hat trotz aller technischen Finessen und Möglichkeiten etwas furchtbar Ernüchterndes. Was mir da fehlt, ist die Spannung und das Geheimnisvolle, bis Physik und Chemie ihre Geheimnsse freigeben - am besten noch im Entwicklerbad selbst beobachtet, und dann auf Barytpapier abgezogen. Kornlos scharfe Abzüge wohin man blickt.
Na gut, das ist Utopie, die Chemikaliendämpfe, das endgültige Beurteilen erst bei Tageslicht und nach dem Trocknen, das zahlenmäßig eher sparsame Ergebnis eines Laborabends sprechen eigentlich dagegen. Aber die Ergebnisse, wenn sie dann vorliegen, toppen immer noch die Printerergebnisse. Das ist sicher alles sehr subjektiv, aber mich konnte noch kein Digitalabzug wirklich überzeugen - jedenfalls nicht für Bilder, die ich mir an die Wand hängen will, im direkten Vergleich. Oder ist das nur nostalgische Einbildung? Dann geht es aber vielen anderen genauso.
Selbst wer Abzüge vom Dia oder Negativ printen lässt, bekommt digitalisierte Dateien - sie sind eingescannt, im Rechner automatisch optimiert und dann ausbelichtet. Es sei denn, man bezahlt fachlaborabzüge und bekommt dann etwas mehr menschliches Zutun.
Soweit ich weiß gibt es bundesweit nur noch eine handvoll gewerbliche Fotolabore, die analog arbeiten - wo also außer Licht und Chemie nichts die Bilder beeinflusst. Einer wohnt zum Glück bei mir um die Ecke und macht noch solange Handabzüge von KB und 6x6, wie es noch Kunden gibt...
Ein Grund zur kritischen Betrachtung ist - trotz des raschen Preisverfalls - wie sehr heute die Finanzkraft ausschlaggebend ist dafür, wie gut die Bilder werden. Denn früher lag es zum geringsten teil an der Kamera und dem Objektiv, wie gut ein Bild wurde. Wenn der Fotograf Zeit, Blende und Schärfe nicht im Blick hatte, halfen die teuerste Kamera und die teuersten Objektive nichts.
Heute bestimmt aber vor allem der Preis des Digital-Kameragehäuses, wie gut der Fotograf letztlich mit dem Bildergebnis dasteht, weil die Technik sich ständig verändert, neue Möglichkeiten schafft und vor allem Besitzer älterer Technik (alt heißt drei bis zehn Jahre) von der weiteren Nutzung ausschließt, weil Programme (z.B. Treiber zum Öffnen der Bilddateien) nicht mehr kompatibel sind.
Man mag einwenden, dass die Bildergebnisse einer 6 bis 8 Mio. Pixel-Kamera bei APS-Sensorgröße heute völlig ausreichen, aber im direkten Vergleich fallen die neueren Daten doch besser aus.
Zurück zum Ausgangspunkt. Wer sich den Ärger (und Ausgaben von letztlich mehreren Tausend Euro) ersparen will, braucht nur weiter analog zu fotografieren. Selbst Fuji investiert noch in analog und bringt mit dem alten Velvia (50ASA) einen ausgelaufenen Film in überarbeiteter Form wieder auf den Markt.
Tröstlich fand ich übrigens den Hinweis eines Fotohändlers, dass etliche Kunden bereits ihre alten Kameras aus den 70er und 80er Jahren wiederentdeckt haben - nachdem sie durch die Digitalfotografie zwar den Reiz des Fotografierens wiederentdeckten, aber nach der ersten Euphorie von den Ergebnissen der (von Fallstricken übersähten Gerätekette) enttäuscht waren. Der Filmverbrauch steige wieder, sagte er mir.
Die Filmkosten sind natürlich ein ganz gewichtiges Argument. Irgendwann sind die Filme aufgebraucht, die man für das gegenüber Digitaltechnik eingesparte Geld kaufen kann. Früher aber noch werden auch die Geräte (Computer, Beamer, Digitalkamera) erneuert werden müssen.
Nicht zuletzt möchte ich auch auf einige schöne Errungenschaften wie Wechselsucher (z.B. 6fach Lupe für F-1N, das Ist Breitwandkino) nicht verzichten.
Die Winkelsucher-Aufsätze sind da kein Ersatz, erst recht nicht für Brillenträger. Je nach kamera ist das Bild mehr oder weniger randunscharf, d.h. das Bildfeld ist gewölbt. Auch der aktuelle Winkelsucher C ist keine wirkliche Offenbarung. Da ist sogar die Bildqualität im 3xLupensucher zur Canonflex von 1959 (!!) meiner Meinung nach immer noch besser - auch wenn das in der Praxis wegen fehlender Innenbelichtungsmessung doch sehr beschwerlich ist.
Okay, das ist nun vielleicht die Meinung eines versprengten Einzelgängers, aber ich sehe das nicht so verbissen: Wo es sein muss (Pflicht): digital, wo es Spaß machen soll (Kür): analog mit allen Risiken.
LG Thomas