Hallo,
ich finde es eigentlich ganz erfrischend, dass auch mal andere Themen angesprochen werden, die zwar eigentlich nichts mit leica zu tun zu haben scheinen, aber na ja, vielleicht, irgendwie ja doch...
schliesslich geht's hier um eine konservative (huuuh, schlimmes Wort!) "Bewahrung" von Dingen.
Ich habe in den letzten Jahren die Rechtschreibereform und den EURO irgendwie verpasst, weil ich nicht mehr in Deutschland lebe. Ich nehme natuerlich einige Dinge wahr (bin ja nicht ganz weg), aber sie springen mir nicht so radikal ins Gesicht. Ich halte mich weiterhin an die Schreibweise und Grammatik, die ich gelernt habe, rechne im Geiste immer noch in DM um und werde langsam zu einem typischen Emigranten, der irgendwie in einer Zeitkapsel stehen bleibt (wie mit der leica!). Das heisst aber nicht, dass ich eine vernuenftige Reform der deutschen Rechtschreibung ablehne. Eine Vereinfachung der deutschen Gross- und Kleinschreibung sowie die Anpassung der Grammatik finde ich sinnvoll, wenn sie der Sprachentwicklung entspricht und zu besserer Rechtschreibung fuehrt. Das sehe ich im Moment allerings ueberhaupt nicht. Was fuer einen Sinn macht es denn, wenn ich beginne, das Esszet (sorry, ich kann hier keine deutschen Sonderzeichen schreiben) abzuschaffen und auf halben Wege stehen zu bleiben??? Die Welt wird nicht einfacher, sondern komplizierter! Und eine Konjunktion (=dass) bleibt eine Konjunktion, ein Artikel (=das) bleibt ein Artikel, wie Joerg schon anmerkte. Die Regeln bleiben gleich. Ich habe zum Glueck ein paar Jahre Latein gelernt. War zwar eine absolute Katastrophe, hat mir aber sehr geholfen, Sprachstrukturen zu verstehen und Grammatik als Werkzeug zu sehen, mich besser auszudruecken und nicht als Feind!
Ich sehe die Gefahr vielmehr in den Computerisierung unserer Kommunikation, bzw. dem Phaenomen der Mobiltelephone (das Wort "Handy" mag ich nicht. Nur Deutsche denken, das sei English). Saetze werden nicht mehr ausformuliert, Woerter abgekuerzt, Grammatilk ignoriert. Wenn Kinder nicht mehr lesen bzw. mit der Hand schreiben, nuetzen auch die besten Reformen nichts.
Dies gilt uebrigens nicht nur fuer Deutschland. In Singapore laufen mir regelmaesig Schauer ueber den Ruecken ("Hi St., thnx 4 ur mail"). Ich bin deswegen bei mir selbst immer rigider mit der eigenen Sprache geworden und achte mehr darauf!
Mit dem Computer kann es einem eben gehen wie mit einer Kamera. Wenn einen die vielen Automatiken, ob nun Programmautomatik oder Rechtschreibkontrolle, dazu verleiten, sich die Initiative abnehmen zu lassen, kommt am Ende eher Brei heraus.
Wer aber Sprache (wie die Photographie) als Werkzeug versteht, um die eigenen Ausdrucksmoeglichkeiten zu erweitern, der wird sich auch die Muehe machen, ein paar Grammatikregeln zu verstehen (oder auch das Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit) und anzuwenden.
Soweit von mir, stefan
ps 1: Ich schreibe Photographie mit "ph", weil ich das im Englischen auch tue und zu faul bin, mich staendig umzustellen.
ps 2: Der Spiegel sollte mal darauf achten, dass seine Journalisten allgemein auf ihre Rechtschreibung achten, ob reformiert oder alt!