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Philosophische Ecke

Hallo Jörg,
das freut mich jetzt aber, ich hätte nämlich meinen kleinen Finger oder eine Leica-Augenmuschel drauf verwettet, dass Du kein Freund der neuen Rechtschreibung bist. Aber Du kannst ja ohnehin ganz beruhigt sein: Als Privatmensch darf man selbstverständlich schreiben, wie man will. Ich gehöre bloß zu denen, die die neue Rechtschreibung beruflich beherzigen müssen. Ansonsten finde ich Kameradiskussionen viel interessanter als Orthographie.
Gruß,
Nils
 
Hallo Nils,
auch im Büro, wenn ich anderen was schreibe, bleibe ich bei meinem Schreibstil.
Ich lebe doch offizell nicht in einem totalitären Staat (siehe G. Orwell -1984-) der mir abwechselnd sagt was heute richtig ist, morgen aber falsch, oder sitze ich im falschen Film?
das Hauptanliegen dieser ganzen Geschichte war doch, unsere Rechtschreibung zu vereinfachen. Das Gegenteil ist dabei raus gekommen. Jetzt muß man darauf achten ob ss oder ß richtig ist, die Regeln für daß oder das sind geblieben. Worte werden ihres Wortstammes entzogen: Einwänden statt Einwenden. Rechtschreibung auf Klippschülerniveau ( oder doch Niwo?? :)), die Nachkommen orientieren sich nicht an den Vorfahren sondern die Altforderen müssen sich dem Können der Jüngeren anpassen. Aber was will man von Kultusminister erwarten?
Ich hör lieber auf, mein Puls geht schon wieder nach oben.
Künstliche Aufregung eines kleinen Spießers
Gruß
Jörg
 
So, nachdem ich die Diskussion um die neue deutsche Rechtschreibung in die richtige Ecke geschoben habe, kann ich auch selbst einmal meine Meinung hierzu kundtun.

Wie viele von euch wissen, bin ich Lehrer von jungen erwachsenen Menschen. Wenn ich die Texte dieser jungen Menschen manchmal lese, stehen mir die Haare zu berge. Die Schwierigkeiten in der Rechtschreibung und in der Zeichensetzung rühren nicht daher, dass die jungen Menschen zu blöd sind sondern weil das Erlernen der Sprachregeln zu kompliziert geworden ist. Daher war es Ziel der neuen deutschen Rechtschreibung sie zu vereinfachen.

Man muss bedenken, dass heute junge Menschen viel mehr lernen müssen als es noch zu meiner Jugendzeit notwendig war; denn das Wissen hat sich inzwischen vervielfältigt. Daher darf der deutschen Spracherziehung nicht mehr so viel Platz im Unterricht zur Verfügung gestellt werden wie früher.

Ich bin ein großer Verfechter einer vernünftigen Rechtschreibereform. Die neue Rechtschreibung halte ich auch für einen vernünftigen Schritt nach vorn, der aber geprüft werden muss und zwar besonders von Deutschlehrern, die wirklich feststellen können, ob die neue deutsche Rechtschreibung einfacher geworden ist.

Wir Älteren lieben natürlich das, was wir gelernt haben. Daher lehnen die meisten Menschen über 30 die neue Rechtschreibung ab. Es ist doch klar, dass es uns schwerer fällt uns an die neue Rechtschreibung und Zeichensetzung zu gewöhnen. Damit ist die neue deutsche Rechtschreibungsproblematik nicht mehr als ein Generationsproblem, das auch durch eine Volksabstimmung nicht geköst werden kann. Ich möchte heute nicht mehr so schreiben wie Goethe oder Luther, obwohl ich begeistert bin deren Sprachvermögen.

Ich habe in der Vergangenheit sehr gern den Spiegel gelesen. Was der Spiegel aber gegenwärtig macht, ist ein Machtmissbrauch und eine Anmaßung. Wenn die Redaktion des Spiegel eine Modifizierung der neuen deutschen Rechtschreibung möchte, dann soll sie in den Gremien mitarbeiten. Eine solche Mitarbeit kostet mehr Kraft als das Getöse, was der Spiegel kürzlich mit seinser Aktion gemacht hat.

Ich habe dem Spiegel meine Meinung in einem Leserbrief mitgeteilt. Ob er veröffentlicht worden ist oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich einen Spiegel vorläufig nicht mehr kaufen werde.

Liebe Leute, wie ihr nun über die neue deutsche Rechtschreibung denkt, ist mir persönlich wirklich egal; denn die Rechschreiberegelung hat mit den Inhalten dieses Forums wirklich nichts zu tun. Daher seien mir auch die Rechtschreibe- und Zeichsetzungsfehler in diesem Posting verziehen.

Es grüßt euch mit alten, neuen und individuellen Rechtschreibregeln
Jochen
 
Hallo Jochen,

ich betrachte die "Rechtschreibreform" als eine weitere Macdonaldisierung unserer Kultur. Ich gehe mit Dir einig, dass wir heute vieles lernen mussten, was früher nicht auf dem Programm stand. Dafür ist auch so etliches verschwunden.
Ich gehe aber doch davon aus, dass diese sog. Reform nicht auf vielfachen Wunsch der geplagten Schülerschaft entstanden ist. Nach Betrachtung der zweitausendjährigen Regel "quid bene ?", die zum tieferen Verständnis von weltlichen Dingen nach wie vor hervorragend geeignet ist, sehe ich eigentlich nur eine relativ kleine Gruppe, die ernsthaft von einer Rechtschreibereform profitiert: Das Verlagshaus Duden und die Reformer.
Betrachtet man diese Reform im Hinblick auf die historische Entwicklung der deutschen Sprache, so steht sie nur noch umso lächerlicher da.
Wenn der Spiegel sich nun entschieden hat, auf die neue Rechtschreibung zu pfeifen, so hindert mich dies wohl auch in Zukunft nicht, ihn im Wartezimmer bevorzugt zu lesen. Allerdings interessiert er mich eher von der inhaltlichen Seite als von der orthografischen.
Um nochmals auf den Beginn meines Postings zurückzukommen: ich sehe fast nie fern. Darum fallen mir gewisse Unterschiede vielleicht mehr ins Auge als demjenigen, der regelmässig fernsieht. Nun beklagst Du, Jochen, dass die "alte" Rechtschreibung den Studenten zusehr belastet. Ich würde dies gerne einmal im Zusammenhang mit der galoppierenden Volksverdummung auf allen Fernsehkanälen diskutieren.
Die Verlockung, seine Umwelt so seicht und oberflächlich wie nur möglich zu gestalten, bestand schon immer. Im Rahmen der vormals begrenzten Möglichkeiten sprach man da noch von Bequemlichkeit. Nun sind die Grenzen wohl immer weiter hinausgeschoben worden, und mir scheint, dass sich eine gewisse Denkfaulheit in unserer Gesellschaft breitmacht. Diese lässt sich vielerorts beobachten, sei es im Strassenverkehr, in der Pflege der eigenen Kultur oder sogar beim Kamerakauf.
Für mich stellt sich die Frage, ob ich weiterhin Fels in der Brandung spielen will und am täglichen Gebrauch meines Gehirns festhalte, oder obbich auchma ne eigene Refoam mache und in Tsukmpft so schreib wies mia passd.

ich grüsse auch, ganz verständnisvoll
 
Guten Abend, "Tante Ilse"! Ich möchte am liebsten durch das Internet kriechen und dir anerkennend und zustimmend auf die Schulter klopfen! Viel besser als du kann man den aktuellen Zustand (oder besser Mißstand) unserer Gesellschaft nicht beschreiben! Es interessiert mich nicht im Geringsten, ob unsere armen Studenten mehr lernen müssen. Wir wissen schon aus dem Krafttraining, daß intensive Beanspruchung den Muskel stärkt. So ist es auch mit unserem Hirn. Ich halte es für einen fatalen Fehler, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und völlig schwachsinnigen Reformen nachzugeben, nur damit wir weniger denken müssen und mehr Platz für den Müll bleibt, den uns Fernsehen, Boulevardpresse und z.B. auch abstruse Bedienungsanleitungen von KB-Multiautomaten mit eingebauter Motivklingel abverlangen. (Wenn ich beispielsweise die Handbücher, die sich in meinem Auto befinden, für Fahrzeug, Telefon, Navigationssystem, Soundanlage etc. komplett lesen will, muß ich mir zwei Tage Urlaub nehmen! Schon deshalb wollte ich nie eine EOS oder dergleichen. ) Zurück zum Wesentlichen! Weniger Trash, mehr Substanz und verlässliche Werte. Mehr Leica! ;-)

@ Jochen
Es tut mir leid, lieber Jochen. Aber in diesem Punkt bin ich ausnahmsweise mal ganz anderer Ansicht als du. Und den Machtmißbrauch des SPIEGEL sehe ich in keiner Weise. Von oben aufgedrückte Sprache lebt nicht und hat noch nie funktioniert. Der Spiegel hat das erkannt.
 
Lieber Jochen,

solange keiner "Laikah" schreibt, werden wir im Vohrumm sicher klarkommen :)

Tja, so geht's: ich hatte gerade meine Rechtschreibung der normentsprechend und muehselig umgestellt. Und jetzt wollen Verlage und Zeitung wieder alles umkehren. (Gibt es dabei sprachgeschichts-fremde Motive? Dass 49 Zeitungsverleger gerade die Aufhebung des Caroline-Urteils verlangen, ist m. E. eindeutig nicht an kritischem Journalismus orientiert, sondern bedient die Paparazzi-Mentalitaet, unter der wir "Hobby"-Fotografen so leiden muessen, wenn wir zufaellig "Fremde" "knippsen"). Frust.

Du hast aber zugleich etwas angesprochen, was ich wichtig finde: Unsere Gesellschaft nimmt immer weniger teil an Aenderungsprozessen und schreit nur noch auf, wenn wieder "etwas" passiert ist. Das ist bequem, aber "nicht wirklich" zukunftssicher. Frag mal einen Schweizer, was er ueber die aktuellen Entwicklungen in seinem Kanton weiss!

Aber zurueck zur Sprache: Im Forum sind wir sicher toleranter, zumal wir Schwyzerdeutsche und oesterreiche Textproduzenten dabei haben! Insofern sind wir dreisprachig plus der (mindestens) 3 Deutsch-Varianten...

Im engeren Sinn ist die PC-isierung mit Windows-English ein Einfluss, der die Tradierung auch anderer Sprachen beeintraechtigt (man sollte oefter Viva oder Giga schauen). Mal sehen, wohin das alles fuehrt.

Also: Kulturkritische Gruesse an das Forum!

Giselher
 
Hallo,
ich finde es eigentlich ganz erfrischend, dass auch mal andere Themen angesprochen werden, die zwar eigentlich nichts mit leica zu tun zu haben scheinen, aber na ja, vielleicht, irgendwie ja doch...:) schliesslich geht's hier um eine konservative (huuuh, schlimmes Wort!) "Bewahrung" von Dingen.

Ich habe in den letzten Jahren die Rechtschreibereform und den EURO irgendwie verpasst, weil ich nicht mehr in Deutschland lebe. Ich nehme natuerlich einige Dinge wahr (bin ja nicht ganz weg), aber sie springen mir nicht so radikal ins Gesicht. Ich halte mich weiterhin an die Schreibweise und Grammatik, die ich gelernt habe, rechne im Geiste immer noch in DM um und werde langsam zu einem typischen Emigranten, der irgendwie in einer Zeitkapsel stehen bleibt (wie mit der leica!). Das heisst aber nicht, dass ich eine vernuenftige Reform der deutschen Rechtschreibung ablehne. Eine Vereinfachung der deutschen Gross- und Kleinschreibung sowie die Anpassung der Grammatik finde ich sinnvoll, wenn sie der Sprachentwicklung entspricht und zu besserer Rechtschreibung fuehrt. Das sehe ich im Moment allerings ueberhaupt nicht. Was fuer einen Sinn macht es denn, wenn ich beginne, das Esszet (sorry, ich kann hier keine deutschen Sonderzeichen schreiben) abzuschaffen und auf halben Wege stehen zu bleiben??? Die Welt wird nicht einfacher, sondern komplizierter! Und eine Konjunktion (=dass) bleibt eine Konjunktion, ein Artikel (=das) bleibt ein Artikel, wie Joerg schon anmerkte. Die Regeln bleiben gleich. Ich habe zum Glueck ein paar Jahre Latein gelernt. War zwar eine absolute Katastrophe, hat mir aber sehr geholfen, Sprachstrukturen zu verstehen und Grammatik als Werkzeug zu sehen, mich besser auszudruecken und nicht als Feind!

Ich sehe die Gefahr vielmehr in den Computerisierung unserer Kommunikation, bzw. dem Phaenomen der Mobiltelephone (das Wort "Handy" mag ich nicht. Nur Deutsche denken, das sei English). Saetze werden nicht mehr ausformuliert, Woerter abgekuerzt, Grammatilk ignoriert. Wenn Kinder nicht mehr lesen bzw. mit der Hand schreiben, nuetzen auch die besten Reformen nichts.
Dies gilt uebrigens nicht nur fuer Deutschland. In Singapore laufen mir regelmaesig Schauer ueber den Ruecken ("Hi St., thnx 4 ur mail"). Ich bin deswegen bei mir selbst immer rigider mit der eigenen Sprache geworden und achte mehr darauf!

Mit dem Computer kann es einem eben gehen wie mit einer Kamera. Wenn einen die vielen Automatiken, ob nun Programmautomatik oder Rechtschreibkontrolle, dazu verleiten, sich die Initiative abnehmen zu lassen, kommt am Ende eher Brei heraus.
Wer aber Sprache (wie die Photographie) als Werkzeug versteht, um die eigenen Ausdrucksmoeglichkeiten zu erweitern, der wird sich auch die Muehe machen, ein paar Grammatikregeln zu verstehen (oder auch das Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit) und anzuwenden.

Soweit von mir, stefan

ps 1: Ich schreibe Photographie mit "ph", weil ich das im Englischen auch tue und zu faul bin, mich staendig umzustellen.
ps 2: Der Spiegel sollte mal darauf achten, dass seine Journalisten allgemein auf ihre Rechtschreibung achten, ob reformiert oder alt!
 
@alle
Jochen, warum regst Du Dich über den Spiegel so auf. G+J wollen ja auch wieder zurück rudern. Die FAZ ist da allen voraus, die haben nämlich gleich nach der "Reform" die Kehrtwende gemacht und sind bei der alten Schreibweise geblieben. Die FAZ gönne ich mir immer wenn ich meinen Augen mal wieder Urlaub geben will.
Neulich gab es einen Bericht im TV zur Schrift und Ihrer Vereinfachung in China. da wurden teilweise Schriftzeichen mit ursprünglich über 10 Strichen auf ca. 6 Striche reduziert. Man beklagt sich, das die Jugend nicht mehr in der Lage ist überhaupt richtig zu schreiben. Diese Fehlentwicklung geht auf die Kulturrevolution zurück, aber da war der Bauer die Maxime und die Intelligenz der Reaktionär. (verzeiht mir diese vereinfachte Sichtweise, es soll ja nur verdeutlichen). Auch in China beklagt man die umsichgreifende "Amerikanisierung".

Meines Wissens gibt es weltweit kein Land, das seine Sprache gesetzlich regelt oder dazu staatliche Reformen verordnet. Da regelt und paßt sich die Sprache auf anderen Wegen an. Ich glaube die lachen sich schief über unser "Problem", aber vielleicht haben wir ja sonst keine Probleme, da muß man sich halt eins suchen.
Es wurde noch mal angesprochen, daß daß, dass, das. Für mich ein echter Rohrkreppierer. Auch das Worte getrennt werden die in der Aussprache zusammengezogen werden (sogenannt) oder aber Begriffe werden klein und zusammengeschrieben (zurzeit). Jetzt wird es "Vereinfachungen" geben, da kann man dann so genannt wieder sogenannt schreiben.
Viele "Reformen" der letzten Zeit, auch vor '98 sind unausgegoren. 1 Schritt vor, 2 zurück, besser noch eine Rollerückwärts.
Als es das "ß" noch nicht gab, schrieb man Strasze so. Die Regeln sagen jetzt aber, daß man aufpassen muß, jetzt gibt es Worte die nun mit ss geschrieben werden, andere haben ihr ß behalten. Wo ist denn da die Vereinfachung? da fühle ich mich regelrecht verarscht. Auch deshalb versuche ich meine erlernte Schreibweise im privaten wie im beruflichen Leben zu erhalten.
Grüße aus HH, hier lacht gerade die Sonne vom wolkenlosen Himmel (neidisch ??)
Jörg
 
Hi Joerg,
in Frankreich gibt es seit langer Zeit die Academie Francaise (ich hoffe, ich habe das jetzt richtig geschrieben!). Die wacht darueber, dass die franzoesische Sprache so bewahrt wird, wie sie bei der Gruendung der Akademie war.
Das Ergebnis ist zwar eine wunderschoene Sprache, aber eben auch, dass die Franzosen ganz anders schreiben als sie sprechen. Da ist mir die englische Sprache, die sehr flexibel und dynamisch auf Veraenderungen reagiert, lieber! Un die Deutschen koennen sich mal wieder nicht entscheiden...

In China sind in der Tat Ende der 50er Jahre einige tausend Schriftzeichen vereinfacht worden. Dies war gedacht als K&agne fuer eine Alphabetisierung der Bauern und Arbeiter. Ausserdem wollte sich Mao Zedong unter anderem hiermit unsterblich machen, da dies die groesste Schriftreform seit Kaiser Qin Shihuangdi (220 v.Chr., der mit der Tonarmee) war. Das mit der "Intelligenz als Reaktionaer" ist uebrigens noch sehr moderat ausgedrueckt!

Das Ergebnis der Schriftreform ist, dass man auch hier den Ursprung der Schriftzeichen oft nicht mehr erkennen kann, dass Zeichen zusammengefasst wurden, die gar nichts miteinander zu tun haben, und nicht zuletzt dass Taiwan, Hongkong und praktisch alle chinesischen Gemeinden ausserhalb Chinas die alten Zeichen benutzen (Ausnahme Singapur. Die gehen mit der Zeit!). Wer die vereinfachten Schriftzeichen gelernt hat wie ich, hat dann in Hongkong einen schweren Stand...
Als positiv zu vermerken ist allerdings auch, dass in der Tat das Lernen vieler Schriftzeichen einfacher geworden ist. Viele Aenderungen sind im Grunde eine Wiedergabe handschriftlicher Vereinfachungen, die in die Druckschrift uebernommen wurden. Insofern kann man eben auch hier sehen, dass Schriftreformen nicht per se schlecht sind, aber eben auch nie perfekt. Die Zweigeteiltheit der chinesischen (Schrift-)welt ist dabei eher ein Ausdruck der politischen Entwicklung Nachkriegschinas.
Dies nur mal so als kleiner historischer Excurs...:)

Gruesse aus Shanghai, stefan
 
Huuuuh, was hab ich da nur angestellt, mit meiner kleinen Bemerkung.
Allerdings muss ich mich dann auch outen: Als Naturwissenschaftler betrachte ich Sprache zunächst mal als das was sie ist: nämlich als Kommunikation über in Zeichen und Worte gegossene Begriffe. Und die soll in einer hochentwickelten Gesellschaft mit Kultur reich sein, also viele Begriffe, Worte, Ausdrücke zur Verfügung stellen, damit wir auch kleine Unterschiede zwischen Gemeintem ausdrücken können, Nuancen setzen können.
Dafür ist es aber herzlich egal, ob das dass mit ss oder ß geschrieben wird, Sprache soll auch erlernbar sein, sowohl für Kinder wie auch für jeden Ausländer, der hier oder am anderen Ende der Welt deutsch lernen will.
Ich habe dutzendweise Leute (auch Lehrer/ Philologen) erlebt, die sich über die "hässlich aussehenden" anders geschriebenen Wörter aufregten, aber gleich darauf bei einem winzigen Diktat mit einigen schwierigen Wörtern kläglich versagten. Die Fälle, in denen die Sprache durch die Reform tatsächlich unklarer/ärmer wird, sind extrem wenige, hingegen sind die Regeln gestärkt und die Ausnahmen drastisch reduziert, obendrein, und dass müsste auch hier vielen gefallen, ist die Zahl der Wörter, die man so oder so schreiben darf (vor allem bei der Zusammen- und Getrenntschreibung) deutlich erhöht.
Ich dachte, wenn ich diesen Stein schon (unbedacht) ins Forumwasser werfe, dann muss ich wenigstens auch meine Haltung hinterherschmeißen. Insofern stimme ich Jochen völlig zu.
Und was das mit Leica zu tun hat: Leica-Fans halten zwar an alten Werten fest, wir finden aber die Leica so gut, weil sie so gut ist, und nicht, weil sie umständlicher zu handhaben wäre. Man muss sich als Leica-Fan also nicht der alten Rechtschreibung verpflichtet fühlen. Schließlich haben Leica und Leitz immer danach gestrebt, die Form solle der Funktion folgen, und "einfacher ist besser" ist ebenfalls Leica-Philosophie, wenn es darum geht, überflüssige Knöpfchen und Funktionen zur reinen Spielerei und Ablenkung zu vermeiden.
Aber ich verspreche, ich rede/ schreibe jetzt nur noch über Photographie...
Gruß,
Nils
 
Hallo Nils,
die entfachte Diskussion muß Dir nicht peinlich sein, ich finde es klasse, leider sind nur wieder die üblichen Verdächtigen am Werk.
Der schweigende Rest tippt sich vermutlich an die Stirn und denkt: die spinnen, die Leicaner (so ganz unrecht hätten sie wohl nicht :)-))
Nehmen wir es britisch und pflegen unseren Spleen
Gruß
Jörg
 
Ich wollte mich zu diesem Thema eigentlich nicht noch einmal melden, da es ja mit unserer Thematik Leica nichts zu haben scheint.

Nils hat hier allerdings einen Zusammenhang hergestellt. Ich schätze einmal, dass Nils zu der Gruppe Menschen gehört, die sich mit der Rechtschreibung berufsmäßig auseinandersetzen müssen.

Obwohl der Beitrag von Ilse die Sternchen bekommen hat, muss ich zugeben, dass er mir gar nicht so gut gefällt. Ich finde die Aussage von manchen Senioren viel zu einfach, das mangelnde Kulturbewusstsein der gegenwärtigen Generation zu beklagen: "Früher war ja alles viel besser!" Man sollte als Senior auch die heutige Zeit und auch die jungen Menschen von heute verstehen lernen. Die Zeit ändert sich und wir sollten uns der neuen Zeit anpassen. Das sage ich, der ich mit meinen 60 Lebensjahren selbst schon zu den Senioren gehöre.

Ich betone noch einmal. Wie ihr über die neue deutsche Rechtschreibung denkt, ist mir persönlich egal. Wir können auch gegen das, was uns stört, nur wenig ausrichten. Aber der SPIEGEL und andere großen Medienorgane haben in unserem Staat sehr viel Macht. Ich finde, dass es eine Anmaßung des Spiegels ist, wenn er diese Macht ausnutzt, um die Menschen in unserem Lande derart zu beeinflussen.

So, mehr werde ich zu diesem Thema nicht mehr sagen. Ihr könnte ja weitermachen...
happy.gif


Grüße J.
 
@nils
gut gebrüllt löwe!

die aussage "...die Form solle der Funktion folgen..."

ist soooo wahr!
nicht der weg bestimmt das ziel, sondern das ziel den weg.

beste grüße aus wien
martin
 
>An alle Spleen-Besitzer:

das alles ist im wesentlichen eine Frage der Toleranz! Wenn die weniger fanatisierten Randgruppen-Leicaner (zu denen ich mich z ähle) und die "Hard-Core-Leicaner" sich gegenseitig tolerieren und respek tiern, ist die Welt sowas von in Ordnung! Ich versuche das meistens, ehrlich! (obwohl: manchmal will ich halt nicht.. .) Was mich ein bißchen anätzt, das sind Schubladensysteme wie: konservati ver Leicaner = Digitalgegener. Ein Brett vor dem Kopf bleibt ein Brett vo r dem Kopf, auch wenn es hübsch bemalt ist und Kopfschmuck genannt wird. Nichts für ungut - auch ohne Wetterbericht! Herbert
 
auch wenn der Spiegel hier zum Buhmann gemacht wird, will ich dem nicht folgen.
In der jüngsten öffentlichen Diskussion zum Thema haben gerade die Schulbuchverlage gejammert, was sie an Kosten hätten würde man das Rad zurück drehen. Die waren aber auch die ersten, die neue Bücher mit geänderter Schreibweise druckten und so andere vor vollendete Tatsachen stellten, da war die "neue Rechtschreibreform" noch nicht letztgültig verabschiedet. Es hat also eher den Anschein von anderer Stelle beeinflußt zu werden. Aber vielleicht sind die Kultusminister der Länder heimliche Lobbyisten dieser Verlage.
Wenn die Sonne lacht (wie hier in HH), Blende 8
Grüße, Jörg

PS: wenn es in der Foto-Galerie doch auch so wehement zu ginge :))
 
So, jetzt haben wir ja alle Standpunkte mal diskutiert! Gemeinsam haben wir jedenfalls eines: Den roten Punkt!
Und das ist doch das Schöne daran!

Wirklich bemerkenswert finde ich aber, dass in Hamburg tatsächlich mal die Sonne schein! - Kein Wunder, dass sich Jörg so freut! ;-)
Gruß von der Schönwetterfront, Peter
 
Hallo Peter, hallo Jörg,

selbst im Westerwald lacht die Sonne!

Gruß aus demselben

Jochen
 
>Jochen - ich war letzte Woche gerade da! Mal ehrlich: wieviel Sekunden sin d es diese Woche? In meinem Herzen scheint sowieso immer die Sonne, deshalb gebe ich nie Wett erberichte ab. Und einige meiner schönsten Fotos sind bei Regen gemacht. Da kann man mit der Belichtungszeit die Länge der Regentropfen auf dem Bi ld einstellen.... Gruß allerseits Herbert
 
An alle,
wenn ich gerade soviel Zeit wie Ihr hätte um über ß oder ss zu streiten (entschuldigung, zu diskutieren), würde ich was besseres damit anfangen. Kamera laden, raus aus dem Haus, f(ph)otograf(ph)ieren. Bis die blaue Stunde rum ist. ;-)

Ich muß das gerade. Leider aber digital. Ich denke heute nachmittag werde ich beides mitnehmen. :)))

Ebenfalls sonnige, fast schon zu sonnige, Grüsse von der Ostalb

Ein Schmunzelopo
 
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