Warum Contax?? Diese Frage ist
Warum Contax?? Diese Frage ist schlicht falsch gestellt. Die Frage müsste lauten: Warum Kyocera? Aber wer würde schon von sich behaupten wollen, dass er mit Kyocera fotografiert? Dennoch geht die Frage "warum Contax" m.E. an den eigentlichen Gründen, die zu diesem System führten, vorbei. Oder sind alle Contaxfotografen prestigegeile Markenfetischisten gewesen, denen es einzig um den Schriftzug "Contax" auf ihrer Kamera ging? Kann ich mir nicht vorstellen, obwohl es bei einem Teil der Kundschaft bestimmt auch nicht auszuschließen ist. Aber das will ich hier gar nicht diskutieren, den Markenfetischismus.
Eigentlich müsste die Frage heißen: Warum Carl Zeiss? Und wenn man eine ausreichende Begründung dafür geben kann, kommt man automatisch zu Contax, denn bei den Yashica-Kameras ist man schnell an die Grenzen des Systems gestoßen (z.B. die fehlende Abblendtaste seit den FR-Modellen, eines der größten Mankos im alltäglichen Betrieb, wie ich finde). Aber in den 80er Jahren gab es die gleichen AE-Carl-Zeiss-Objektive, die Contax-Fotografen benutzten, auch mit Bajonettanschluss für die Rollei-Kleinbild-SLR. Das war zwar nur eine winzige Marktnische, aber immerhin.
Ich weiß nicht, ob der Weg, den ich genommen habe, exemplarisch ist, aber ich denke, nicht nur mir allein ist es so gegangen. Von Yashica kommt man, wenn man stärker in die Fotografie einsteigen will, automatisch zu Contax.
Als ich vor acht Jahren genug von Sucher-Kompaktkameras mit ihrem ewig ungenauen Bildausschnitt und der stets etwas fragwürdigen Schärfeeinstellung hatte und mir eine KB-Spiegelreflexkamera kaufen wollte, stand ich vor der Frage der Systemwahl. Ich hatte zuvor schon genug Bilder gemacht, um zu wissen, aus welchen Bereichen meine Lieblingsmotive sind (Landschaften, Architektur, Pflanzen...) und hatte auch schon genug Erfahrungen mit einer AF-SLR gesammelt, um zu wissen, dass mir an Autofokus nicht besonders viel liegt und ich ihn in der Regel auch nicht brauchen würde. Ich wollte nach der ganzen Automatikknipserei eine ganz manuelle Kamera und stand dann vor der Wahl: eine Nikon FM2 oder eine Yashica FX-3 Super 2000. Die Contax S2 hatte ich gar nicht erst in Erwägung gezogen, denn die kostete noch einmal das Doppelte von der Nikon. Die Yashica war dagegen halb so teuer wie die FM2 und kam im Set mit einem ML 35-70 und einem ML 75-200. Die im Vergleich zur FM2 ersparte Differenz könnte ich, so war meine Überlegung, für weiteres Zubehör ausgeben, außerdem wäre der Verlust, wenn ich mich rasch von der Fotografie wieder abwenden würde, nicht so hoch. Ausschlaggebend für meine Entscheidung für Kyocera aber war nicht zuletzt die Option, Objektive von Carl Zeiss an der FX-3 verwenden zu können.
Sehr schnell kam ein gebrauchtes Planar 1,4/50 AE dazu, und ich war von der optischen Qualität begeistert. Stetig wuchs meine Ausrüstung in den folgenden Jahren, und das heißt vor allem: Zeiss-Objektive. Und auch die eine oder andere Kamera. Aber gerade mit den Contax-Kameras war immer mal wieder irgendetwas. Wer meine anderen Beiträge gelesen hat, weiß schon darüber Bescheid. Sogar meine geliebte RTS II war nach ihrem Übersee-Einsatz "platt", der Verschlusszeitenring saß in der X-Einstellung fest (leider nicht in der A-Einstellung - so hatte ich bei den letzten Bildern die Wahl zwischen manueller 1/50s. oder elektronisch gesteuerter 1/60s. - lol) und ließ sich nicht mehr vor- oder zurückbewegen. Also nach der Rückkehr ab nach Hamburg. Da ich nie mit Nikon oder Canon fotografiert habe, weiß ich nicht, ob deren Topmodelle auch so defektanfällig sind - aber bei Contax war ich ein wenig enttäuscht darüber. Zumal sich meine Yashicas bislang als weitaus robuster erwiesen haben. Eine FX-3 (nicht meine erste, die war mir zu schade, sondern eine gebraucht gekaufte, uralte FX-3 mit Belichtungskontrollknopf auf der Rückseite wie bei der FR-Serie, deren Belederung ich allerdings erst einmal erneuern musste) hatte ich im letzten Jahr auf einer vierwöchigen Wanderung durch Nordspanien mit - ohne Probleme. In Sachen Zuverlässigkeit würde ich also die Yashicas höher bewerten als die Contaxe.
Und seien wir, auch als Contax-Liebhaber, einmal ehrlich- seit der RTS II, die es mit Ausnahme des Wechselsuchers (und der späteren AF-Option) in ihren technischen Daten mit der Nikon F3 aufnehmen konnte, ist danach der Zug für Contax abgefahren, trotz der elektronischen Gimmicks oder Raffinessen, mit denen die RTS 3, die RX oder die AX aufwarten konnten und die keine andere KB-SLR aufweisen konnte. Aber in punkto Blitztechnik und Belichtungsmessfelder sind sie altbacken, und die zeitgleichen Topmodelle der Konkurrenz ihnen um Längen voraus (wobei ich das für die schon 1990 erschienene RTS 3 gar nicht mal behaupten will). Und die N1? Focus-Auto-Bracketing? Wieder so eine nette kleine elektronische Spielerei, die man nirgends anders findet. Aber keines, weshalb man diese Kamera haben muss.
Es geht in diesem thread ja auch um das N-System. Ich muss sagen, ich habe mich 2000/2001 von Kyocera verar...t gefühlt, als dieses System herauskam, denn es war klar, dass damit das Non-AF-System über kurz oder lang auslaufen würde (da hatte ich übrigens schon eine AX, ihren Makromodus schätze ich sehr, aber den AF brauche ich eigentlich nur, wenn ich die Kamera mal jemandem gebe, um ein Foto von mir zu machen). Vier Jahre zuvor hatte ich mich ja gerade FÜR das Non-AF-System, das einzige größere, das es damals gab, wie mir schien (Leica R? ein einziges Kameramodell, aus Gewichts- und Finanzgründen uninteressant für mich), entschieden. Meine Wahl war gerade durch diese haptisch angenehmen Non-AF-CZ-Objektive bestätigt worden, die mir im Laufe der vorausgegangenen Jahre sehr ans Herz gewachsen waren, und ich habe sie nicht nur deshalb in Frage gestellt, weil nun auch "Contax" und "Carl Zeiss" auf AF-Objektiven stand. Ja, ich brauche etwas länger beim Scharfstellen und beim Objektivwechsel, na und? Es kann den Bildern ja auch gut tun, wenn man sich etwas mehr Zeit für sie nimmt. ;-)
War es nicht klar, dass nur ein ganz kleiner Teil der bisherigen Contax-Fangemeinde, die ja so lange ohne AF gute Bilder gemacht hatte, auf das N-System umsteigen würde? Und viele Neueinsteiger konnte man auch nicht begeistern, und auch das war logisch - ein Markenname allein verführt nicht zum Kauf. Kyocera hätte eine gewaltige PR-K&agne machen müssen, um nicht nur ein "gut" in den einschlägigen Foto-Werbe-Magazinchen zu bekommen, aber Kyoceras Marktpolitik ist ohnehin eine einzige Reihe von Fehlentscheidungen. Yashica war eine Marke für die breite Masse, noch Ende der 80er, Anfang der 90er, die man nicht einfach klanglos verschwinden lässt. Der Anfang der 80er für Contax vorgestellte Autofokus hätte auf den Markt gebracht werden müssen. Wenn schon ein Markenzeichen, dann hätte Innovation und Qualität das Marktgeschehen beherrschen müssen, aber auch da fehlte es wieder am geeigneten PR-Management. Wer erinnert sich denn heute, fünf (oder sind es nur vier?) Jahre danach, dass es Contax (und nicht Canon) war, die die erste Vollformatchip-Digitalkamera herausgebracht hat? Aber wenn ich dann lese, dass für die Konzernchefs selbst der Erfolg der G1 und G2 überraschend kam, dann denke ich wieder, dass dieser Konzern zu groß und zu unübersichtlich ist und das Kamerageschäft hoffentlich bald abstößt - es muss zwar nicht besser werden, aber es kann auch nicht mehr schlimmer werden. Wer weiß, ob nicht irgendwelche chinesischen oder taiwanesischen Investoren damit mehr anzufangen wüssten. ;-)
Abschließend will ich noch sagen, dass auch ich heimlich die Hoffnung hege, dass in den nächsten Jahren vielleicht doch so eine Kamera wie die Braun SR 2000 (hat jemand von euch eigentlich nähere Informationen darüber? sie scheint von ihren technischen Daten ziemlich genau der Yashica FX-3 Super 2000 zu entsprechen - wie dieser fehlen ihr im Gegensatz zur PK- und MD-Ausführung u.a. eine Abblendtaste und eine Mehrfachbelichtungsmöglichkeit - weiß jemand, wo sie gefertigt wird??) auf dem Markt erscheint - mit einem Chip drin! Wäre es nicht für die Produzenten lukrativ, eine universelle Manuell-Fokus-Digitalkamera auf den Markt zu bringen, an dem nur das Bajonett ausgetauscht wird und an die die guten alten, von den Herstellern irgendwann vernachlässigten Objektive passen, sei es nun Canon FD, Minolta MD, Olympus OM oder eben Carl Zeiss/Yashica C/Y? Mir wäre es jedenfalls egal, ob an so einer Kamera nun Braun, Cosina, Kyocera oder was auch immer stehen würde - Hauptsache, ein Carl-Zeiss-Objektiv hinge vorne dran! ;-)
Oh, ist ein etwas längeres Statement geworden...